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Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd
Читать онлайн.Название Sechs utopische Thriller
Год выпуска 0
isbn 9783745202267
Автор произведения Conrad Shepherd
Жанр Научная фантастика
Издательство Readbox publishing GmbH
»Richtig«, stimmte Sheehy mit einem Glitzern in den Augen zu, »dieser Interessenkonflikt scheint in der Tat unlösbar.«
Der Major ließ sich durch diesen Einwurf nicht aus dem Konzept bringen. »Ich war schon von Anfang an dagegen«, fuhr er fort, »dass wir einfach die Leute aus der NFS zu SY.N.D.I.C. herüberholten. Wir brauchen kompromisslose Praktiker für das, was SY.N.D.I.C. erreichen soll. Leute, die, wie Sie richtig anmerkten, auch schon mal einem Feind in den Rücken schießen, wenn es die Situation erfordert. Um der Sache willen. Mitglieder des Blackwatch-Regiments wären dafür prädestiniert. Und Conroy, als ehemaliger Commander der Eliteeinheit, ist ein guter Anfang. Außerdem genau der richtige Mann für das Geheimprojekt Exodus.«
Oberst Sheehy sah den Major eine Weile schweigend an.
»Ja«, sagte er dann plötzlich, was ihm nun doch einen überraschten Blick von Santana eintrug, der mit wesentlich mehr Opposition gerechnet hatte. »Ja, warum eigentlich nicht? Ich frage mich, ob es einen besseren Vorwand gibt.«
»Kaum«, erwiderte der Major und wirkte erleichtert. Wenngleich ihn etwas an Sheehys plötzlicher Bereitschaft irritierte. Nur konnte er den Grund dafür im Augenblick nicht erkennen.
Vorwand für was...?
Der Oberst fuhr fort: »Vielleicht ist Conroy tatsächlich die richtige Wahl. Versuchen wir's mit ihm. Geben wir ihm eine Chance. Wir können ihn ja jederzeit wieder an die Leine nehmen, falls sich sein Einsatz als ein Fehlschlag erweisen sollte. Jederzeit.« Auf seinem Gesicht lag ein sardonisches Lächeln.
Major Santana unterdrückte ein leises Frösteln, als er an die Konsequenz des ›jederzeit wieder an die Leine nehmen‹ dachte. Doch dann zuckte er innerlich die Achseln, erhob sich und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um, sah seinen Vorgesetzten schweigend an.
»Ich informiere den Alten morgen«, antwortete Sheehy auf die unausgesprochene Frage, und seine Stimme klang merkwürdig zufrieden. Er lächelte wieder sein irritierendes Basiliskenlächeln. »Sie können ja schon mal die Vorbereitungen treffen, Major.«
Auf Santanas Schuljungengesicht lag ein merkwürdiger Ausdruck. »Sir«, begann er mit der gebührenden Schüchternheit des Untergebenen und einem gespielten Zögern, »ich habe mir erlaubt, dies bereits in die Wege zu leiten.«
Richard Sheehys Mundwinkel zuckten verdächtig.
»Jetzt überraschen Sie mich aber, Major«, sagte er. »Haben Sie denn geglaubt, das wäre mir entgangen?«
*
Conroy ließ das Mittagessen aus. Er hatte sich auf dem schmalen Lager zur Seite gerollt, um sich in eine Art Dämmerzustand gleiten zu lassen. So konnte er am besten nachdenken. Er zermarterte sich den Kopf, was die Provokation dieses Frosches in der Messe zu bedeuten hatte. Wer steckte dahinter? Wen hatte er in STRALAG-2 verärgert, dass er ein derartiges Vorgehen riskierte? Ob man es noch einmal versuchen würde? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er eine Zeitlang sehr wachsam bleiben musste.
Conroy lag so lange auf seinem Bett, bis er sich besser fühlte. Dann schwang er die Beine über den Rand und setzte sich auf. Es war Nachmittag geworden. Sein Kopf tat weh. Der Schmerz kam in aggressiven, pulsierenden Wellen. Der Kopfstoß, der Froschs Nase zertrümmert hatte, hatte eine eigroße Schwellung auf seiner Stirn erzeugt. Seine Unterlippe pulsierte ebenfalls schmerzhaft; er saugte an dem blutigen Schorf, um ihn aufzulösen und beschloss, zu den Häftlingsduschräumen zu gehen und seinen Kopf mit einem nassen Handtuch zu behandeln.
Der Eingang zu den Duschräumen war von Häftlingen blockiert. Sie machten Platz, als Conroy auftauchte. Einige tuschelten. Raunten. Wandten sich ab. Andere grinsten ihn offen an, schlugen ihm auf die Schulter. Dankbar. Er war der Held. Hatte für Abwechslung in ihrem tristen Alltag gesorgt. Für kurze Zeit.
Conroy drängelte sich hindurch, stieß die Pendeltür auf – und Dampf hüllte ihn ein wie der feuchte Nebel des Regenwaldes auf Borneo.
Es war ein großer, gefliester Raum, der nach Desinfektionsmitteln stank. Rechts befand sich eine Reihe offener Duschkabinen. Fast alle Hähne waren aufgedreht, als gäbe es keine Wasserknappheit auf dem Mond. An der hinteren Wand eine Reihe von nach oben hin offenen Toilettenkabinen, nur durch halbhohe Zwischenwände voneinander abgegrenzt, so dass jeder, der sie benutzte, sichtbar blieb. An der linken Wand ein über die ganze Länge laufender Waschtrog. Die gesamte Ausstattung war aus einer Legierung gefertigt, die bei Gewaltanwendung zu Grieß zerfiel. Aus Sicherheitsgründen. Auch die Spiegel, hochglanzpolierte Platten, waren aus demselben Material.
Conroy ging zum Waschtrog und drehte den Kaltwasserhahn auf. Er zog ein paar grobfaserige Papiertücher aus dem Spender, machte sie nass und presste sie gegen seine geprellte Stirn. Das fühlte sich gut an.
Im Spiegel kontrollierte er die Verletzungen seines Gesichtes. Nicht so schlimm. Nichts, was nicht nach ein, zwei Tagen vergessen sein würde.
Während er die Papiertücher erneut nass machte, besah er sich weiter im Spiegel. Sein Gesicht war hager, von den Strapazen vieler Einsätze gekennzeichnet. Über den hohen Backenknochen und der breiten Stirn wuchs ein wirrer Schopf dunkelblonden Haars. Die Nase besaß einen geraden Rücken und endete über einem ausdrucksstarken Mund, der arrogant und auch grausam wirkte. Die Backenknochen spannten die bleiche, lange Zeit von keiner Sonne beschienene Haut. Er hatte dunkelblaue Augen, die die Schwärze von Gewitterwolken annahmen, wenn er zornig wurde. Er war etwas größer als einsfünfundneunzig und breitschultrig. Er war ein introvertierter Einzelgänger, vorsichtig, misstrauisch, aber auch empfindsam und empfänglich für die feineren Strömungen des Lebens, die Illusionen schaffen oder zerstören konnten. Nur wussten das die meisten nicht. Und die wenigen, die eine Ahnung davon hatten, konnte er an den Fingern einer Hand abzählen.
Während er so vor dem Spiegel hantierte, bemerkte er, wie sich hinter ihm etwas zusammenbraute.
Er drehte sich um.
Da waren sie wieder.
Frosch und seine Gang.
Um einen Typen verstärkt, dem das ständige Üben im Fitnessraum fast die Muskeln zum Platzen brachte.
Aufgefächert strichen sie durch den Raum.
Als die fünf auftauchten, verschwanden die anderen Häftlinge wie auf ein geheimes Zeichen. Innerhalb von Sekunden war der große Häftlingsduschraum leer. Bis auf Frosch und seine Kumpane. Sie stellten sich in einem Halbkreis vor Conroy auf.
Frosch starrte ihn an. Tückisch, wie ein getretener Hund. Sein Riechorgan war eine blutige, geschwollene Kartoffel mitten in seinem Gesicht.
»Du hast mir die Nase gebrochen«, nuschelte er anklagend. Auch die Schneidezähne waren in Mitleidenschaft gezogen.
»Sei froh, dass ich dir nicht was anderes gebrochen habe«, versetzte Conroy. »Das Genick zum Beispiel, dann könntest du nicht hier rumstehen und mich vollsabbern.«
»Okay, das reicht«, sagte Frosch.
Das Signal für die anderen.
Die Dinge passierten gleichzeitig. Die links und rechts von Conroy stehenden Männer versuchten ihn zu packten. Und der Bodybuildertyp schwang eine Faust von der Größe einer Dampframme auf Conroys Gesicht zu. Er sah sie erst spät. Wich nach rechts aus und wurde noch an der Schulter getroffen. Dann klammerten