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in den Kofferraum meines Wagens. Damit fahre ich dich und Henrik in die umliegenden Dörfer, und ihr radelt die Umgebung ab. Einverstanden?«

      »Einverstanden, Mutti.« Nick setzte sich lustlos an den gedeckten Tisch. Doch er konnte keinen Bissen essen. Denise zwang ihn auch nicht dazu. Sie konnte ihm nachfühlen, was er empfand.

      Nach dem Abendessen verließ Nick noch einmal das Herrenhaus und ging hinüber zum Stall. Bevor er die Stalltür öffnete, stellte er sich vor, Pedro stünde wieder auf seinem Platz. Mit geschlossenen Augen betrat er den Stall. Doch als er die Augen öffnete, sah er enttäuscht Pedros leeren Platz. Wo bist du?, fragte er sich hilflos. Warum bist du weggelaufen? Oder bist du gar nicht freiwillig davongerannt?

      Ein entsetzlicher Verdacht schoss Nick durch den Kopf. Dieser veranlasste ihn, sofort zurückzulaufen. Mit erhitztem Gesicht riss er die Wohnzimmertür auf. »Mutti, Vati, wenn Pedro nun gestohlen wurde?«

      Denise schüttelte sofort den Kopf. »Nun warte doch erst einmal den morgigen Tag ab, bevor du eine solche Vermutung aussprichst, Nick.«

      Doch Alexander von Schoenecker war anderer Meinung. Auch er hatte schon an die Möglichkeit eines Diebstahls gedacht. »Wenn das Pferd unauffindbar bleibt, dann kann es nur gestohlen worden sein«, erklärte er.

      Besorgt schaute Denise ihren Sohn an. Natürlich schloss auch sie einen Diebstahl nicht aus. Aber solange noch die Hoffnung bestand, dass Pedro nur davongelaufen war, wollte sie nicht von einem Diebstahl sprechen, um Nick nicht noch unglücklicher zu machen.

      Nick durchschaute jedoch den Schachzug seiner Mutter. »Lass nur, Mutti. Ich weiß doch, dass du genauso denkst wie Vati. Und wenn ich es mir richtig überlege, dann glaube ich eigentlich auch nicht mehr daran, dass Pedro nur durchgebrannt ist. Wie hätte er denn allein aus dem Stall herauskommen sollen?«

      Die Frage konnte Denise auch nicht beantworten. »Das ist fast unmöglich«, gab sie zu.

      »Und wenn man dann auch noch bedenkt, dass Justus gestern Nacht verdächtige Geräusche gehört hat«, sprach Alexander von Schoenecker seine Gedanken laut aus.

      »Aber du fährst doch trotzdem morgen mit uns die Umgebung ab, Mutti?«, fragte Nick besorgt.

      Denise versprach es; und hielt auch ihr Versprechen.

      Den ganzen nächsten Tag war sie mit Nick und Henrik unterwegs, um Pedro zu suchen. Die drei fuhren die ganze Umgebung ab. So weit es ging, mit dem Wagen. Und dort, wo das unmöglich wurde, setzten sich Nick und Henrik auf ihre Klappräder und fuhren weiter.

      In der Zwischenzeit erkundigte sich Denise überall, ob irgendwo ein herrenloser Schimmel gesehen worden sei. Doch das war vergebens. Niemand hatte einen Schimmel gesehen.

      Müde und enttäuscht fuhr Denise schließlich mit ihren Söhnen gegen Abend nach Sophienlust zurück.

      *

      In der Halle des Herrenhauses war es mucksmäuschenstill. Und das, obwohl sich sämtliche Kinder darin aufhielten. Sie hatten sich um das Radio geschart und lauschten aufmerksam der Stimme des Märchenonkels. Er las gerade eine Geschichte über die Schnecke vor.

      »Ihr wisst ja, dass die Schnecke ihr Haus auf dem Rücken trägt. Das ist keine leichte Last für sie. Manchmal schaut sie traurig zu den anderen Tieren, die hüpfen und springen können und viel schneller vorwärtskommen. Aber dann erinnert sie sich stets daran, warum sie sich einstmals entschlossen hatte, ihr Haus mitzunehmen.«

      Die Stimme im Radio räusperte sich. Gespannt warteten die Kinder auf die Fortsetzung der Geschichte.

      »Vor langen, langen Zeiten stand das Haus der Schnecke im Laub«, fuhr der Märchenonkel fort. »Sie verließ es, wenn sie Ausflüge machte, und kehrte dann froh wieder zurück. Doch eines Tages fand sie die Tür aufgebrochen. Im Haus war schreckliche Unordnung. Einbrecher hatten die Zeit genutzt, während die Schnecke unterwegs gewesen war, und hatten alles durchwühlt. Mitgenommen hatten sie natürlich auch vieles, denn Einbrecher wollen ja immer Beute machen. Am schlimmsten traf die Schnecke jedoch die Tatsache, dass ihr mühselig gesammelter Vorrat verschwunden war. Und die Beleuchtung hatten die Einbrecher auch gestohlen. Die arme Schnecke musste nun im Dunkeln sitzen. Sie weinte und klagte, denn die Ordnung in ihrem Haus war ihr das Liebste auf der Welt.

      Niemand konnte der Schnecke helfen. Die anderen Tiere hatten genug eigene Sorgen. Sie sagten nur: ›Ja, so etwas kann eben passieren. Was musst du auch ein eigenes Haus haben? Das erweckt immer Aufsehen. Eines Tages werden die Einbrecher wiederkommen und noch einmal in dein Haus eindringen. Vielleicht schleppen sie es dann sogar fort!‹

      Bei solchen Worten erschrak die Schnecke sehr. Sie dachte angestrengt darüber nach, was sie tun könnte, um ihr Haus nicht zu verlieren. Und dann versuchte sie das Haus auf den Rücken zu nehmen. Die anderen Tiere lachten sie deshalb aus, aber die Schnecke schaffte es schließlich. Und allmählich gewöhnte sie sich an die Last. Wenn ihr Gefahr drohte, verkroch sie sich schnell in ihr Haus. Überhaupt, so fand sie, hatte es viele Vorteile, auf allen Wegen sein Haus bei sich zu haben. Man konnte schnell ein kleines Nickerchen machen oder sich vor Feinden im Haus verkriechen.

      Nur eines hat die Schnecke in ihrer Aufregung über die Einbrecher vergessen: Für neue Beleuchtung im Haus zu sorgen. Aber das lässt sich nun nicht mehr ändern. Sie kann das Haus nicht mehr von ihrem Rücken stürzen. Sie hat Angst, dass es dabei zerbrechen würde. Also hat sie sich damit abgefunden, ohne Licht in ihrem Haus zu leben. Und dabei ist sie ganz zufrieden.«

      Die Geschichte war zu Ende. Im Stuttgarter Rundfunk verabschiedete sich der Märchenonkel Eugen Luchs von seinen vielen kleinen Zuhörern in ganz Deutschland.

      Vor dem Senderaum wartete die kleine schwarze Peggy auf ihn. Das kleine Negermädchen sprang ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Endlich öffnete sich die Tür des Senderaumes, und Eugen Luchs, der Märchen­onkel, trat heraus.

      Peggy lief ihm entgegen und griff nach seiner Hand. »Ich habe die Geschichte mithören dürfen, Onkel Luchs. Bestimmt hat sie den Kindern in Sophienlust gefallen.« Peggy wusste, dass ihre kleinen Freunde in Sophienlust keine Geschichte des Märchenonkels ausließen. »Wann fahren wir zurück nach Swasiland, Onkel Luchs?« Damit meinte sie die kleine Oase bei Sophienlust, wo sie mit Eugen Luchs in dessen Wohnwagen meist lebte.

      »Gleich morgen früh, Peggy. Heute ist es schon zu spät.«

      Gemeinsam verließen die beiden das Sendehaus. Am nächsten Morgen fuhren sie sehr früh mit dem Wohnwagen los. In Richtung Sophienlust. Aufmerksam musterte Peggy während der Fahrt die Landschaft, die an ihr vorbeiflog. Ihrem scharfen Kinderblick entging nichts. Jede Kleinigkeit registrierte sie.

      »Ich bin neugierig, wie den Kindern deine Geschichte von der Schnecke gefallen hat«, plapperte sie munter drauflos. »Ich werde sie gleich fragen, wenn wir ankommen. Aber bestimmt hat sie ihnen genauso gut gefallen wie mir.«

      Schmunzelnd hörte Eugen Luchs ihr zu. Ein Leben ohne Peggy könnte ich mir gar nicht mehr vorstellen, dachte er dabei.

      Er nahm Peggy fast auf alle seine Reisen mit. Wenn er wirklich einmal allein wegfahren musste, dann fehlte sie ihm ganz entsetzlich.

      »Wann sind wir in Sophienlust?«, fragte sie.

      Eugen Luchs schaute auf die Uhr und begann zu rechnen, da stieß Peggy plötzlich einen spitzen Schrei aus. Ihr kleiner Arm deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger zum Fenster hinaus. »Pedro«, rief sie dabei erhitzt.

      Eugen Luchs verstand nicht sofort, was Peggy meinte. Bis ihm einfiel, dass Nicks Schimmel Pedro hieß. Er trat auf die Bremse und lenkte den Wagen rechts heran.

      Völlig außer sich riss Peggy die Wagentür auf und sprang hinaus. Das ging so schnell, dass der Schriftsteller ihr kaum folgen konnte. Als er sie eingeholt hatte, sah er gerade noch einen Wagen mit einem Pferdeanhänger davonfahren. In dem Anhänger stand ein Schimmel. Eugen Luchs sah nur noch den Kopf des Pferdes.

      »Das war Pedro«, sagte Peggy aufgeregt.

      Eugen Luchs musste schmunzeln. »Wie sollte denn Pedro hierherkommen, Peggy?«

      »Es

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