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TwinSetMan. Ralph Klostermann
Читать онлайн.Название TwinSetMan
Год выпуска 0
isbn 9783347080607
Автор произведения Ralph Klostermann
Жанр Контркультура
Издательство Readbox publishing GmbH
Nach zwei aufregend durstigen Stunden, ist die Fußball-Welt mehr als in Ordnung, im brütend heißen Halbdunkel entwischen meinen Händen zwar ab und zu ein paar Bierhumpen und es ist immer weniger zu erkennen, aber die Kneipe tobt, wir haben so ca. sechs oder sieben zu Null gewonnen, das ist die endgültige Rache für 86`, den Weg zum Klo würde ich mit geschlossenen Augen finden, jetzt nur noch die Kneipentür suchen und raus zum Autokorso auf die Straße, Knut und ich haben es wieder einmal geschafft.
Wasserspiele
Wir gleiten nicht, wir fliegen praktisch über`s Wasser. Käpt`n Herbert hat seine Ankermütze wegen zweimaliger Wegwehgefahr tief ins Gesicht gezogen und sieht trotz konzentrierter Anspannung sehr zufrieden aus. Der Motorwechsel von zehn auf zwanzig PS hat sich gelohnt, ihm bleibt nicht mal Zeit, die vom Ufer rüber winkenden Angler zurückzugrüssen, unser graues vier Meter Schlauchboot hat sich über Nacht in einen brüllenden, silberglänzenden Sportjet verwandelt. Fünfzehn Minuten lang stürmen wir noch unverändert schnell voran und werfen uns dabei mit gefährlicher Schräglage in die oft sehr engen Oste-Kurven, dann erst zieht der zum Jet-Pilot aufgestiegene Käpt`n den Gashebel zurück, nun ist auch wieder eine Unterhaltung möglich, die Anlegemanöver müssen geübt werden.
Als wir später in den Bremervörder Hafen zurückkehren, wird das Gelernte, unter konsequenter Nichtbeachtung der Schaulustigen, fast perfekt vorgeführt, keine unnötigen Kommentare, die Fender berühren den Bootssteg nur ganz leicht, festmachen und ausladen, unsere Generalprobe für den morgigen Familienausflug erhält die Traumnote 1-, Käpt`n Herbert findet alles ziemlich „Heidewitzka“, ich werde zum Co-Piloten ernannt!
So zu viert Rücken an Rücken sitzend, hat sich unser Jet heute Morgen trotz Vollgas wieder in ein Schlauchboot zurückverwandelt. Auch mit Steppke Axel vorn als neuem Co-Piloten und meiner Mutter und mir hinten, ist nichts zu machen, allein die Motorenlautstärke erinnert an die guten alten Zeiten von gestern Abend. Käpt`n Herbert hat die Ankermütze längst abgenommen, nach dem Einsteigen nicht gleich hinsetzen und beim rumschaukeln dann auch noch kreischen und lachen bis der ganze Hafen glotzt, oder hier, die Zwanzig-Kiloschale-Kartoffelsalat, wann soll das wer denn alles essen, da isses` eben nix mit über`s Wasser fliegen und Mama`s Beine müssen außerdem auch weg, da kommen die Fender hin, es hat sich ausgeheidewitzkat. Am Picknickort Gräpel, sind endlich alle wieder hochkonzentriert, es reicht sogar zu einem Anlege- und Auslademanöver der Note 3 und bei Käpt`n Herbert`s One-Man-Tiefflugshow, mit wieder fest in die Stirn gezogener Ankermütze, staunen am Ufer nicht nur Axel, Mama und ich, auch zwei Bauern und ihre auf die Fähre wartende Kuhherde sind ziemlich überrascht, wie schnell zweihundert Oste-Meter zehnmal hintereinander auf- und abgefahren werden können.
Die abendliche Hafenheimkehr findet dann fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, auch ohne den verputzten Kartoffelsalat, muss ein letzter Flugversuch ergebnislos abgebrochen werden, die Angler sitzen regungslos am Ufer, keine neugierigen Trottel mehr an der Kaimauer. So einen 100 PS Doppelrumpfkabinengleiter, wie wir ihn spätestens in ein bis zwei Jahren fahren, haben die Idioten hier bestimmt noch nie gesehen.
Zusammenspiel
Meine Oma weiß im Gegensatz zu Sandy genau was zu tun ist, Doris muss endlich geweckt werden und Opa darf beim Blumengießen nicht immer so von oben drauf halten. Das hat sie ihm vorhin schon zigmal gesagt und mindestens dreimal ans Fenster geklopft, aber sicherheitserinnerungshalber werde ich noch zu ihm rausgeschickt, ihr Essen steht ganz allein auf dem Herd. Draußen die Blumensache ist schnell erledigt, Opa spritzt, dankbar für meinen Hinweis, einmal kurz mit dem Gartenschlauch zu mir rüber, oben im Musikgästezimmer meine Pan-Am Jungstewardesstante Doris wecken, ist dagegen nicht so einfach. Es duftet bei ihr zwar wie immer nach Sommer, Sonne und Reiseabenteuer, aber sie hat sich tief in ihre Kissen vergraben und ohne Aufwachen gibt`s natürlich keine Flugerlebnisgeschichten, selbst Matratzenhüpfen und Mundharmonika spielen bleiben ohne Erfolg, also wieder runter, kucken was Sandy macht. Der verspricht gerade, den freundlichen Fisch später wieder frei zu lassen, denn wenn Porter in zwei Wochen vom Unaufschiebbaren nach Hause zurückkommt und alle Reparaturen wirklich erledigt sind, will er ohne was zu versprechen vielleicht doch noch mal drüber nachdenken; Oma steht klopfrufend am Fenster, Nachteule Doris ist natürlich immer noch nicht auf, das mühsame Essen verkocht bestimmt.
Nach einer kurzen Darbietung meiner beliebtesten Klavierimprovisationen, sind endlich auch von der Pan-Am Schlafmütze ein paar seltsame Töne zu hören. Dass das Essen in einer halben Stunde auf dem Tisch steht, hält sie kaum aus, ich soll auf der Treppe nicht so rumtrampeln, wenn Sandy unter Wasser hupt, fängt der Fisch an zu tanzen. Während er dabei von drei fiesen Haien angegriffen wird, räum` ich unterm` Esstisch auf, Oma ist beim „Kobeus und Injaner“ zertreten fast umgeknickt, aber der Fisch boxt die Haie einfach lächelnd mit seinem Kopf in den Bauch, damit wird Achim morgen beim Streit um den Ball bestimmt nicht rechnen. Der schlaue Fisch, hat sich mittlerweile als Flipper der Delphin zu erkennen gegeben, er und Opa kriegen jetzt ne` Menge Ärger. Flipper hat die Fischvorräte der Sandy-Familie aufgefressen und Opa erledigt, entgegen Oma`s Klopfzeichenanweisungen, zielsicher wie an der Schießbude eine Blume nach der Anderen. Die katholischen Grüsse „Jesses-Maria-und-Josef-Herr-Gott-nich`-noch`n-mal“ meiner Oma, kann er durch`s Fenster nicht verstehen, er ist im Garten einfach nicht zu gebrauchen, nur hinten bei den Erdbeeren stehen und furzen, dass es die ganze Nachbarschaft hört, kann er angeblich gut, Flipper soll auch der Hals umgedreht werden.
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