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klang es zu steif, zu fremd, und man war jetzt doch hier schon zu Hause. Nur Arvid machte da nicht mit, ihm war das zu vertraut. Wohl hatte er das »gnädige« gestrichen, aber das »Fräulein« war geblieben.

      »Gun, passen Sie mal auf«, sprach jetzt die Baronin. »Tun Sie mir den Gefallen und gehen Sie in Begleitung Karolas zur Zuckerfabrik, bringen Sie Frau Diersk eine Glucke mit ihren Küken. Sie wissen ja, daß die Dame eifrig darum bemüht ist, sich eine erstklassige Geflügelzucht zuzulegen. Warum sehen Sie mich so verschmitzt an?«

      »Och, tu’ ich das denn?« fragte der Schelm harmlos, während die Augen blitzten. »Natürlich bin ich Ihnen gern gefällig. Frau Baronin, aber ist es überhaupt erforderlich, daß Karola mitgeht?«

      »Doch, sie muß es«, kam es lachend zurück. »Und daß sie es tut, dafür werden Sie sorgen, Sie Schalk. Wenn Sie wollen, können Sie Ihre Arbeit erst vollenden, so sehr eilt das andere ja nicht.«

      »Das möchte ich allerdings gern. Ich werde mich sehr beeilen.«

      »Na schön. Wenn Sie soweit sind, dann melden Sie sich bei mir.«

      Sie ging mit dem Sohn davon, und als man außer Hörweite war, fragte dieser verwundert:

      »Seit wann stehst du mit Frau Diersk in so freundschaftlichem Verhältnis, daß du ihr Küken schickst?«

      »Seitdem sie heute früh auf einen Sprung hier war und mich bat, mich mit ihr zu verbünden und zu helfen, Karola Herrn Honneck näherzubringen.«

      »Nanu, hat er sich denn in die junge Dame verliebt?«

      »Über Kopf und Kragen, wie seine Schwester behauptet.«

      »Und weshalb macht er ihr da nicht einfach einen Heiratsantrag?«

      »Weil er nicht weiß, woran er bei ihr ist, und daher einen Korb fürchtet. Sie soll nämlich äußerst zurückhaltend sein.«

      »Und da nimmst du an, daß sie ohne weiteres in ein Haus gehen wird, wo sie noch keinen Antrittsbesuch gemacht hat?«

      »Den hat sie bereits hinter sich«, entgegnete die Mutter und erzählte die lustige Begebenheit mit dem Hahn und von dem Trick Hannas, worauf Arvid kopfschütteld meinte:

      »So viel List hätte ich Frau Diersk nicht zugetraut. Sie machte auf mich einen offenen Eindruck.«

      »Dem sie auch standhalten kann. Mit dieser kleinen List wollte sie doch nur ihrem Bruder helfen, zumal die Gelegenheit, Karola ins Haus zu bekommen, so günstig war.«

      »Da sieht man doch wieder, daß man euch Frauen nicht trauen kann. Es ist …«

      »Wasser auf deine Mühle«, warf die Mutter trocken ein. »Wenn du den Frauen gegenüber immer so skeptisch bleibst, wirst du bestimmt dereinst als alter, verbitterter Junggeselle in die Grube fahren. Denn so ein vollkommenes weibliches Wesen, wie es dir wahrscheinlich vorschwebt, gibt es nicht. Das laß dir nur gesagt sein, mein lieber Sohn.«

      »Doch, Muttichen – dich«, schob er schmunzelnd seinen Arm unter den ihren. »Und nebenbei noch Ermelchen.«

      »Na, Gott sei Dank, daß wenigstens zwei Frauensleut Gnade vor deinen Augen finden.«

      Indes hatten sie die Terrasse erreicht, wo Ermenia mit Karola saß. Auf dem Tisch häuften sich Blumen, die vier flinke Hände bündelten, mit Garn umwanden und die Sträuße auf den Nebentisch legten. Narzissen, Tulpen, Osterglocken, Stiefmütterchen, Tausendschön, alles Blumen, die in dem weiten Park so üppig blühten, daß, nachdem man schon eine Menge davon gepflückt hatte, kaum Lücken entstanden waren in dieser herrlichen Blütenpracht.

      »Also hätte man noch viel mehr pflücken können, doch die große Gärtnerei, an die der Hörgishof laufend Blumen lieferte, nahm nur eine bestimmte Anzahl davon ab. Aber die sie abnahm, war schon so beträchtlich, daß bei der monatlichen Abrechnung ein ganz nettes Sümmchen in die schmale Kasse der Hörgisholmer floß.

      Wozu die beiden Mädchen auch ihren Teil beitrugen, die zu Hause keinen Finger regten, außerdem noch wie die Prinzessinnen bedient wurden. Hier jedoch halfen sie, wo es etwas zu helfen gab. Natürlich handelte es sich dabei nur um leichte Beschäftigung, die jedoch Zeit sparen half. Und Zeit war auf dem Hörgishof knapp und daher kostbar.

      Warum sich die beiden verwöhnten Mädchen so emsig betätigten, war den Bewohnern des Herrenhauses schon längst klar. Sie wollten sich erstens von den älteren Damen nicht beschämen lassen und dann sich den Aufenthalt verdienen, den sie den vornehmen Menschen ja nicht bezahlen konnten. Das war allen klar. Doch warum die beiden fast mehr auf dem Hörgishof als zu Hause weilten, darüber war man verschiedener Meinung.

      Das heißt, drei teilten dieselbe, und zwar daß die Mädchen im Herrenhause vom Hörgishof die traute Harmonie fanden, die sie in der pompösen Villa Wiederbach vermißten.

      Der junge Baron jedoch hielt es, wenigstens bei Gudrun, für die Marotte einer übersättigten Tochter aus reichem Hause. Sobald sie dieses Spleens überdrüssig wäre, würde der Hörgishof ein überwundener Standpunkt für sie sein.

      Ob er recht hatte?

      Das mußte die Zukunft lehren.

      Momentan jedenfalls war dieses Mädchen, das sich dank des Reichtums seines Vaters keinen Wunsch zu versagen brauchte, sich den Aufenthalt in den teuersten Bädern leisten konnte, auf den Hörgishof wie versessen. Eben kam es angestürmt, nahm die Stufen der Terrasse mit Vehemenz – und stand dann da wie das personifizierte lachende Leben.

      »Ich bin bereit, Frau Baronin, die Puttehühnchen zu befördern. Hoffentlich entfleuchen sie mir nicht wie damals der Herr Hahn. Daher ist es schon besser, wenn du mitgehst, Karlchen.«

      »Wohin denn?«

      »Zu Frau Diersk. Wir sollen ihr eine Glucke mit Küken hinbringen.«

      »Wir?« dehnte Karola. »Mich schalte aus.«

      »Das wäre ungezogen!« trumpfte Gudrun auf. »Es wird nämlich gewünscht, daß du mitgehst. Nicht wahr, Frau Baronin?«

      »Ich hätte es jedenfalls gern«, schwächte sie ab. »Obwohl ich die Tierchen sorgsam im Korb verpacken werde, könnten sie dennoch auskneifen. Und was fängt dieser Irrwisch dann ohne Hilfe an?«

      »Wenn Sie es wünschen, Frau Baronin, dann gehe ich natürlich mit«, erklärte Karola steif, was die andere jedoch nicht zu bemerken schien.

      »Das freut mich, Karlchen. Bin ich nun doch sicher, daß unser Firlefänzchen keine Dummheiten macht.«

      »Was sehen denn meine bildschönen Augen«, empfing Hanna Diersk die beiden Mädchen. »Die jungen Stadtdamen höchstpersönlich mit einem Korb am Arm, in dem es so ländlich kribbelt und krabbelt.«

      »Es war gar nicht so einfach, den Korb zu transportieren«, lachte Gudrun vergnügt. »Die Kükenmama pickte ständig nach meinem Arm, und das Kleinzeug hopste durcheinander, daß ich den Korb kaum halten konnte. Du, fang nicht wieder an«, drohte sie der Henne, die erneut nach ihrem Arm hackte und empört spektakelte, weil sie ihre Kleinen bedroht glaubte, die im Korb lustig krabbelten, der mit einem porösen Tuch fest umspannt war. Von dem Huhn steckte nur der Kopf heraus, den sie hin und her reckte, ihre Umgebung dabei mißtrauisch beäugend.

      »Was für ein reizendes Bild«, kam es von der Tür her, durch die der Hausherr rasch trat und die Gäste freudig begrüßte. »Bringen die Damen uns die stattliche Frau Henne etwa zum Geschenk?«

      »Sie und noch mehr«, tat Gudrun großartig. »Ihre ganze Kinderschar nämlich. Ein nachbarliches Geschenk der Frau Baronin, jawohl!«

      »Und damit müssen Sie sich selbst bemühen, meine Damen?« fragte er befremdet. »War denn niemand von der Die­nerschaft da?«

      »Nein, die sind alle zu beschäftigt. Wir beförderten das lebende Geschenk gern, nicht wahr, Karlchen?«

      »O ja«, kam es einsilbig zurück. »Viel habe ich dazu ja nicht beigetragen. Ich ging ja nur nebenher.«

      »Was aber vollkommen genügte«, tat

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