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habe ich keine weiteren Fragen.« Er erhob sich. Um jedoch ein wenig Autorität anklingen zu lassen, fügte er bestimmend hinzu: »Bitte halten Sie sich in den nächsten Tagen zu meiner Verfügung!«

      Als Stefanie als Letzte an ihm vorbei nach draußen ging, sagte sie kokett: »Tschüss, Herr Inspektor.«

      Paul hüstelte. »Auf Wiedersehen, junge Frau.«

      »Ich werde meiner Mutter gut zureden.«

      »Weswegen?«

      »Na, wegen Ihres Buches.«

      »Müssen Sie nicht. War sowieso eine Schnapsidee.«

      »Ich kenne da eine Autorin, die wird uns dabei helfen. Warten Sie’s ab, wir zwei Hübschen machen noch einen Bestseller daraus!«

      Paul blickte ihr mit steinerner Miene hinterher. Dumme Nuss!

      Als die Familie endlich mitsamt der unmöglichen Frau Klampfl fort war, bat er den Kollegen Felix Vielnascher in sein Zimmer. »Such mir die Telefonnummer vom Sohn des toten Wallner und finde etwas über den Tierschützer aus der Kirchgasse 98 raus. Wo er arbeitet und ob gegen ihn etwas vorliegt.«

      »Die Maja ist schon dran«, grinste Felix Vielnascher. Felix, ein Kleiderschrank von Mann mit einem weinseligen Gesicht, war schon über vierzig, aber weiter als bis zum gewöhnlichen Polizeibeamten hatte er es nicht gebracht. Mehr wollte er auch gar nicht. In Keltenberg konnte er eine ruhige Kugel schieben, hatte viel Freizeit, und das war ihm wichtiger. Anders die Kollegin Maja Fröschl. Sie besaß Ehrgeiz und wollte Paul Junghans, sollte er den Sprung nach Wien schaffen, einmal beerben.

      »Habt ihr gelauscht?«, fragte Paul stirnrunzelnd.

      »Im Gegenteil, wir brauchten Ohropax.«

      Paul grinste. »Wenn ihr schon dran seid, recherchiert auch den Namen Charles Manson.«

      »Der Massenmörder aus Hollywood?«, fragte Felix und machte große Kulleraugen.

      »Der doch nicht, der ist ja längst gestorben! Einer, der in Wien lebt und so heißt oder sich so nennt.«

      »Geht klar, Chef!« Felix zwängte sich durch die Tür.

      »Noch etwas!«, rief Paul ihm hinterher. »Findet raus, ob er was mit Scientology zu tun hat.«

      Felix kratzte sich am Kopf. »Mit dieser ominösen Sekte?«

      »Ja.«

      Paul blickte auf die Uhr. Es war Viertel nach sieben, Zeit für die Nachrichten. Was sollte er auch sonst tun in diesem verschlafenen Nest? Es lag wunderschön mitten im Wienerwald mit hunderten Kilometern Wanderwegen und vielen Sehenswürdigkeiten, die er alle kannte. In Wien würde er nach Dienstschluss ausgehen und sich amüsieren. Hier blieb ihm nur das Bett, und auch das war meistens leer! Er musste unbedingt und zügig den Mörder des alten Wallner fassen, um seiner Karriere auf die Sprünge zu helfen.

      Besuch von Herrn Fingerlos

      Nach nur wenigen Tagen bei den Burkhardts hatte sich Gertrud schon wunderbar eingelebt und zählte sich nach eigener Einschätzung bereits zur Familie. Niemand widersprach, denn keiner wagte es, sie zu kränken, geschweige denn zu kritisieren. Aber seit sie hier arbeitete, schwebte ständig eine auffällige Duftkomposition aus Meister Proper und WC-Ente über dem Haus.

      Ihre Rosinenaugen leuchteten auf wie zwei Glühwürmchen, sobald sie ein dreistes Staubkorn erspähten. Dann wurde ihr Blick geradezu wild, um nicht zu sagen, rasend vor Leidenschaft. So ein kleines Staubkorn konnte bewirken, dass ihre Finger wie ein Torpedo in ihren geblümten Kittel glitten, wo stets ein Putzlappen auf Einsatz wartete, und damit zustießen, wie ein Nest voller Klapperschlangen.

      Die Familie Burkhardt empfand diesen Putzfimmel als eher belastend, aber niemand sagte etwas, denn abgesehen von diesem kleinen Dachschaden, den sie offenbar hatte, war sie eine Perle. Sie nahm Carla so viel Arbeit wie möglich ab, und bald schon konnte sich Carla ein Leben ohne Gertrud gar nicht mehr vorstellen.

      Nur einmal hatte Gertrud sie richtig verärgert. Da ihre Perle stets lauernd durch ihr bisheriges Leben spaziert war, nämlich lauernd auf alles, was nicht bei drei auf dem Baum war und sich Dreck schimpfte, machte sie leider auch vor Zimmerpflanzen nicht halt. Als Carla eines schönen Tages in der Küche stand, hatte Gertrud sie um eine Schere gebeten. Erst als Carla ihren Sohn aufschreien hörte und aus der Küche stürzte, erblickte sie, was Gertrud angerichtet hatte. Eine, ihr namentlich noch immer nicht bekannte exotische Pflanze, auf deren Blütenpracht sie seit Jahren gehofft hatte und diesen Herbst das erste Mal in all ihrem Flor den Wintergarten zierte, stand zerrupft und nackt vor ihr.

      Stumm vor Schreck wandte sie sich an Gertrud, die gerade dabei war, diverse Stuhlbeine derart energisch zu wischen, als hätte sie mit ihnen eine persönliche Rechnung offen. Carla streckte einen zitternden Finger in Richtung verstümmelter Pflanze aus und stammelte: »Warum haben Sie das gemacht, Gertrud?«

      Gertrud blickte kurz hoch und widmete sich wieder ihrer Arbeit. »Was?«

      »Na das hier! Wo sind die schönen Blüten? Jahrelang hab ich mich darauf gefreut und jetzt …« Fast hätte Carla angefangen zu weinen.

      »Dieser Mist verwelkt, und dann? Dann liegt der ganze Dreck auf dem Boden. Und wer muss ihn wegmachen? Ich!«

      »Aber … haben Sie denn gar keinen Sinn für das Schöne?«, wagte Carla zu protestieren.

      »Pflanzen gehören in den Garten, und der liegt nicht in meinem Zuständigkeitsbereich«, ließ Gertrud sie wissen.

      Als es schließlich dem letzten Stuhlbein an den Kragen gegangen war, richtete sie sich schnaufend auf und betrachtete zufrieden ihr Werk. Sie stemmte die Hände in die Hüften und bemerkte: »Ich glaube, diese Stellen hat schon seit Jahren keiner mehr geputzt.«

      Carla errötete. Das stimmte zwar, aber die Stuhlbeine hatten noch niemanden wirklich interessiert. Sie blickte ihrem Sohn nach, der sich augenverdrehend in sein Zimmer verzog, und reagierte sich durch mehrmaliges Seufzen ab. Während sie noch seufzte, läutete es draußen an der Tür.

      Gertrud war als Erste dort. »Na endlich!« Sie drehte sich zu Carla um, die nachgekommen war und sie fragend anblickte.

      »Das ist Herr Fingerlos!«, stellte Gertrud vor. »Der Herr Pro-ku-ra-tor

      »Einen wunderschönen guten Tag, gnädige Frau!« Herr Fingerlos streckte Carla seine Hand entgegen, die sie automatisch schüttelte.

      »Herr Fingerlos repräsentiert die Firma Clean Star und wird uns heute sein neuestes Produkt vorführen. Stimmt‘s?« Gertrud blickte ihn direkt verliebt an.

      Herr Fingerlos schenkte Carla ein professionelles Lächeln. »Es ist mir eine Ehre, gnädige Frau, Ihnen unseren Bestseller ganz unverbindlich vorzuführen. Wenn es Ihnen recht ist, hole ich unser bestes Stück aus dem Wagen.«

      Carla stand nur stumm und verwirrt da und nickte ganz gegen ihren Willen. Während der Mann zum Wagen ging, fragte sie Gertrud: »Was für ein Produkt meint er? Und wer hat ihn überhaupt herbestellt?«

      »Das war meine Wenigkeit!«, flötete Gertrud. »Ich schwöre Ihnen, Frau Carla, Sie werden Augen machen.«

      »Aber wie …?«

      Dann war Herr Fingerlos auch schon wieder zurück und schleppte sich mit einem Gerät ab, das Carla verdächtig an einen Staubsauger erinnerte. »Ist das ein Staubsauger?«, fragte sie.

      Bei dem Wort Staubsauger blickte Herr Fingerlos geradezu gekränkt. »Nein, gnädige Frau, das ist ein multifunktionales Wunder. Das Edelste, was es zurzeit auf dem Markt gibt!«

      »Falls dieses Wunder auch einen Staubsauger beinhaltet, ich habe schon einen …«

      »Sofort entsorgen, gnädige Frau! Wenn Sie erst unser Multitalent der Marke Power Star in Action gesehen haben, wollen und brauchen Sie nichts anderes mehr.«

      »Aber …«

      »Es

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