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Umwege zu R.. Ulf Häusler
Читать онлайн.Название Umwege zu R.
Год выпуска 0
isbn 9783347075269
Автор произведения Ulf Häusler
Жанр Контркультура
Издательство Readbox publishing GmbH
„Hab sie geküsst.“ Tiefrot im Gesicht, sich nun doch offenbar ein wenig schämend, kam das Geständnis fast im Flüsterton. „Und da hat sie Dir eine gelangt.“
„Nö.“ kam es fast trotzig zurück.
„Und der Fingerabdruck?“
„Sie hat ganz stillgehalten. Ich glaub, sie fand das auch so schön wie ich.“
„Hm…?“
„Na ja, dann hat sie mich auf einmal von sich weggeschoben und mir ganz plötzlich eine verpasst. Kam völlig überraschend.“
„Finde ich nicht. Die ist ziemlich sicher keine von Deinen sonstigen Tussis und Deutsche vermutlich auch nicht. Und wenn die aus einem Land kommt, wo noch die griechischorthodoxe Kirche das Sagen hat, ist es ein Wunder, dass es überhaupt so weit gekommen ist.“
„Ach Chef…“
„Schau mich mal an.“
Fietje drehte sein Gesicht zu Mertens.
„Warum?“
„Mensch Fietje – die hat Dir nicht nur eine geknallt, sondern… - ach, geht mich nichts an.“
„Was meinen Sie denn da?“
„Willst Du’s wirklich wissen?“
„Klar.“
„Bei Dir hat der Blitz eingeschlagen.“
„Hm…?“
„Du bist verliebt bis über beide Ohren.“
Fietjes Gesicht wurde nun dunkelrot und er musste ziemlich grinsen. Hätte er ein ernstes Gesicht gemacht, hätte man es auch als Zornesröte deuten können.
„Chef, bei allem Respekt – aber das ist totaler Blödsinn.“
Prof. Mertens ging darauf gar nicht erst ein, sondern lächelte ‚seinen‘ jungen Assistenten sehr freundlich, beinahe väterlich an.
„Deine Mutter wird froh sein, dass Du Dich endlich mal richtig verliebst und nicht mehr dreimal in der Woche eine andere zu beglücken versuchst.“
„Stimmt doch gar nicht, was Sie da sagen.“
„Junge, lass gut sein. Muss Dir doch nicht peinlich sein, wenn Du Dich mal richtig verliebst. Im Gegenteil. Ich freu mich für Dich.“
„Wieso freuen Sie sich da?“
„Erstens, weil Du damit indirekt zugegeben hast, dass ich recht habe, zweitens, weil Du nun endlich nicht mehr wie ein Karnickelbock verhalten wirst und drittens damit ausgeschlossen sein wird, dass süße hübsche Damenslips in meinem Auto liegen bleiben. Und vor allem, weil wir uns doch nicht in Dir getäuscht haben.“
„Was soll das denn nun heißen?“
„Meine Frau und Irmi Hermann meinten immer, Du würdest Dich irgendwann verlieben und dann ein ordentlicher Mensch werden.“
„Ich gebe gar nichts zu.“ Fietje klang fast schon ein wenig trotzig. Und gar nicht merkend, was er damit zugab, fuhr er fort:
„Wie gefällt Ihnen die denn?“
„Ehrliche Antwort?“
„Unbedingt.“
„Das Mädchen finde ich hinreißend. Nicht nur äußerlich. Die hat eine ganz tolle Ausstrahlung. Der Mann, der die mal bekommt, ist zu beneiden.“
Fietje strahlte auf einmal und wurde gleich darauf todernst.
„Aber die hat sicher schon längst einen.“
Mertens lächelte jetzt seinen Assi an:
„Glaube ich nicht.“
„Wieso glauben Sie das?“
„Aus drei Gründen. Sie hätte sicher kaum stillgehalten, als sie von einem Fremden geküsst wurde. Und dann obendrein diesen frechen Kerl, dem sie eine runterhauen musste, hinterher noch freundlich angelächelt. Und irgendwie wirkte sie auf mich wie eine junge hübsche Frau, die sich nicht so ohne weiteres auf kleine Abenteuer einlässt.“
„Und was soll ich nun machen?“
„Das Problem, mein erfahrener Don Juan, wirst Du ganz allein zu lösen wissen. Oder auch nicht. Und jetzt rutsch wieder auf Deinen Platz, unser Essen wird kalt.“
Prof. Mertens schmeckte die gereichte Roulade mit pürierten Kartoffeln und dem Wirsing-Gemüse vorzüglich, das gereichte Glas Beaujolais war trinkbar. Fietje konnte hinterher nicht sagen, was es zu essen und zu trinken gegeben hatte – ihm war das Mädchen nicht mehr aus dem Sinn gegangen. Pausenlos überlegte er, wie er ihren Namen oder wenigstens ihre Telefon-Nummer erfahren könne. Weil sie in der Business-Class nicht wiederauftauchte, wollte er extra nach hinten auf die Toilette gehen, aber sie war dort noch mit einer Kollegin am Servieren, da konnte er nicht stören. Dass sie so süß errötete, als sie ihn sah, tat ihm gut. Als er eine halbe Stunde später sein Heil nochmals versuchte, war sie nicht zu sehen – wahrscheinlich war sie in einer der beiden Toiletten verschwunden, warten konnte er da schlecht.
Er versuchte es noch einmal bei der Landung, aber da betreute sie die aussteigenden Fluggäste am hinteren Ausgang. Fietje musste wohl oder übel mit seinem Chef vorne aussteigen. Und konnte nicht einmal den Ausstieg verzögern, denn am Rollfeld wartete eine Limousine der Regierung auf sie, um sie zum Gästehaus zu fahren.
Nephele hatte sich kaum auf ihre Arbeit konzentrieren können. Sie war nach ihrem ‚Ausrasten‘ geradezu verstört, nicht etwa, weil ihr ihr Fehlverhalten durch den Kopf gegangen war, sondern weil sie ständig an diesen Blondschopf, seine Sommersprossen, sein gewinnendes Lächeln und den Kuss denken musste, der eigentlich der schönste und innigste war, den sie bisher in ihrem Leben erhalten hatte.
Natürlich hatten die jungen zwei Kolleginnen gemerkt, dass sie anders war als heute Abend noch beim Briefing in FRA.
„Ist Dir nicht gut, Nephele?“
Alina, zwar dienstjünger, aber auch so alt wie Nephele, fragte etwas besorgt.
„Geht so. Jetzt nicht. Ich erzähl’s Euch gleich, wenn wir mit dem Service durch sind.“ hatte sie erwidert.
Die Flugzeit hatte da noch gut 2 ½ Stunden betragen, als sie mit dem Service fertig waren. Und Nephele war derart unruhig gewesen, dass sie einfach darüber würde reden müssen. Natürlich hatte sie ihren Schwarm bemerkt gehabt, als der plötzlich hinter dem Vorhang aufgetaucht war. Und ganz sicher würde er auch gesehen haben, dass sie wieder rot geworden war, als er sie erneut so herzlich anstrahlte, bevor er wieder verschwand. Seinen zweiten Versuch hatte sie zum Glück nicht mitbekommen.
Nephele hatte dann ihren beiden Kolleginnen über das Vorkommnis berichtet – den innigen Kuss aber ausgelassen, ihn nur als Versuch geschildert. – Noch während ihres Berichts war ihr noch der ‚rettende‘ Gedanke gekommen, alles pädagogisch zu verbrämen:
„Ihr Zwei könnt daraus prima etwas lernen: Erstens schenkt nie einem Gast etwas in ein hingehaltenes Glas oder eine angereichte Tasse ein, sondern nehmt es stets selbst in die Hand. Und lasst Euch niemals hinreißen, einen Passagier zu ohrfeigen. Ich hab da einen richtig schlimmen Fehler begangen.“
„Aber wo der doch zudringlich geworden ist?“
„Auch dann nicht. Schubst ihn vorsichtig weg und ruft um Hilfe. Aber nie und nimmer handgreiflich werden. Hätte ich laut um Hilfe gerufen, und anschließend den Kapitän verständigt, wäre das korrekt gewesen.“
„Und warum hast Du’s nicht so gemacht?“
„Weil ich nicht souverän war, weil ich verwirrt war – ich weiß es nicht.“
„Du und nicht souverän? Mensch Nephele, da lachen ja die Hühner.“
Ingrid hatte sichtlich Zweifel gehabt.
„Oder war da noch