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und einen sich bewegenden Haarschopf auf dem Kissen erkennen. Erleichtert huschte sie zur Tür und blieb nur kurz stehen, um das Licht auszuschalten. Ein di’Taykaner hielt »Noch eine Nummer vor dem Frühstück?« für einen adäquaten Ersatz für »Guten Morgen.« Doch sie hatte keine Zeit und war ganz froh, dass ihre Willenskraft nicht auf die Probe gestellt wurde.

      Draußen auf dem Gang vertrieb der vertraute »Irgendwo-ist-hier-ein-Leck«-Geruch der wiederaufbereiteten Luft der Station den restlichen Pheromonnebel aus ihrem Schädel.

      *0547*, verkündete ihr Implantat auf Nachfrage. Dreizehn Minuten, bis ihre Freiheit endete und ihr Bildschirm wieder zu blinken begann. Dreizehn Minuten, um einen Teil der Station zu erreichen, bei dem die Diensthabenden nicht auf dumme Gedanken kommen würden.

      »Ich hätte den Wecker auf fünf stellen sollen. Was habe ich mir dabei nur gedacht?«, murmelte sie, sprang in den Vertikalschacht – der zum Glück um diese Zeit leer war – und bewegte sich im freien Fall zwei Ebenen nach unten. Dort schnappte sie sich einen Handgriff und schwang sich in die Schleusenebene. Eigentlich war die Antwort kinderleicht. Sie hatte gedacht, sie müsse das Blutbad und die Erinnerung an die, die sie bei der langsamen Rückkehr zur Station auf ein Schiff verloren hatten, das eine Schlacht gewonnen, aber beinahe sein eigenes kleines Teilstück des Krieges verloren hatte, aus dem Kopf bekommen. Genau wie die Nachrichten, die sie an Familienangehörige und Freunde versandt hatte, und die neuen Gesichter, die ewig neuen Gesichter, die bald eintreffen würden, um die zu ersetzen, die sie verloren hatten.

      Sie hatte Vergessen gesucht und gefunden. Für eine Weile.

      Er würde sich nicht benutzt fühlen. Sie vermutete, dass di’Taykaners dazu gar nicht in der Lage waren.

      In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit war es gut, dass sich die Gästequartiere der Station auf derselben Seite des Kerns befanden wie die Kaserne. Ein weiterer Vertikalschacht, eine weitere Schleuse, und sie war im Uffz-Bereich. *0600.*

      Staff Sergeant Torin Kerr machte sich auf den Weg zu ihrem eigenen Quartier und ließ dabei ihr Implantat die Berichte der zurückliegenden Nacht auf die Namen überprüfen, die sie auf ihre Überwachungsliste gesetzt hatte. Offenbar war niemand davon gestorben oder verhaftet worden.

      In ihrer Abwesenheit war nicht alles in seine Bestandteile zerfallen.

      Es war nichts Schlimmes passiert, und sie würde diesen di’Taykaner ja nie wieder sehen ...

      Um 0758 hatte Torin geduscht, sich umgezogen und näherte sich mit ihrem Tablet der Tür des Captains, wobei sie darüber nachgrübelte, warum er wohl ihre morgendliche Besprechung eine Stunde vorverlegt hatte. Als dienstälteste überlebende Uffz war sie sein amtierender First Sergeant gewesen, seit die schwer mitgenommenen Überreste der Sh’quo-Kompanie wieder auf der Station eingetroffen waren. Dabei würde es zweifellos nicht bleiben, aber das Bataillons-HQ würde wohl kaum vor den Rekruten, die erforderlich waren, um die Kompanie wieder auf Sollstärke zu bringen, einen neuen First Sergeant schicken – aber möglich war alles, wie sie nach kurzem Nachdenken einräumte. Das Bataillons-HQ hatte in der Vergangenheit schon mehrfach einen Führungsstil bewiesen, den man mit Fug und Recht als einzigartig bezeichnen konnte.

      Es war auch möglich, dass man sie beförderte und der Captain es ihr rechtzeitig sagen musste, damit sie das 1000-Shuttle noch erwischte. Im Krieg wurde man schnell zum Sergeant, doch danach kam man langsamer voran, und es hieß, bis ein Landser seinen dritten Winkelstreifen bekam, hatte er gelernt, sich zu ducken. Doch da die Kompanie ihren First Sergeant verloren hatte, würde ein First nachrücken, und damit würde Platz für sie werden.

      Sie hätte lieber First Sergeant Chigma zurückgehabt. Die wenigen Krai, die zu den Marines gehen, entschieden sich in der Regel für Panzerzüge oder die Luftunterstützung – ihre Füße waren für die Infanterie einfach nicht geeignet –, weswegen die wenigen, die sich nicht nur entschieden, Landser zu werden, sondern auch Karriere machten, nicht nur im Wortsinne große Fußstapfen hinterließen. Doch leider hatte Chigma bei ihrer letzten Außenmission mit dem falschen Ende einer feindlichen Schusswaffe Bekanntschaft gemacht ...

      *0759.*

      Vielleicht hatte der Captain um neun einen Termin auf der Krankenstation.

      Positiv denken, ermahnte sie sich und legte die Handfläche auf das Sensorfeld in der Mitte der Tür. Die können uns gar nicht schon wieder losschicken – dazu sind wir gar nicht in der Verfassung.

      Die Anwesenheit eines Zweisternegenerals im Büro des Captains war eine unangenehme Überraschung. Torins Erfahrung nach war es nie gut, wenn Generäle die Befehlskette ignorierten und direkt mit den Sergeants sprachen. Am schlimmsten waren lächelnde Generäle.

      »Sie müssen Staff Sergeant Kerr sein.«

      Sie nickte, als er vortrat. »Sir.«

      »Staff Sergeant, das ist General Morris« Der Regenerationstank um seinen linken Unterschenkel verhinderte, dass der Captain aufstand, aber seine für einen so kleinen Mann überraschend tiefe Stimme reichte, um den General daran zu hindern, sich ihr weiter zu nähern. »Er hat neue Befehle für Sie.«

      »Sagen wir lieber: eine Chance. Aber ich möchte nicht stören.« Er deutete auf das Tablet, das Torin unter dem Arm hatte. »Ich hörte, Sie sind amtierender First. Wir unterhalten uns nach Ihrem Morgenreport.«

      »Sir.« Ihr Gesicht blieb trotz der lächelnden Musterung des Generals ausdruckslos, als sie an den Schreibtisch trat und die relevanten Dateien übertrug. Im Augenblick, wo sie außer Wir-sitzen-doch-alle-im-selben-Boot-Tonfall keinerlei Informationen hatte, wäre sie jede Wette eingegangen, dass General Morris zum einen noch nie in einem Gefecht gewesen war und das zum anderen Captain Rose ihn noch weniger mochte als sie es tat. Dass der Captain zu wissen schien, was hier lief, verstärkte noch ihr Gefühl einer bevorstehenden Katastrophe.

      »Ist Doctorow außer Lebensgefahr?«

      »Er ist um 0300 wieder zu sich gekommen. Ist aufgewacht und wollte wissen, welcher ...« In Anbetracht der Anwesenheit des Generals entschärfte sie das Zitat. » ...Idiot sein Implantat vom Netz genommen hat.«

      »Gute Neuigkeiten.« Nachdem er den Rest des Berichts rasch überflogen hatte, sah der Captain mit hochgezogenen Augenbrauen auf. »Keine Festnahmen?«

      »Offenbar haben sich einige Vakuumjockeys von der Redoute im Haligan’s mit einigen unserer Leute von der Luftunterstützung gestritten, und Wetten auf den Ausgang des Streits abzuschließen erwies sich als angenehme Ablenkung.«

      »Moment mal«, unterbrach der General und hob eine Hand, als wolle er jede weitere Diskussion physisch unterbinden. »Verstehe ich das richtig, Sie haben erwartet, dass Ihre Leute festgenommen werden?«

      Torin und der Captain drehten sich synchron zu ihm um, wobei Torin ihre Haltung leicht veränderte, da sie zwar nicht an die Seite des Captains treten konnte, aber doch deutlich signalisieren wollte, wo sie stand, wenn er antwortete. »Ich bin sicher, wir müssen dem General nicht erzählen, was für eine Außenmission wir hinter uns haben. Nach so etwas gehe ich davon aus, dass meine Leute ein wenig Dampf ablassen müssen.«

      Die dicken Wangen des Generals liefen fast kastanienfarben an. »Sie sind seit sechs Tagen auf dieser Station.«

      »Die Hälfte von uns. Sir.« Wie viele kampferprobte Offiziere hatte Captain Rose sich hochgedient, sich aber die Fähigkeit eines Uffz bewahrt, dieses letzte Sir ganz speziell zu betonen.

      Die beiden Männer sahen einander in die Augen.

      General Morris schaute zuerst weg. »Man sagt, keine andere Kompanie hätte so viele Leute retten können«, gab er zu.

      »Ich habe gute Leute, Sir. Ich habe auch gute Leute verloren.« Diese unaufdringliche Erinnerung ließ Torin dem Captain ins Gesicht sehen. Sie runzelte leicht die Stirn. Er sah müde aus. Seine helle Haut wirkte gräulich und er hatte Ringe unter den Augen. Wären sie allein gewesen, hätte sie gefragt, wie die Regeneration lief. So aber machte sie sich nur eine mentale Notiz, sich so bald wie möglich beim medizinischen Dienst über seinen Gesundheitszustand zu erkundigen. Als amtierender First ging er sie ebenso an wie der Rest der Kompanie.

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