Скачать книгу

alles super oder cool oder sogar mega. In Paris durchstreiften sie den Bois de Boulogne, sie besuchten den Louvre, abends liefen sie durch Mont Parnasse, waren auf Sacre Coeur, machten eine Bootsfahrt auf der Seine, bewunderten Notre Dame von innen und außen, schlenderten über die Champs Elysee und, und, und. Alle Fahrten mit der Metro – sie fanden, dass die eine ganz tolle Erfindung war. Klar, es stellten ihnen vor allem abends auch immer ein paar Jungs nach, was bei zwei bildhübschen, jungen und schwarzhaarigen Schönheiten eigentlich selbstverständlich war, aber das blieb alles im total Unverbindlichen – die Eltern wären mit ihnen sehr zufrieden gewesen.

      Amsterdam fanden sie nicht weniger aufregend. Die gebuchte Unterkunft befand sich in einem sehr, sehr schmalen Haus, das Zimmer war winzig, aber sie fanden es sehr schön. Selbstverständlich machten sie eine Bootsfahrt durch die Grachten, besuchten das van-Gogh-Museum, waren schon fast verstört nach dem Besuch des Anne-Frank-Huis, weil sie dort erstmals sehr direkt über die Gräuel des Naziregimes informiert wurden, sie bestaunten die unzähligen Fahrräder, konnten es nicht lassen, abends auch mal durch das Rotlicht-Viertel zu streifen, beschlossen aber, das Erotik-Museum auszusparen. Vom Koninkliijke Paleis waren sie hinreichend beeindruckt und da beide recht neugierig waren, besuchten sie einmal auch einen Café-Shop und rauchten Cannabis. Mit dem Erfolg, dass Alexa migräneartige Kopfschmerzen bekam und Nephele sich übergeben musste.

      Mit ihren Handys fotografierten sie fleißig – bisweilen auch mal ein Selfie – und schickten ganz brav immer mal auch ein Foto nach Hause, ließen aber recht bewusst eins von der Straße mit dem ‚Horizontalen Gewerbe‘ weg. Man sollte seine Eltern nicht mit aller Gewalt reizen.

      Von Frankfurt aus machten sie in der dritten Woche noch einen Ausflug nach Heidelberg, das vor allem Alexa besonders gefiel:

      „Hier müsste man studieren können.“ meinte sie zu Nephele.

      Die ihr recht trocken antwortete:

      „Und warum tust Du’s nicht?“

      „Weil ich kein Deutsch kann. Sprachen waren doch schon auf der Schule nicht so mein Ding.“

      „Dafür warst Du in Mathe, Physik und Bio im Vergleich zu mir ein As.“

      Am Beginn der 4. Woche brachte Nephele ihre Freundin zum Flughafen. Am Abend vorher hatten sie ihren Abschied in einer Sachsenhäuser Äppelwoi-Wirtschaft gefeiert. Und trotz des Höllenlärms der Gäste hatte sie Alexa noch eingeweiht, dass sie morgen ihr großes Geheimnis wahr machen wollte: Sie würde zur Lufthansa fahren, um ein Vorstellungsgespräch zu absolvieren. Sie hatte sich ja schon vor acht Wochen schriftlich um eine Anstellung als Stewardess beworben und morgen sei ihr Vorstellungstermin.

      „Du bist ja so etwas von verrückt – Nephele – ich begreife es nicht. Du hast einen tollen Beruf und jetzt willst Du als ‚Saft-Schubse‘ durch die Welt gurken? Und Dich dann von irgendeinem durchgeknallten Piloten bumsen lassen?“

      „Du, das mit der ‚Saft-Schubse‘ hör ich nicht so gerne. Ich sag ja auch nicht, dass Du auf Quacksalberei machst. Und am besten Fachärztin für die Seelen-Weh-Wehs missverstandener junger Männer wirst, um deren Komplexe mit ihnen zusammen in der Kiste zu heilen. Weißt Du, ich will noch ein bisschen was sehen von der Welt und nicht jetzt schon mit 25 in einer Klinik versauern oder irgendwo in meiner eigenen Praxis auf den Patienten meiner Träume warten, der mich dann per Heirat erlöst, indem er mir einen Stall voller kleiner Kinder aufhalst. Ich mach das irgendwo so zwischen 3 bis 5 Jahren und spätestens mit 30 werde ich sesshaft und zwar in einer eigenen Praxis. Und weißt Du, was ich insgeheim hoffe? Dass Du mal Allgemeinärztin in Pissouri wirst und ich bei Dir oder neben Dir meine Praxis habe.“

      Anfangs hatte Alexa eher amüsiert zugehört, aber als sie von der etwas ferneren Zukunft sprach, war sie plötzlich ganz ernst geworden und sah so aus, als ob sie gleich ein wenig heulen würde.

      „Das überlegst Du wirklich?“

      „Ja – genau das.“

      Alexa umarmte nun Nephele ziemlich heftig, die ihrerseits die Umarmung der Freundin erwiderte.

      „Guckt mal die zwei Lesben!“ grölte ein junger, schon mit Apfelwein gut angefüllter junger Mann, zum Glück auf Deutsch, sodass nur Nephele es verstand. Sie grinste den Mann an und steckte ihm die Zunge heraus.

      „Oder darf man Euch mal in den Arm nehmen?“

      „Darfst Du nicht.“

      Inzwischen war der Kerl zu ihr herangerückt und versuchte sie zu umarmen und näherte sich ihr mit seinem Gesicht – er wollte Nephele unbedingt küssen. Alexa grinste jetzt.

      Aber Nephele holte kurz aus und verpasste ihm eine saftige Ohrfeige, was ihn aber offenbar noch anspornte, denn er versuchte plötzlich, sie mit seinen Armen wie in einem Schraubstock einzuzwängen. Alexa grinste plötzlich nicht mehr – sie hatte sich kurz erhoben und verpasste dem Verehrer ebenfalls eine Ohrfeige, aber auf der anderen Backe. Der stutzte kurz, sprang dann auf und wollte auf die beiden Frauen losgehen, doch in dem Moment kamen zwei andere junge Männer hinzu, fielen ihm in den Arm und hielten ihn so fest, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Und dann meinte der eine der beiden ‚Retter‘:

      „Nehmen Sie’s ihm nicht übel. Wolfgang hat heute einen schlechten Tag – er ist nämlich durchs Physikum gerauscht.“ Inzwischen hatte der abgewiesene Verehrer ein weiteres Glas geleert und sich erschöpft an den einen seiner Freunde gelehnt – Alexa meinte, dass er eigentlich richtig süß aussehe mit seinen zwei feuerrot ‚massierten‘ Bäckchen.

      Die zwei Freunde fingen nun ein Gespräch mit den Mädchen an, zeigten sich beeindruckt über deren Nationalität, sie wechselten beide mühelos in die englische Sprache über. Der eine der beiden studierte ebenfalls Medizin und hatte das Physikum gerade bestanden, der andere war Flugkapitän bei Lufthansa. Und als Nephele sich wunderte, dass einer schon so jung Pilot sei, räumte er ein, dass er erst Co-Pilot sei. Nephele erzählte dann von ihrem Vorhaben, sich bei der LH zu bewerben, was er sehr gut fand.

      „Wenn die Dich nehmen, fliegen wir vielleicht mal zusammen. Ich würde mich dann auch richtig gut um Dich kümmern.“

      „Wie meinst Du das?“

      „Oh – sorry. Nicht so, wie es klingen könnte, ich hab ne feste Freundin, auch bei LH. Und wir werden bald heiraten. Ich meinte, dass Du Dich unterwegs mit allem gut zurecht findest. Ganz ohne Hintergedanken. Hast Du denn schon einen Termin für Deine Vorstellung?“

      „Ja morgen. Um 10 Uhr.“

      „Weißt Du wer den Brief an Dich unterschrieben hat?“

      „Keine Ahnung.“

      „Dann schau mal. Wenn den Brief eine Anne Breker unterschrieben hat, ist das meine Freundin. Die leitet auch das Gespräch mit den Bewerbern. Bestell ihr einen schönen Gruß von mir.“

      „Da müsste ich aber wenigstens wissen, wie Du heißt. Und ob das so gut wäre, quasi eine Portion ‚Vitamin B‘ raushängen zu lassen? Ich glaube, eher nicht.“

      „Stimmt auch wieder. Ich heiße übrigens Hans Querdonk und jetzt geb ich Dir meine Telefon-Nummer. Ruf mich einfach an, sobald Du nachgeschaut hast. Ich geb meiner Anne dann nur einen Tipp und keine Empfehlung. Wenn Du mir Deinen Namen verrätst.“

      „Ich heiße Nephele Mantalos.“

      Alexa hatte inzwischen mit dem Medizinstudenten gefachsimpelt und wollte schleunigst ins Bett. So verabschiedete man sich voneinander, Hans meinte noch: „Mal sehen, wie wir den Wolfi wieder wach kriegen. Fürchte, den müssen wir nach Hause tragen und obendrein noch ins Bett bringen.“

      Auf dem Heimweg erzählte Nephele vom Angebot des jungen Co-Piloten.

      „Soll ich den wirklich bitten, bei seiner Freundin ein gutes Wort für mich einzulegen?“

      „Erst müssen wir schauen, wer den Brief unterschrieben hat. Und wenn wirklich dessen Freundin – warum nicht? Beziehungen schaden bekanntlich nur dem, der sie nicht hat.“

      Es war wirklich eine Anne Breker, die die Aufforderung zur Vorstellung unterschrieben hatte.

Скачать книгу