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Freiheit in Kaponga. Jo Moe
Читать онлайн.Название Freiheit in Kaponga
Год выпуска 0
isbn 9783347032491
Автор произведения Jo Moe
Жанр Биографии и Мемуары
Издательство Readbox publishing GmbH
Was geht mit euch?, dachte ich und dennoch begriff ich recht schnell, was sie von mir wollten. Es war nämlich verboten, nackt im Sand an einem einsamen Strand zu liegen. Kopfschüttelnd kroch ich in meine Klamotten und verschwand verärgert in den Urwald. Der Rückweg wurde dabei zu einem weitaus größeren Abenteuer als der Hinweg, denn ich hatte nichts mehr zu trinken und zudem begann es allmählich dunkel zu werden. Aber irgendwie schaffte ich es und das auch ohne Nachtsichtgerät zu meinem Hotelzimmer zu gelangen.
Die nächsten zwei Tage verbrachte ich mit einem geliehenen Brett auf dem Wasser und bei sehr guten Surfbedingungen. Da ich aber noch mehr von Brasilien sehen wollte, entschied ich mich trotz der Stille und Gelassenheit dazu, die Insel wieder zu verlassen und musste wieder nach Rio, da womöglich alle weiteren Wege über diese Metropole zu gehen schienen.
Als ich dann zunächst zurück auf dem Festland war, wartete ich am Hafen auf einen Bus. Ich schwitzte und sehnte mich schon nach einer kalten Dusche, bis mich plötzlich ein kräftiger Mann aus meinen Gedanken riss. „Wo willste denn hin?“, fragte er mich nicht gerade freundlich, doch in einigermaßen verständlichem Englisch und so erzählte ich ihm von meiner Route nach Rio. „Ok, aber der Bus, auf den du wartest, kommt erst in zwei Stunden. Das ist hier in Brasilien so, dem Zeitplan dort auf dem Schild kannst du nicht glauben.“ Aber dir soll ich glauben oder was?, dachte ich und sagte allerdings eher gelangweilt: „Jaja, ich weiß schon, wie das hier läuft.“ Und was willst du jetzt von mir? Und kaum, dass ich das gedacht hatte, beantwortete er mir meine gedankliche Frage. „Willste mit mir kommen, dort, das ist mein Auto und ich fahre auch nach Rio!“ „Aha, zeig, welches Auto meinste denn?“
Danach folgte ich ihm zu seiner Kutsche und erkannte, dass bereits zwei Männer ungeduldig auf den Startschuss warteten, was mich normalerweise sofort davon abgeschreckt hätte, überhaupt nur daran zu denken, dort zuzusteigen. Andererseits verriet mir mein zweiter Blick, dass die Jungs höchstwahrscheinlich keine Komplizen vom Fahrer sind, sondern eher gewöhnliche Reisende wie ich. Aus diesem Grund und weil ich noch weniger Lust verspürte, auf einen Bus zu warten, der womöglich gar nicht kommt, und obwohl mir der Typ eigentlich überhaupt nicht sympathisch war, verhandelte ich kurz über den Preis und stieg anschließend in die Schweißhütte. Ein wenig mulmig war mir dabei trotzdem, denn falls die drei Typen doch unter einer Decke stecken würden, hätte ich natürlich keinerlei Chance, glimpflich davon zu kommen … Zum Glück lief alles glatt.
Zurück in der Metropole musste ich den Weg zum Busbahnhof finden, um von dort aus in die rund 100 Kilometer entfernte „Landeshauptstadt des Surfens“ zu gelangen. In Saquarema, so wurde mir mehrfach berichtet, würde ich beste Surfbedingungen vorfinden und sollte in den darauffolgenden Tagen das Glück haben, live bei einem internationalen Wettkampf dabei sein zu können. Doch noch war ich nicht dort, musste mich abermals an einer Bushaltestelle gedulden und mich der manchmal quälenden Zeit des Wartens geschlagen geben, bis endlich ein Bus auftauchte, dessen Endhaltestelle sogar Saquarema anzeigte.
Wenig später schaute ich mit etwas müden Augen durch die Scheibe, auf die vorbeiziehende Landschaft und fiel mit jenen beruhigenden Gedanken, dass ich Saquarema ja gar nicht verpassen kann, da dies ja ohnehin die letzte Haltestelle der Busfahrt sei, in einen leichten Schlaf. Nachdem ich jedoch später meine trägen Augen wieder öffnete und kurze Zeit darauf der Bus hielt, war ich nicht in dem angesteuerten Ort gelandet, sondern circa 30 Kilometer weiter weg in Araruama …
Der Busfahrer verstand natürlich nicht, was ich von ihm wollte und machte mir bloß deutlich, dass er Feierabend hätte und ich den Bus verlassen sollte. „So ein dämlicher Mist aber auch“, hörte ich mich sagen, schleppte nach nur wenigen Sekunden des Ärgers meine Rucksäcke durch die Menschen und erkundigte mich, welcher Bus von wo aus zurück nach Saquarema fahren würde. Es sollten einige Minuten vergehen, bis eine nette Dame der englischen Sprache ausreichend mächtig war und mir zu verstehen gab, dass genau das Fahrzeug, mit welchem ich angekommen war, die gleiche Strecke, also über Saquarema, zurückfährt. Allerdings müsste ich dazu noch zwei Stunden warten, woraufhin ich mich etwas ins Abseits hockte, die Menschen beobachtete und mich mal wieder so richtig fremd fühlte. Ja, ich war das einzige Bleichgesicht weit und breit.
Nachdem ich dann wieder in den gleichen Bus gestiegen war, erreichte ich nach knapp fünfundvierzig Minuten Saquarema. Es war bereits dunkel und ich hatte mir im Vorfeld noch keine Unterkunft organisiert, da ich davon ausging, dass ich ganz entspannt bei Tageslicht ankommen würde und somit in Ruhe nach einer vernünftigen Herberge Ausschau halten könnte. Zu meinem Pech stand glücklicherweise ein einziges Taxi an der Bushaltestelle und bei dem Fahrer, der zum Glück etwas Englisch sprach, erkundigte ich mich nach einer Bleibe in der Nähe. Er schien meinen Wunsch verstanden zu haben und brachte mich nach wenigen Minuten Fahrtzeit zu einem Pousada. Diese Unterkunft sollte die einzige sein, in welcher ich so spontan noch ein Zimmer bekommen könnte, betonte er. Dann bedankte ich mich, zahlte den geforderten Preis, stieg aus seinem Wagen und klopfte anschließend an die Haustür. Der ältere Herr, der mir nach mehrmaligem Pochen letztlich öffnete, lugte etwas müde an der halboffenen Pforte vorbei und meinte, dass es lediglich einen Raum gäbe, aber dass der Preis dafür pro Nacht bei rund 60 Real liege. Nein, das war mir entschieden zu teuer und ich marschierte wieder davon.
„Mann Mann Mann, jetzt reichts langsam wirklich!“ Ich rannte etwas ziellos in der Dunkelheit umher, entdeckte jedoch keine einzige Unterkunft. Und weil ich inzwischen die Schnauze gestrichen voll hatte, entschied ich mich dazu, ohne weiter darüber nachzudenken, an der Tür eines bereits verschlossenen Restaurants zu klopfen in der Hoffnung, dass der Besitzer eventuell ein paar Brocken Englisch sprechen würde und mir damit weiterhelfen könnte. Wenige Sekunden vergingen, bis mir ein jüngerer Mann die Tür zur Gaststätte öffnete und mich etwas verdutzt von oben bis unten musterte. „Hello, ich hoffe, du sprichst Englisch und weißt vielleicht auch, wo ich noch eine Unterkunft finden kann?“ Erfreulicherweise schien er zumindest jene Worte verstanden zu haben und sagte daraufhin einfach nur: „Wait!“ Dann versperrte er kurzer Hand den Eingang vor meiner Nase einfach wieder. Völlig gefühllos blieb ich stehen und starrte auf die verschlossene Tür, bis er diese nach nur zwanzig Sekunden erneut öffnete und brüllte: „Come on!“
In diesem Augenblick schaute ich ihm mehr als verdutzt hinterher, aber folgte dennoch gutmütig seinen Schritten zurück auf die Straße und zu seinem Auto. „Kennst du ein Hostel oder ähnliches?“, fragte ich ihn nochmal etwas schüchtern. Daraufhin nickte er stolz und ich stieg wie eine angeschossene Marionette in seine Karre und er zündete den Motor. Nach nur fünf Minuten Fahrt erreichten wir ein Haus mit einem leuchtenden Schild, dem Schriftzug und den für mich äußerst aufbauenden Worten „Hostel“. Der junge Mensch stoppte nun abrupt seinen Wagen, grinste freundlich und ließ mich wissen, dass er auf mich warte, falls mir keiner aufmachen würde. Dann drückte ich ihm ein paar Münzen in die Hand, weshalb er sich glücklich bedankte. Anschließend trabte ich an die Haustür, klopfte vorsichtig und noch bevor ich zum zweiten Mal meine Faust ansetzen wollte, riss blitzartig eine Dame die Tür auf, so als hätte sie förmlich auf mein Erscheinen gewartet und begrüßte mich. „Hätten Sie noch eine Möglichkeit für eine Übernachtung?“ Ja, das hatte sie und ich fühlte mich in dem Moment irgendwie gerettet, drehte mich nochmal zu meinem Fahrer um, streckte ihm meine beiden Daumen nach oben und folgte der Frau in den Hof. An einem kleinen Häuschen zückte sie ihren großen Schlüsselbund und öffnete den Eingang zu einem Zimmer mit fünf Betten ohne Bewohner. Überglücklich ließ ich mich kurze Zeit später in eines der Betten fallen und sackte nach wenigen Sekunden in einen tiefen, friedlichen Schlaf.
Am nächsten Morgen lernte ich Renato aus Südbrasilien kennen, einen der Hauptakteure beim kommenden Surf Event, den ich in den folgenden Tagen vom Strand aus anfeuerte. Für meine „Unterstützung“ bedankte er sich und legte mir ans Herz, nach Buzios weiterzureisen. Er schwärmte geradezu von diesem Fleckchen, denn dort sei, so meinte er, einer der schönsten Strände von Brasilien beheimatet und weil ich noch überhaupt nicht wusste, wo ich mich nach der Reise nach Saquarema hinbewegen wollte, folgte ich seinem Tipp. Einen Tag später machte ich mich auf den ziemlich umständlichen Weg und das mit drei unterschiedlichen Bussen über Capo Frio, unter sehr freundlicher Mithilfe einiger Mitmenschen, bis nach Buzios Renato hatte mir ja ein kleines, gemütliches Fischerörtchen