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ist er ständig erkältet und muß sich vor jedem frischen Windzug schützen, und so was soll ich heiraten? Aber, Paps!«

      »Mein liebes Kind, du hast wohl alle Nachteile des jungen Mannes aufgezählt, aber die Vorteile nicht. Denn er ist nicht nur der Sohn eines reichen Vaters, sondern auch der Neffe eines amerikanischen Multimillionärs. Wenn er den erst beerbt hat, fürchte ich, daß die Woirachs dann so ungeheuer viel Geld haben, daß sie die anderen Industriellen glatt an die Wand drücken können.«

      »Aber Bruno ist doch jetzt als Erbe seines Onkels ausgeschaltet«, sagte Gudrun verwundert, und da hob der Vater interessiert den Kopf.

      »Inwiefern?«

      »Sein Onkel hat doch eine Witwe mit drei Kindern geheiratet.«

      »Woher weißt du das?«

      »Von Bruno persönlich. Karola und ich trafen ihn. Moment, wann war das – also ja, wir trafen ihn vor drei Tagen auf dem Parkplatz, wo er in seiner Mordskutsche saß und ein so verdrießliches Gesicht machte, als wären ihm alle Felle weggeschwommen. Nun, Felle waren es gerade nicht, aber die Millionen seines Onkels, wie Brunchen uns voller Empörung verriet. So ein alter Narr, mit sechzig Jahren noch zu heiraten, und dann gleich eine Witwe mit drei Kindern. Wenn er nur wüßte, wie er sich auf die Kabelbotschaft verhalten sollte. Sein Vater wäre verreist, und ­ohne ihn möchte er nichts unternehmen.

      So rieten wir ihm dann, sich mit seinem Vater telegrafisch oder telefonisch in Verbindung zu setzen und ihm die Entscheidung zu überlassen. Über diesen Vorschlag war Brunchen direkt begeistert, bat uns, über diese ›üble Geschichte‹ zu schweigen, und brauste dann wie ein wildgewordener Kohlenkasten ab.«

      »Das ist ja sehr interessant«, dehnte Wiederbach. »Na, so ein alter Gauner.«

      »Warum denn, Paps? Willst du es mir nicht sagen?«

      »Nein, das will ich nicht. Seien wir froh, daß sich der Zufall uns als Freund erwies. Denn ohne die interessante Neuigkeit, die du von Bruno erfuhrst … Na, Schwamm drüber.«

      »Jawohl, Schwamm drüber!« bekräftigte Gudrun. »Ist nun alles wieder klar zwischen uns, Papilein?«

      »Bis auf deine Vorliebe für den Hörgishof. Willst du mir nicht offen sagen, was dich dahin zieht? Denn über dein Zuhause kannst du dich doch wahrlich nicht beklagen.«

      »Das wäre auch undankbar«, gestand sie ehrlich, während sie zum Vater trat, sich auf die Sessellehne setzte und ihren Kopf an den des Mannes schmiegte. »Aber schau mal, Papichen, wir haben doch so gar kein Familienleben. Ständig sind wir unterwegs, betrachten unser Zuhause eigentlich nur als feudales Speiselokal und Nachtquartier. Solange ich nichts anderes kannte, habe ich gewiß nichts entbehrt. Hetzte von einem Vergnügen zum andern und fühlte mich glücklich dabei. Doch seitdem ich die traute Harmonie, die herzliche Familiengemeinschaft im Herrenhause vom Hörgishof kennengelernt habe, läßt sie mich nicht mehr los. Gönne mir doch ein Plätzchen dort.«

      »Meine liebe Gun, hast du eine Ahnung, was alles dir dein Vater gönnt. Und was du von unserem Familienleben sagst, das stimmt schon. Aber sieh mal, mein Kind, ich kann nun mal zu einer trauten Harmonie nichts beitragen. Ich muß ja ständig unterwegs sein, wenn mein Unternehmen florieren soll, denn ins Haus geflogen kommt einem Geschäftsmann wahrlich nichts.

      Und Stella? Die ist nun mal eine mondäne Dame, die kein Verständnis für Familienleben hat. Die müssen wir eben so nehmen, wie sie ist.

      Aber da gibt es doch noch Christine, außerdem hast du Karola als Treugespann. Ist das einem verwöhnten Prinzeßchen immer noch nicht genug, was da um ihre werte Person herumscharwenzelt. Und so was geht nun bei fremden Menschen arbeiten.«

      »Papa, bitte!«

      »Na ja, ist schon gut«, winkte er beschwichtigend ab. »Meines Erachtens ist es nur die Marotte einer übersättigten Tochter aus reichem Hause. Oder ist es mehr?«

      Prüfend sah er sein Kind an, das den Blick offen zurückgab.

      »Nur das frischfröhliche Leben auf dem Hörgishof.«

      »Soso, na schön.«

      Einige Herzschläge lang war es zwischen ihnen still, dann sprach Gudrun zögernd:

      »Du, Paps, ich möchte dir etwas sagen, selbst wenn ich eine Indiskretion damit begehen sollte. Aber dem Vater gegenüber ist das nicht so schlimm, stimmt’s?«

      »Stimmt. Also erleichtere dein Herz.«

      »Ja, das ist nämlich so: kennst du Herrn Doktor Honneck, den Besitzer der Zuckerfabrik näher?«

      »Näher nicht«, entgegnete er langsam, die Tochter dabei erstaunt musternd. »Wenigstens als Mensch nicht. Was soll überhaupt diese Frage, Gun?«

      »Der Mann interessiert sich für Karola.«

      »Ja, aber Kind, kennen die sich denn?«

      »Natürlich.«

      »Na du, so natürlich ist das nicht. In der Gesellschaft haben sie sich jedenfalls nicht kennengelernt, wo denn sonst?«

      »Das erste Mal sahen sie sich im Café Krone«, erstattete Gudrun Bericht über alles bis ins kleinste. Sie tat es so drollig, daß der Vater herzlich lachen mußte.

      »Und du hast dir so ohne weiteres den Korb mit dem Hüh­nerzeug auf den Arm hängen lassen, Gun?«

      »Na, was denn sonst? Du kennst eben die Baronin nicht und kannst nicht wissen, wie charmant sie alles sagt und tut. Dann die Baronesse und die Schwester Honnecks, ach, Paps, solche Damen haben wir in unserer Gesellschaft bestimmt nicht aufzuweisen. Die glauben immer, ihrer Vornehmheit etwas zu vergeben, wenn sie natürlich sind. Und dabei ist es mit der Vornehmheit zumeist gar nicht soweit her, wie bei Familie Hörgisholm. Die Menschen brauchen sich ja gar nicht vornehm zu geben, sie sind es einfach, und so ist auch der Zuschnitt des Hauses.«

      Ganz in Eifer hatte sie sich geredet, und der Vater meinte versonnen:

      »Weiß Gott, Gun, du verstehst es mit deiner lebendigen Schilderung, den Wunsch in mir zu erwecken, das Leben auf dem Hörgishof kennenzulernen. Leider ist das vorerst nicht möglich, weil ich morgen wieder auf längere Zeit verreisen muß. Doch wenn ich zurückkomme, dann lege ich eine längere Pause ein, in der ich dem Hörgishof meinen Besuch abstatten werde. Nun wieder zu Karola zurück. Du meinst, daß sich Herr Doktor Honneck ernstlich für sie interessiert?«

      »Ganz bestimmt, Paps. Du solltest mal sehen, wie seine Augen strahlen, sofern Karlchen auftaucht.«

      »Und dir gilt das nicht?«

      »Ach, woher denn! Er hört und sieht bloß Karola.«

      »Wie ist seine Schwester?«

      »Mal erst Dame. Und dann noch eine vorzügliche Hausfrau, die sich nicht scheut, mal selbst Hand anzulegen.«

      »Sie steht jetzt dem Hause ihres Bruders vor?«

      »Ganz recht. Die Geschwister scheinen sehr aneinander zu hängen.«

      »Hm. Ein gutes Haus soll es ja sein, wie man so hört, und daß der Honneck glänzend dasteht, weiß ich. Ein schneidiger Kerl ist er auch, also wäre er schon etwas für unser Karlchen. Na, zerbrechen wir uns nicht den Kopf. Warten wir der Dinge, die da kommen sollen.

      Nun ab mit dir! Ich habe nämlich noch mancherlei zu erledigen und möchte wenigstens einige Stunden schlafen, bevor die Reise wieder losgeht.«

      »Dann sehen wir uns morgen nicht mehr?«

      »Nein. Wenn ich abfahre, liegst du noch im süßen Schlummer.«

      »Sag mal, Paps, Stella dehnt ihre Reise diesmal aber recht lange aus.«

      »Ja, Kind, dagegen können wir nichts machen. Jeder muß nach seiner Fasson selig werden. Ich weiß mein Haus auch ohne sie gut bestellt, und das ist ja schließlich die Hauptsache. Laß Christine nicht so viel allein hier, das hat sie nicht verdient. Gehab dich wohl, mein Kind, und mach keine Dummheiten.«

      »Keine

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