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nachweisen. Häufiger ist das jedoch nicht der Fall, und es bleibt nur die Vermutung, dass mit der Herkunft etwas nicht stimmt.“ Meinhart Dommacher betätigte noch einmal den Beamer. Das Gesicht eines Mannes im dunklen Rollkragenpullover wurde sichtbar. „Wir haben im Zusammenhang mit dem Auftauchen von inflationär vielen Ikonen in Berlin, Düsseldorf, New York und London einige wertvolle Hinweise des Innenministeriums der Russischen Föderation erhalten, die es uns vielleicht möglich machen, auch bei uns ein paar Leuten das Handwerk zu legen, die schon seit Jahren den illegalen Kunsthandel als organisiertes Verbrechen betreiben und dabei bereit sind, über Leichen zu gehen. Der Mann, den Sie hier sehen, heißt Sergej Sergejewitsch Michailov. Er arbeitet für ein Kunsthandels-Syndikat in St. Petersburg. Letzte Woche wurde er dort im Café Rasputin von einem Killer erschossen, als er sich mit einem Mann namens Wladimir Bykow traf.“ Dommacher sorgte dafür, dass der Beamer das nächste Bild zeigte. Ein Mann im konservativen Dreiteiler war zu sehen. Er wirkte so bieder wie ein Bankangestellter. „Bykow lebt seit zwanzig Jahren in Berlin. Davor war er Angestellter der russischen Botschaft und KGB-Agent. Wir nehmen an, dass seine Verbindungen zu dieser Organisation auch noch fortbestanden, nachdem sich der KGB in FSB umbenannt hatte und Bykow aus dem Botschaftsdienst ausschied. Offiziell übrigens deswegen, weil er Mitglied der Kommunistischen Partei war, die Boris Jelzin kurz nach dem Putsch gegen Gorbatschow verbieten ließ. Aber seine angebliche Treue zum Kommunismus hat ihn nicht daran gehindert, anschließend nach allen Regeln der Kunst zu einem kapitalistischen Geschäftsmann zu werden. Er blieb in Berlin, hatte offenbar gute Fürsprecher bei den Behörden und ist inzwischen Deutscher.“

      „Hat er vielleicht ein paar KGB-Geheimnisse verraten, damit jemand die Hand über ihn hält?“, fragte Jürgen Caravaggio.

      Dommacher drehte sich zu ihm um und nickte. „Daran habe ich auch gedacht. Und ich habe versucht, etwas darüber in den Archiven zu finden. Zumindest, was das BKA betraf, waren sie mir zugänglich. Bisher Fehlanzeige! Aber das muss nichts heißen. Möglicherweise schlummert da noch etwas bei dem BND oder beim Verfassungsschutz. Oder Bykow hat es sogar geschafft, dass dort alles verschwunden ist, was ihn irgendwie hätte kompromittieren können. Denn eins ist klar: Ohne seine alten KGB-Verbindungen hätte er nicht der wichtige Verbindungsmann im illegalen Kunsthandel werden können, der er zweifellos ist.“ Dommacher atmete tief durch. „Leider konnte man ihm nie etwas nachweisen, aber das könnte sich nun ändern.“

      „In wie fern?“, hakte Kriminaldirektor Bock nach.

      „Nun, ich erwähnte ja gerade die Ermordung von Sergej Michailov. Einen Tag zuvor starb Boris Korzeniowskij in seiner Datscha unweit von St. Petersburg. Korzeniowskij stand auch mit Bykow in Kontakt und gehörte derselben Szene an. Er residierte normalerweise am Genfer See und sorgte für die Geldwäsche der Gewinne aus den illegalen Deals. Offenbar findet da gerade eine Säuberungsaktion innerhalb der Kunst-Mafia statt, die durch die Aufdeckung des Eremitage-Skandals verursacht wurde. Jeder, der irgendwie in der Sache drinhängt, versucht jetzt erstens, Kunstobjekte, die er noch auf Lager hat, möglichst schnell abzustoßen und zweitens diejenigen loszuwerden, die ihn als Mitwisser kompromittieren würden.“

      „Und Bykow soll dahinter stecken?“, fragte Kriminaldirektor Bock.

      „Das wissen wir nicht“, bekannte Dommacher. „Wir wissen nur, dass es eine Verbindung zwischen Bykow und den bisherigen Opfern gibt.“

      „Dann könnte es durchaus sein, dass er selbst auch auf der Todesliste steht“, folgerte ich.

      „Durchaus“, stimmte Dommacher zu. „Falls jemand, der über ihm in der Organisation steht, ihn als Gefahr ansieht.“

      „Jedenfalls wird Herr Bykow uns einige Fragen zu beantworten haben“, stellte Kriminaldirektor Bock fest. „Bei unserem Vorgehen geht es in erster Linie darum, Bykows Hintermänner zu ermitteln, die offenbar schon seit Jahren ihr Geschäft auch hier in Berlin betreiben.“

      Dommacher ergriff noch einmal das Wort und ergänzte: „Um das von Kriminaldirektor Bock skizzierte Ziel dieser Operation zu erreichen, wurde uns Unterstützung des russischen Innenministeriums zugesagt. Sie schicken einen hochrangigen Ermittler, der sich auf dieses Gebiet spezialisiert hat. Sein Name ist Valerij Marenkov und eigentlich sollte er bereits eingetroffen sein.“

      „Es wundert mich, dass ich nichts davon gehört habe“, erklärte Kriminaldirektor Bock, während sich auf seiner Stirn eine Falte bildete.

      Dommacher hob die Augenbrauen. „Ich habe keine Ahnung, wo Marenkov bleibt. Dass Sie noch nicht informiert wurden, liegt wohl einfach daran, dass diese Art von internationaler Zusammenarbeit auf höchster Ebene im Bundeskanzleramt und im Auswärtigen Amt verhandelt wird.“

      „Möglich“, brummte unser Chef.

      „Dass der Typ hier nicht aufgetaucht ist, liegt wahrscheinlich mal wieder an der schlechten Organisation der Russen“, äußerte sich unser Kollege Tommy Kronberg.

      Dommacher warf dem ehemaligen Beamten der Schutzpolizei einen tadelnden Blick zu. „Haben Sie Vorurteile?“, fragte er kühl.

      „War ja nur eine Vermutung“, meinte Tommy.

      „Was auch immer Sie für Vorurteile gegen Russen haben mögen – auf Marenkov treffen sie wohl kaum zu. Er ist ein hervorragender Ermittler und durch kompromissloses Vorgehen gegen die alten Seilschaften hervorgetreten.“ Dommacher deutete auf unseren Kollegen Max Herter. „Ihr Kollege Herter war so freundlich, heute noch in aller Schnelle ein paar Dossiers über die Leute zusammenzustellen, von denen seit langem bekannt ist, dass sie auf dem illegalen Kunstmarkt in Berlin irgendeine Rolle spielen. Wir werden nicht umhin kommen, einen Großteil dieser Leute abzuklappern und zu befragen, um ein klareres Bild darüber zu bekommen, was gegenwärtig in der Szene so los ist. Ich bin überzeugt davon, dass es uns mit dem entsprechenden Einsatz auch gelingen wird, die verschlungenen Pfade der Ikonen zurückzuverfolgen, die gegenwärtig den Markt überschwemmen.“

      „Gut“, nickte Kriminaldirektor Bock. „Ich schlage vor, dass Sie die Befragung von Bykow vornehmen.“

      Dommacher lächelte dünn. „Das hatte ich mir auch so vorgestellt.“

      „Harry und Rudi werden Sie dabei begleiten“, ergänzte unser Chef. „Und die Dossiers gehen an alle Mitarbeiter, die ich für diesen Fall abstelle.“

      6

      Wenig später saßen Rudi und ich im Porsche. Der Motorenklang kam mir immer noch ziemlich fremd vor. Aber was die Leistung anging, konnte es die Dodge Viper mit jedem Original-Porsche aufnehmen.

      Meinhart Dommacher benutzte seinen eigenen Wagen. Es handelte sich um einen Alpha Romeo, der ihm von der Fahrbereitschaft unseres Präsidium für die Dauer seines Aufenthalts zur Verfügung gestellt worden war.

      Bykow wohnte in einem umgebauten Bürogebäude, das jetzt vornehmlich Eigentumswohnungen enthielt. Wir stellten den Wagen auf einem der wenigen Parkplätze ab, die es in der Umgebung gab und mussten die letzten fünf Minuten bis zur Haustür zu Fuß laufen.

      Dort trafen wir Dommacher, der ebenfalls zugesehen hatte, dass er seinen Wagen irgendwo in der Gegend abstellen konnte.

      „Ich habe bereits geklingelt“, erklärte Dommacher. „Leider macht niemand auf. Weder in der Galerie, noch in der Privatwohnung.“

      „Versuchen wir es noch mal“, schlug Rudi vor. „Um Bykow in die Fahndung zu geben, ist es vielleicht noch ein bisschen früh, oder?“

      Dommacher drückte erneut auf die Klingel.

      Wir warteten ab.

      Im Untergeschoss war seine Galerie untergebracht. Darüber bewohnte er eine Etage, die mindestens zweihundert Quadratmeter hatte und damit für Berliner Verhältnisse schon fast unverschämt groß war.

      Die Galerie machte erst am frühen Nachmittag auf.

      Offenbar konnte sich ihr Besitzer nicht vorstellen, dass es Kunstfreunde gab, die bereits am Vormittag Interesse daran hatten, sich ein paar Stücke anzusehen.

      „Die Galerie ist mehr oder

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