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antwortete er. »Kinder von Cizinfozza. Anscheinend eine große Gruppe.«

      »Wie groß?«

      »Sie sind zu weit weg, um das mit Gewissheit sagen zu können, Große Cochcal Tuolonatl«, erwiderte Zhorivemba.

      »Ich will es wissen.«

      Zhorivemba nickte. »Ich und die meinen werden losreiten.« Er nickte seinen Kommandanten zu, die zu ihren Cuetzpali gingen und sich bereit machten.

      »Du wirst Tage brauchen, um sie zu fangen, selbst wenn du den Pfad, über den sie das Plateau verlassen haben, schnell findest«, sagte Tuolonatl.

      »Aber wir werden sie fangen«, sagte der Mann, der ungefähr in ihrem Alter war.

      Tuolonatl schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie, während sie noch versuchte, diese neue Entwicklung einzuordnen. Aus irgendeinem Grund erschien ihr die Vorstellung, eine ganze Mundunugu-Brigade von dem eroberten Plateau fortzuschicken, leichtsinnig. Wie weit würden sie von Otontotomi weg sein, wenn sie die flüchtenden Menschen endlich einholten? Wie weit würden sie von Proviant und Verstärkung entfernt sein?

      »Die Menschen laufen davon, weil sie uns für unaufhaltsam halten«, erklärte Tuolonatl. Sie sprach ihre Gedanken aus, um die anderen in ihre Planung miteinzubeziehen. »Innerhalb eines einzigen Tages wurde ihnen alles genommen, was sie hatten, inklusive des Sees, den sie für ihre Heimat hielten. Sie sollten diese Nachricht zu den anderen Dörfern tragen, wo auch immer die sind. Ihre Furcht wird für uns von Vorteil sein.«

      »Dann lassen wir die eine Hälfte weiterziehen und bringen die andere um«, verkündete Zhorivemba.

      Seine Worte wirkten auf Tuolonatl furchtbar blutdürstig, ein letzter verzweifelter Versuch, seinen Macana noch einmal in Blut tränken zu können, nicht weil er es musste, sondern weil er es wollte.

      »Nein«, wiederholte sie und spähte nach Südwesten, zu der großen Treppe, die hinunter nach Otontotomi führte, und zu den gekaperten Booten, die man hinabtrug.

      »Wir segeln ihnen hinterher?«, fragte Ataquixt, der ihren Blick bemerkt hatte.

      Tuolonatl lächelte. »Wir jagen ihnen Angst ein, lassen sie fliehen«, erklärte sie. »Dann folgen wir ihnen heimlich, halten uns in den Schatten. Sie werden uns zu den nächsten Dörfern führen.«

      Ataquixt grinste breit. Er stammte aus dem westlichsten Teil der Xoconai-Nation, aus einer Stadt, in der man jeden Abend die Sonne in dem großen Ozean versinken sah. Tuolonatl wusste das natürlich.

      »Du kannst anhand der Sterne navigieren.« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

      »Hier? Auf einem ruhigen See unter dem weiten Himmel?«, erwiderte Ataquixt und lachte.

      »Ein Schiff, dreißig Krieger, keine Cuetzpali«, verkündete Tuolonatl, korrigierte sich aber rasch. »Ein Cuetzpali. Nur einer für meinen besten Kundschafter.«

      Ataquixt nickte ernst. Er leitete die Mission nicht nur; er war der Mundunugu, den man damit betraute, die neue Marschrichtung der Xoconai zu bestimmen. Er hatte sie hierhergeführt, zum Tzatzini und nach Otontotomi, und nun würden seine Augen ihnen den Weg nach Osten weisen, immer weiter nach Osten, bis sie die Sonne über dem anderen Ozean aufgehen sahen. Ataquixt glaubte an das Ziel, das Reich von Groß-Tonoloya zu erschaffen. Die Xoconai waren gut und sie würden der Welt das Licht bringen. Obwohl er über großes Kampfgeschick verfügte, genoss er das Töten nicht.

      »Für eine bessere Welt«, rief er sich ins Gedächtnis.

      Als die Sonne unterging, hatten die geschäftigen Xoconai bereits ein Boot auf dem neuen See zu Wasser gelassen. Die sorgfältig ausgesuchte Besatzung, die Tuolonatl treu ergeben war, brach auf und die Segel des Boots blähten sich im günstigen Südostwind.

      Ataquixt blieb am Bug und steuerte das Boot, während er die Umgebung im Auge behielt. Er hatte die anderen an der Reling verteilt, damit sie mit langen Stangen nach dem Grund des Sees stochern konnten, denn das Wasser war nicht tief. Schließlich hatte es hier vor nur zwei Tagen noch eine Wüste gegeben und der tiefe See, den die Menschen Loch Beag genannt hatten, hatte sich weit ausgedehnt.

      Dennoch war der See tief genug für ihr Boot und es gab nur wenige große Felsen, die ihnen gefährlich werden konnten.

      Der Wind blies kräftig, am Bug spritzte weiße Gischt herauf und kurz nachdem die Nacht ihre zweite Hälfte erreicht hatte, entdeckten die Xoconai das schwache Licht eines windgeschützten Feuers.

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      Aoleyn stand am See, den Umhang fest um sich gewickelt, und betrachtete das größtenteils ruhige Wasser, in dem sich die Sterne spiegelten. Die Macht des Wassers beeindruckte sie. Noch vor Kurzem hatte sich hier eine Wüstenebene aus schwarzem Sand und schwarzen Steinen befunden, doch das Wasser des gewaltigen Loch Beag, das mit unglaublicher Kraft Hunderte von Metern herabgestürzt war, hatte ein Loch gegraben und den Sand und die Steine unaufhaltsam zur Seite gedrückt. Das Ufer war uneben und zerklüftet, voller aufgetürmter Steinhaufen und von Bächen durchzogenen Böschungen. Da weiterhin Wasser in den neuen See floss, lief er über und so bildeten sich immer wieder kleine Flüsse und Rinnsale.

      »Der Wind ist kalt heute Nacht«, sagte Bahdlahn, als er sich nur wenig später zu Aoleyn gesellte.

      »Nicht so kalt wie dort oben«, erwiderte sie mit einem Blick nach Westen zu dem besetzten Plateau, auf dem die Feuer der Eroberer leuchteten.

      »Ich habe einen ruhigen Platz gefunden«, fügte Bahdlahn sanft hinzu.

      Aoleyn bemerkte das Zögern und Zittern in seiner Stimme, die Nervosität, die seinen subtilen Vorschlag erklärte. Ein ruhiger Platz wie der Bergvorsprung, zu dem sie ihn vor nicht allzu langer Zeit geführt hatte, auf dem sie sich unter einem Himmel, der dem in dieser Nacht ähnelte, geliebt hatten. Für Bahdlahn war es das erste Mal gewesen und auch für Aoleyn, denn sie konnte – und würde auch niemals – das, was ihr Ehemann ihr an dem Tag angetan hatte, an dem die dämonische Fossa ihn umbrachte, als Liebe bezeichnen.

      Aoleyn spürte auf einmal einen Hauch von schlechtem Gewissen. Sie hatte in jener Nacht die Initiative ergriffen und Bahdlahn bei ihrer gemeinsamen ersten Nacht angeleitet. Sie hatte mit ihm schlafen wollen, weil sie ihn mochte und weil sie wissen wollte, wie sich ein echter Liebesakt anfühlte – denn sie kannte bis dahin nur Vergewaltigung. Und Aoleyn hatte diese Nacht auch wirklich genossen und erinnerte sich gern daran.

      Sie liebte Bahdlahn, schätzte ihre Freundschaft und sie wollte auf seiner Reise vom Sklaven zum freien Mann nur das Beste für ihn.

      »Wie haben diese Reise gemeinsam angetreten«, sagte sie und ergriff seine Hände, »aber wir werden sie nicht am selben Ort beenden.«

      »Das weißt du nicht«, erwiderte er und sein selbstbewusster und tröstender Tonfall verriet ihr, dass er nicht wirklich verstand, was sie meinte. »Vielleicht finden wir einen neuen Ort, wo wir uns eine neue Heimat aufbauen können, wir alle zusammen.«

      »Nein, Bahdlahn«, sagte sie sanft. »Du und ich. Du hast so viel zu lernen, so viele Erfahrungen, die auf dich warten. Du wirst wachsen und dich entwickeln. Du hattest noch kaum Gelegenheit, deine neu gewonnene Freiheit zu kosten und weißt noch nicht, was es bedeutet, ein Mann zu sein.«

      »Wie meinst du das?« Sie bemerkte das Zittern in seiner Stimme, doch diesmal klang es anders als die nervöse Aufregung, die darin gelegen hatte, als er gehofft hatte, eine weitere Nacht mit ihr verbringen zu können.

      »Dein Weg steht noch nicht fest«, versuchte sie ihm zu erklären. »Du weißt nicht, wohin die weite Welt dich bringen wird.«

      »Aoleyn weiß das auch nicht.«

      Mit einem Nicken räumte sie ein, dass sie das nicht leugnen konnte, fuhr jedoch fort: »Ich ahne, was mich in den großen Ländern im Osten erwartet, und ich glaube, dass mir eine gefährliche Reise bevorsteht, die mich hierher zurückführen wird.«

      »Und

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