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nicht lange zurück.

      Dann zeigte er auf einen Sessel vor seinem Schreibtisch.

      »Setzen Sie sich, Oberst!«

      »Danke, Sir!«

      Richard Sheehy ließ sich auf dem Besuchersessel nieder.

      Stryker setzte sich ebenfalls, sah seinen Gegenüber herausfordernd an. Sein hageres Pferdegesicht wirkte auffallend verdrossen.

      »Man hat Foss gefunden«, sagte Sheehy.

      Sekunden vergingen, ohne dass ein Wort gesprochen wurde.

      Der General starrte mit zusammengekniffenen Lippen auf ein Dossier in einer Klarsichthülle. Als er endlich den Mund aufmachte, klang seine Stimme mürrisch, fast schroff.

      »Berichten Sie!«

      Sheehy machte eine vage Geste. »Foss ist tot!«

      »Tot, sagen Sie?«

      »Tot!«, echote der Oberst. Er räusperte sich nervös, um dann fortzufahren: »Indische Fischer haben seine Leiche vor achtundvierzig Stunden in der Nähe ihres Dorfes aus dem Fluss Dschilam gezogen.«

      »Wo?«

      »Schrinagar, Kaschmir«, präzisierte Sheehy.

      Eine Falte erschien über Strykers Nasenwurzel.

      »Wie?«

      »Genick gebrochen. Die dortigen Polizeiorgane haben den Fall unter die Lupe genommen und sind zu dem Schluss gekommen, es sei ein Unfall gewesen. Man nimmt an, jemand habe ihn angefahren und in den Fluss geschleudert.«

      »Und?«

      »Was, und?«

      »War es das? Ein Unfall?«

      »Es sind ein paar Spuren gefunden worden, die diese Annahme bestätigen könnten. Ich betone ausdrücklich ›könnten‹! Sie wissen ja selbst, Sir, wie so was gehandhabt wird. Außerdem haben wir definitiv Kenntnis davon« – er sagte nicht, wie er zu dieser Erkenntnis gelangt war – »dass eine Pathologin im dortigen MedLab bei der Obduktion Spuren gefunden hat, die auf eine vorsätzliche Tötung hinwiesen.«

      »Spuren welcher Art?«

      »Reste starker Halluzinogene.«

      »Wahrheitsdrogen?«

      »Anzunehmen.«

      »Hat er was ausgeplaudert? Was meinen Sie?«

      Sheehy hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.

      Stryker räusperte sich.

      »Ich habe Informationen bekommen, wonach in den letzten acht Wochen rund um den Globus neun im Untergrund am Projekt Exodus arbeitende Agenten liquidiert wurden. Was besonders beunruhigend daran ist, die getöteten Agenten waren in einer Datenbank des Pentagon erfasst. Ich wüsste wirklich zu gern, was da geschehen ist.« Er sah Sheehy hart an. »Eine Idee, weshalb es dazu kommen konnte?« Der Sarkasmus des Generals war nicht zu überhören.

      Sheehy beugte sich vor. »Schwer zu sagen, was da wirklich vorgefallen ist«, sagte er.

      Als Leitender Direktor von SY.N.D.I.C. verfügte er zweifellos über das profundere Wissen als der General. Und wenn er sagte, dass er nicht wüsste, was sich da abgespielt hatte, konnte man davon ausgehen, dass er gründlichst recherchiert hatte.

      »Richard«, sagte Stryker ungehalten, »ist das alles, was Sie dazu zu sagen haben?«

      »Leider ja. Alles deutet darauf hin, dass irgendjemand Zugriff auf die Datenbanken hier im HQ genommen hat. Vielleicht handelt es sich sogar um jemanden, dem wir seit Jahren vertrauen und...« Er verstummte verbittert, in seinem Gesicht arbeitete es.

      »Keine Idee, wo sich das Leck befinden könnte?«, fragte Stryker. Der Oberst starrte unglücklich auf seine Fingerspitzen.

      »Sorry, General«, bedauerte er. »Leider nein. Obwohl eine Reihe von Techs darauf angesetzt sind, gibt es noch keine gesicherten Ergebnisse. Aber wir arbeiten daran.«

      »Wie schön«, schnarrte der General, »dass überhaupt jemand daran arbeitet! – Wo hat man die Leiche von Foss hingeschafft?«

      »Man bewahrt sie noch immer in der Pathologie auf. Sie wird solange dort bleiben, bis WNN die Frage der Überführung geklärt hat...«

      »WNN?«

      Sheehy erklärte: »Foss' Legende war die eines Korrespondenten der WORLD NET NEWS Toronto...«

      »Ah, ja«, nickte der General. »Es ist Ihnen doch klar, dass Sie jemand anderen schicken müssen.«

      Grimm stieg in Sheehy auf, aber er ließ sich nichts anmerken.

      Er räusperte sich erneut.

      »Natürlich, Sir«, erwiderte er mit einem spröden Ton in der Stimme, der ein wenig von seiner aufgestauten Ungeduld über diese Unterredung verriet. »Haben Sie vielleicht einen Vorschlag?«

      Wenn der General Sheehys Sarkasmus überhaupt wahrnahm, so ging er jedenfalls darüber hinweg. »Lassen Sie sich was einfallen!« Er schlug die flache Hand auf den Tisch, dass Sheehy schon befürchtete, die Holographieprojektoren würde zum Teufel gehen. »Sie sind doch der Experte für sowas, gottverdammt noch mal!«

      Das InternKom auf seinem Schreibtisch brachte sich nachhaltig in Erinnerung und unterbrach ihn.

      »Aktivieren!«, schnaubte Stryker.

      Der Holoschirm entfaltete sich in bequemer Augenhöhe. Eine weibliche Ordonnanz – eine von vielen aus dem Labyrinth seiner Vorzimmer – blickte ihn an.

      »Sir! Die Besprechung der Gruppenleiter des Generalstabs beginnt in vier Minuten.«

      »Danke. Bin gleich drüben.«

      Stryker deaktivierte das Holo.

      »Das war's für heute, Oberst«, sagte er. »Wie gesagt: Sie sollten sich ganz, ganz rasch etwas einfallen lassen. Ich höre mir alles an. Selbst wenn es noch so verrückt ist. Und soll ich Ihnen etwas sagen, Richard? Ich bin überzeugt, dass Sie jemanden für die Aufgabe finden werden. Reaktivieren Sie doch einfach jemanden vom ehemaligen Blackwatch-Regiment.«

      Er erhob sich, und deutete damit an, dass die Besprechung beendet war.

      »Aber Sir! Die Ultra Force-Einheiten sind nach den Ölkriegen aufgelöst worden«, erinnerte ihn Sheehy, der ebenfalls aufgestanden war und seinen Sessel mit den Kniekehlen zurückschob. »Auf Befehl des Kriegsministeriums, wie Sie sehr gut wissen. Viele Mitglieder sind tot. Viele landeten in den Psychiatrien. Und in den Straflagern versucht man, den Rest zu resozialisieren.«

      »Na und? Durchforsten Sie die Datenbanken nach geeigneten Kandidaten! Es wird doch in dem ganzen verkorksten Haufen wohl jemanden geben, der seine fünf Sinne noch einigermaßen beisammen hat und nicht lange fackelt, wenn man ihm in die Quere kommt. Denken Sie immer daran: Projekt Exodus hat absolute Priorität!«

      3. Kapitel

      In der Tiefe der Krypta erwachte etwas mit einem nachdrücklichen Klacken. Grelles Licht holte Morton Conroy aus seinen Träumen. Fort von den vagen Bildern der Vergangenheit. Einer Vergangenheit, die ihm mehr und mehr zu entgleiten

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