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dem Chef ist es auch nicht recht, aber wenn Euch was passiert, ist der Chef ‚dran‘, wegen der vielen Überstunden.“

      „Verstehe ich nicht. Ich fahre doch fast immer mit. Und wenn Herr Mühlhaus seine Stundenzahl erreicht hat, kann ich doch fahren.“

      „Du bist Assi und nicht Fahrer.“

      „Ein Assi muss auch fahren können. Außerdem fahre ich den Schlitten ausgesprochen gern.“

      „Und wer arbeitet dann mit mir, wenn Du fährst? Mühlhaus?“

      „Wie oft arbeiten wir noch auf der Rückfahrt, Chef? Meist arbeite nur ich und haue schon die Besprechungsergebnisse ins Laptop. Während Sie pennen.“

      „Irmi, jetzt ist er nicht nur frech, sondern unverschämt?“

      „Chef, Sie haben aber mal gesagt, dass ich erst gefeuert werde, wenn ich aufsässig bin. Davon bin ich meilenweit entfernt.“

      „Und Du meinst, jetzt hättest Du das Problem gelöst?“

      „Nö. Das meine ich nicht, sondern es ist so gelöst.“

      Irmi Hermann konnte nicht mehr, sie musste einfach laut lachen.

      „Ewald, da kannst Du schwer gegenhalten. Und Hertha kommt mit Mühlhaus auch bestens klar.“

      Fietje verspürte Oberwasser.

      „Hat Frau Hermann Recht. Wenn Ihre Frau den Mühlhaus auch nur gelegentlich braucht, meist geigt sie ja mit ihrem kleinen Mini durch die Gegend. Mühlhaus darf sie doch immer nur dann chauffieren, wenn sie in ihren Damen-Club fährt. Obwohl unsere Karre da immer wie ‚arme Leute‘ wirkt. Ich glaube Chef, die Männer von den anderen Frauen verdienen so viel mehr als Sie, dass Sie da vergleichsweise wie Hartz IV dastehen?“

      „Irmi, der Junge ist gerade sowas von frech – muss ich mir das gefallen lassen?“

      „Och lass mal, der sagt doch nur, was die Wahrheit ist. Also vergleichsweise zu dem A. von der einen großen Bank, bist Du wirklich ein armer Schlucker.“

      Mertens musste nun auch lachen.

      „Also Du würdest dann wirklich immer einspringen?“

      „Klar. Ehe der Mühlhaus todunglücklich wird.“

      „Dann fahr jetzt runter und sag ihm, was wir gerade beschlossen haben. Wetten, dass er daraufhin unsere blitzblanke Luxuslimousine noch ein bisschen blanker putzt?“

      „Tu’s nicht Fietje, die Wette verlierst Du!“

      „Und jetzt muss ich kalten Café trinken.“

      „Ach Du meine Güte, den hab ich jetzt ganz vergessen. Der ist ohnehin übergekocht. Mach Euch einen Neuen.“

      „Mir machst Du einen Neuen. Der Bengel da kann warten.“

      Mühlhaus strahlte vor Freude und musste wieder ein paar Tränchen vergießen, als Fietje ihm die frohe Botschaft verkündete.

      „Also bleibt alles so, wie bisher?“

      „Nicht ganz, Herr Mühlhaus, denn wenn sie müde sind, werde ich Sie in Zukunft fahren.“

      „Sie Herr Fietje, das werde ich Ihnen nie vergessen.“

      „Das ist so ok. Sie haben mich ja auch schon mal gerettet.

      Heute habe ich ‚heimgezahlt.“

      „Hm?“

      „Na, mit dem Ohrring vor ein paar Monaten.“

      Mühlhaus lächelte jetzt.

      „Ach ja, ich erinnere mich. Und die Batterie war fast leer, da hattet Ihr die Standheizung wohl zu lange laufen lassen.“

      Drei Monate später – es war der 2. September – waren sie am Spätnachmittag aus Berlin zurückgekommen. Mertens schaute noch kurz im Büro vorbei, Fietje wollte ohnehin noch arbeiten.

      Irmi Hermann begrüßte sie.

      „Da hat eben ein Staatssekretär aus dem Auswärtigen Amt angerufen – er bittet um Rückruf.“

      „Dann verbinde mich mal.“

      Fünf Minuten später stand er bei Irmi.

      „Mir bleibt aber auch nichts erspart. Wir müssen heute Abend noch nach Larnaca. Der zypriotische Finanzminister steht wohl unter Druck, hatte seinen Kollegen bei uns angerufen, der hat das Auswärtige Amt eingeschaltet und nun haben wir den Salat. Sag Fietje schon mal Bescheid und buch die Flüge für uns. Wie immer. Ich fahr mal schnell nach Hause. Mich frisch machen. Und mal sehen, ob Hertha mich noch erkennt, wo wir jetzt dauernd unterwegs sind.“

      „Hoffentlich bekomme ich noch zwei Flüge.“

      „Machst Du notfalls übers Vorzimmer von Franz. Weißt schon, meinem Kollegen von der LH. Hotel brauchen wir nicht, wir werden abgeholt und nächtigen in einem Gästehaus der Regierung.“

      Um 21.45 Uhr startete die Maschine in Frankfurt.

      10. Kapitel

      Nephele hatte ihre Ausbildung wie vereinbart begonnen. Sie war richtig aufgeregt, als es los ging und ein wenig überrascht, was da alles von einem verlangt wurde.

      Zur Ausbildung gehörten neben dem Kennen und Bedienen der flugzeugspezifischen Geräte, wie zum Beispiel der Bordküche, die sich Galley nannte, auch das Ausgeben von Speisen und Getränken, die an Bord eines Flugzeugs zu beachtenden Serviceregeln und das Verhalten in Notfällen. Da es auch an Bord zu Unfällen oder plötzlichen medizinischen Notfällen kommen kann, musste sie auch einen Erst-Hilfe-Kurs absolvieren. Und natürlich wurden ihr und den Kollegen auch die unterschiedlichen Flugzeugtypen vorgestellt.

      Selbstverständlich wurde Ihnen geradezu eingebläut, dass eine Flugbegleiterin in erster Linie dafür zuständig sei, dass die Fluggäste während ihres Flugs bestens versorgt würden und sich sicher fühlten. Und selbstredend lernten sie alle auch, dass die Arbeit schon einige Zeit vor dem Abflug beginne: Bevor es in den Flieger gehe, finde eine kurze Besprechung statt. Bei diesem sogenannten Briefing würden mit dem Rest der Crew und den Piloten die Flugroute und das Wetter besprochen. Außerdem werde festgelegt, wer welche Aufgaben übernehme. Gebe es Besonderheiten auf dem Flug, wie beispielsweise allein reisende Kinder, sei dies ebenfalls zu besprechen. Anschließend habe man mit den Kollegen die Kabine auf Sauberkeit zu überprüfen und die Servicewagen vorzubereiten.

      Die Ausbilderin erläuterte aber noch mehr:

      „Ihr bereitet die Kabine außerdem vor, indem Ihr Zeitungen und Zeitschriften auslegt und Kissen, Decken, Spielsachen und andere Utensilien bereithaltet. Ist alles fertig, beginnt das Boarding. Hierbei begrüßt Ihr die Fluggäste, Ihr helft ihnen bei der Suche nach ihren Plätzen und sorgt dafür, dass ihr Handgepäck sicher verstaut ist.

      Kurz vor dem Abflug folgen die Sicherheitseinweisungen. Ihr zeigt den Fluggästen die Notausgänge, erklärt ihnen die Sicherheitsausstattung des Flugzeugs und informiert sie über das richtige Verhalten im Notfall. Die Einweisungen erfolgen meist in mindestens zwei Sprachen, die vorher festgelegt wurden. Nach einer letzten Kontrolle nimmt jeder von Euch selbst seinen Platz für den Abflug bzw. für die Landung ein.

      Während des Fluges versorgt Ihr dann die Gäste. Wer in der Business-Class und wer in der Economy serviert, wurde auch bereits beim Briefing festgelegt. Ihr serviert Getränke und Mahlzeiten, verteilt in der Business Class auf Wunsch Zeitungen und gebt ggf. Auskunft, wenn ein Gast beispielsweise etwas über die Flugroute oder die Reisehöhe wissen möchte. Wenn jemand überfragt sein sollte, bittet er den Fluggast um Entschuldigung und vertröstet ihn, dass man seine Frage schnellstmöglich klären werde – d.h. Ihr wendet Euch dann an die Kabinenchefin bzw. Chef, nur der Chef der Crew holt notfalls beim Kapitän Erkundigungen ein. Später sammelt Ihr das Geschirr wieder ein und bringt die Galley in Ordnung. Je nach Flugziel verteilt Ihr außerdem Einreise- und Zollformulare. Oft bietet Ihr auch zollfreie oder zollreduzierte Waren zum Verkauf an. Dass Ihr Euch um Fluggäste wie allein reisende Kinder, Mütter mit

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