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herausgenommen habe und nun sehe, wie es darin aussieht.« Die Mütze war mit einer großen schönen bunten Troddel versehen, und in dieser schienen die Motten hauptsächlich gehaust zu haben, denn als Marit die Mütze schüttelte, flogen die Fäden wirbelnd nach allen Seiten hin. Ja, auch die Troddel selbst machte sich los und fiel ihr in den Schoß. Marit nahm sie auf, um zu sehen, ob sie so zerstört war, dass man sie nicht mehr befestigen konnte, und dabei sah sie etwas zwischen den Fäden glänzen. Sie zupfte sie eifrig auseinander, und was fand sie da: einen großen goldenen Siegelring mit einem roten Stein darauf, der mit grobem Leinenfaden in die Troddel hineingenäht war.

      Die Troddel und die Mütze fielen ihr aus der Hand. Sie hatte den Ring noch nie gesehen; aber sie brauchte gar nicht den königlichen Namenszug anzusehen, noch die Inschrift auf der Innenseite des Ringes zu lesen, um zu wissen, was für ein Ring das war und wem er gehörte. Sie lehnte sich gegen das Geländer zurück, schloss die Augen und saß regungslos da, still und bleich wie eine Sterbende. Ihr war, als müsste ihr das Herz brechen.

      Dieses Ringes wegen hatten ihr Vater, Erik Ivarsson, ihr Onkel, Ivar Ivarsson, und ihr Bräutigam Paul Eliasson den Tod erleiden müssen. Und jetzt hatte sie diesen Ring, in die Troddel von Paul Eliassons Zipfelmütze eingenäht, gefunden.

      Wie war er da hineingekommen? Wann war er da hineingekommen? Hatte Paul gewusst, dass er sich da befand?

      Nein, sie sagte sich sofort, es sei ganz unmöglich, dass er es gewusst haben könnte.

      Sie erinnerte sich, wie er die Mütze geschwenkt und sie hoch in die Luft hinaufgeworfen hatte, als er glaubte, sowohl er als auch die beiden alten Ivarssöhne seien freigesprochen.

      Sie sah das Ganze vor sich, als sei es gestern gewesen. Die große Volksmenge, die im Anfang hasserfüllt und feindlich gegen sie und ihre Nächsten gewesen war, schließlich aber doch an deren Unschuld geglaubt hatte. Sie erinnerte sich auch an den prachtvollen tiefblauen Herbsthimmel sowie an die Zugvögel, die wild und irrend über dem Thingplatz hin und her geschwirrt waren. Paul hatte nach ihnen geschaut, und in dem Augenblick, da sie sich an ihn lehnte, hatte er ihr zugeflüstert, seine Seele würde nun auch bald da oben umherirren wie ein kleiner verirrter Vogel. Und er hatte sie gefragt, ob er herkommen und unter der Dachrinne des Olsbyhofes sein Nest bauen dürfe?

      Nein, Paul Eliasson hatte nicht wissen können, dass in der Mütze, die er zum herrlichen Herbsthimmel emporwarf, Diebesgut verborgen gewesen war.

      Ein anderer Tag kam heran. Ihr Herz krampfte sich jedes Mal zusammen, sooft sie an ihn dachte; aber jetzt musste sie es doch tun. Von Stockholm war die Entscheidung gekommen, das Gottesurteil müsse so gedeutet werden, dass alle drei Angeklagten gleich schuldig seien und alle drei durch den Strick hingerichtet werden sollten.

      Sie, Marit, war anwesend gewesen, als das Urteil vollstreckt wurde, damit die Männer, die sie liebte, wussten, dass es noch einen Menschen gab, der an sie glaubte und um sie trauerte. Aber deswegen hätte sie kaum zum Galgenhügel zu gehen brauchen, denn alle Leute waren seit dem letzten Male anderen Sinnes geworden. Alle, die vor der Sperrkette der Soldaten um sie her standen, waren sehr gut gegen sie gewesen. Die Leute hatten die Sache unter sich beraten und waren zu der Überzeugung gekommen, das Gottesurteil hätte so gedeutet werden müssen, dass alle drei Angeklagten unschuldig wären. Der alte General hatte sie alle den höchsten Wurf tun lassen. Das konnte nichts anderes bedeuten, keiner von den dreien habe den Ring genommen.

      Als die drei Männer herausgeführt wurden, war ringsum lautes Wehklagen entstanden. Die Frauen hatten geweint, die Männer hatten mit geballten Fäusten und zusammengebissenen Zähnen dagestanden. Man sagte, das Kirchspiel Bro werde zerstört werden wie einst Jerusalem, weil unschuldigen Männern hier das Leben genommen werde. Die Leute hatten den Verurteilten Trostworte zugerufen und die Büttel verhöhnt. Und viele Flüche hatten den Rittmeister getroffen. Es hieß ja, er sei in Stockholm gewesen, und er sei schuld daran, dass dieses Gottesurteil zum Nachteil der Angeklagten gedeutet worden sei.

      Und diese allgemeine Teilnahme, die bewies, dass alle Leute ihr Vertrauen und ihren Glauben teilten, war es jedenfalls gewesen, die ihr über jenen Tag hinweggeholfen hatte. Und nicht nur über jenen Tag allein, sondern auch die ganze Zeit her bis jetzt. Wenn die Menschen, mit denen sie zusammentraf, sie für die Tochter eines Mörders gehalten hätten, ach, dann hätte sie das Leben nicht ertragen können.

      Paul Eliasson war der Erste gewesen, der den kleinen Bretterboden unter dem Galgen betreten hatte. Er hatte sich erst auf die Knie geworfen und zu Gott gebetet, dann hatte er sich an den neben ihm stehenden Geistlichen gewendet und eine Bitte an ihn gerichtet.

      Dann hatte Marit gesehen, wie der Geistliche ihm die Mütze vom Kopf nahm, und als alles vorüber war, hatte er Marit die Mütze als letzten Gruß von Paul übergeben und dabei gesagt, Paul sende sie ihr als Zeichen, dass er in seinem letzten Stündchen an sie gedacht habe.

      Sollte sie nun jemals glauben können, Paul hätte ihr die Mütze zum Andenken geschickt, wenn er gewusst hätte, dass gestohlenes Gut sich darin befände? Woher konnte nur Paul diese Mütze gehabt haben? Nein, wenn irgendetwas auf Erden gewiss war, dann auch das, dass er nicht gewusst, was in der Mütze verborgen war, nämlich der Ring, der am Finger eines toten Mannes gesteckt hatte.

      Marit Erikstochter beugte sich hastig vor, sah die Mütze genau an und betrachtete eifrig das Muster. »Woher kann Paul die Mütze gehabt haben?«, dachte sie. »Paul liebte solchen Putz sehr. Er freute sich nie, wenn wir graue Kleider für ihn webten. Er wollte immer Farben hineingewoben haben. Und seine Mützen sollten womöglich rot sein, mit einer großen Troddel daran. Diese hier hat ihm sicherlich gut gefallen.«

      Sie legte die Mütze nieder, lehnte sich an das Treppengeländer zurück und schaute hinein in das Vergangene. An jenem Morgen, als Ingilbert zu Tode erschreckt worden war, hatte sie sich auch im Wald befunden. Sie sah, wie Paul zusammen mit ihrem Vater und ihrem Oheim über die Leiche gebückt stand. Dann hatten die beiden Alten bestimmt, Ingilbert solle ins Dorf hinunter getragen werden, und sie waren zwischen die Bäume gegangen, um Zweige für die Bahre abzuhauen. Paul hatte einen Augenblick gezögert, um Ingilberts Mütze näher zu betrachten. Sie stach ihm so in die Augen, weil sie mit blauem, rotem und weißem Garn in den verschiedensten Mustern gestrickt war, und da hatte er dem Verlangen nicht widerstehen können. Er hatte nichts Böses damit gemeint, hatte sie vielleicht nur für ein Weilchen behalten wollen. Seine eigene Mütze, die er Ingilbert hinlegte, war sicher ebenso gut gewesen, nur nicht so vielfarbig und nicht so kunstfertig gestrickt.

      Ingilbert aber hatte den Ring in die Mütze hineingenäht, ehe er von daheim fortging. Er hatte vielleicht gedacht, er könne verfolgt werden, und deshalb den Ring recht gut zu verstecken gesucht. Und als er dann zu Boden gestürzt war, wie sollte da jemand auf den Gedanken kommen, den Ring in der Mütze zu suchen! Paul Eliasson weniger als irgendein anderer.

      So musste also alles zugegangen sein. Marit hätte darauf schwören können; man kann aber doch seiner Sache nie sicher genug sein.

      Sie legte nun den Ring in die Truhe, und mit der Mütze in der Hand ging sie in den Stall, um mit der Stallmagd zu reden. »Komm heraus ans Tageslicht, Märta!«, rief sie in den dunklen Viehstall hinein, »und hilf mir bei einem Muster, das ich nicht herausbringen kann.«

      Als die Stallmagd sich zeigte, reichte sie ihr die Mütze. »Ich weiß, du bist recht geschickt im Stricken, Märta«, begann sie, »und ich möchte gern diese Felder abstricken, komme aber nicht ganz zurecht damit. Du bist in dieser Kunst besser bewandert als ich.«

      Die Stallmagd nahm die Mütze und warf einen Blick darauf; dann sah sie ganz betroffen aus. Sie trat aus dem Schatten der Stallmauer heraus und betrachtete die Mütze noch genauer.

      »Woher hast du sie?«, fragte sie Marit.

      »Sie hat seit vielen Jahren in meiner Truhe gelegen«, antwortete Marit. »Warum fragst du danach?«

      »Weil ich diese Mütze meinem Bruder Ingilbert im letzten Sommer, wo er lebte, gestrickt habe«, sagte die Stallmagd. »Ich habe sie seit jenem Morgen, wo er von zu Hause wegging, nicht mehr gesehen«, fuhr sie fort. »Wie kann sie denn jetzt hier sein?«

      »Sie ist ihm

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