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Verlass, die hatte doch immer zu ihr gehalten.

      Es kam dann alles aber doch ein wenig anders als gedacht, denn nur ihre Mom und Danae holten sie ab, Dad hatte einen Gerichtstermin und Thisseas war mit Freunden nach Griechenland zum Wandern geflogen.

      Natürlich wurde Nephele aufgefordert, ausführlich zu berichten. Was sie auch liebend gern tat. Aber das Wichtigste war bereits nach einer halben Stunde erzählt und so nahm sie all ihren Mut zusammen und ‚beichtete‘, dass sie am 1. September bei Lufthansa ihre Ausbildung zur Flugbegleiterin beginnen würde. Mom saß am Steuer, Nephele neben ihr, Danae hinten. Mom fuhr – ob vor Schreck wusste man nicht – auf einmal langsamer, Nephele schielte ein wenig zu Danae, die sie anlächelte und das Daumen-hoch-Zeichen machte. „Das meinst Du aber nicht im Ernst?“

      „Doch Mom. Ist mein voller Ernst. Und damit Ihr das auch gleich wisst – ich habe keineswegs vor, das für immer zu machen. Aber mal für 1, 2 oder auch 3 Jahre, finde ich toll.“

      „Und warum willst Du nicht in Deinem Beruf arbeiten?“

      „Weil ich noch was von der Welt sehen will. Und besser und einfacher geht das doch gar nicht, als so.“

      „Du warst doch aber sonst auch immer ganz bodenständig. Und dann – ach Nephi – das ist ganz fürchterlich, da sehen wir Dich ja überhaupt nicht mehr.“

      „Ihr werdet mich öfter bei Euch sehen, als wenn ich z.B. in Larnaca an einer Klinik arbeiten würde.“

      „Das sagst Du jetzt doch nur so. Als Beruhigungspille.“

      „Nein, denn insgesamt kommt man im Monat schon so auf 10 – 12 freie Tage. Klar, wenn ich auf Kurzstrecken eingesetzt bin, ist es immer nicht so ganz einfach mit mehreren freien Tagen am Stück, aber Los Angeles bringt sogar 4 freie Tage hintereinander.“

      „Und wie willst Du dann herkommen?“

      „Da ich nichts für meine Flüge bezahlen muss, ist das so schwer ganz sicher nicht.“

      „Hast Du ja offenbar alles vorher genauestens ausbaldowert.“

      „Klar. Kenn doch meine Eltern.“

      „Aber Du hättest vorher fragen müssen. Und uns nicht vor vollendete Tatsachen stellen dürfen.“

      Danae lachte im Hintergrund. Gerade noch hörbar.

      „Du, Danae, mir ist nicht nach Lachen zumute.“

      „Helena, Du vergisst mal wieder, dass Nephele schon erwachsen ist. Und wenn sie vorher gefragt hätte?“

      „Hätte ich es ihr verboten. Oder wenigstens versucht, es ihr auszureden.“

      Nun lachten beide Frauen, außer Helena.

      „Das hatte ich erwartet. Hätte ich vermuten können, dass Du mich in den Arm genommen und es mir erlaubt hättest, Mom, hätte ich vielleicht sogar gefragt.“

      „Trotzdem.“

      „Mom, ich bin schon 25. Ganz vergessen? Ihr hättet mich irre unter Druck gesetzt, ich hätte den Schritt mit einem ganz fürchterlich schlechten Gewissen trotzdem gemacht und Ihr wärt alle erst recht sauer auf mich. Jetzt seid Ihr auch sauer, aber ihr könnt mich nicht mehr beeinflussen. Und spätestens in zwei bis drei Wochen habt Ihr Euch ‚entsäuert‘. Och Mom, nun sei doch nicht so, bitte, bitte, bitte.“

      „Und was willst Du Deinem Vater erzählen? Der wird Dich ganz schön zusammenstauchen.“

      „Wird er sicher versuchen. Aber ich bin ziemlich zäh, wie Du weißt. Und wenn er einmal drüber geschlafen hat, wird er mich mit großen Dackelaugen anschauen, kein Wort mit mir sprechen und spätestens übermorgen wird er verkünden, dass er sich vorkomme, wie ein Huhn, das ein Entenküken ausgebrütet habe.“

      Nun musste auch Helena lachen.

      „Du scheinst Deinen Vater ja ganz gut zu kennen.“

      „Glaub schon. Ist ja so ähnlich wie damals, als ich unbedingt Anwältin werden sollte und lieber Physiotherapie gemacht habe.“

      „Dann werde ich Dir wohl ein bisschen die Stange halten müssen – was meinst Du denn eigentlich Danae?“

      „Dass es eine gute Entscheidung ist, die Nephele getroffen hat. Aber nur aus einem Grund.“

      „Und der wäre?“ fragte Nephele.

      „Weil Du das nicht für immer machen willst. Ich finde nämlich, dass so ein hübsches Ding wie Du heiraten und Kinder bekommen sollte. So, wie der liebe Gott das für uns Frauen vorgesehen hat.“

      „Und – hilfst Du mir auch bei Dad?“

      „Dumme Frage.“

      Dad zu überzeugen, war nicht so einfach, das wusste Nephele ja schon vorher. Immerhin hatte sie aber Recht behalten. Bevor er richtig zu toben anfangen konnte, griff erst Helena und dann – sehr vorsichtig – auch Danae in die abendliche Diskussion ein. So wurde die Philippika des Herrn Papa erträglich, er ging knurrend zu Bett, strafte Nephele am folgenden Tag mit Nichtachtung und ‚bekrabbelte‘ sich am Tage darauf wieder. Er schloss das Thema damit ab, dass Nephele versprechen musste, nach 3 Jahren wieder sesshaft zu werden, 5 Jahre wären das absolute Maximum, sonst würde er seine Tochter enterben. „Bist ein Schatz, Dad.“ hatte sie ihm erwidert und da sie wusste, dass ihre Mom nicht unwesentlich zur Befriedung des väterlichen Gemüts beigetragen hatte, hatte sie noch hinzugefügt:

      „Nur so nebenbei noch – ich glaube, ich habe die weltbesten Eltern.“

      Der Ausspruch tat den beiden sichtlich gut, allerdings musste Dad nun doch noch wenigstens eine kleine Spitze loswerden: „Solange es nach dem Willen der überaus liebreizenden Tochter geht.“

      Danae hatte natürlich alles mitbekommen und konnte sich eine Bemerkung nicht ganz verkneifen:

      „Da hast Du ausnahmsweise mal Recht.“

      Achilleas wollte grade über die ungewohnte Zustimmung strahlen, aber da ergänzte Danae bereits:

      „Ich meine nur, dass Nephele überaus liebreizend aussieht. Hat sie natürlich von Dir – Helena ist nämlich immer noch eine schöne Frau, während Du…“

      „Sieh Dich vor, Danae…“

      „…ziemlich zerfaltet dreinschaust.“

      Den Rest des Geplänkels wollte sich Nephele ersparen:

      „Ich reite jetzt ein bisschen. Lenka braucht Bewegung.“

      Die Familie hatte mit der töchterlichen Entscheidung ihren Frieden geschlossen. Zwar stellte Achilleas am Abend im Bett nochmal fest, dass er sich vorkomme wie ein Huhn, das ein Entenküken ausgebrütet habe, aber Helena kuschelte sich ein wenig an ihn, was ihm sehr gut tat und zu seiner Besänftigung beitrug.

      Als Thisseas ein paar Tage nach Hause kam und von den Ereignissen erfuhr, fand er das Vorhaben seiner kleinen Schwester offenbar sehr gut.

      „Hätte ich Dir gar nicht zugetraut. Ich dachte, Du würdest nach Deinem Trip den Rest Deines Lebens im Dunstkreis von Mom und Dad verbringen wollen. Und dass Du die rumgekriegt hast ohne meine Unterstützung…“

      „Komm mal wieder auf den Teppich, Du lang geratenes Brüderlein. Hat da etwa der Grips mit dem Längenwachstum nicht Schritt gehalten? Hast wohl noch nicht mitbekommen, dass ich schon volljährig bin.“

      „Statt dass Du Dich über mein Lob freust, motzt Du mich an.“

      „Tu ich doch gar nicht. Aber ich mag bei Euch Schwanzträgern Euer Macho-Gehabe nicht. Kannst Du bei Deinen Schnepfen machen, aber nicht bei mir.“

      „Was soll das denn heißen?“

      „Nun tu nicht so unschuldig. Was ich da von Deinem Lebenswandel in London gehört habe…“

      Thisseas wurde jetzt richtig rot.

      „Nichts hast Du gehört, absolut nichts.“

      „Stimmt

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