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schon starke Nachblutungen, und diesmal waren sie so schlimm, daß ich ihr Ergometrin spritzen und zusätzlich eine Bluttransfusion geben mußte.«

      Fassungslos schüttelte Dr. Metzler den Kopf. »Und das will ihr Mann nicht begreifen?«

      »Nein«, antwortete Dr. Daniel und fühlte dabei wieder Wut aufsteigen, weil er einfach nicht verstand, wie ein Mensch nur so verbohrt sein konnte. Irgendwann mußte er seine Frau ja auch geliebt haben oder das noch immer tun. Wie konnte er sie da in Lebensgefahr bringen, nur weil sich sein Wunsch nach einem Sohn erfüllen sollte?

      »Kann man denn mit der Frau auch nicht sprechen? Sie muß doch selbst sehen, wie jede Geburt schwieriger geworden ist.«

      Dr. Daniel seufzte. »Natürlich weiß sie, daß sie mit jeder weiteren Schwangerschaft zunehmend in Lebensgefahr geraten ist, aber sie wagt es nicht, sich ihrem Mann zu widersetzen. Den Grund dafür habe ich noch nicht herausgefunden. Entweder ist er so jähzornig, daß sie einfach Angst vor ihm hat, oder aber sie wurde noch nach dem Prinzip erzogen, daß die Frau dem Manne untertan ist. Immerhin ist sie nun schon zweiundvierzig. Es könnte also durchaus sein, daß sie eine sehr strenge Erziehung genossen hat oder sogar in der eigenen Familie gesehen hat, daß alle dem Vater ohne Widerspruch gehorchten.«

      »Wahnsinn«, murmelte Dr. Metzler, dann sah er seinen Freund an. »Du solltest aber trotzdem noch mal mit ihr sprechen.«

      »Worauf du dich verlassen kannst«, bekräftigte Dr. Daniel. »Diesmal wird es mir gelingen, sie wenigstens zur Verhütung zu bewegen. Noch lieber wäre es mir allerdings, sie würde sich sterilisieren lassen, aber da habe ich wenig Hoffnung.« Er überlegte kurz. »Auch mit ihm werde ich noch einmal sprechen. Er kann doch nicht allen Ernstes wollen, daß fünf oder sorgar sechs Kider Halbwaisen werden, nur weil er um jeden Preis einen Sohn in die Welt setzen will.«

      *

      Als Dr. Daniel kurz nach zwölf Uhr mittags endlich seine Praxis erreichte, wartete dort nur noch eine Patientin auf ihn.

      »Alle anderen ließen sich auf den Nachmittag vertrösten, einige sogar auf morgen früh«, erklärte Gabi Meindl. »Aber Frau Scheibler will unbedingt jetzt noch mit Ihnen sprechen.«

      »Für Steffi nehme ich mir auch immer Zeit«, betonte Dr. Daniel, dann trat er ins Wartezimmer, so Stefanie Scheibler, die Schwester von Dr. Metzler und Ehefrau des Oberarztes Dr. Gerrit Scheibler, geduldig auf ihn wartete.

      »Steffi, was gibt es denn so Dringendes?« wollte Dr. Daniel wissen, während er die junge Frau in sein Sprechzimmer begleitete. Dann sah er sich wie suchend um. »Hast du die kleine Daniela denn nicht dabei?«

      Stefanie schüttelte den Kopf. »Meine Mutter kümmert sich um sie. Sie freut sich immer riesig, wenn ich ihr Dani für ein paar Stunden überlasse. Außerdem weiß ich ja, daß ich bei Ihnen immer eine gewisse Wartezeit mit einkalkulieren muß, und da würde Dani nur quengelig.«

      Dr. Daniel seufzte. »Ich weiß schon, was ich meinen Patientinnen so Tag für Tag zumute, aber ich liebe es auch nicht gerade, ständig im Streß zu stehen.«

      »Was ich über die Wartezeiten gesagt habe, war auch überhaupt nicht als Vorwurf gemeint«, verwahrte sich Stefanie. »Dazu kommt es ja nur, weil Sie eben ein Arzt sind, der sich für seine Patientinnen noch Zeit nimmt. Und dafür lohnt es sich ja auch schließlich zu warten.«

      »Na, jetzt hör aber auf mit deinen Schmeicheleien, sonst werde ich noch ganz eingebildet«, meinte Dr. Daniel lächelnd, obwohl bei ihm in dieser Hinsicht überhaupt keine Gefahr bestand. Er war viel zu bescheiden, um eingebildet zu sein, und außerdem betrachtete er es als pure Selbstverständlichkeit, sich für seine Patientinnen Zeit zu nehmen. »Also, Steffi, was führt dich zu mir? Ich sehe dir doch an, daß du nicht sehr glücklich bist. Du hast doch hoffentlich keine Probleme mit Gerrit?«

      Stefanie schüttelte den Kopf. »Gerrit ist der beste Mann, den ich bekommen konnte. Er ist so lieb und zärtlich, und unsere kleine Dani ist unser ganzer Sonnenschein, aber…« Sie senkte den Kopf. »Sie wissen ja noch, was während meiner zweiten Schwangerschaft passiert ist.«

      Dr. Daniel nickte. Wie könnte er das auch jemals vergessen? Stefanie und Gerrit waren so glücklich gewesen, als die junge Frau zum zweiten Mal schwanger geworden war, doch dann hatte Martin Bergmann, der ehemalige Besitzer des Steinhausener Chemiewerks, Stefanie mit dem Auto angefahren. Dadurch hatte sie eine Fehlgeburt erlitten und sich ganz offensichtlich noch immer nicht davon erholt.

      »Gerrit und ich möchten so gern noch ein Kind«, fuhr Stefanie fort. »Aber seit dieser Fehlgeburt will es einfach nicht mehr klappen.«

      »Tja, Steffi, es kann gut sein, daß damals mehr passiert ist, als man im ersten Moment überblicken konnte«, räumte Dr. Daniel ein. »Was hältst du davon, wenn du für ein paar Tage in die Waldsee-Klinik

      gehst und dich von mir dort einmal ganz gründlich untersuchen läßt?«

      Stefanie nickte ohne zu zögern. »Ja, Herr Doktor, das wäre gut. Dieses ständige Probieren, und dann jeden Monat aufs neue die Enttäuschung, wenn es wieder nicht geklappt hat… lange würde ich das sicher nicht mehr durchhalten.«

      »Gut, dann schlage ich vor, daß du dich um eine Unterkunft für deine kleine Daniela kümmerst. Mit mehr als drei Tagen Krankenhaus-aufenthalt mußt du aber sicher nicht rechnen.« Dr. Daniel überlegte kurz. »Vielleicht könnte Gerrit in dieser Zeit auch Urlaub nehmen. Im Augenblick ist die Waldsee-Klinik nicht voll belegt, da kann Wolfgang seinen Oberarzt sicher auch mal ein paar Tage entbehren. Wenn du alles organisiert hast, dann rufst du mich an, damit ich in der Klinik ein Zimmer für dich bereitstellen kann.«

      Da brachte Stefanie sogar ein kurzes Lächeln zustande. »Gerrit hatte schon recht, als er einmal sagte, Sie wären unser guter Geist. Was täten wir alle nur ohne Sie?«

      *

      »Überraschung!«

      Dr. Daniel blickte auf und direkt in die schönen, dunklen Augen von Frau Dr. Manon Carisi hinein, der Allgemeinmedizinerin Steinhausens, die er im Moment allerdings noch in der Thiersch-Klinik in München vermutet hatte.

      Jetzt sprang er auf, nahm die attraktive Frau liebevoll in die Arme.

      »Manon! Wie kommst du denn hier herein? Meine beiden Damen sind doch schon längst weg.«

      Mit einem zärtlichen Lächeln sah sie ihn an. »Und du arbeitest wieder mal bis zum Umfallen. Robert, Robert, ich glaube, auf dich muß ich wirklich schwer aufpassen.«

      »Gerade wollte ich Schluß machen und nach München fahren, um dich zu besuchen«, beteuerte Dr. Daniel.

      »Ich glaube dir kein Wort«, entgegnete Manon. »Als ich hereingekommen bin, hast du nicht unbedingt so ausgesehen, als würdest du die Arbeit gerade niederlegen. Außerdem kannst du dir ab sofort die Fahrten nach München sparen. Professor Thiersch hat mich endlich aus seinen Fängen entlassen.«

      Mit einer Hand streichelte Dr. Daniel durch Manons kurzes, leicht gewelltes Haar. Dabei mußte er unwillkürlich daran denken, welche Qualen sie beide durchlitten hatten, als Manon ganz plötzlich an akuter Leukämie erkrankt war. Dieser Umstand hatte Dr. Daniel gezeigt, wieviel Manon ihm eigentlich bedeutete, daß es sehr viel mehr als nur Freundschaft war. Doch eine ganze Weile hatte es so ausgesehen, als würde ihre Liebe keine Zukunft haben. Erst eine Knochenmarktransplantation hatte Manons Leben gerettet, und nun war sie also endlich aus der Thiersch-Klinik entlassen worden.

      »Ich bin froh, daß ich dich endlich wiederhabe«, gestand Dr. Daniel leise, dann küßte er sie. »Ich liebe dich.«

      »Alles Lüge«, entgegnete Manon, doch sie lächelte dabei. »Würdest du mich wirklich lieben, dann hättest du längst gesehen, welch eine flotte Frisur ich jetzt trage.«

      Dr. Daniel schmunzelte. »Natürlich habe ich das gesehen, Manon, und wenn es mir nicht gefallen würde, dann hätte ich es dir schon gesagt.«

      »Um Ausreden bist du ja wohl nie verlegen«, lachte Manon, dann drehte sie sich kokett vor ihm. »Und? Wie steht mir die neue Frisur?«

      »Du

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