ТОП просматриваемых книг сайта:
Hexenzirkel 3: Das Lied des auferstandenen Gottes. R.A. Salvatore
Читать онлайн.Название Hexenzirkel 3: Das Lied des auferstandenen Gottes
Год выпуска 0
isbn 9783966583169
Автор произведения R.A. Salvatore
Жанр Языкознание
Серия Hexenzirkel
Издательство Bookwire
Zu seiner Überraschung antwortete ihm der Priester diesmal. »Nein«, sagte er in Egards Sprache, einer Sprache, die er dem Usgar-Gefangenen gestohlen hatte. »Du bist noch nicht leer. Du darfst erst sterben, wenn du ausgehöhlt worden bist.«
Er ging gleichgültig davon. Und Egard ließ den Kopf hängen und hoffte auf den Tod.
»Welchem Zweck dient das Ganze, abgesehen von deinem Vergnügen?«, fragte Tuolonatl den Hohepriester Pixquicauh, als der alte Augur das Gefängnis verließ. Im Gegensatz zu dem Mann, den sie angesprochen hatte, trug Tuolonatl keinen formellen Titel, obwohl viele sie Cochcal nannten – ein Rang, der sie als General der Xoconai-Armee auswies. Sie brauchte keinen Titel. Die Frau mittleren Alters war allen Xoconai in ganz Tonoloya ein Begriff. Sie führte die Mundunugu-Kavallerie an, die Elite, die höchste Kriegerkaste des buntgesichtigen Volks, todbringende Krieger, die auf den Cuetzpali, ihren Kragendrachen, ritten. Der Gottkönig Scathmizzane hatte den alten Auguren zum Hohepriester ernannt, zu seinem sterblichen Sprachrohr, und er hatte Tuolonatl dazu bestimmt, diesen glorreichen Marsch der Xoconai-Nation anzuführen, der Groß-Tonoloya, ein Land, in dem die Sonne über einem Meer aufging und über dem anderen versank, wiederherstellen sollte. Sie würden gen Osten marschieren, bis das Land endete.
Dass sie die Armeen anführte, war die einzig vernünftige Entscheidung gewesen. Es gab zwar viele Helden unter den Xoconai, aber Tuolonatls Stern leuchtete heller als alle anderen.
Dem alten Augur, der mittlerweile Hohepriester Pixquicauh genannt wurde, wäre es jedoch lieber gewesen, das Glorreiche Gold hätte sich für jemand anderen entschieden. Er fand Tuolonatl unerträglich und bei Weitem nicht religiös genug.
»Du hältst es nicht für wichtig, so viel Wissen wie möglich über unsere Feinde zu erlangen?«, fragte er die Frau.
»Es gibt wesentlich bessere Verhörmethoden. Einschmeicheln, sie zu Freunden machen, sich ihr Vertrauen erarbeiten. Dann verraten sie einem so viel mehr.«
Pixquicauh schnaubte, weil er sie für naiv hielt. Er fragte sich, wie es einer derart weichen Person wie ihr gelungen war, an die Spitze der kampfgestählten Mundunugu zu gelangen.
»Es wurde oft versucht und bewiesen«, antwortete sie.
»Ich spreche ihre Sprache«, gab der alte Augur an. »Du auch?«
Er sah, dass ihr diese Enthüllung einen Schock versetzte, und das freute ihn ungemein. Zudem entsprach dies der Wahrheit: Scathmizzanes goldener Spiegel hatte es ihm erlaubt, tief in die Gedanken des Gefangenen einzudringen, und diese Gedanken wurden übersetzt, wenn er sie aufspürte und abschabte. Dadurch beherrschte der alte Augur die Sprache des Gefangenen mittlerweile so gut, als hätte er sie sein Leben lang gesprochen.
Ein weiteres Wunder des Glorreichen Golds!
»Und ich muss nicht herausfinden, ob er mir die Wahrheit erzählt oder eine Lüge«, fügte Pixquicauh hinzu. »Er kann sich nicht vor mir verstecken. Wenn er darüber nachdenkt, mich mit seinen Antworten zu täuschen, dann höre ich diesen Gedanken, als hätte er ihn laut ausgesprochen.«
»Musst du ihn an Haken hängen?«
»Die Folter schwächt ihn. Das erleichtert mir meine Aufgabe. Stört es dich, große Tuolonatl, wenn Scathmizzanes Anordnungen sich leichter erfüllen lassen?«
Die Frau setzte eine mürrische Miene auf, sodass die Falten rund um ihre Augen und ihre zusammengekniffenen Lippen sichtbar wurden und ihr Alter verrieten. Nur wenige würden sie für knapp fünfzig halten, das wurde Pixquicauh klar, als er sie musterte. Ihre Muskeln waren fest, ihre Bewegungen von einer Grazie erfüllt, die man mit Jugend assoziierte, und auf ihrem Gesicht lag immer noch der Glanz jugendlicher Unschuld, obwohl allgemein bekannt war, dass diese Frau Massen von Feinden abgeschlachtet hatte.
»Es wundert mich, dass dir das so wichtig ist«, sagte er. »Sind die Geschichten über deinen blutigen Macana erfunden? Ist der Haufen Wurfspeere, der von Tuolonatls Siegen kündet, eine Übertreibung?«
»Ich lasse mich von dir nicht provozieren, Hohepriester«, sagte sie. »Wir beide dienen Scathmizzane, dem Glorreichen Gold, dem Gottkönig, der auf Kithkukulikhan reitet. Dank seines Segens haben wir diese Stellung.«
»Dann solltest du dich an deine erinnern und an meine«, wies Pixquicauh, der ihr diese Ergebenheit nicht glaubte, sie zurecht. »Ich werde diesen Menschen, dieses Kind von Cizinfozza, komplett ausnehmen und wenn ich mit ihm fertig bin, werde ich ihn opfern, damit sein Geist Scathmizzanes Macht steigern kann.« Er lenkte den Blick der Frau nach Norden, zum Rand des Beckens, in dem die heilige Xoconai-Stadt Otontotomi lag, die jahrhundertelang von Wasser bedeckt gewesen war. Die Xoconai hatten Hunderte Gefangene gemacht, die nun für sie arbeiteten, die Treppen reinigten, die Gebäude von den Ablagerungen befreiten, die sie bedeckten, sie reparierten und das Gold polierten.
Auch Tausende von Xoconai arbeiteten dort, aber nicht wie die versklavten Menschen, bei denen jede falsche Bewegung mit dem Knall einer Peitsche bestraft wurde.
»Wir werden sie schuften lassen, bis sie sterben.« Er sprach jedes Wort genüsslich aus, weil er spürte, dass diese Vorstellung Tuolonatl absolut zuwider war. Pixquicauh freute sich über Tuolonatls scheinbare Schwäche, da sie ihn in dem Glauben und dem Wunsch bestärkte, die wichtigste Person an Scathmizzanes Hof zu sein. »Und ihr Geist wird den Tzatzini hinaufsteigen, zum Kristallsymbol des Glorreichen Golds und dort werden die Schwestern der Menschen, die einst ihre Hexen waren, sie in Scathmizzanes Schlund führen. Ihr Körper wird im Leben zerschunden werden, ihre Seele im Tod gefressen. Stört dich das?«
»Es sind nicht nur die Seelen der Menschen«, erwiderte sie flüsternd.
Das stimmte, was Pixquicauh natürlich wusste. Die Xoconai, die im Kampf gefallen waren, wurden Scathmizzane selbstverständlich ebenfalls überlassen!
»Ich kann mir keinen ruhmreicheren Dienst für den Gottkönig vorstellen«, sagte er und fügte in anklagendem Tonfall hinzu: »Kannst du das?«
Tuolonatl antwortete nicht und der alte Augur sah den Konflikt, der in ihrem Inneren tobte. Sie konnte nichts gegen Scathmizzanes Erlasse sagen, obwohl sie sie entsetzten. Dass man vom Leben in den Tod überging und dann vom Tod in den Bauch des Gottkönigs war etwas, das viele Leute nur positiv betrachten konnten, solange es eine weit entfernte Vorstellung war.
Nun war es jedoch Realität geworden, eine brutale Wirklichkeit, und selbst für jemanden wie die kampferprobte, tapfere Tuolonatl war diese glorreiche Wahrheit nur schwer zu ertragen.
Der alte Augur lächelte, verkniff sich aber ein Lachen. Sie konnte ihm nicht antworten – was hätte sie auch sagen sollen?
Er war Scathmizzanes Auserwählter. Sie war Scathmizzanes Speerspitze. Würde sie den Krieg überhaupt überleben?
Pixquicauh hoffte, dass dem nicht so sein würde.
Tuolonatl hielt eine Weile an der langen Treppe inne, die hinunter in das Becken zur alten Xoconai-Stadt Otontotomi führte. Obwohl dort erst seit wenigen Tagen gearbeitet wurde, waren die Fortschritte bemerkenswert. Die Xoconai hatten einige Hundert Sklaven, aber den Großteil der Arbeit verrichteten vierzigtausend unermüdliche Xoconai-Krieger, die sich bemühten, die Schönheit und die Pracht von Otontotomi wiederherzustellen.
Und die darauf hinarbeiteten, dass die Stadt so schnell wie möglich autark wurde. Das war das Wichtigste, wenn die Xoconai weiter nach Osten vorstoßen wollten. Die Treppe mit ihren mehr als zweitausend Stufen, die Tuolonatl vor sich sah, verriet ihr, wie weit sie bereits gekommen waren: Die Stufen waren komplett gesäubert und ausgebessert worden, zudem hatte man provisorische Geländer aus Seilen angebracht, auf die später haltbarere Konstruktionen folgen würden. Diese wurden bereits hergestellt.
Trotz all der Bedenken, die die Xoconai-Cochcal gegenüber dem Hohepriester