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      „Wegen meiner Familie.“

      „Hm? Jetzt haben Sie mich neugierig gemacht.“

      „Nun, meine Eltern und mein Bruder leben ja auf Zypern. Und was ich jetzt mache, war denen gar nicht recht. Aber sie haben es schließlich akzeptiert. Wohl auch, weil ich fast jeden Monat ein paar Tage bei ihnen verbringen kann. Das würde dann sehr viel schwieriger. Und mit meinem Geld komme ich ganz gut zurecht.“

      „Verstehe, Frau Mantalo. Überlegen Sie sich’s in Ruhe und wenn Sie mir einen Korb geben, akzeptiere ich das auch. Wissen Sie, das Schönste wäre für mich bei Ihrer Zusage, dass wir dann dem Betriebsrat ein wenig kieksen könnten. Aber das sollte natürlich nicht den Ausschlag geben. Und Ihr Mann müsste ja auch damit einverstanden sein.“

      „Danke, Herr Dr. Sultz. Einen Mann habe ich aber noch nicht. Und auch keinen Partner und keinen festen Freund.“

      „Wie, sind Sie…“

      „Oh nein, keine Sorge, ich bin nicht lesbisch. Nur ist halt der Richtige noch in weiter Ferne. Meine Freundin meint immer, der müsse wohl noch gebacken werden.“

      „Sie meinen die Anne?“

      „Wie, Sie wissen, dass die meine Freundin ist? Hat die etwa geplaudert?“

      „Worüber soll die geplaudert haben? Nein, meine Liebe, es wäre ja schlimm, wenn ich so gar nichts über Ihr Privatleben erführe. Also, ich muss mich jetzt korrigieren: Anne ist eine gute Freundin der Familie Sultz.“

      „Das hat sie mir nie erzählt.“

      „Die Anne erzählt zum Glück nur, was wichtig ist. Sie tratscht nicht herum, deshalb mag ich die Frau.“

      „Die bald heiraten wird.“

      „Was, die Anne heiratet? Gegen wen denn? Hat sie mir nicht erzählt. Aber Ihnen offenbar. Wer ist der Glückliche?“

      „Sie, ich bin auch keine Tratsche. Und deshalb sind wir auch gute Freundinnen.“

      „Würde ich aber gerne wissen.“

      „Warum fragen Sie sie nicht selbst?

      „Auch wieder wahr. Tschüs Frau Mantalo.“

      „Antio, Herr Dr. Sultz. Und vielen Dank für alles. Nicht nur das Angebot. Sondern auch für das Andere.“

      „Hm?“

      Ich zitiere jetzt meinen Vater, obwohl ich dann sicher rot werde: Der Anschiss fiel so milde aus, wie der Beischlaf eines kommandierenden Generals.“

      Sultz lachte laut auf.

      „Raus jetzt mit Ihnen.“

      „Bin schon weg.“

      „Sie müssen immer das letzte Wort haben?“

      „Sorry – ist bei mir wohl genetisch bedingt.“

      ‚Hätte ich doch noch ein paar mehr von dem Kaliber der Mantalos. ‘ dachte er.

      Nach eineinhalb Wochen – Nephele war gerade in Amsterdam – bimmelte ihr Handy: Dr. Sultz wollte wissen, ob sie nun bereit wäre, weltweit zu fliegen.

      „Ich bin um 17 Uhr zurück, kann ich dann noch mal bei Ihnen vorbeikommen? Damit wir noch einmal darüber reden können?“

      „Ok, Frau Mantalo. Rufen Sie mich gleich an, wenn Sie gelandet sind und ausgecheckt haben.“

      „Na, was haben Sie nun ausgebrütet, junge Frau?“

      „Ich bin immer noch hin und hergerissen. Wegen meiner Familie. Aber ich habe mir etwas überlegt.“

      „Und, das wäre?“

      „Können wir das nicht erst einmal zwei Wochen zur Probe machen? Dann weiß ich, was da auf mich zukommt.“

      „Oh – das haben wir noch nie gemacht. Entweder ja oder nein. Aber auf Probe? Nun, warum nicht. Nur sind zwei Wochen zu wenig. Es müssten wenigstens 4 Wochen sein.“

      „Warum?“

      „Weil Sie sonst kein Gefühl dafür bekommen, wie es mit Ihren freien Tagen aussieht.“

      „Gut. 4 Wochen sind ok. Aber nur, wenn Sie hinterher nicht sauer sind, wenn ich dann doch wieder nur Kurzstrecke fliegen will.“

      „Sauer bin ich selten bis nie, wegen so etwas ohnehin nicht und im Übrigen wollen Sie dann gar nicht wieder zurück.“

      Der Betriebsratsvorsitzende zeigte sich irritiert, dass Sultz schon nach so kurzer Zeit ausgerechnet die Mantalos auf die Langstrecke disponierte, zeigte sich aber beruhigt, dass es nur auf Probe war.

      Zwei Wochen später flog sie zum ersten Mal – dieses Mal nach Los Angeles. Und dann gingen die 4 Wochen ausgesprochen schnell herum. Bombay und Rio de Janeiro waren weitere Ziele gewesen. Und Sultz hatte zumindest nicht ganz Unrecht gehabt – Nephele hatte immer mal reichlich freie Tage. Nur eben in aller Regel nicht in München oder Frankfurt. 3 freie Tage am Stück waren in Bombay ja ganz nett, aber sie konnte in der Zeit nicht nach Hause fliegen, denn nach Ablauf der 3 Tage wurde sie ab Bombay wieder eingesetzt.

      Sie rief Dr. Sultz an.

      „In einer Woche bin ich, wenn alles nach Plan läuft, wieder in FRA. Können wir dann mal über die Langstrecke reden?“

      Das Gespräch verlief zunächst ziemlich ernst, als Nephele ihrem Chef offenbarte, dass sie wieder auf die Kurzstrecke zurück wollte.

      „Ich verstehe Sie nicht Frau Mantalo. Sie haben sich in den paar Wochen super gut geschlagen. Ich wollte Sie jetzt noch ein paar Wochen auf dem Jumbo einsetzen und in etwa 5 Wochen wären Sie wieder Chef-Stewardess gewesen. Ist denn Ihre Familie so wichtig, dass Sie alle Karrieremöglichkeiten in den Wind schlagen?“

      „Darf ich ganz ehrlich sein?“

      „Klar. Das erwarte ich sogar von Ihnen.“

      „Gut. Ja, meine Familie ist mir sehr wichtig. Das könnt Ihr Deutschen zwar nicht verstehen, aber bei uns in Zypern hat die Familie einen sehr, sehr hohen Stellenwert. Ich hab mich schon schwer genug getan, mich durchzusetzen, dass ich überhaupt so weit wegdurfte und jetzt fliege, aber ich habe im Gegenzug versprechen müssen, wenigstens 1 Mal im Monat zu Hause zu sein…“

      „Verstehe ich nicht.“ unterbrach sie Sultz. „Sie sind doch ein erwachsener Mensch und niemandem Rechenschaft schuldig, was Sie tun wollen und was nicht.“

      „Ich weiß, dass Sie das nicht verstehen, weshalb ich ja gerade versuche, es Ihnen zu erklären. Bei Ihnen tun die Kinder in aller Regel in der Tat das, was Sie wollen. Bei uns bestimmen nun aber mal die Eltern, oft sogar noch wen sie heiraten. Gut, das lockert sich inzwischen auch bei uns ein wenig. Aber eins halte ich für wichtig und vor allem auch für richtig, dass man nämlich Achtung seinen Eltern gegenüber hat und Ihnen mit entsprechend viel Respekt begegnet.

      Und nun noch zweitens. Ja, ich hatte in den 4 Wochen ein paar Stopp-Overs. Aber was nützen mich 3 oder vielleicht sogar 4 freie Tage in Bombay oder Rio – können Sie mir mal sagen, wie ich da nach Larnaca kommen soll? Klar würde es mich reizen, Kabinenchefin in einem Jumbo zu sein, aber ich könnte dann mein Versprechen gegenüber meiner Familie nicht mehr einhalten.“

      „Und wenn ich versuchen würde, es so zu organisieren, dass Sie immer mal ein paar freie Tage in Frankfurt oder München hätten, sodass Sie nach Hause fliegen können?“

      „Ich glaube Ihnen sogar, dass Sie das versuchen würden. Aber wir wissen auch beide, dass das meistens nicht klappen wird, nicht klappen kann. Wenn meine Arbeitszeit gerade in LA abgelaufen ist, können Sie es vielleicht arrangieren, dass ich noch am gleichen Tag nach FRA losfliegen kann – dann bleiben höchstens zwei Tage für zu Hause. Wie soll das denn gehen?“

      Beide schwiegen einen Moment.

      „Warum wollen Sie eigentlich unbedingt, dass ich auf die Langstrecke komme? Nur um dem Betriebsrats-Heini eins auszuwischen?“

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