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her marschierte. Als er Dr. Daniel sah, blieb er so abrupt stehen, als wäre er gegen eine Mauer gerannt.

      »Gute Nachrichten«, eröffnete ihm der Arzt sofort. »Ihre Frau hat den Eingriff nach anfänglichen Komplikationen gut überstanden.« Dabei verschwieg er, wie schlimm es für Mona schon ausgesehen hatte. Es wäre unsinnig gewesen, Bernd nachträglich noch Angst einzujagen. »Ihre Babys sind ebenfalls gesund.« Er nahm Bernd am Arm und begleitete ihn zur Frühgeborenen-Intensivstation. »Ihre Frau wird zur Sicherheit noch für ein paar Stunden auf die Intensivstation gebracht. Bis sie zum ersten Mal aufwacht, können Sie schon Ihre Kinder begrüßen.«

      Bernd brachte vor Erleichterung kein Wort hervor, doch als er vor den Brutkästen stand, erschrak er.

      »Meine Güte, die sind ja so winzig«, brachte er hervor, dann sah er Dr. Daniel angstvoll an. »Geht es ihnen auch wirklich gut?«

      Dr. Daniel nickte beruhigend. »Sie sind noch sehr klein, aber ansonsten gut entwickelt. Sie können ohne Hilfe atmen, und in ein paar Wochen werden sie sich kaum noch von anderen Babys ihres Alters unterscheiden. Sicherheitshalber werden wir sie in den nächsten Tagen noch im Brutkasten behalten. Das kleine Mädchen braucht vielleicht sogar ein paar Wochen, weil es nach der Geburt gewisse Probleme hatte. Deshalb sollte auch gerade sie viele Streicheleinheiten bekommen, um das aufzuholen, was sie im Mutterleib anscheinend versäumt hat.« Er lächelte Bernd an. »Nun sollten wir aber auch die frischgebackene Mami nicht mehr länger warten lassen.«

      Zusammen schoben sie die drei Brutkästen zur Intensivstation, wo Mona eben im Begriff war, aus der Narkose zu erwachen. Als sie die Augen aufschlug, fiel ihr erster Blick auf die drei Babys. Mit großer Mühe gelang es ihr, eine Hand auszustrecken.

      »Sie sind… so klein«, flüsterte sie mit heiserer Stimme.

      »Das ist bei Drillingen nun mal nicht ungewöhnlich«, meinte Dr. Daniel mit einem beruhigenden Lächeln. »Sie haben drei gesunde Kinder zur Welt gebracht, Mona. Die beiden Jungs sind ein bißchen kräftiger als das Mädchen, aber um die Kleine werden wir uns ganz intensiv kümmern, damit sie gegen ihre Brüder bestehen kann.«

      Ein glückliches Lächeln huschte über Monas Gesicht, dann schlief sie unter den Nachwirkungen der Narkose wieder ein.

      »Darf ich noch ein bißchen hierbleiben?« fragte Bernd etwas zaghaft.

      »Ich bin sicher, daß Dr. Sommer nichts dagegen haben wird«, meinte Dr. Daniel.

      »Natürlich nicht«, bekräftigte der Chefarzt, der seine Worte gehört hatte. »Eine frischgebackene Familie muß zusammen sein. Die Babys dürfen Sie auch noch ein Weilchen bei sich behalten.«

      Dr. Daniel und Dr. Sommer gingen hinaus, während sich Dr. Senge unauffällig im Hintergrund hielt, um im Notfall gleich zur Stelle zu sein, obgleich jetzt keine Komplikationen mehr zu erwarten waren. Aber in der Sommer-Klinik ging man grundsätzlich kein Risiko ein.

      »Was wirst du jetzt tun?« wollte Dr. Sommer wissen.

      Mit einem tiefen Seufzer lehnte sich Dr. Daniel gegen die Wand. »Heimfahren und mich unter Manons Fürsorge von der anstrengenden Operation erholen.«

      Dr. Sommer grinste. »Du hast ja unverschämtes Glück, daß du eine so treusorgende Ehefrau daheim hast.«

      »Weiß ich«, stimmte Dr. Daniel zu, verabschiedete sich sehr herzlich von seinem Freund und sah dann noch einmal nach Mona und Bernd.

      Die junge Frau schlief, aber Bernd blickte mit einem glücklichen Lächeln zurück.

      »Bestellen Sie Mona schöne Grüße von mir. Ich werde sie in den nächsten Tagen noch einmal aufsuchen«, meinte Dr. Daniel, dann verließ er die Sommer-Klinik endgültig.

      Die halbstündige Fahrt nach Hause war für ihn heute anstrengender als er es sonst empfand. Die Operation, die Angst um Mona und die Drillinge… all das hatte an seinen Kräften gezehrt. Im Moment konnte ihn wirklich nur der Gedanke an seine warmherzige Frau aufmuntern, doch als er seinen Wagen in die Garage fuhr, sah er, daß in der Praxis noch Licht brannte.

      Mit langsamen Bewegungen schloß er die schwere, eichene Haustür auf und betrat die Praxis, wo nicht nur er als Gynäkologe tätig war, sondern auch seine Frau Manon als Allgemeinmedizinerin arbeitete. Normalerweise tat sie das vormittags, während der Nachmittag ihrem sechsjährigen Adoptivtöchterchen Tessa gehörte, doch seit gestern war die Kleine mit Dr. Daniels Sohn Stefan und dessen Freundin Darinka auf Sardinien, um Monsignore Antonelli zu besuchen, bei dem Tessa die ersten fünf Lebensjahre verbracht hatte.

      Nach kurzem Anklopfen betrat Dr. Daniel das Sprechzimmer seiner Frau. Manon blickte hastig von ihrer Schreibarbeit auf.

      »Du bist schon hier?« fragte sie überrascht.

      Dr. Daniel nickte, dann ließ er sich mit einem tiefen Seufzer auf einen der beiden Sessel fallen, die Manons Schreibtisch gegenüberstanden.

      »Ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir«, gestand Dr. Daniel. »Dazu eine schwierige Operation und…« Bittend sah er Manon an. »Ich sehne mich nach ein paar Streicheleinheiten.«

      Bedauernd schüttelte Manon den Kopf. »Tut mir leid, Robert, ich kann hier im Moment noch nicht Schluß machen. Ich habe in der Zeit, in der Tessa weg ist, eine Menge aufzuarbeiten. Das wirst du sicher verstehen.«

      Dr. Daniel nickte zwar, aber in Wirklichkeit verstand er es nicht. Es kam nicht oft vor, daß er so direkt um ein bißchen Fürsorge bat, und gerade heute hätte er Manons Nähe ganz dringend gebraucht.

      »Du siehst erschöpft aus, Robert«, stellte Manon fest und legte für einen Moment ihre Hand auf seinen Arm. »Geh nach oben und leg dich hin. Ich komme, sobald ich hier fertig bin.«

      Dr. Daniel erhob sich ungewöhnlich schwerfällig.

      »Arbeite nur nicht mehr zu lange«, bat er leise, dann verließ er Manons Sprechzimmer. Auf dem Flur blieb er sekundenlang stehen. Warum war Manon heute so distanziert gewesen? Lag es an der Arbeit und steuerten sie auf eine Krise zu? Aber weshalb? Es hatte keinen Streit zwischen ihnen gegeben… nicht einmal eine kleine Meinungsverschiedenheit. Noch heute früh war alles wie immer gewesen.

      »Wahrscheinlich vermißt sie Tessa«, murmelte sich Dr. Daniel zu. Er hatte ja auch schon nach diesem einen Tag Sehnsucht nach seinem quirligen Adoptivtöchterchen, das ihm längst wie ein eigenes Kind ans Herz gewachsen war. Ohne Tessa wirkte die ganze Villa wie ausgestorben.

      Müde ließ sich Dr. Daniel auf das Sofa fallen und sah blicklos vor sich hin. Seine ältere, verwitwete Schwester Irene, die ihnen hier den Haushalt führte, hatte die Gelegenheit, daß es durch Tessas Abreise für eine Weile ruhiger war, beim Schopf gepackt und war für ein paar Tage in ihre Heimatstadt Kiel gefahren. Im Gegensatz zu Dr. Daniel, der ursprünglich ja auch aus Schleswig-Holstein stammte, sich mittlerweile hier in Bayern aber ganz zu Hause fühlte, ergriff Irene immer wieder mal das Heimweh.

      Dr. Daniel war somit völlig allein. Er ging in die Küche und schenkte sich ein Bier ein, doch es vermochte ihn nicht zu entspannen. Schließlich ließ er das halbgeleerte Glas stehen und legte sich ins Bett. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis Manon heraufkommen würde, doch irgendwann schlief er erschöpft ein. Als er am nächsten Morgen erwachte, lag er allein im Bett. Manon war anscheinend schon wieder in der Praxis unten.

      Mit einem tiefen Seufzer stand Dr. Daniel auf und ging unter die Dusche. Zum ersten Mal während seiner zweiten Ehe fühlte er sich einsam und unglücklich.

      *

      Die Luft im Auto war heiß und stickig.

      »Mama, wie lange müssen wir noch fahren?« wollte die vierzehnjährige Pamela genervt wissen.

      »Bis wir am Ziel sind«, antwortete Rebecca Horn im üblichen lieblosen Ton.

      Pamela tauschte einen Blick mit ihrem zwei Jahre älteren Bruder, doch sie wußte, daß Perry schweigen würde. Er hatte vor seiner übermäßig strengen Mutter noch sehr viel mehr Angst als Pamela.

      Rebecca bog in einen staubigen Weg ein, der die Luft im Auto nicht unbedingt verbesserte,

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