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Hexenzirkel 3: Das Lied des auferstandenen Gottes. R.A. Salvatore
Читать онлайн.Название Hexenzirkel 3: Das Lied des auferstandenen Gottes
Год выпуска 0
isbn 9783966583169
Автор произведения R.A. Salvatore
Жанр Языкознание
Серия Hexenzirkel
Издательство Bookwire
Sie landete im Hügelland, hielt inne und dachte über ihr Glück nach – oder war es vielleicht Schicksal? Denn nur, weil sie vor ihrem Volk geflohen war, weil sie sich von den Usgar und allem, woran sie glaubten, abgewandt hatte, war sie der tödlichen Flutwelle seltsam aussehender Eroberer, die über sämtliche Bergpässe und Vorsprünge des Fireach Speuer hereingebrochen war, entkommen.
Sie war sich nicht sicher, was sie von der augenscheinlichen Eroberung und Vernichtung der Usgar halten sollte. Hatten die Invasoren ihr einen Gefallen getan, hatten sie der Welt einen Dienst erwiesen, weil sie das Land von diesem furchtbaren Barbarenstamm und dessen mörderischen Bräuchen befreit hatten?
Nein, Aoleyn konnte sich nicht dazu überwinden, so zu denken. Schließlich hasste sie nicht alle Usgar und betrachtete viele von ihnen, vor allem die unterdrückten Frauen, als Opfer, denen man Gehorsam eingeprügelt hatte. Sie hatte vorgehabt, sie alle von den Bräuchen der Usgar zu befreien – ohne etwas von der Gefahr durch diese seltsamen Eroberer zu ahnen, deren Existenz ihr verborgen geblieben war, bis sie über das Dorf Fasach Crann geflogen war, während es von ihnen zerstört wurde – und erst als Aoleyn erkannt hatte, dass sie die Usgar nicht vor sich selbst beschützen konnte, war sie geflohen.
Aoleyn verzog das Gesicht, was wie ein schiefes Lächeln aussah, als sie an Tay Aillig dachte, den Anführer der Usgar und ihren schlimmsten Peiniger. Sie hatte ihn auf ihrer Flucht inmitten einer Steinlawine abstürzen lassen. Sie warf einen Blick auf ihre Hand, die schmale, zarte Hand einer jungen Frau, auf die die Umrisse einer Wolkenleopardenpfote tätowiert waren.
Sie spürte die Vibrationen dieser Tätowierung und der Edelsteinsplitter, die sie darin eingebettet hatte, um das Bild auf ihre Haut zu zeichnen. Sie spürte die Magie, die darin steckte, die Macht, die diese Hand und den Arm in die Pranke eines Wolkenleoparden verwandelt hatte. Sie stellte sich die langen Klauen vor und sah erneut Tay Ailligs letzten entsetzten Blick, als er hilflos unter den herabgefallenen Steinen gelegen hatte. Sie hatte ihm keine Gnade gezeigt.
Ihre Grimasse vertiefte sich, als sie an den tödlichen Schlag dachte. Ihre schwungvoll geführte Klaue, die dem Mann so leicht, so geschmeidig die Kehle herausgerissen hatte. Das Blut, so viel Blut, das hervorgespritzt war. Der entsetzte Gesichtsausdruck eines verwirrten Manns, der sich für einen Gott gehalten hatte – all das war für immer in Aoleyns Verstand eingefroren.
Dann war es eben so.
Ein tiefer Atemzug vertrieb die Erinnerung für den Moment und brachte Aoleyn zurück in die Gegenwart, wo sie rasch erkannte, dass sie nicht so allein war, wie sie gehofft hatte. Sie ging sofort hinter einigen Felsbrocken in Deckung und lauschte.
Sie konnte sie hören. Ihre melodischen, etwas hohen, zweifellos schönen Stimmen schienen nicht weit entfernt zu sein.
Aoleyn zog sich tiefer in die Schatten der Felsbrocken zurück. Sie beschwor die Magie des Diamanten in ihrem Bauchring, damit er das Licht in der Nähe absorbierte und die Schatten, die sie umgaben, verstärkte.
Schnell erkannte sie, dass sich eine ganze Menge von Feinden in der Nähe befand. Ihr Daumen glitt über das Band an ihrem Ringfinger, über den Rubin und den Schlangenstein, die darin eingelassen waren.
Schlangenstein, um sie vor Flammen zu beschützen. Rubin, um Feuer zu erschaffen.
Aoleyn kräuselte angewidert die Nase, als sie sich an den Geruch der verbrannten Leichen erinnerte, die sie in der Höhle zurückgelassen hatte. Männer, Usgar, die sie bewacht und verspottet hatten.
Die vor ihren Augen geschmolzen waren.
Ich habe getan, was ich tun musste, sagte sie sich stur, was stimmte, aber nichts daran änderte, dass der Anblick sie noch immer verfolgte.
Und dann vergaß sie das alles angesichts der plötzlichen Überraschung, denn sie sah ihn: einen großen, goldhäutigen Mann, dessen Nase so rot war wie das Blut, das aus Tay Ailligs Hals geflossen war, und dessen Gesicht von Linien durchzogen war, die so blau leuchteten wie das Wasser des verlorenen Loch Beag in der herbstlichen Sonne. Er trug eine Brustplatte, die aus rechteckigen Goldplatten und silbern schimmernden Linien zu bestehen schien, und einen ebenfalls goldenen Helm. Es musste sich um dieses Metall handeln, denn kein geringeres wäre diesem wunderschönen goldhäutigen Mann gerecht geworden.
Aoleyn wurde aus ihrer Trance gerissen, als ihr Blick zu seinem erhobenen Arm glitt, denn er holte mit einem Speer aus – nein, es war das Ende eines ypsilonförmigen Wurfstabs! – und zielte direkt auf sie.
Aoleyn hatte das magische Lied ihrer Edelsteine noch nicht zum Höhepunkt bringen können.
Aoleyn konnte weder Feuer noch Blitze schleudern.
Aoleyn konnte nicht fliehen.
Seine Wunden würden ihn nicht umbringen. Das wusste er inzwischen. Er warf einen Blick auf die goldene Schicht, die man über seine Hüfte und seine Seite geschüttet hatte.
Geschüttet! Flüssiges Gold!
Das hätte ihn natürlich umbringen sollen und es hatte auch geschmerzt, stärker als alles, was sich der Usgar-Krieger je hatte vorstellen können. Doch der Verband, den ihm die seltsamen, großen Menschen mit den bemalten Gesichtern vorher angelegt hatten, verhinderte, dass seine Haut durch das geschmolzene Metall verbrannt worden war.
Nun fühlte er sich besser, so viel besser, dass es sich nicht leugnen ließ. Seine Kraft kehrte zurück, auch wenn er nach wie vor ein gebrochenes Bein hatte, dass er sich offensichtlich bei seinem Sturz zugezogen hatte. Er glaubte, dass sie auch über diese Verletzung Gold gießen würden, zumindest schienen die Anweisungen des Schamanen oder Priesters oder was auch immer er war darauf hinzudeuten. Er spürte dort unten keine Schmerzen, er spürte gar nichts und hoffte mit aller Macht, dass ihre Medizin auch das ändern würde.
Er stützte sich auf die Ellenbogen, als eine Frau an ihm vorbeiging.
»Weißt du etwa nicht, wer ich bin?«, verkündete er herrisch. »Tay Ail…«
Sie schlug ihm die Faust ins Gesicht, setzte ihren Fuß auf seine Kehle und drückte ihn zu Boden. Ihre Waffe, ein flaches Holzpaddel, dessen Ränder mit den Zähnen irgendeines Tiers besetzt waren, schwebte drohend über seinem Gesicht.
Tay Aillig ist mein Onkel. Egard vollendete den Satz in Gedanken, war aber klug genug, ihn nicht auszusprechen.
Er schloss die Augen und wünschte sich weit, weit weg.
Dass die Frau kurz darauf mit einem anderen dieser seltsam aussehenden Menschen zurückkehrte, überraschte ihn. Sie packten seine Schultern und halfen ihm grob, sich aufzusetzen.
»Was …«, brachte er hervor, schrie dann jedoch auf, als die Frau etwas Scharfes von hinten in seine Schulter bohrte. Er fuhr herum, um sie anzusehen, und schrie erneut, als der Mann seiner anderen Schulter das Gleiche antat.
Sie stachen ihn erneut an anderen Stellen – nein, es waren nicht einfach nur Dolchstiche, das erkannte er, als die Frau ihn von hinten am Arm erwischte: Sie bohrten Haken in ihn hinein!
Ein dritter Fremder, vielleicht sogar mehr als einer, zogen hinter ihm an mehreren Seilen. Seine Arme hoben sich über den Kopf, dann