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mit den Rokolofoken? Was habt ihr über die Eigenschaften herausgefunden, die ein Wesen aufweisen muss, damit wir es zum Kompanten machen können?«

      Zegeff knackte nervös mit den Knochenplatten. »Das ist es ja gerade: Bislang konnten wir den entscheidenden Faktor nicht isolieren, der ausschlaggebend dafür ist, ob die Prozedur gelingt oder tödlich endet.«

      Fast zärtlich strich sie mit dem knöchernen Finger über den Zylinder, in dem der Roboter eine weitere Nadel in den Körper des Rokolofoken trieb. »Einige Kompanten, die wir erschaffen haben, arbeiten perfekt. Andere erweisen sich erst nach Wochen als Fehlzüchtungen. Die Anzahl der Fehlversuche bleibt ungefähr konstant, egal mit welcher Spezies wir arbeiten und welchen Intelligenzgrad diese hat. Auch, ob wir ausgewachsene Wesen verwenden oder Kinder, scheint keine Rolle zu spielen.«

      Kinder! Sie machten Experimente mit Kindern! Anchi musste sich zusammenreißen, die Kolonnen-Anatomin nicht zu erwürgen, die Tanks zu zerschlagen und alle Gefangenen freizulassen. Danton dagegen schien das alles nicht zu berühren. War er es nicht gewesen, der einst die Kinder der SOL einem ungewissen Schicksal preisgegeben hatte?

      Das Knochenwesen sprach in widerlich neutralem Tonfall weiter. »Wir sind Wissenschaftler, und wir können nur präzise Ergebnisse liefern, wenn wir eine ausreichend große Zahl von Belegen zur Verfügung haben. Die Zahl der gelungenen Schöpfungen ist noch zu gering, um daraus eine Regel abzuleiten. Aber keine Sorge: Je mehr wir experimentieren, desto näher kommen wir einer Lösung. Und dann werden wir nicht nur ein Dutzend Kompanten schaffen, sondern Hunderte. Unsere Einheiten sind unentwegt in Yahouna unterwegs, um mehr Gen-Material heranzuschaffen. Aus dem da wird nichts!«

      Sie klopfte mit dem Finger auf den Glaszylinder.

      Das Embryowesen hatte die Augen geschlossen und trieb leblos im Tank.

      Der Roboter verstand den Wink der Kolonnen-Anatomin, zog seine wertvollen Nadeln aus dem leblosen Körper zurück und begann damit, die Versorgungsflüssigkeit abzupumpen. Der Körper des Wesens fiel plump zu Boden.

      Ungerührt fuhr Danton mit dem Verhör der Kolonnen-Anatomin fort. »Ist aktuell ein Kompant an Bord?«

      »Kein fertiger«, gestand Zegeff mit sichtlichem Widerwillen. »Es gibt einen weit fortgeschrittenen Kandidaten, der bisher auf alle Tests positiv reagiert hat. Und er lebt noch! Wir glauben, dass er die kritische Phase überstanden hat, haben ihn isoliert und in einen Heilschlaf versetzt. Er wird in den nächsten Tagen zu Bewusstsein kommen.«

      Wie fürsorglich!, dachte Anchi hasserfüllt.

      »Den wollen wir ...«

      Dantons Befehl wurde unterbrochen, als ein gongähnliches Signal aus Zegeffs Funkarmband klang.

      »Priorität!«, erklärte sie zu Dantons Missfallen. Nach ein paar geflüsterten Worten wandte sie sich an ihn: »Es wird dich freuen zu hören, dass du deine nächsten Fragen direkt an den Hoch-Medokogh richten kannst. Krefferk kehrt in diesem Moment an Bord der GRAGRYLO zurück. Du willst sicher mit ihm persönlich sprechen!«

      Danton zögerte. Was hatte er vor? Krefferk, der Kommandant der Skapalm-Bark, wäre vermutlich sofort in der Lage, die Solaner mit ihren angeblichen Überrangvollmachten als Hochstapler zu enttarnen. Er brauchte nur Rücksprache mit Haldukass zu halten, um sie als die Wesen zu identifizieren, die ein fengolyonisches Schiff gestohlen und sich als Hyperphysiker an Bord des Dunkelzentrums geschlichen hatten.

      Wie konnten sie von diesem grauenhaften Ort entkommen? Was würde mit den erbarmungswürdigen Lebewesen in den Tanks geschehen?

      »Gewiss«, antwortete Danton mit gepresster Stimme. Zu aller Überraschung fügte er hinzu: »Ich werde Krefferk in der Zentrale erwarten!«

      Damit drehte er sich um und ließ die Kolonnen-Anatomin einfach stehen.

      Die Solaner folgten ihm verblüfft.

      *

      Danton schritt schnell aus. Hinter ihm eilten die Solaner durch die gewölbten Gänge der Skapalm-Bark. Ihr Ziel war die Hauptzentrale, die sich im exakten Zentrum des Achteckschiffs befand.

      Die Gänge waren nur schwach beleuchtet, und das Ricodin verwirrte die Sinne, sobald Anchi seinen Blick zu lange darauf richtete. Aber das war ihm egal. Zu froh war er, Zegeffs Horror-Kabinett entkommen zu sein. Er bedauerte nur, dass sie damit all die bemitleidenswerten Geschöpfe in den Tanks im Stich ließen.

      »Als Nächstes wird Folgendes passieren«, informierte Danton sein Team. »Wir werden die Skapalm-Bark kapern und entführen!« Er sagte das spröde und ohne besonderen Nachdruck, gerade so, als sei es die Einladung zu einem kleinen Picknick im Park am Nachmittag.

      Matabiau und Crompton, die während der ganzen Führung durch das Gen-Kabinett nichts gesagt hatten, stießen hörbar die Luft aus.

      »Wir sind nur leicht bewaffnet«, erinnerte Crompton. »Und gegen uns stehen ... wie groß ist doch gleich die Besatzung einer Skapalm-Bark?«

      »Zwei- bis zweieinhalbtausend Mediziner, Genetiker und Wissenschaftler«, vermeldete Matabiau alarmiert. »Dazu kommen die Ganschkaren-Techniker und die Roboter.«

      »Ist euch nicht aufgefallen, wie dünn besetzt diese Bark ist?«, entgegnete Danton unbeirrt. »Ich schätze die Besatzungsstärke auf höchstens achthundert.«

      Noch immer hetzten sie durch die Gänge.

      »Wir vier gegen achthundert ...«, keuchte Matabiau. »Ist das dein Ernst?«

      Abrupt blieb Danton stehen, sodass sein Erster Offizier fast gegen ihn geprallt wäre. Auch die anderen stoppten.

      Danton antwortete eindringlich und mit ernster Stimme: »In dieser Bark werden schätzungsweise zwanzigtausend intelligente, fühlende Wesen gefangen gehalten. Sie werden grauenhaften Experimenten unterzogen, sie leiden, und sie werden sterben, wenn wir nichts für sie tun. Das werden wir auf keinen Fall zulassen! Weder dass sie sterben, noch dass sie weiter gequält werden! Wir sind nur vier Menschen und können nicht die ganze Terminale Kolonne TRAITOR niederringen. Aber wir sind in dieser Bark. Und wir werden der Kolonne nicht erlauben, noch einmal Hand an eine einzige der Kreaturen dort in den Tanks zu legen!«

      Anchi stockte der Atem. Das also war es, was Danton wirklich gedacht hatte, als er der Anatomin den gefühllosen Kolonnen-Inspekteur vorgespielt hatte. Er hatte das nur getan, damit sie am Leben blieben, und so verdammt gut, dass sogar Anchi es ihm abgekauft hatte.

      Danton blieb an einer Art Depot stehen, einem mannshohen quaderförmigen Schrank, von denen Anchi schon einige in regelmäßigen Abständen über das Schiff verteilt gesehen hatte. Danton öffnete eine holografische Schaltfläche und gab eine Kennung ein.

      »Ich habe schon einmal eine Skapalm-Bark erobert«, sagte er hektisch. »Zugegeben, mit ein wenig Hilfe der Mikro-Bestien, die ich vorher befreit hatte. Aber es muss auch so gehen. Schließlich habe ich ein paar Erfahrungen mit Kolonnen-Einheiten. Ich verfüge immer noch über Dantyrens Kennung, den persönlichen Überrangcode eines Dualen Kapitäns. Der gilt in allen Universen, in denen TRAITOR operiert, und verschwindet nicht so leicht aus dem System. Und was unsere fehlende Bewaffnung angeht, seht her ...«

      Geräuschlos schwangen die Türen des Schrankes zur Seite. Dahinter waren an Wandhalterungen die Kolonnen-Ausführungen von Impulsstrahlern, Desintegratoren, Thermostrahlern und Paralysatoren der unterschiedlichsten Größen aufgehängt.

      Matabiau und Crompton bedienten sich prompt. Jeder griff nach mehreren der Kolonnen-Waffen, checkte ihre Funktion und verstaute sie sorgfältig an ihren SERUNS.

      Anchi griff ebenfalls nach einer Impulswaffe und wiegte sie in der Hand.

      Nun zogen sie also in den Krieg. Vier Menschen gegen eine ganze TRAITOR-Einheit.

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