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gepudert, wenn ich so eine Chance ausschlagen würde. Und das mit der Bedenkzeit habe ich nur gesagt, weil es vielleicht keinen so guten Eindruck macht, wenn man bei einer so wichtigen Sache sofort ‚Ja‘ sagt.“

      „Ich freu mich Herr Petersen. Wir werden da eine Menge miteinander zu tun haben.“

      „Ich freu mich auch. Bis morgen um 8. Also gleich nach Mitternacht.“

      Wenige Minuten später kam Mertens aus seinem Büro.

      „Nun rede schon Irmi, was hat er gesagt. Meinst Du, er nimmt mein Angebot an?“

      „Immerhin wollte er Bedenkzeit. Aber ich glaube der will zu uns kommen.“

      „Bist Du sicher?“

      „Er hat dem Sinne nach gesagt, man muss einen Chef auch mal ein wenig zappeln lassen.“ Sie grinste ihren Chef an.

      „Ganz schön frech.“ erwiderte Mertens fast schon ein wenig nachdenklich wirkend.

      „Lass mal gut sein, Ewald. Der Junge ist schwer in Ordnung. Als er das sagte, hat er nämlich gegrinst und seine Bedenkzeit dann begründet – er meinte, es mache keinen guten Eindruck, bei so einer wichtigen Sache gleich ‚Ja‘ zu schreien.“

      „Ich glaube, Du hast Recht.“

      „Hab ich doch immer. Trotzdem – womit?“

      „Dass der Bengel in Ordnung ist und mit dem was Du vor kurzem sagtest.“

      „Was meinst Du da?“

      „Dass er wohl länger als 3 Jahre aushalten muss, wenn er wirklich so einschlägt, wie wir’s uns erhoffen.“

      Zwei Wochen später fing Fietje als Assi bei Prof. Mertens an. Der ihn zunächst seinen beiden Vorstandskollegen vorstellte. Für Finanzen war das ein schon älterer Dr. Bernhard Heilers und dann gab es noch einen Vertriebsvorstand namens Berthold Koller, noch ziemlich jung, wie Fietje fand. Beide waren sehr nett zu ihm, ob nur, weil Mertens dabei war oder ob sie das auch sonst sein würden, würde Fietje schon noch merken.

      „Wie gefallen Ihnen meine Kollegen?“ Mertens wollte ihm offensichtlich auf den Zahn fühlen.

      „Ihr Finanzer macht einen sehr guten und netten Eindruck. Der Vertriebler war ja auch richtig nett, aber den trau ich mich nicht, so auf Anhieb einzuordnen.“

      „Warum?“

      „Nun, Dr. Heilers ist eine richtige Persönlichkeit. Koller ist noch ziemlich jung, finde ich. Da fällt es mir schwerer, ihn so nach dem Bauch einzuordnen.“

      „Gut beobachtet, Junge. Und nun fang endlich an zu arbeiten.“

      „Aye, aye Chef.“

      „Sie nehmen sich als erstes die Post von heute vor, die Hermann hat sie und wird sie Ihnen geben. Und sie wird Ihnen dann auch sagen, was sie weiter zu tun haben. Ach so – noch etwas: In 4 Wochen muss ich einen Vortrag halten. Thema: ‚Digitalisierung mittelständischer Unternehmen‘. Den bereiten Sie mir bitte vor. Heute in zwei Wochen geben Sie mir Ihren Entwurf. Alles klar?“

      „Aye, aye.“

      „Das nervt, Fietje Petersen.“

      „Schade, Herr Prof. Mertens.“

      Er grinste Fietje ein wenig an.

      „Nicht wirklich. Aber alle zwei Minuten – dann schon.“

      Fietje hatte sich den neuen Job etwas leichter vorgestellt. Er rackerte von früh bis spät – abends um 19 Uhr saß er immer noch über wahren Aktenbergen, Frau Hermann fing schon an, ihn zu bemitleiden.

      „Junge, übertreib es nicht. Los, jetzt ist Schluss Wir gehen jetzt – und zwar beide!“

      „Nur noch eine halbe Stunde, Frau Hermann. Ich muss diese Vorlage hier kapieren. Sonst weiß ich nicht, was ich dem Chef draufschreiben soll.“

      „Versprochen, dass Du in einer halben Stunde auch abhaust?“

      „Versprochen.“

      Am nächsten Morgen sprach sie mit ihrem Chef.

      „Ewald, das geht so nicht mit dem Jungen.“

      „Was geht nicht?“

      „Dass der hier abends bis in die Puppen sitzt.“

      „Ach Irmi.“ Erwiderte er milde lächelnd.

      „Was – ach Irmi.“

      „Pass mal auf. Was der jetzt gerade macht, ist völlig normal. Ist mir früher auch so gegangen. Und bei Deinem Erwin war es einst auch nicht anders.“

      „Ja schon. Aber das war nur anfangs, nachher wurde es besser.“

      „Wird es bei Deinem Ziehsohn Fietje auch. Gehe ich jede Wette ein.“

      „Blödmann. Ich mag den Bengel zwar, aber er ist nicht mein Ziehsohn.“

      Mertens lachte jetzt richtig.

      „Jetzt erzähl ich Dir mal was, was vor vielen Jahren mir mein Chef dazu erklärt hat. Als ich damals auch am Untergehen war, tröstete er mich: ‚Mertens, Sie sind gerade am Ersaufen. Und zwar am Ersaufen in Milch. Und je heftiger Sie jetzt strampeln, umso eher entsteht Butter – auf der können Sie dann stehen.‘ Der Mann hatte Recht. Und mit Fietje ist es momentan genauso. Nur weiß er noch nicht, dass er gerade in Milch strampelt. Weißt Du was, Irmi? Bring ihm jetzt eine ordentliche Tasse Café und tröste ihn mit dem Beispiel. Und wenn er wider Erwarten in 4 Wochen immer noch am Absaufen ist, sag’s mir – ich rede dann mit ihm. Ok?“

      „Ok, Chef.“

      Natürlich hatte Mertens Recht behalten. Nach weiteren vier Wochen hatte Fietje sich selbst endlich ‚Land in Sicht‘ melden können. Er kannte jetzt ‚seine‘ AG sehr viel besser, er verstand die Vorlagen der Fachdienste fast auf Anhieb und er wusste, wo er ‚hinlangen‘ musste, wenn er etwas brauchte. Und rein instinktiv hatte er in das Haus einen ‚guten Draht‘ gefunden, weil er – wenn er meinte, etwas in der angelieferten Form nicht seinem Chef vorlegen zu sollen, erst noch einmal mit dem betreffenden ‚Lieferanten‘ redete. Das kam bei denen sehr gut an, weil sie das als Unterstützung empfanden und der neue Assi sie offenbar nicht in die Pfanne hauen wollte.

      Irmi Hermann hatte diese Arbeitsweise mit dem Haus sehr bald bemerkt und ihrem Chef davon berichtet.

      „Haben wir keinen Fehlgriff getan.“ meinte er.

      „Wirklich nicht.“

      „Armer Kerl.“ kommentierte er Irmi Hermanns Bemerkung. „Wieso das denn?“

      „Ich hab mir noch etwas ausgedacht. Verschafft mir mehr Luft, Fietje mehr Arbeit. Deshalb ‚Armer Kerl‘.“

      „Was hast Du Dir ausgedacht?“

      „Wir schaffen ein Vorstandsekretariat und Fietje leitet es.“

      „Hm. Und wieso verschafft das dem verehrten Vorstandsvorsitzenden mehr Luft?“

      „Nun, er wird mir alle Vorstandsitzungen vorbereiten, wird vorher eine Tagesordnung verschicken, wird in der Sitzung ein Protokoll fertigen, wird alle Vorstandsvorlagen vorher kritisch durchsehen, bevor sie an die Kollegen und mich gehen.“

      „Willst Du mich weitgehend arbeitslos machen?“

      „Hättest Du wohl gern. Aber Dich ein wenig entlasten wäre schon gut.“

      „Das brauche ich, meinst Du.“

      „Ja.“

      „Und seit wann bist Du zu dieser Erkenntnis gelangt?“

      „Seitdem Deine liebreizenden zwei Kinder Hertha und mir andeuteten, dass ihre Mama immer so müde sei und kaum noch Zeit für sie hätte.“

      Irmi Hermann schaute jetzt ganz ernst – ‚doch nicht etwa Tränen?‘ dachte Prof. Mertens.

      „Warum reden die nicht mit

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