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Und der Klause ist fachlich nicht mit Gold aufzuwiegen. Und dass Sie ihn decken wollen, ist schon ok. Ich weiß nur zu gut, dass er in aller Regel größte Mühe hat, zwei Sätze von sich zu geben, wenn er seine Arbeit verkaufen soll. Machen Sie’s gut, Fietje Petersen. Hat mir Spaß gemacht, mit Ihnen zu reden. Bis bald mal.“

      Fietje verabschiedete sich von seinem obersten Chef, machte sogar einen kleinen Diener, wie er es mal ganz früher gelernt hatte: Mädchen Knicks, Jungs Diener.

      Bei Frau Hermann verhielt er sich ebenso. Er war ganz frohgemut, wusste zwar nicht, was das Gespräch eigentlich sollte, aber dann sagte er zu sich selbst: ‚Schaden kann’s ganz sicher nicht, mal mit dem Boss ganz oben zu quatschen‘. Und Herbie erzählte er auch alles. Von dem zuletzt Besprochenen aber nur, dass er ‚nicht mit Gold aufzuwiegen‘ sei. Worüber Herbie richtig strahlte, dann aber ganz versonnen murmelte: „Hoffentlich merken die nie, dass ich nur Durchschnitt bin und auch nur mit Wasser koche.“

      Was Fietje so nicht stehen lassen wollte.

      „Herbie, wenn Du nur Durchschnitt bist, bin ich, sind wir alle hier im Team Totalausfälle. Also wenn schon so bescheiden – Du bist schon ganz schön über dem Durchschnitt.“

      Herbie grinste.

      „So, so, meinst Du? Hör mal, wir werden nicht fürs Quatschen bezahlt, sondern fürs Arbeiten. Und weil Du Dich heute so lange beim Chef rumgetrieben hast, ist die Mittagspause gestrichen. Ich spendiere aber dafür Pizza für alle.“

      Fietje grinste Herbie nun recht herausfordernd an:

      „Wie nur eine Pizza für uns alle?“

      „Mach mal so weiter. Dann gibt’s einen Tritt in den Hintern.“

      „Dann beschwer ich mich beim Betriebsrat.“

      Der Rest des kleinen Disputs ging in allgemeinem Gelächter unter.

      Drei Wochen später rief Frau Hermann erneut an:

      „Fietje Petersen bitte zum Chef. Sofort.“

      Als Fietje neulich das Vorzimmer des Vorstandschefs verlassen hatte, hatte Mertens gleich danach seine Sekretärin gefragt.

      „Was hältst Du von dem jungen Mann?“

      „Macht einen sympathischen Eindruck.“

      „Mehr fällt Dir nicht ein?“

      „Gegenfrage: Was soll mir denn einfallen? Und überhaupt, Chef – Du hast Dir jetzt in wenigen Wochen fünf junge Leute angesehen, alle anderen ½ Stunde, bei dem hier sogar 1 ½. Dass ich sogar Deinen Steuerberater vertrösten musste.“

      „Na und? Das Essen war übrigens super. Und das Gespräch mit dem auch. Und ich hoffe, Du hast meinem holden Eheweibe und Deiner Busenfreundin Hertha nicht gleich gepetzt, dass ich mich mal wieder satt essen konnte. Immer nur vegan – brrr“.

      „Hertha weiß von Deinen Eskapaden nichts und wird es auch nicht erfahren, es sein denn, dass Du so etwas regelmäßig machst und Deinen „Da Fino“ zu Deiner Kantine machst.“

      „Danke. Aber meine Frage hast Du bisher nicht beantwortet.“

      „Du meine Gegenfrage auch nicht. Aber ok, Du bist der Chef. Mir hat dieser Fietje – wie kommt der eigentlich zu so einem Namen? – sehr gut gefallen. Er ist sicher im Auftreten, nicht arrogant, was man bei jungen Leuten von der Uni so oft findet, er hat Manieren und ist trotzdem bescheiden, und wenn ich mich nicht sehr irre, hat er auch eine Menge soziale und emotionale Intelligenz. Fachlich kann ich absolut nichts sagen. Und nun Du zu meiner Frage?“

      „Gleich, Irmi. Fachlich ist der für seine Jugend vielleicht sogar ein Überflieger und alles andere, was Du gesagt hast, habe ich genauso empfunden. Und zu Deiner Frage: Möller geht zur Konkurrenz. Ich brauche also einen neuen Assistenten. Dass Möller geht, ist ok. Gut, dass er in den letzten drei Jahren nur für mich eingesetzt war. Dadurch weiß er zwar, an was für Projekten wir arbeiten, aber er kennt keine Lösungsansätze.“

      „Ist nicht schade drum. Ich glaube, den Fietje wirst Du nie mehr gehen lassen wollen.“

      Ewald Mertens lachte jetzt.

      „Weißt doch – Assi grundsätzlich nur 3 Jahre.“

      „Jetzt hast Du aber Pech gehabt.“

      „Wieso?“

      „Dass Erwin mal Anwalt war und ich bei ihm gearbeitet hatte.

      ‚Grundsätzlich‘ heißt bei den Juristen ‚in aller Regel, Ausnahmen sind möglich‘.“?

      „Du musst immer das letzte Wort haben.“

      „Hab ich früher bei Erwin so gehandhabt und Hertha handhabt das bei Dir meines Wissens auch so. Und Du darfst ja nicht entwöhnt werden.“

      „Bist Du etwa aufsässig?“

      „Wer würde sich denn so etwas erlauben. Ich doch nicht.“

      Sie lächelten sich verschmitzt an.

      „Dann hol den Fietje mal hoch.“

      „Der ist heute nicht im Hause.“

      „Wieso nicht?“

      „Ist in Darmstadt bei seinem Professor. Wegen seiner Promotion.“

      „Woher weißt Du das? Dann gleich übermorgen früh um 9 Uhr.“

      „Wäre ja eine ziemlich miese Chefsekretärin, wenn ich nicht wüsste, wo der sich rumtreibt. Donnerstag 9 Uhr geht in Ordnung.“

      „Oder kommt der womöglich später? Klause ist ja einer, der Freiheiten lässt.“

      „Klause hat Fietje Petersens Handy-Nummer.“

      6. Kapitel

      Nephele hatte ein wenig, aber wirklich nur ein ganz klein wenig Angst gehabt, ihre Westeuropa-Reise alleine anzutreten. Wenn sie ganz ehrlich war, hatte sie gar keine, aber sie wollte so sehr gern ihre Freundin Alexa mit dabei haben und schützte deshalb ihre Ängste vor. Alexa ließ sich nur allzu leicht überreden, die Freundin zu begleiten.

      Erst einmal hatte es damit aber ziemlich Probleme gegeben: Alexa hatte das Geld nicht, weder für den Flug noch für einen längeren Aufenthalt. Sie war schließlich Studentin und in puncto Finanzen voll von ihren Eltern abhängig.

      Nephele sprach mit ihren Eltern. Dass es doch viel besser sei, sie würde nicht alleine reisen und Alexa wäre da doch die ideale Begleiterin.

      Nepheles Mom war ganz der Meinung ihrer Tochter.

      „Und warum macht Ihr das nicht so?

      „Alexa studiert doch noch und hat also kein Geld.“

      „Aber ihr Vater verdient doch recht gut.“

      „Schon, aber der will nicht. Hat Angst, dass sich Alexa mit Jungs einlässt und will sie, sobald sie fertig ist, unbedingt mit dem Antonios verheiraten. Gleich wenn das Studium rum ist.“

      „Hm. Und will Alexa den denn?“

      „Natürlich nicht. Sie findet, dass er doof und nur aufgeblasen ist. Sie meint der wäre eine richtige Krämerseele – nur aufs Geld aus und nach anderen Schürzen schauen. Aber Mom, das löst mein Problem nicht.“

      „Achi, da wirst Du wohl mal mit Alexas Vater reden müssen.“

      „Oh ja, bitte.“

      „So, so. meint Ihr ich müsse da was tun?“

      „Jaaa!“ kam die Antwort als Duett.

      Alexas Vater Ioannis Papadakis war Banker. Inzwischen war er ziemlich weit oben in der Hierarchie seiner Bank angekommen – er war, unmittelbar unter dem Vorstand für das Firmenkundengeschäft auf ganz Zypern verantwortlich. Daher kannten sich die beiden Männer, denn Dr. Achilleas Mantalos hatte sich für seine Anwaltskanzlei dessen Bank schon vor Jahren als Hausbank auserkoren. Über die Töchter kannten sich längst auch die Familien

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