ТОП просматриваемых книг сайта:
Umwege zu R.. Ulf Häusler
Читать онлайн.Название Umwege zu R.
Год выпуска 0
isbn 9783347075269
Автор произведения Ulf Häusler
Жанр Контркультура
Издательство Readbox publishing GmbH
„I wo. Und Du schaffst das. Die braucht Euch Saft-Schubsen doch.“ Schweigen, ziemlich lange.
„Hallo, Nephele, bist Du noch dran?“
„Ja. Das war gemein. Hätte nie gedacht, dass Du so ein elender Macho bist, Du Piloten-Verschnitt und kleiner Gernegroß.“
„Kennst Du Wilhelm Busch?“
„Macho. Irgend so einer von Euern Dichtern.“
„Der hat mal sehr schön gesagt ‚Ach ich will es ja auch nun, ganz gewiss nie wieder tun.“
„Sag Deiner Anne bitte nichts.“
Dann legte sie auf.
„Macho-A…loch.“ murmelte sie.
„Was hast Du gesagt?“
„Dass dieser Pilotenverschnitt ein Mach-A…loch ist.“
Alexa lag schon im Bett – sie war todmüde. Deshalb ging sie auf Nepheles Bemerkung gar nicht erst ein. Und um kurz nach 6 mussten sie zum Flughafen – Nephele wollte sie bringen und dann die verbleibende Stunde dort überbrücken bis zu ihrem Vorstellungsgespräch.
7. Kapitel
„Fietje Petersen, ich will nicht lange drum herumreden, ich brauche einen neuen Assistenten, denn der Möller wandert zur Konkurrenz ab. Was halten Sie von einer Assi-Stelle bei mir?“ begrüßte Prof. Mertens, gleich nachdem sie sich kurz nach 9 Uhr in seinem Büro auf der Sitzgruppe gesetzt hatten. Und bevor Fietje überhaupt Luft holen konnte, fuhr er schon in seiner Ansprache fort:
„Und dann hab ich inzwischen auch mitbekommen, dass Sie gestern an Ihrer Uni waren. Ging um Ihre Promotion. Ist das richtig?“
„Das mit der Promotion stimmt. Ob ich das aber wirklich machen soll, weiß ich noch nicht so genau. Dass Sie mir die Assi-Stelle zutrauen, freut mich natürlich sehr. Was muss man da denn machen?“
„Alles. Und über alles, was Sie mitbekommen, den Mund halten. Das ist enorm wichtig. Sie sehen meine Post durch, entscheiden, was ich sehen und lesen muss, wenn Sie im Zweifel sind, heften Sie eine Notiz dran mit Ihrer Empfehlung, Unwichtiges entsorgen Sie, Halbwichtiges, um das ich mich nicht gleich kümmern muss, geben Sie in die zuständigen Fachabteilungen. Alles, was von denen hochkommt, müssen Sie durchsehen und sollen es auch kommentieren, hoffentlich meist nur mit den beiden Buchstaben ‚ok‘, Sie müssen meine gelegentlichen Aufsätze in der Fachpresse vorbereiten, also fix und fertig schreiben, sodass ich nur noch ein wenig daran schleifen muss, Sie sollen meine Reden vorbereiten und wenn nötig, mich auf meinen Geschäftsreisen begleiten. Und natürlich müssen Sie auch all meine Sitzungen für mich vorbereiten, d.h. alle Unterlagen zusammentragen, die ich dafür voraussichtlich brauche. Und, wenn ich Sie zu Besprechungen mitnehme, hinterher ein kleines Protokoll fertigen. Das klingt jetzt nach unheimlich viel, aber so, wie ich Sie einschätze, werden Sie den Bogen schnell raus haben und danach ist das alles ganz gut zu bewältigen. Im Klartext – bisher hat keiner meiner Assistenten einen Burn-Out bekommen. Nun, was halten Sie von meinem Angebot? Ach, und noch eins: Ich erwarte selbstverständlich, dass Sie Ihre Promotion durchziehen. Kneifen gibt’s nicht. Ohne Doktortitel machen Sie zwar vielleicht auch Karriere. Aber ganz sicher nicht bei mir. Junge, lass nicht vor Schreck Deinen Sketo kalt werden.“
„Puh. Das war ja eine ganze Menge. Und ehrlich weiß ich nicht, ob ich mir das zutraue. Lust hätte ich schon dazu, aber ich will Sie auf keinen Fall enttäuschen. Und was ich da bei Ihnen machen soll – mit meinem Studium hat das doch gar nichts mehr zu tun. Und wie meinen Sie das mit dem ‚doktorieren‘?
„Also Petersen. Erstens höre ich voller Freude, dass Sie Lust haben. Das ist wichtig, denn man muss Spaß an seiner Arbeit haben, sonst wird da nichts draus. Zweitens – ja, der Job ist kein Zuckerschlecken, aber wenn ich es Ihnen nicht zutrauen würde, würden wir jetzt gar nicht das Gespräch führen. Sie werden mich daher drittens auch nicht enttäuschen. Viertens – Sie haben Recht, was Sie im Studium machten und gelernt haben und derzeit bei Klause machen, können Sie alles getrost vergessen, bei mir gibt’s nichts zu programmieren und so. Trotzdem werden Sie alles, was sie auf der Uni und bei Klause mitbekommen haben, bestens brauchen können, denn Sie müssen ja das, was da aus den Abteilungen kommt, verstehen können. Und fünftens und letztens: Mit der Promotion meine ich es so, wie ich es gesagt habe.“
„Ich werde jetzt mal ein bisschen frech, Herr Professor – das mit meinem Doktor ist Erpressung.“
„Frech dürfen Sie schon mal sein, solange Sie nicht unverschämt oder gar aufsässig werden. Frech werden ist bisweilen schon ganz ok, bei unverschämt gibt’s was auf die Rübe und bei aufsässig wechseln Sie den Arbeitgeber. Alles klar? Junge, ich habe auch mal studiert und meine Promotion durchgezogen, als ich schon mit beiden Beinen im Beruf stand. Klar, mit dolce far niente am Wochenende ist da mal für eine Weile nix angesagt. Ich war schon verheiratet und hab es trotzdem hinbekommen. Und denken Sie dran: Kein Mensch fragt später, mit welcher Note Sie Ihren Doktor hinbekommen haben. ‚Rite‘ als Examensnote reicht doch.“
„Sehr tröstlich. Und mit „Rite‘ noch Prof. zu werden – wow.“ Mertens grinste jetzt.
„Mein Ehrgeiz war in der Tat ein ‚Rite‘. Es wurde aber ein ‚Magna cum Laude‘ draus. Sie hätten also gleich ein Vorbild.“
„Und Arbeitszeiten und so etwas kann ich als Assi wohl gleich vergessen?“
„Weitgehend ja. Mal werden es 10 Stunden, manchmal auch 12, bisweilen auch 14 Stunden am Tag. 16 Stunden sind eher selten. Und wenn ich nicht da bin und Sie auch nicht mitgenommen habe, brauchen Sie keine 8 Stunden im Büro zu hocken, von mir aus tun’s da auch 2, 3 oder 4 – Sie müssen nur Frau Hermann sagen, wo man Sie notfalls erreichen kann.“
„Da hat man ja gar kein Privatleben mehr.“
„Oh – ich wusste gar nicht, dass Sie verheiratet sind und schon einen Stall voller kleiner Kinder haben und Ihre Frau entlasten müssen. In dem Fall gibt’s etwas mehr Geld, damit Sie sich ein Au-Pair-Mädchen leisten können?“
Mertens hatte es lachend gesagt und fuhr dann ernst fort:
„Haben Sie eine feste Partnerin und fürchten, dass die Ihnen fortläuft.“
„Nö.“
„Ach so, Sie gehören also zu den jungen Leuten, die von einer Blume zur nächsten flattern und sich nach der Bestäubung wieder dünne machen. Ich denke mal, hin und wieder werden Sie schon Zeit finden. Auch für so etwas.“
Fietje war jetzt ganz rot geworden. Mertens grinste schon wieder:
„War auch mal jung. War zwar damals schon zu sehr beruflich eingespannt, aber der hübsche Leitspruch der 68er hatte mir seinerzeit schon imponiert.“
„Hm?“
„Ach so – stimmt ja, auf der Penne wurde das nicht gelehrt: ‚Wer einmal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment‘.“
Fietje musste jetzt richtig lachen.
„So, wie sagt man da, wo Deine Eltern herkommen? Nun mal Butter bei die Fische – also, was ist jetzt mit meinem Angebot?“
„Darf ich es mir überlegen? Bis morgen?“
„Fietje Petersen, Sie dürfen. Morgen um 8 Uhr stehen Sie bei Frau Hermann auf der Matte.“
„Oh – das hätte ich beinahe vergessen – was verdient denn ein Assi bei Ihnen?“
„Jetzt bekommen Sie meines Wissens 68.000 im Jahr. Bei mir gibt’s 84.000. Und nach der Probezeit noch eine Kleinigkeit mehr. So und nun raus hier. Habe noch mehr zu tun.“
„Na, junger Mann, wie geht’s, wie steht’s?“ fragte Frau Hermann gleich als sich die Tür zum Zimmer des Chefs geschlossen hatte.
Fietje lächelte sie an.
„Sie