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mit den Worten „Abgabetermin“ – zunehmend deutlicher und immer lauter werdend, dieses hässliche Wort. Es war Hilde, die mich, immer noch schluchzend, an ihre ausladende Brust drückte, um mir Trost zuzusprechen. Sie erzählte, dass ich wohl einen Alptraum gehabt haben musste und sie mich deshalb geweckt habe. Gerade noch rechtzeitig. Denn, als ich auf die Uhr schaute, sah ich, dass ich mich längst im Feierabend befand, als sich Windows mit einem neuen Update meldete, um den Rechner gleich darauf wieder runterzufahren.

       Kapitel 4 – Freizeit mit Grenzen

      Nach einem so harten Tag hat man es sich verdient, ein wenig zu entspannen. Aber, so schwor ich mir heute: Ich muss hart zu mir selbst sein. Und entschloss mich, ins Sportstudio zu fahren. Also ab ins Auto. Die Verbrauchsanzeige signalisierte, dass ich es bis nach Hause schaffen würde. Der kleine Umweg ins „Zentrum für Bewegungslegastheniker“ müsste auch noch drin sein. Auf halber Fahrt sah ich, dass dort vorne auf der Strecke etwas passiert war. Es sah nach einem Unfall aus, denn man erkannte schon von Weitem die Polizeikelle. Nur unangenehm war, dass der Verkehrspolizist in eine Richtung wies, die für mich eine klare Umleitung bedeutete. Was vorher noch bedeutete, dass ich die Strecke gut schaffen konnte, fiel nun in sich zusammen. Bin also der Umleitung gefolgt. Gut, dass ich mich auskannte. Aber, nur zur Sicherheit, verzichtete ich jetzt schon mal auf das Gebläse und eine angenehme Temperierung. Ahhh, wiedergewonnene 7 Kilometer mehr. Brutto. Immerhin. Nach ein paar weiteren Straßen kam ich an eine Baustelle. Erneut wurde eine Umleitung angezeigt, die mich nun zwang, auch das Radio auszumachen, um wirklich den letzten Tropfen elektrischer Energie zu sparen.

      So schaffte ich es doch noch bis zum Gym und parkte meinen Wagen in der Nähe. Elektrisch fahren kann so viel Freude bereiten, denke ich mir. Bis auf die ewige Abschätzung der Reichweite. Denn die angezeigten Kilometer entsprechen noch lange nicht der tatsächlichen Reichweite.

      Also die Sporttasche aus dem Kofferaum geschnappt und ab zur körperlichen Ertüchtigung. Nach längerer Zeit „Power-Relaxen“ wollte ich nun an einem „Athletical-Power-Work-Out“ teilnehmen. Eigentlich wusste ich nicht so genau, was da auf mich zukommen würde, dachte aber, dass es nicht so schlimm werden würde, denn ich hatte ja schon viel Sport in meinem Leben gemacht und so manchen Muskelkater überstanden. Die hübsche Trainerin gab den Takt vor, in dem man im Zirkel trainieren sollte, immer mal an einem anderen Gerät – eine andere Übung, in einer anderen Frequenz. So gab es auch der Prospekt vor, den ich auf der Theke im Studio gefunden hatte. Es soll um Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer gehen.

      Inklusive der Verbesserung der Bewegungskoordination und Sensomotorik. Okay, Kraft hatte ich genug – von meinen Jahren im Fitnessstudio. Schnelligkeit und Bewegungskoordination waren hingegen nicht so meine Stärke. Aber, optimistisch wie ich war, würde ich das locker hinbekommen. Immerhin hatte ich schon gute 5 Minuten durchgehalten, als ich den ersten Krampf im Oberschenkel bekam. Die nette Trainerin sah mich besorgt an, während alle anderen mühelos ihre Übungen machten. Dabei zog sie fragend eine Augenbraue hoch, um mir zu signalisieren, dass ich sie jederzeit benachrichtigen könnte, sollte ich merken, nicht mithalten zu können. Nichts da, dachte ich, ich werde schon durchhalten. Und schwor mir, mein Bestes (also alles) zu geben.

      Aber irgendwie schien sich der vormals sehr helle Raum plötzlich um mich herum zu verdunkeln und mir war, als hätte einer das Licht ausgeknipst. „Frechheit!“ wollte ich noch sagen, als mir ein Ersthelfer aus der Truppe auch schon die Sauerstoffmaske auf das Gesicht drückte. Er ließ mich später wissen, dass ich schon nach wenigen Minuten so stark geröchelt hätte, dass er fest damit gerechnet hatte, den Notarzt rufen zu müssen. Er riet mir, dass ich es in meinem Alter ruhiger angehen lassen sollte, ich wäre schließlich keine zwanzig mehr. Für eine Entrüstung, ihm gar meine Meinung zu sagen, hatte ich leider nicht mehr genug Luft. Ich musste seine Worte also erst einmal so stehen lassen. Denn im Moment hatte ich genauso viel Saft in den Knochen wie mein E-Auto Energie übrig hatte. Und das war nicht mehr viel, so viel stand fest. Nach einer knappen Stunde hatte ich das Workout auch schon überstanden. Ich war dermaßen stolz, den ersten Kurs gut überstanden zu haben. Jetzt aber wollte ich nur noch nach Hause. Wären die vielen Treppen im Studio nicht gewesen, hätte man meine Chance, pünktlich zu Hause anzukommen, als ziemlich hoch eingeschätzt. Leider konnte ich ganz plötzlich meine Beine kaum noch bewegen. Meine Muskeln schmerzten als wäre ich auf den Mount Everest geklettert. Die Treppe des Fitness-Centers stellte nun ein unüberwindliches Hindernis für mich dar. Ich schaffte es, mich in einem unbemerkten Augenblick schnell auf den Boden fallen zu lassen und kroch rückwärts, auf dem Bauch liegend, ganz langsam die Treppe hinunter. Das machen Walrösser vom Bewegungsablauf her ähnlich – zwar nicht rückwärts, aber die sind ja auch nicht im Fitness-Studio gewesen. Ich erinnerte mich an eine dieser vielen Tiersendungen über das Verhalten von Walrössern. Dass mir das nochmal zugutekam, darüber war ich enorm glücklich.

      Unten angekommen, stemmte ich mich ganz langsam wieder auf die Knie und schaffte es nur mit Hilfe einer älteren Dame wieder zurück in eine halbwegs aufrechte Stellung.

      Sie zwinkerte mir zu, mir nichts daraus zu machen. Denn nach wenigen Trainingseinheiten würde sich das alles geben. Sie sei über achtzig Jahre alt, es hätte drei bis vier Trainingseinheiten gedauert, bis sie den Muskelkater vollständig überwinden konnte. Dann zwinkerte sie mir erneut zu, rannte leichtfüssig wie eine Gazelle die Treppe hinauf ins Studio. Ehrlich ermuntert von dieser Lady bewegte ich mich auf mein Auto zu. Leider nur im Robotergang. Einige der gerade angekommenen Leute klatschten mir Beifall, da sie dachten, ich hätte ihnen einen besonderen „Move“ präsentiert.

      Nur meiner hohen Schmerztoleranz war es zu verdanken, dass ich nicht bei jedem Schritt laut geschrien habe. Körperbeherrschung ist alles. Unter Aufbietung all meiner Kräfte, die noch überhaupt vorhanden waren, zwängte ich mich in den Kleinstwagen, der in diesem Moment seinem Namen alle Ehre machte. Als ich mein Auto starte, zeigt die Batterie schon nichts mehr an. Im Display erschien aber dafür die Warnung, sofort den Wagen an eine Energiequelle anschließen zu müssen. Selbst das reine „Dastehen“ des Wagens hatte Energie verbraucht, das wurde mir schlagartig klar. Nur noch vier Kilometer bis nach Hause und ich hoffte, dass ich es („bitte, bitte!“) noch schaffen möge. Nach dreieinhalb Kilometern piepste es überall und der Wagen meldete, dass er gleich abschalten würde. Schweiß trat mir auf die Stirn. Nur noch die 500 Meter, flehte ich, bitte lieber Gott, nur noch die 450 Meter, bitte nur noch die 400 Meter …

      Meine Gottesgläubigkeit nahm proportional zur verbleibenden Reststrecke zu. Nach einer weiteren Schreckensminute Schleichfahrt sehe ich schon meine Garage und hoffe, dass ich nicht, durch den heftigen Trainingsschmerz bedingt, ein wenig halluzinierte. Tatsächlich aber schaffte ich es bis zur Garage und fuhr schnell hinein.

      Der Angstschweiß lief mir nun in Strömen über das Gesicht und ich musste vor lauter Dankbarkeit auch ein wenig weinen, als ich mich wieder an den Strom anschließen konnte. Heimlich versteht sich. Ich wusste, dass ich ein hohes Risiko einging, weil heute ein regnerischer Tag war und mein Auto trotzdem am Strom hing.

      Aber ich wollte einmal mehr – hier und jetzt – das Unmögliche wagen.

       Kapitel 5 – Nur zweisam gemeinsam

      Ich musste noch über eine Stunde in der dunklen Garage gesessen haben, als meine Frau besorgt anrief, wo ich denn bliebe. Das Abendessen sei schon fertig und wartete auf mich. Dabei ließ ich sie wissen, dass ich eigentlich schon angekommen sei, zu mindestens in der Garage. Und die befand sich schließlich mitten in unserem schönen, neuen Haus. Man muss wissen, dass unsere Garage eine Verbindung zum Haus hat. Es war ein wenig nach dem amerikanischen Muster geplant worden. Was wiederum den großen Vorteil mit sich brachte, bei Regen trocken zurückkehren zu können. Auch die Einkäufe ließen sich leichter vom Auto in den Hauswirtschaftsraum transportieren.

      Der berechnete Weg aus dem Auto bis ins Haus würde sich also lediglich auf circa zehn Meter belaufen, inklusive des verlängerten Kelleranbaus der Garage, den ich zu passieren hatte. Dazu kamen nochmal weitere zehn Meter bis an den Esstisch. Das machten also zwanzig Meter extremst-Parcours. Die Botschaft, dass ich ja schon mal angekommen war, beruhigte die Köchin, die ihr Essen nun endlich servieren wollte. Mich aber zwang sie jetzt zu einer weiteren schwierigen Aktion: aus dem Auto aussteigen. Abermals wandte ich meinen alten Trick vom Walross an,

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