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die Bombardierung, in dessen Verlauf die Münzen und wer weiß, was noch alles verschwand. Vor 7: 00 Uhr brauch ich Chris gar nicht anzurufen, besser erst um 8: 00 Uhr‹, entschied sie.

      Endlich 8: 00 Uhr, Eva hob den Hörer ab und klingelte bei Chris durch.

      »Hallo mein Lieber, erstmal ein dickes Danke für Deine Recherchen, sie sind mehr als hilfreich für mich. Bist Du sehr beschäftigt, oder hast Du Zeit, für mich etwas herausfinden?«

      »Hallo Eva, schleim Dich nicht so ein, ich geb‘ mein Bestes um Deinen hohen Anforderungen gerecht zu werden«, scherzte er. »Hast Du die letzten Infos bekommen?«

      »Ja, die habe ich. Perfekt. Du, entschuldige, dass ich mich nicht gemeldet habe, Deine Mail ist irgendwo im Nirwana meines Laptops verloren gegangen.«

      »Das wollte ich Dich schon letztens fragen, von welcher Mail sprichst Du andauernd?«

      »Na, Du hattest mir doch geschrieben, das Du auf eine Antwort von mir wartest und ich mich endlich melden solle.«

      »Heeehhh, welchen Tee trinkst Du momentan? Ist dort eventuell etwas anderes drin als Kräuter und Gewürze? Ich hab‘ Dir keine solche Mail geschrieben.«

      »Nein?! Warte, ich sehe im Posteingang nach. Ich bin mir sicher, die war von Dir. Komisch ich kann sie nicht mehr finden, ist sie schon im Papierkorb? Nein, auch nicht. Sehr merkwürdig, kapier‘ ich jetzt echt nicht.«

      »Ich geb Dir einen Ratschlag, so von Freund zu Freundin. Hör auf, Tee zu trinken, steige lieber auf Kaffee um, dann hast Du weniger Sinnestäuschungen.« Chris hatte es als Scherz gedacht, doch Eva fand diesen Satz gar nicht lustig.

       ›Sollte Chris recht haben und ich erlebe Dinge, die nicht real waren? Das habe ich in der Vergangenheit bereits hinter mir und will es auf gar keinen Fall ein weiteres Mal.‹

      »Hallöli, bist Du noch dran? Das war ein Spaß! Sei nicht sauer. Mit was kann ich Dir helfen?«

      Eva schüttelte heftig ihren Kopf, um diese unangenehmen Gedanken zu vertreiben.

      »Finde bitte einen Piloten namens Hans Schröder, er war bis August 1944 in Eschborn stationiert.«

      »Oh, mehr nicht? Das ist eine Kleinigkeit, hast Du nichts Komplizierteres für mich?«, hörte sie seine ironischen Worte. »Da brauche ich lediglich die alten Marschbefehle, Einberufungsbescheide, Ausbildungslisten, Flugstunden Nachweise, usw. Das wars?! Eva Du bereicherst mein Leben um viele Stunden Arbeit. Mach´s gut, die Pflicht wartet. Ciao.«

      Tatsächlich fand Chris Hans Schröder, der wenige Tage nach dem Bombenangriff der Amerikaner, noch im August 1944 den Marschbefehl, für die Front im Süden, nach Italien bekam, dort kurze Zeit später abgeschossen wurde und in Gefangenschaft geriet. 1948, direkt nach seiner Freilassung kehrte er in die Heimat Eschborn zu Frau und Sohn zurück.

      Eva suchte nach Hans Schröder, der mit Sicherheit bereits verstorben war, jedoch nachweislich einen Sohn hatte, welcher im Jahr 2017 ebenfalls ein alter Mann sein dürfte. Möglicherweise hatte dieser Sohn gleichfalls eine Familie und Eva würde über den ›Enkel‹ mehr internes von früher erfahren.

      Nach unendlich vielen Versuchen, mit jeder Menge Absagen und erbosten, »Was soll das, lassen Sie mich in Ruhe, unerhört«, fand sie endlich die richtige Familie Schröder wohnhaft immer noch in Eschborn. Der Sohn Peter war, wie Eva bereits vermutete, schon 82 Jahre alt. Er lebte im Haus mit seinen Kindern zusammen. Die Tochter Anette bestätigt Eva, nach ihren wiederholten Bekräftigungen eine Dokumentation zu schreiben, das ihr Großvater Hans Pilot im 2. Weltkrieg war und in Eschborn gedient hatte. Eva bat Anette darum, mit ihrem Vater persönlich sprechen zu dürfen.

      »Ach wissen Sie, hier zu Hause ist mir das nicht so recht, wir sind froh diese alten Geschichten nicht mehr hören zu müssen und wenn Sie jetzt damit anfangen, setzen Sie all das wieder in Gang und es beginnt von vorne. Das will ich nicht.«

      Eva konnte diese Beweggründe gut nachvollziehen, innerlich war sie enttäuscht, so kurz vor einem Ziel die Absage zu erhalten. Ihr Einfallsreichtum hatte bereits bei Frau Schling und Frau Mertens gute Ergebnisse gebracht. Sie atmete hörbar aus, »Schade, ihr Vater ist einer der wenigen Lebenden die von der Zeit des Eschborner Flughafens berichten können.« Anette hörte Evas Bedauern sehr deutlich.

      »Warten Sie, mein Bruder Andreas bringt unseren Vater immer zum Seniorentreffpunkt der Stadt, wo zweimal wöchentlich ein Programm angeboten wird. Falls Sie noch interessiert sind, gehen sie dorthin. Vater freut sich immer über Abwechslung.«

      »Ich danke Ihnen recht herzlich, Sie haben mir sehr weitergeholfen«, versicherte Eva.

      »Viel Erfolg mit dem alten Querkopf«, hörte sie Anettes skeptisches Lachen.

      Das Angebot der Stadt Eschborn war vielfältig und bot für jeden Geschmack etwas Interessantes. Rasch fand sie die Zeiten des Seniorentreffs und entschied aus dem Bauch heraus, dass morgen ein guter Tag war Peter Schröder dort zu besuchen.

      Es versprach ein sonniger Tag zu werden, obwohl die Wettervorhersage, heftige Niederschläge angekündigt hatte. Gut gelaunt holte sie ihr Rad aus dem Schuppen und schlug den Weg zum Treff ein. Ihre langen Haare flatterten im Wind und nachträglich bedauerte sie, sich nicht doch einen Zopf geflochten zu haben.

      Die Eingangstür zum Seniorentreff stand sperrangelweit offen, gespannt darauf, ob sie Peter Schröder erkennen würde, schritt sie die wenigen Stufen hinauf. Überrascht stellte sie fest, dass es hier hoch her ging und überschwängliches Lachen durch die Räume hallte. Die freundliche Dame der Leitung begrüßte sie herzlich und freute sich darüber, dass Peter Besuch bekam. Sie zeigte auf einen Mann, der mit dem Rücken zum Raum saß und in den angrenzenden Park hinaus schaute. »Vorsicht, er ist ein Schwerenöter«, gab sie ihr mit auf den Weg. Eva bahnte sich einen Weg durch die Tischgruppen und sprach Peter Schröder an. Eindeutig, er war, mit dem Mann auf dem Foto verwand, eine jetzt ältere Ausgabe von ihm. Überglücklich Besuch zu erhalten, der nicht zu ›denen da‹ gehörte, wobei er mit dem Kopf auf eine Gruppe von Personen deutete, die eindeutig eine kirchliche Einrichtung vertraten, reichte er ihr die Hand.

      Eva überraschte seine lebenslustige Art und verzieh ihm die zweideutigen Anspielungen und Scherze. Er war erstaunt, dass eine so junge Frau sich für diese alten Geschichten interessierte. Der alte Herr erzählte Eva von seinem Vater Hans, der ein sagenhafter Pilot gewesen sei und den Respekt der ganzen Staffel hatte, blieb allerdings sehr oberflächlich.

      ›Er kennt mich nicht und wird keine Familiengeheimnisse ausplaudern. Dafür ist er noch viel zu clever.‹ Sie sprachen über Gott und die Welt, schnitten etliche Themen an und stellten überrascht fest, das sie zahlreiche gemeinsame Interessen hatten. Zu schnell verfolg die Zeit und Eva versprach wiederzukommen. ›Wenn ich es diplomatisch anstelle, wickel ich ihn um den Finger. Er freut sich dermaßen, über die Vergangenheit zu erzählen und mit etwas Geschick lenke ich das Thema auf die Vorfälle des Flugplatzes.‹

      Bei ihrem nächsten Besuch, zwei Tage später, fand Eva den Senior in einem schrecklichen Zustand vor. Sie konnte gar nicht glauben, dass dies der Mann von vor drei Tagen war. Eva setzte sich neben ihn auf die Bank, als er mit hartem Griff ihren Unterarm packte. Seine Fingernägel bohrten sich in ihre Haut, unwillkürlich verzog sie schmerzhaft das Gesicht.

      »Du hast mich beloche Mädche. Des häd ich von Dir ned erwardet, wo wir uns doch so gut verstande habbe.« Böse Augen funkelten Eva an. Sie war überrascht, wie stark er zupackte, welche Kräfte er auf seine alten Tage noch mobilisieren konnte.

      »Was habe ich getan? Wieso sollte ich Sie belügen? Dafür besteht kein Grund.« Unschuldig zog sie ihre Schultern hoch und sah ihn mit großen Augen an. ›Was zum Teufel war innerhalb der wenigen Tage passiert?‹

      »Un warum bisde wirklich hier un redest so nett mit mir?«

      »Das habe ich Ihnen gesagt, ich recherchiere zu einer Dokumentation über die Geschehnisse auf dem Eschborner Flugplatz.«

      »Schätzje, lüch mich ned an.« Hart fordernd sprach er diese Worte aus.

      »Ich weiß nicht was

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