Скачать книгу

studiert.

      »Ich danke Ihnen, Al-Re-Al.«

      »Dies ist mein Berater, So-Li-Se-Ma-Ru-To.« Er deutete auf einen älteren Rentalianer zu seiner Linken, dessen Fell komplett weiß war. »Und dies der Systemkommandant, Ti-Xu-Fa-Te-Ro-Le-Su-Se.«

      Jayden nickte beiden freundlich zu und konzentrierte sich darauf, sich »To« und »Se« zu merken. Was gäbe er jetzt für ein fotografisches Gedächtnis. Möglicherweise wäre es doch gar nicht so schlecht, die Kommandochips dahingehend zu erweitern, wie es momentan im Solaren Rat diskutiert wurde. »Ich danke Ihnen, auch wenn die Gründe für mein Hiersein ernster Natur sind.«

      »Das dachte ich mir.« Al-Re-Al wandte sich um und lief davon.

      Jayden, zuerst ein wenig überrascht, schloss schnell zu ihm auf. »Erklären Sie mir das.«

      Der Rudelführer schwieg, bis sie sein Büro erreichten. Der weitläufige Raum an der Spitze des obeliskförmigen Gebäudes war zu allen Seiten hin verglast. Glücklicherweise litt Jayden nicht an Höhenangst. Gerade zog ein Schwarm krokodilartiger Vögel an der Glasfront vorbei.

      Jayden sank auf einen Gravstuhl. Zwischen ihm und dem Rudelführer stand ein niedriger Tisch, dessen Fläche aus einem Grafit-ähnlichen Material bestand.

      Endlich brach der Herrscher sein Schweigen. »Sie kommen wegen des Artefakts.«

      Jayden öffnete verblüfft den Mund. »Das tue ich.«

      »Ich fürchte, Sie sind zu spät.«

      *

      Es war immer wieder ein erhabenes Gefühl, im Konturensessel des Captains Platz zu nehmen. Noriko loggte sich mit ihrem Kommandoaccount ein und überprüfte die eingegangenen Nachrichten der Stationen. Die Stellarkartografie meldete die Aktualisierung der Daten über das rentalianische System, der Maschinenraum sendete beständig Updates über den Status des Hochenergiespeicherrings, und Commander Akoskin informierte sie über die erfolgreiche Aktivierung der neuen Waffenprotokolle auf Grundlage der von Noriko ausgearbeiteten Verbesserungen. Wegen der Änderungen, die Giulia und sie durchgeführt hatten, steigerte sich die Leistung der Nahbereichsabwehr ob einer geänderten Abfolge in der Algorithmussequenz um fünf Sekunden!

      Sie erhob sich und trat an den Rand des Kommandopodestes. Giulia und sie hatten mehrere Tage durchgearbeitet, um die Überarbeitung abzuschließen. Sie nahm einen großen Schluck ViKo und atmete tief durch. Die wenigen Stunden Schlaf in den letzten Tagen waren zu wenig gewesen. Sobald Captain Cross zurückkehrte und sie ablöste, würde sie in ihre Koje fallen und eine gehörige Portion Schlaf nachholen. Vermutlich ging es Giulia genauso.

      Die L.I. war eine überraschend gesellige Person, dafür, dass sie zu den Technikern gehörte. Noriko ärgerte sich darüber, dass gerade sie, der man an Bord so übel mitspielte, derart von Vorurteilen geprägt war.

      »Multiple Raketenstarts geortet!«, rief Lieutenant Kensington plötzlich. Gleichzeitig hämmerte sie praktisch auf ein Icon ihrer Konsole ein, worauf die Brücke in das rote Licht des Gefechtsalarms getaucht wurde.

      Trotz der antrainierten Reflexe ließ Noriko vor Schreck ihren ViKo-Becker fallen, der über das Kommandopodest rollte, sich aber glücklicherweise selbstständig abdichtete.

      Sie hechtete zurück in den Konturensessel und rief: »Lieutenant Kensington, ich will wissen, woher diese Raketen kommen! Commander Akoskin, Sie haben mit sofortiger Wirkung Gefechtskontrolle!«

      »Aye, Ma’am«, kam es gleichzeitig aus zwei Kehlen.

      »Ausgangspunkt der Raketen ist ein rentalianisches Schiff, das soeben aus dem Phasenraum gefallen ist«, erklärte Kensington.

      »Direkt im System?!«

      Die Ortungsoffizierin überprüfte die Anzeigen, dann nickte sie. »Sie müssen genau gewusst haben, wo sie einen solchen Stunt gefahrlos durchführen können.«

      »Das Schiff selbst hat uns längst passiert«, sagte Akoskin, während seine Finger über diverse Icons auf der Waffenkonsole glitten. »Aber sie haben Waffengondeln abgesetzt. Einschlag der Raketen in zwanzig Sekunden. Ziele sind die HYPERION und die uns umgebenden Schiffe der Rentalianer. Auslastung der Abwehr liegt voraussichtlich bei achtzig Prozent. Wir erhielten bereits mehrere Lasertreffer, doch die Schilde halten.«

      »Schießen Sie die Gondeln ab!« Noriko ballte die Hände zu Fäusten. Es war überflüssig, Akoskin detailliertere Anweisungen zu erteilen. Der Mann wusste, was er zu tun hatte. Sie zwang sich dazu, schweigend abzuwarten und die Ereignisse auf dem Taktik-Plot zu beobachten.

      »Die Gondeln handeln autark, es gibt keine Datenverbindung mehr zu dem Schiff, das sie ausgesetzt hat. Damit ist ihre Rechenkapazität beschränkt und unserer Nahbereichsabwehr unterlegen. Ich setze Schiffs-Pulser und eine geringe Menge an Raketen ein.«

      Noriko hätte unbedacht alles an Raketen abgeschossen, was die HYPERION in ihren Arsenalen hatte, doch das wäre natürlich Unsinn gewesen. Die Gondeln des unbekannten rentalianischen Schiffes besaßen keine Verbindung zu ihrem Hauptcomputer. Täuschkörper oder Schiffsechos zu erkennen, war ihnen somit nicht mit gleicher Effektivität möglich, wie es ihnen sonst gelungen wäre.

      Die Raketen der HYPERION hingegen konnten auf die Rechenkapazität des Schiffes zurückgreifen und somit Täuschkörper ebenso erkennen wie Sensorechos. Damit waren ihre Möglichkeiten denen der Feinde deutlich überlegen.

      »Auf Einschlag vorbereiten.« Die Stimme von Lukas Akoskin klang ruhig und beherrscht.

      Das Gefechtssystem hatte jeden Konturensessel auf der Brücke mittlerweile in ein Prallfeld gehüllt und die Spezialgurte aus den Schulterflächen ausgefahren.

      Im Holotank konnte Noriko verfolgen, wie ein Schwarm aus Lichtern näherkam und von Antiraketen abgefangen wurde. Das Verteidigungssystem warf dem feindlichen Beschuss Mikrowellen- und Gammastrahlung entgegen, Laserstrahlen zerschnitten die Torpedos und Täuschkörper taten ihr Übriges. Das System wurde damit fertig.

      Mit Erschrecken stellte Ishida fest, dass trotzdem eine einzelne gegnerische Rakete den Wall durchdrang und auf Deck drei einschlug.

      »Hüllenpanzerung auf Deck drei, Sektion eins perforiert«, sagte Lieutenant McCall, die den Kontakt zur Schadenskontrollabteilung hielt. »Siegelschaum wurde eingeleitet. Nano-Reparatur ist in Gang. Keine Opfer. Die feindlichen Gondeln sind zerstört.«

      Noriko atmete auf. »Wie sieht es bei den Rentalianern aus?«

      »Alle drei Schiffe sind schwer beschädigt.« Akoskin runzelte überrascht die Stirn. »Sie haben ihrerseits nicht gefeuert, keinerlei Defensivmaßnahmen eingeleitet und ihre Schilde sind unten.«

      Noriko deaktivierte Prallfeld und Gurte. »Lieutenant McCall, verbinden Sie mich mit der Lu-Men-Ta-Rau.«

      Nach einigen Minuten sagte die Kommunikationsoffizierin: »Ma’am, ich habe Lu in der Leitung.«

      Das Bild des Rudelführers erschien. »Hier ist Commander Ishida. Können wir Ihnen helfen?«

      »Unser Antrieb ist ausgefallen, die Transmitter versagen«, sagte Lu.

      »Können wir Ihnen bei der Evakuierung behilflich sein?«

      Lus Ohren zuckten. Ein Ausdruck negativer Gefühle. »Unser Schiff wird bestehen, wenn auch knapp. Doch wir können die Dunkelheit nicht aufhalten. Verfolgen Sie das Schiff und zerstören Sie es.«

      Noriko überlief es eiskalt. »Wir sollen eines Ihrer Schiffe zerstören?«

      »An Bord befindet sich das Urböse. Es ist zurückgekehrt, um uns heimzusuchen. Halten Sie es auf.«

      Bild-Frames begannen sich zu überlagern, dann brach die Verbindung zusammen.

      Auf dem Taktik-Plot im Holotank entfernte sich das rentalianische Schiff immer weiter. Der prognostizierte

Скачать книгу