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und zwar von unseren eigenen Ziegen.“

      „Wie, bist Du eine Landwirtstochter?“ fragte Hans.

      „Halb und halb. Mein Vater ist Anwalt, sogar ein ziemlich guter und meine Mutter hat ein paar Weinfelder und Ziegen und Schafe von ihren Eltern übernommen und kümmert sich darum. Ist aber ein Zuschussgeschäft. Mein Dad subventioniert meine Mom.“

      „Hast Du noch Geschwister?“

      „Ja. Einen Bruder. Ist 3 Jahre älter als ich. Auch Jurist.“

      „Und warum hast Du nicht studiert?“

      „Ich wollte nicht. Ich muss mit Menschen zu tun haben. Mein Vater wollte, dass ich auch Jura mache, aber ich habe mich durchgesetzt und bin eigentlich Physiotherapeutin.“

      „Und jetzt bist Du…“

      „Untersteh Dich Hans…“ ging Anne auf Hans los.

      „Und jetzt bist Du Flugbegleiterin. Warum das?“

      „Ich wollte noch nicht sesshaft werden. In Paphos geboren, in Paphos zur Schule gegangen, in Paphos Abi gemacht und daran anschließend in Paphos praktiziert, dort geheiratet, dort ganz viele kleine Kinderchen bekommen, um schließlich in Paphos zu sterben – also ich will nicht dereinst zu den Fußkranken der Völkerwanderung gehören. Sondern noch ein bisschen was sehen von der Welt. Gut, ich habe leicht übertrieben – Unser Haus zwischen Pissouri und Plataniskia gehört auch noch dazu. Paphos steht da als pars pro toto.“

      „Finde ich toll, Nephele. Bist ne richtig tolle Frau.“

      Das Lob von Hans tat Nephele richtig gut.

      „Mit der Schnelligkeit Deiner Auffassungsgabe wirst Du noch im Vorstand der LH landen, Hans.“

      Anne und Hans erzählten dann auch noch ein wenig von sich.

      Anne war gerade in der Küche, um für alle Café zu machen.

      Und plötzlich rutschte es Nephele einfach so raus, sie wusste selbst nicht, wie das passieren konnte.

      „Wann heiratet Ihr eigentlich?“

      „Weiß nicht.“ antwortete Hans etwas lahm.

      „Das ist aber keine Antwort. Aber gut, geht mich nichts an. Entschuldige.“

      „Irgendwann heiraten wir.“ schob Hans nach.

      „Kannst Anne ja mal fragen? Oder hast Du Schiss, dass sie Dich gar nicht will.“

      „Das eigentlich weniger. Aber ich wollte erst den 4. Streifen haben.“

      „Den hast Du ja jetzt. Los mach schon, ich glaube, sie sehnt sich danach.“

      „Jetzt gleich?“

      Anne kam jetzt mit dem Tablett mit drei Tassen Espresso.

      „Was ist mit ‚jetzt gleich‘?“

      „Setz Dich mal.“

      „Das hatte ich vor.“

      „Du Anne, darf ich Dich mal was fragen?“

      „Seit wann denn so förmlich?“

      Hans war inzwischen aufgestanden und auf Annes Seite des Tisches gegangen. Bekam einen hochroten Kopf, kniete sich vor seine Anne hin:

      „Willst Du meine Frau werden. Na ja, bist Du ja schon. Also ich meine, würdest Du mich heiraten? So ganz richtig mit Standesamt und wenn Du willst auch mit Kirche und so? Also das volle Programm?“

      Anne war plötzlich sehr ernst geworden, wurde blass und dann rot und dann war’s vorbei mit ihrer Fassung, die Tränen kullerten, aber sie gab ein deutliches „Ja, Du lieber Kerl Du, klar will ich Dich heiraten.“ von sich. Hans zog sie zu sich hoch, wickelte seine Arme um sie, das Schniefen wurde weniger und Hans ergänzte seinen Heiratsantrag:

      „Und warum heulst Du da, Annelein? Bist doch sonst so tough. Also, dass Du wegen mir heulst, soll das letzte Mal gewesen sein. Ok? Nephele, nun sag doch auch mal was.“

      „Was soll ich denn dazu sagen. Merkst Du nicht, dass das Freudentränen sind, Du Depp? Oh Anne – Männer!“

      Annes Kajal-Stift war ein bisschen verschmiert. Aber sie strahlte, dass es eine Freude war.

      „Nephele hat mich überredet. Und das war alles so plötzlich, dass ich nicht mal den geplanten ‚Brilli‘ parat habe.“

      „Welch ein Glück. Ich finde Brillanten fürchterlich. Aber schöne Eheringe will ich. Mindestens 1.000er Gold.“

      „Das wird wohl eher nichts Anne. Gold hat sowieso ‚nur‘ 999 Goldgehalt und die Ringe mit dem höchsten Goldgehalt sind wohl 900er. Dukatengold nennt sich das. Weiß ich von meinen Eltern.“

      „Wann gehen wir die Ringe kaufen, Hans?“

      „Morgen.“

      „So Ihr zwei Turteltäubchen. Ich geh jetzt nach Hause. Doof, dass ich keine Stand-by-tickets bekommen habe. So kann ich wohl erst übermorgen los.“

      „Was Ihr nicht wisst – ich habe zwar 2 Tage frei, aber morgen Abend muss ich wieder los. Und zwar nach Larnaca um 21.45 und dann in der Nacht wieder zurück. Willst Du mitkommen, Nephele?“

      „Und wie soll das gehen?“

      „Ich schaukele das schon.“

      „Und wie genau?

      „Dass Ihr Frauen es immer so genau wissen wollt. Sei einfach zum Briefing da und dann kommst Du auf einen der Jump-Seats. Macht mir zwar etwas Ärger hinterher, aber der wird erträglich ausfallen, weil eine von der Crew morgen unmittelbar vor dem Hinflug einen kleinen Schwächeanfall haben wird, sodass Du einspringen musst. Bis zum Rückflug hat sie sich dann erholt. Hat noch den Vorteil, dass Du zurück nicht Stand-by fliegen musst, sondern es ist ein Flug zum Einsatz, da muss man Dich mitnehmen, notfalls im Cockpit.“

      „Hat das nicht etwas ‚Gerüchele‘, wie Ihr das bei Euch nennt?“

      „I wo, kann doch keiner was beweisen. Ich rede vorher mit der Irene, das ist ne Kollegin von Dir und bei der habe ich noch was gut. Jedenfalls genug, dass sie nicht plaudern wird.“

      Als Nephele sich nun endgültig verabschiedete, nahm Hans sie in den Arm und flüsterte ihr leise zu:

      „Danke, dass Du mir einen sanften Tritt versetzt hast.“

      Anne brachte Nephele noch zur Tür.

      „Bist ein Schatz, wie hast Du das nur hinbekommen? Ich glaube, er hätte noch ein Jahr gebraucht.“

      „Ich glaube nicht. Er brauchte nur einen sanften Schubs.“

      „Danke Liebes, komm gut heim und schlaf gut.“

      „Ihr auch.“

      Anne lächelte fast ein wenig verlegen. Beide Frauen wussten, dass es bei dem Brautpaar wohl ein wenig später werden würde.

      11. Kapitel

      Nephele machte ihr neuer Job ausgesprochen Freude. Manchmal durfte sie auch in der Business-Class aushelfen, wobei sie schnell merkte, dass die Leute dort sehr viel anspruchsvoller waren, als in der Economy-Class. In ersterer nahmen die Passagiere fast durchweg alles als selbstverständlich, in letzterer hingegen schien es ihr menschlicher zuzugehen. Dass da mal einer motzte, war die Ausnahme, in der Business war hingegen ein ziemlich arrogantes Völkchen versammelt, das bisweilen öfter rummeckerte, als einem lieb war.

      Manches, was man so zu tun hatte, fand sie auch doof und albern. Und da sie schnell herausgefunden hatte, dass man durchaus Verbesserungsvorschläge machen durfte, nutzte sie das Instrument. Und ehe sie sich’s recht versah, wurde sie nach München in ein Arbeitsteam abkommandiert, in dem es galt, vorliegende Verbesserungsvorschläge zu bewerten und dann zur Umsetzungsreife voranzutreiben. Zwei ihrer Vorschläge wurden tatsächlich angenommen und später auch realisiert. Der eine bezog sich auf eine konstruktive Änderung an den Servierwagen, der andere betraf die Sicherheitshinweise

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