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Dir doch mal helfen. Hertha macht das gern, das weißt Du und wenn ich das versuche, musst Du Dich nicht wie ein störrischer Esel verhalten. Und wenn Du mir krank würdest, hätte ich noch nicht mal eine Sekretärin.“

      „Und was werden Deine Kollegen sagen?“

      „Das lass mich mal machen. Keiner wird deshalb kündigen.“

      „Und was wird Dein Chef dazu sagen?“

      „Nichts. Der Weinecker ist als Aufsichtsratsvorsitzender froh, dass er wenigstens in einer AG den Vorsitz hat, mit der er keinen Ärger hat. Übrigens liegt so eine Organisationsänderung voll in meiner Kompetenz.“

      „Aber meine ‚Brut‘ werde ich mir kaufen. Sich bei Hertha und Dir auszuweinen.“

      „Das wirst Du schön bleiben lassen. Die lieben ihre Mutter nämlich. Und wollen, dass es ihr gut geht. Wenn sie sich da gleich an die Richtigen wenden, solltest Du die beiden lieber mal in den Arm nehmen, statt mit ihnen zu schimpfen.“

      „Du musst immer das letzte Wort haben.“

      „Sonst hast Du das immer. Aber Du siehst, ich bin lernfähig.“

      „Ach Ewald.“

      „Ach Irmi. Und nun hol mir mal den Fietje.“

      8. Kapitel

      Das Vorstellungsgespräch hatte bestens geklappt. Sie waren 15 Bewerber und Bewerberinnen gewesen, 10 hatte man genommen, Nephele war eine von ihnen. Was sie innerlich jubilieren ließ.

      Sie hatte anschließend noch mit Anne Breker gesprochen, um zwei weitere Dinge zu klären. Ob man sie auch in München stationieren könne, weil es da näher an Zypern sei und sie schneller mal nach Hause könne.

      „Oh je Frau Mantalo, das geht leider nicht. Zumindest nicht am Anfang, denn ihre Ausbildung ist hier in FRA und hier werden sie auch zuerst eingesetzt. Aber ist das denn so schlimm? Sie können doch auch von hier aus heimfliegen und sowieso ‚Standby‘, also kostenlos. Dauert doch nur gut eine halbe Stunde länger bis Larnaca und obendrein fliegen wir von hier aus häufiger als von München aus. Und was haben Sie noch auf dem Herzen?“

      „Ich kann erst in 8 Wochen anfangen. Ich muss nämlich in Paphos erst meinen Job an der Klinik kündigen und da muss ich die Kündigungsfrist einhalten.“

      Sie verschwieg wohlweislich, dass sie das längst getan hatte. „Das ist kein Problem. Ich notiere das eben – Arbeitsbeginn 1. September. Ist das ok?“

      „Ja vielen Dank.“

      „Und – noch etwas auf dem Herzen? Übrigens waren Sie heute die Beste von allen. Das hat richtig Spaß mit Ihnen gemacht. Und dann Englisch, Griechisch, Deutsch und etwas Spanisch – so ‚vielsprachig‘ ist bei uns eher selten.“

      „War ich die Beste, weil da ein gewisser Hans Querdonk geplaudert hat?“

      Anne Breker lachte jetzt.

      „Also geplaudert hat er, aber sie waren wirklich die Beste. Und durch das Plaudern habe ich besonders auf Sie geachtet.

      Also wie Sie das mit der Zeitung gelöst haben, das war schon richtig gut.“

      Eine Prüferin hatte sie nämlich gefragt, was sie tun würde, wenn ein HON unbedingt das Handelsblatt haben wolle, aber die Zeitung ausgegangen sei. Nephele hatte geantwortet, dass sie sich vielmals entschuldigen würde, aber sie hätte gesehen, dass ein anderer Passagier die Zeitung schon fast durchgeblättert habe. Sie würde ihn, sobald er fertig wäre, um die Zeitung bitten und sie dann dem besagten HON aushändigen. Nepheles Lösung des Problems hatte offenkundig imponiert.

      „Und ich hatte ihn extra gebeten, Ihnen nichts von mir zu erzählen.“

      „Warum das denn?“

      „Weil er… Ach lassen wir’s“

      „Nix da, nun reden Sie schon.“

      „Er hatte den Beruf als ‚Saft-Schubse‘ tituliert. Das fand ich gemein."

      „Oh, hat er mal wieder auf Macho gemacht. Na, der kann was erleben heute Abend.“

      „Nö, lassen Sie mal. Ich war ja auch nicht gerade nett.“

      „Wieso?“

      „Ich habe ihn auf die ‚Saft-Schubse‘ hin als ‚Piloten-Verschnitt‘ beschimpft.“

      Anne Breker fing jetzt an, laut und herzlich zu lachen.

      „Sie sind mir ja eine. Also wirklich, Nephele Mantalo, das gefällt mir. Das gefällt mir sogar sehr. Ich bin Anne Breker. Und ab sofort sagen wir ‚Du‘ zueinander. Und mit dem Piloten-Verschnitt werde ich mein Hänschen heut noch gleich ein wenig pieken. Und zur Strafe den Brotkorb ein wenig höher hängen.“

      Nephele lachte jetzt auch. Und freute sich, dass die etwa fünf Jahre ältere Frau sie so ‚annahm‘.

      „Und wie sieht das aus?“

      „Och, der kommt immer etwas ‚hungrig‘ nach Hause. Und heute wird er zur Strafe mal hungrig bleiben, wenn Du weißt, was ich meine.“

      „Ist das nicht ein wenig hart? Der liebt Dich nämlich richtig.“

      „Hm? Woher weißt Du das denn?“

      „Hat er mir zu verstehen gegeben. Und dass Ihr bald heiraten werdet.“

      „Das hat er ja noch nicht mal mir gesagt. Wieso dann ausgerechnet Dir?“

      „Na ja, er hatte sich da gestern Abend, als wir uns kennen lernten, so ein bisschen missverständlich ausgedrückt. Und um das grade zu rücken, hat er dann erzählt, dass er eine feste Beziehung habe, auch bei LH und dass Ihr bald heiraten würdet. Erst später rückte er dann damit raus, dass Du u.U. heute das Einstellungsgespräch leiten würdest. Und bot mir dann an, Dich auf mich aufmerksam zu machen.“

      „Wieso hatte er sich missverständlich ausgedrückt?“

      „Klang ein wenig nach Anmache. Und er wurde dann sogar ein wenig rot, als ich ihm da Contra gab.“

      „Na, der Schlawiner, der wird sich heute wundern.“

      „Geh nicht zu streng mit ihm ins Gericht. Ich glaube, er hatte es wirklich nicht so gemeint. Und vielleicht fliege ich ja mal mit ihm, nicht, dass ich dann was ausbaden muss.“

      Anne strahlte jetzt Nephele richtig an.

      „Mal sehen. Vielleicht wird er ja doch noch satt. Aber vorher werde ich ihn eine wenig ‚hopp‘ nehmen. Bin gespannt, wann er mir mal ordentlich einen Antrag macht.“

      Auf einmal war sie sehr ernst. Und meinte ganz leise:

      „Ich glaube, wir zwei werden richtig gute Freundinnen. Weiß auch nicht wieso, aber so viel wie mit Dir, hab ich über Hans noch mit niemandem gesprochen.“

      „Ich freu mich auch. Ich hab nämlich nur eine Freundin auf Zypern. Und noch eine in Deutschland zu haben, fände ich Klasse.“

      „Wenn Hans mir heute wirklich einen Antrag macht… Also so oder so – wenn wir mal heiraten, kommst Du zu unserer Hochzeit.“

      „Sei vorsichtig Anne – ich drohe mit Kommen. Der Hans ist nämlich wirklich ziemlich ok. Und den Macho wirst Du ihm noch austreiben.“

      „Worauf Du Dich verlassen kannst.“

      Nephele hatte doch ein etwas schlechtes Gewissen, nachdem sie ihren Arbeitsvertrag unterschrieben hatte. Nicht nur in den letzten Tagen während ihres Deutschlandaufenthaltes, sondern vor allem auf dem Rückflug nach Larnaca. Was wohl die Eltern dazu sagen würden? Schließlich waren die völlig ahnungslos. Sie waren zwar verwundert gewesen, dass sie zu Hause ihren Job in der Klinik gekündigt hatte, aber sie hatte es damit begründet, dass man ihr keinen längeren Urlaub gewähren wollte, auch nicht bei einem Gehaltsverzicht. Das hatten alle brav geschluckt. Aber dass sie jetzt als Flugbegleiterin, d.h. völlig berufsfremd arbeiten wollte, davon ahnten

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