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dass Du Dich da durch Londons Betten durchgearbeitet hast.“

      Er grinste jetzt, obendrein recht frech.

      „Ach und Du bist also richtig tugendsam.“

      „Schlafen tu ich mit keinem Jungen. Tu ich erst, wenn ich den Richtigen gefunden habe.“

      „Also machst Du den Job nicht, um Dich von den Herren mit den 4 Streifen auf der Uniform flach legen zu lassen?“

      „Ganz sicher nicht Du Blödmann. Wir Frauen sind nämlich keine testosterongesteuerten Ziegenböcke, wie Ihr Halbstarken es seid.“

      „Also bei meinen Schnepfen, wie Du das nennst, hatte ich immer den Eindruck, dass die das ganz gern haben, was wir mit denen anstellen.“

      „Können wir denn mal das Thema wechseln?“

      „Von mir aus gerne, geliebtes Schwesterlein. Aber Du hast mit dem Thema angefangen.“

      „Hab ich nicht.“

      „Hast Du doch. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, mich als Schwanzträger bezeichnet zu haben.“

      „Das hast Du durch Dein Macho-Gehabe provoziert.“

      „Komm mal her, meine Kleine.“

      Thisseas nahm jetzt seine Schwester einfach in den Arm, erst sträubte sie sich ein wenig, aber dann fand sie es doch sehr schön. Sie liebte ihren großen Bruder nämlich und der sie genauso. Zumal er früher, als sie noch beide zur Schule gingen, immer ihr großer Beschützer gewesen war. Und schon als kleines Mädchen hatte sie oft gedacht, so einen Mann, wie ihren Bruder würde sie sogar heiraten wollen.

      „Hast Du denn schon eine feste Freundin?“

      „Weiß nicht.“

      „Nun red schon. Hast Du Dir eine kleine Engländerin geangelt?“

      „Nein. In England schon. Aber keine Engländerin.“

      „Mensch nun erzähl schon. Lass Dir doch nicht alles aus der Nase ziehen.“

      „Aber nichts zu Mom und Dad und auch nicht zu Danae. Versprochen?“

      „Versprochen“

      „Sie ist Holländerin. Willst Du sie mal sehen?“

      „Klar, nun mach schon.“

      Thisseas zückte sein Smartphone und klickte auf die Foto-App.

      „Wow, die sieht aber richtig toll aus. Und wirkt auch noch ausgesprochen nett. Hat die so rote Haare? Hör mal - so viele Fotos von ihr – ist das etwa was Ernstes?“

      „Könnte schon sein.“

      „Oh je – und wo Dad schon fleißig für Dich nach einer Frau sucht.“

      Thisseas wurde jetzt ganz ernst.

      „Kann er sich abschminken. Dörte und ich werden heiraten, ob ihm das gefällt oder nicht.“

      „Dörte heißt sie also.“

      „Dörte van Elst. Sie ist Zahnärztin. Und wollte ihre Kenntnisse in Englisch und Griechisch verbessern.“

      „Griechisch auch?“

      „Sie möchte so gern nach Griechenland gehen und da dann praktizieren.“

      „Und wie habt Ihr Euch kennengelernt?“

      „Ich bin mal aus Jux in einen griechischen Sprachkurs für Engländer gegangen. Da saß sie auch. In einer griechischen Redewendung war sie unsicher und da habe ich ihr geholfen. Das war der Anfang.“

      „Hm. Sie nimmt hoffentlich die Pille.“

      „Nein, nimmt sie nicht. Und die übliche Verhütung machen wir auch nicht. Aber ihre Frauenärztin hat da was gemacht.“

      „Also keine Schnepfen. Nur noch eine promovierte Dörte.“

      „Nur noch eine promovierte Dörte. Du, ich war noch nie derart verliebt. Wusste gar nicht, dass es so etwas gibt.“

      „Und empfindet sie auch so?“

      „Glaube schon. Und ich war wohl der erste, der richtig mit ihr zusammen war. Ach Nephi, Du ahnst gar nicht wie schön alles mit ihr ist.“

      „Stimmt. Aber ich freu mich für Dich. Ganz richtig freu ich mich für Dich. Und wenn sie so ist, wie sie aussieht, werden wir vielleicht mal gute Freundinnen? Aber nun musst Du auch noch promovieren. Also später mal eine Frau Doktor und dazu nur ein Herr Mantalos – das geht nun wirklich nicht.“

      „Stimmt. Bin schon dabei. Aber nichts verraten. In einem halben Jahr hab ich den Titel.“

      „Weißt Du was, großer Bruder? Deine kleine Schwester ist richtig stolz auf Dich. Und mit dem Titel überraschst Du dann Mom und Dad. Und vor allem auch mit Dörte.“

      Thisseas grinst.

      „So habe ich es vor.“

      9. Kapitel

      Fietje hatte sich inzwischen bestens eingearbeitet. Sein Job als Assi von Professor Mertens machte ihm ausgesprochen Spaß und auch die zusätzliche Arbeit als Sekretär des Gesamtvorstandes war durchaus zu bewältigen. Dass er nicht nachmittags um 16 Uhr nach Hause gehen konnte, machte ihm inzwischen kaum noch etwas aus, und manchmal – wenn Mertens unterwegs war – kam er schon mal erst um 11 ins Büro und verdrückte sich um 15 Uhr. Das waren die Tage, wo er abends schon mal ab und an ‚um die Häuser‘ zog und bisweilen auch ein Mädchen fand, das bereit war, entweder ihn zu sich in ihre Wohnung mitzunehmen oder sie ließ sich von ihm einladen und blieb über Nacht. Nur einmal hatte er Pech gehabt – Mertens war früher zurückgekommen und Irmi Hermann telefonierte ihn früh um 8 aus dem Bett, sodass er es gerade noch schaffte, kurz vor dem Chef am Schreibtisch zu sitzen. Die junge Dame, mit der er sich vergnügt hatte, musste einfach die Tür hinter sich zu ziehen, wenn sie aufgestanden war und sich fertig gemacht hatte.

      Fietje hatte sich für seine kleinen und regelmäßig kurzen Techtelmechtel zwei Dinge fest vorgenommen: Keine verheirateten Frauen und niemals eine aus der ITSolutions AG.

      Mertens war mit der Arbeit seines Adlatus äußerst zufrieden und Irmi Hermann versuchte in ihm tatsächlich so eine Art Ziehsohn zu sehen. Sie gab ihm manchen Tipp, nicht nur bezüglich seines Chefs, sondern auch hinsichtlich der anderen Vorstandsmitglieder und der Abteilungsleiter im Hause. Fietje revanchierte sich, indem er ihre Vertretung wahrnahm, wenn sie mal zum Arzt musste oder – wie sie es nannte – ‚die Brut der Pflege bedürfe‘, indem sie ihr Telefon auf ihn umstellte. Natürlich hatte Mertens das irgendwann mitbekommen, aber er fand es sogar gut, dass Irmi und Fietje so gut miteinander auskamen.

      Inzwischen verließ sich Mertens mehr und mehr auf ihn. Eigentlich bezog er ihn in alles ein und vor allem war er froh, dass er ihm nicht jede Kleinigkeit erklären musste, dass der eigentlich fast immer wusste, was mit einer Sache zu tun war. Und bisweilen nahm er seinen ‚jungen Mann‘ auch außer Haus mit zu Kundenbesuchen, zu Besprechungen und mehr und mehr auch zu Verhandlungen. Anfangs nur in Frankfurt, dann aber auch zunehmend überall in Deutschland und kurz darauf auch auf Auslandsreisen.

      Abends wurde es manchmal ziemlich spät. Fietje saß dann immer in Mertens ‚Dienstkutsche‘, wie er seinen S-Klasse Mercedes in der langen Version nannte, neben dem Fahrer, Er durfte nur, wenn sie noch zu arbeiten hatten, auch hinten neben dem Chef Platz nehmen. Klar, dass Mertens hinten rechts saß. Aber der dicke Schlitten hatte genügend Platz, dass Fietje auch hinter dem Fahrer ausreichend Platz für seine langen Beine fand.

      Wenn der Wagen dann vor der Villa des Chefs auf dem Lerchesberg vorgefahren war und seine teure Fracht ausgespuckt hatte, bekam Mertens mehr und mehr ein schlechtes Gewissen, weil Mühlhaus, so hieß sein Fahrer, dann noch Fietje nach Hause bringen musste und es für den dann noch später wurde. Mühlhaus wohnte bei Mertens im Gartenhaus, dass er vor Jahren zu einem kleinen Einfamilienhaus hatte umbauen lassen. Er hätte so auch gleich schlafen gehen können, jetzt musste er immer noch Fietje bringen. Und das, nachdem er dann meist mehr als 12 Stunden

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