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Rom kämpft um den Rhein. Walter Krüger
Читать онлайн.Название Rom kämpft um den Rhein
Год выпуска 0
isbn 9783347013063
Автор произведения Walter Krüger
Серия Rom kämpft um den Rhein
Издательство Readbox publishing GmbH
Caesar lenkt den Leser seines Buches sogleich auf die für ihn wohl wichtigste Eigenschaft dieses Volkes: den Kampf.
„,…auch weil sie (die Belger, der Autor) nächste Nachbarn der Germanen rechts des Rheins sind, mit denen sie ständig Krieg führen… “und etwas weiter „…sind auch die Helvetier tapferer als die übrigen Gallier, da sie fast täglich in Gefechte mit den Germanen verwickelt sind, indem… “(liber I, 1)
Durch diese Formulierungen auf Seite 1 seines Buches, in denen er zum ersten Male das Volk der Germanen nennt, erfahren wir, das es rechts des Rheins und entlang des ganzen Rheins bis hinunter in die Schweiz lebte. Also ein riesiges Gebiet belegt hatte. Unzweifelhaft wird schon hier der Rhein als Grenze seines von ihm umrissenen Galliens bestimmt und das Land der Germanen auf das rechte Ufer verlegt. Der Leser wird von Anfang an darauf eingestimmt, dass es links des Rheins keine Germanen gab, oder besser, nicht zu geben hatte.
Caesar hatte sich als politischer Geograf betätigt und in Westeuropa ein Gebiet gebildet, das er von nun an Gallien nannte, manchmal auch Gesamtgallien. Es teilten sich die Aquitanier, die Kelten (Gallier) und die Belger. die den Norden bis zum Rhein ausfüllten. Vor ihm existierte dieses räumliche Gebilde nicht. Es gab viele gallische Stammesgebiete, sogar innerhalb der römischen Republik, aber kein staatsrechtliches Gebilde Gallien.
Ebenso verfuhr er mit den Völkern rechts des Rheins. Für sie erfand er das politisch-geografische Konstrukt „Germanien“. Es hat bis heute überlebt, obwohl die Betroffenen davon gar nichts wussten. So in liber I, 27, 4 gesagt: „ …und eilten (Verbigener, der Autor) dem Rhein und Germanien zu. “
Wenn man bedenkt, wie viele Stämme in diesem „Germanien“ Caesars lebten und nichts von dieser römischen Bezeichnung wussten, dann klingt sie sehr merkwürdig. Sie diente ausschließlich der führenden römischen Schicht als geografischer und verwaltungstechnischer Begriff.
Mit dieser frühen Entscheidung in seinem Buch sogleich auf Seite 1 legte Caesar den Grundstein für ein historisches Gebäude, das bis in die Gegenwart hinein erfüllt ist von Streit, Missgunst und Neid unter Wissenschaftlern und Politikern. Ursache ist die Rheingrenze zwischen Germanen und Kelten. Sie war und ist keine ethnische Grenze, zu der sie Caesar aus verwaltungstechnischen Gründen gemacht hatte. Warum tat er das? Er wusste doch genau, dass diese Theorie nicht der Wahrheit entsprach.
„Gallia est omnis divisa in partes tres, …“, so beginnt er sein Buch. Sein geografisches Gebilde, das er aus politischen Gründen Gallia nennt und das er im Geiste von den Pyrenäen bis an den Rhein reichen lässt, teilt er in drei Teile auf , eines für die Aquitanier, eines für die Kelten und eines für die Belger. Bewusst kommen die Germanen darin nicht vor. Die genannten Völker wollte er unterwerfen und hatte es schließlich erreicht. Die Germanen konnte er nicht unterwerfen, denn deren Stammesgebiete gingen weit über den Rhein hinaus. Hätte er sie mit aufgenommen in sein neues Gallien, wäre das zum Problem geworden, da auf der rechten Rheinseite dann freie Germanen lebten und in Gallien unfreie als römische Untertanen.
Caesar hat auch dafür eine Lösung gefunden. Ob Aquitanier, Kelten oder Belger, schließlich auch die linksrheinischen Germanen, sie alle hießen von einem bestimmten Zeitpunkt an Gallier. Unabhängig von ihrer tatsächlichen ethnischen Abstammung. Damit war der Begriff Germanen links des Rheins ausgemerzt und galt nur noch für die Völker rechts des Rheins. Als politische Lösung mag dies durchgehen, aber wenn sich daraus Nachteile für die ethnische Zuordnung ganzer Volksgruppen ergäben, wäre sie fragwürdig. So oft die Nachwelt sich Caesars Grenzziehung sowohl politisch als auch ethnisch zu eigen machen versuchte, gab es große Konflikte, so große, dass die ganze betroffene Region Jahrhunderte lang unter schlimmen Kriegen litt.
Die linksrheinischen Germanen
Nachdem ich Caesars ideologisierten Germanenbegriff und dessen räumliche Einordnung beleuchtet habe, muss die Annäherung an die Realität gesucht werden. Was heißt das? Es gab tatsächlich Germanen links des Rheins. Und es gab noch eine andere, ihnen verwandte Gruppe - die Sweben. Auch sie lebten beiderseits des Rheins. Allerdings südlich des Mittelrheins bis zum Reinknie vor dem Jura.
„Die Treverer aber klagten, hundert Abteilungen der Sueben lagerten am Rheinufer und versuchten, den Fluss zu überschreiten;… er (Caesar) glaubte, rasch handeln zu müssen, damit sich nicht der frische Zuzug der Sueben mit den bisherigen Scharen des Ariovist verbinde und… “(liber I, 37)
Diese Notiz sagt dem Leser, dass Caesars Gegner im Elsass Sweben waren. Ariovist führte sie an. Alle im Oberrheintal ansässigen Stämme der Tri-boker, Nemeter und Vangionen waren swebisch, beiderseits des Rheins.
Bald nach dieser Aussage spricht Caesar wieder von Germanen, als er gegen Ariovist zieht. „…die erzählten, die Germanen seien riesengroß, unglaublich tapfer und kriegsgeübt…“ (liber I, 39, 1)
Bekannt waren Caesar die Germanen und Sweben schon vor seiner Zeit als Statthalter der Provinz Gallia Transalpina. In seinen Texten vermischt er sie häufig. Als Konsul des Jahres 59 v.Chr. hatte er bereits einen persönlichen Kontakt mit Ariovist hergestellt oder durch Gesandte herstellen lassen. Vom Senat ließ er ihn als König anerkennen und als Freund Roms betiteln. Das spricht für einen hohen Bekanntheitsgrad dieses Mannes selbst in Rom. Der Königstitel konnte sich nicht allgemein auf die Germanen beziehen. Ariovist konnte nur der König eines Stammes gewesen sein. Der Name dieses Stammes war: Sweben.
Doch in der Schlacht mit Ariovist bei Mühlhausen spricht Caesar stets von Germanen, nicht von Sweben. Ich nehme an, dass er auch diesen Teil seiner Niederschrift in seinem Buch zu einem späteren Zeitpunkt des Krieges überarbeitet hat, um aus Sweben Germanen zu machen. Außerdem ging es ihm darum, die Anwesenheit von Germanen auf dem linken Ufer zu vertuschen; sie wurden auf das rechte Ufer verlagert. Das könnte nach dem Vernichtungsfeldzug gegen die Eburonen geschehen sein, als er glaubte, die linksrheinischen Germanen ausgerottet zu haben. Caesar nennt das Heer Ariovists deshalb germanisch.
„Nunmehr führten die Germanen ihre Streitkräfte notgedrungen aus dem Lager, stellten sie nach Stämmen in gleichen Abständen auf, die Haruden, Markomannen, Triboker, Vangionen, Nemeter, Sedusier, Sueben, und umgaben…“ (liber I, 51, 2)
Die Frage ist, ob die Bezeichnung Germanen für das Heer Ariovists angebracht oder ob sie eine Erfindung Caesars war. Der König der Sweben muss eine herausragende Persönlichkeit gewesen sein, dass sich so viele Stämme an seine Seite stellten. Ob er sich als Swebe zugleich als Germane bezeichnete? Daran kann gezweifelt werden, wenn man die Äußerungen der Treverer über die herannahenden Abteilungen der Sweben heranzieht. Es waren andere Sweben gemeint, als die Ariovists. Und weiter im Buch kommt Caesar immer wieder auf die Sweben zu sprechen, die weit hinter dem Rhein lebten und die er als ein riesiges Volk mit einhundert Gauen bezeichnet. Der Swebenknoten am Kopf der Moorleiche von Osterby gibt uns ein Bild davon, dass Angehörige dieses Volkes sich bewusst von anderen Großstämmen absetzten. Es gelingt auch Caesar nicht, die Germanen und Sweben in einen Topf zu werfen. Die Unterschiede brechen immer wieder im Text durch.
Das Oberrheintal gehörte nach Ariovists Niederlage und der Besetzung