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schien erstaunt zu sein. Er hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass darüber bei uns schon etwas bekannt war. Sein Atem klang schwer.

      „Alle Achtung“, stieß er hervor. „Sie sind gut informiert. Und wie ich annehme, werden Sie diese Firma jetzt genauestes beobachten und versuchen, die nächste verdächtige Lieferung auffliegen lassen. Aber Sie täuschen sich. Für eine weitere Großlieferung würde niemals wieder die KLM GmbH benutzt werden.“

      „Sondern?“

      „Eine andere Firma. Jimmy hatte sie bereits durch einen Strohmann übernommen. Es ist alles bereit. Und ich bin der Mann, der Ihnen erstens genau sagen könnte, wann und wo es so weit ist und zweitens Ihnen auch dabei helfen könnte, eine Verbindung zu Al-Khalili zu ziehen. Nach Jimmys Tod bin ich nämlich diese Verbindung. Was ist? Kommen wir ins Geschäft?“

      „Wie heißt die Firma?“, fragte Jürgen.

      „So läuft das nicht. Sie wollen die Ware vor der Bezahlung, Caravaggio!“

      „Für Sie immer noch Kommissar Caravaggio! So viel Zeit muss sein!“

      „Ein Kanake, der andere Kanaken jagt. Wenn ich nicht in einer derart beschissenen Lage stecken würde, würde ich vor Ihnen ausspucken!“

      „Übertreiben Sie mal nicht. Wenn Sie wollen, dass ich bei meinem Chef und beim zuständigen Staatsanwalt ein gutes Wort für Sie einlege, sollten Sie mir etwas bieten. Der Name dieser Firma wäre ein Anfang – dann hätte ich es leichter darzulegen, wie wichtig sie für uns sind.“

      „Okay... aber Gnade Ihnen Allah, wenn Sie mich hereinlegen.“

      „Auf mich können Sie sich verlassen. Ich hoffe, dass gilt umgekehrt auch.“

      „Geben Sie mir die Hand drauf, Kommissar Caravaggio!“

      „Bitte!“

      „Der Name der Firma lautet Morgner & Jennings. Adresse finden Sie im Telefonbuch. Geschäftsführer ist ein gewisser Jason Finsch, aber der macht nur das, was ich sage. Er ist noch nicht mal im vollen Umfang über die Art der Geschäfte informiert, die über seine Firma abgewickelt werden.“

      „Wir werden Ihre Angaben überprüfen, Herr Azizi.“

      „Und wie lange wird das dauern?“

      „Das geht schnell. Ein, zwei Tage. Bis dahin haben wir auch eine definitive Entscheidung, was Ihren Wunsch nach einer neuen Identität für Sie und Ihre Familie angeht.“

      „Okay.“

      „Dann werden Sie uns nur noch Al-Khalili liefern müssen.“

      „Das werde ich, Kommissar Caravaggio.“

      „Hier ist meine Karte.“

      „Danke.“

      Rudi und ich konnten ein Taxi beobachten, das am Hinterausgang wartete. Der Fahrer war ein Schwarzer in den mittleren Jahren.

      Den Motor ließ er laufen.

      „Dreimal kannst du raten auf wen der wartet“, raunte Rudi mir zu.

      Einen Augenblick später meldete Jürgen, dass Azizi sich anschickte das Lokal zu verlassen – und zwar durch den Hinterausgang.

      Es dauerte knappe zwei Minuten, bis Azizi den Hinterausgang passierte.

      Er war ziemlich in Eile, stolperte fast die Treppe hinunter, die seitlich an der Laderampe empor führte und lief auf das Taxi zu. Mit einer ruckartigen Bewegung riss er die Seitentür auf und setzte sich hinein. Mit quietschenden Reifen fuhr das Taxi los.

      Es herrschte Einbahnverkehr. Der Taxifahrer trat das Gas voll durch. Der Motor heulte auf.

      Nur wenige Sekunden später musste er in die Eisen treten, als ein dunkler Van plötzlich aus der Reihe parkender Fahrzeuge ausscherte. Die Scheiben waren dunkel getönt, sodass man nicht ins Innere sehen konnte.

      Das Taxi kam mit quietschenden Reifen zum Stillstand. Der Van fuhr an.

      In der Heckklappe befand sich eine Öffnung im Blech, die dort wohl kaum serienmäßig hingehörte.

      Ein dunkler, rohrartiger Gegenstand ragte ein paar Zentimeter daraus hervor.

      Die Mündung einer Waffe.

      Zweimal kurz hintereinander blitzte Mündungsfeuer auf. Es war kein Schussgeräusch zu hören.

      Die Kugeln ließen die Frontscheibe des Taxis zu Bruch gehen. Zuerst erwischte es Yussuf Azizi. Ein Kopfschuss nagelte ihn regelrecht an die Nackenstütze des Beifahrersitzes. Nur eine Sekunde später fiel der Kopf des Fahrers zur Seite. Er hatte noch versucht, sich zu ducken, aber der Schütze hatte das vorausgeahnt.

      Die Reifen des Van drehten durch.

      Der Wagen machte einen Satz nach vorn und raste die Einbahnstraße entlang.

      Ich ließ den Dienstwagen ebenfalls aus der Parklücke schnellen, während Rudi mit der Waffe aus dem Fenster langte. Aber er hatte keine freie Schussbahn.

      „Verdammt nochmal, was ist da los bei euch?“, fragte Jürgen über Funk.

      „Aus einem schwarzen Van mit verdecktem Kennzeichen ist auf Azizi geschossen worden!“, rief ich – viel lauter, als es zum Empfang per Kragenmikro eigentlich notwendig gewesen wäre. Den Dienstwagen ließ ich mit der rechten Seite über den Bürgersteig fahren, nahm dabei eine übervolle Mülltonne mit, die scheppernd zu Boden ging und raste weiter.

      Um Haaresbreite kam ich an dem leicht schräg stehenden Taxi vorbei und brauste mit dem Dienstwagen die Straße entlang. Der Van war inzwischen links abgebogen. Ich fuhr hinterher.

      Aus der Öffnung in der Heckklappe des Van wurde geschossen.

      Immer wieder blitzte das Mündungsfeuer auf.

      Wir duckten uns.

      Das Glas der Frontscheibe zersplitterte. Scherben regneten über uns ab. Ich trat die Bremse. Der Dienstwagen kam zum Stillstand. Ich schüttelte mir die Scherben aus den Haaren. Rudi wurde etwas schneller mit der Situation fertig.

      Er riss den Lauf der automatischen Pistole vom Typ SIG Sauer P226 empor und drückte ab.

      Insgesamt dreimal kurz hintereinander.

      Wie die blutrote Zunge eines Drachen schoss das Mündungsfeuer aus dem Lauf der Waffe heraus.

      Mehrere Kugeln durchschlugen die hintere Heckklappe. Sie stanzten fingerdicke Löcher in das dünne Blech und hatten zweifellos auch die dahinter befindliche Verkleidung durchschlagen.

      Den Schützen beeindruckte das nicht. Er feuerte weiter, bis der Van die nächste Kurve erreichte. Diesen Moment nutzte ich, tauchte hinter dem Steuerrad hervor, riss die SIG empor und feuerte auf die Hinterreifen.

      Ein Reifen platzte.

      Der Fahrer hatte alle Mühe, den Van in der Spur zu halten. Gummistücke flogen durch die Luft. Die Felge ratschte Funken sprühend über den Asphalt.

      Der Van raste weiter, war hinter der Ecke verschwunden.

      Ich trat das Gas durch.

      Von vorne wehte uns der Fahrtwind durch die zerschossene Frontscheibe des Dienstwagens. Ich bog ebenfalls um die Ecke und nahm einer Limousine dabei die Vorfahrt. Der Fahrer musste stark abbremsen. Die Reifen quietschten. Ich beschleunigte und konnte gerade noch sehen, wo der schwarze Van um die nächste Ecke nach links in eine Einbahnstraße einbog.

      Aber in entgegengesetzter Fahrtrichtung.

      Ein Hupkonzert drang aus dieser Seitenstraße hervor.

      Als wir die Ecke erreichten, wurde mir klar, dass die flüchtenden Killer diesen Weg mit Berechnung gewählt hatten.

      Mehrere Fahrzeuge waren dem ihnen entgegenrasenden Van ausgewichen und hatten dabei die an beiden Straßenseiten geparkten Wagen touchiert. Zum Teil hatten sie sich verkeilt und quer gestellt. Die Straße war unpassierbar. Ich musste in die Eisen

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