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wollten alle zum Zuschauen kommen. Fred war in der Gruppe mit den Clowns und freute sich schon riesig darauf, seine Späße vor einem großen Publikum vorzuführen. Doch als ihre Lehrerin an diesem Morgen in die Klasse kam, fiel den Kindern sofort auf, dass Frau Samira viel ernster und nachdenklicher aussah als sonst.

      Frau Samira wartete bis sie die Kinder erwartungsvoll ansahen. Schließlich begann sie und es fiel ihr sichtbar schwer: „Ich muss euch etwas mitteilen, worüber ihr sicher traurig sein werdet…“ Sie schien nach den passenden Worten zu suchen. Dann sagte sie: „Wir werden leider keine Zirkusvorführungen machen können.“ Entsetzt sahen sich die Kinder an. Der große Karl ließ seinen Kopf auf den Tisch fallen und stampfte wütend mit dem Fuß auf. Lisa fing sofort an zu weinen. Die Lehrerin versuchte sie zu beruhigen: „Weißt du Lisa, das ist wirklich traurig und du hast allen Grund zu weinen, aber sag mir bitte, was schlimmer ist: Wenn wir auf etwas, auf das wir uns total gefreut haben verzichten müssen oder wenn Menschen krank werden und wir ältere und kranke Menschen vielleicht in Gefahr bringen, weil wir uns alle zusammen im Zirkuszelt treffen.“

      Mit tränennassen Augen sah Lisa die Lehrerin an. Sie verstand das alles nicht. „Wisst ihr was…“, sagte Frau Samira nun, „…lasst uns das Beste aus diesem Tag machen und die letzte Probe noch einmal so richtig genießen.“ Und so taten sie es…noch einmal zeigten sie ihre Tricks und Kunststücke, noch einmal durften sie mit ihren Zirkustrainern üben. Die einen balancierten auf einer Kugel, die anderen ließen Gegenstände in Zauberkästen verschwinden oder verwandelten sie auf magische Weise, wieder andere bauten Menschenpyramiden. Und die Fakire zeigten die tollsten Mutproben auf Glasscherben und mit einer echten Feuerfackel. Als Clown bediente Fred das „Klatschometer“… eine erstaunliche Erfindung, die den Lärmpegel messen konnte… Ein vorerst letztes Mal erhielten die Kinder Applaus von den Klassen und Lehrern, die kurzerhand zuschauten. Es war aber nur ein schwacher Trost.

      Aber das sollte noch längst nicht alles sein. In den nächsten Tagen geschahen Dinge, die sich ein paar Wochen zuvor keiner hätte vorstellen können. Nicht nur die Zirkusveranstaltungen wurden wegen dieses unsichtbaren Coronavirus abgesagt. Nein! Die Welt schien Kopf zu stehen. Am Wochenende erfuhren die Menschen im ganzen Land, dass die Schulen und Kindergärten geschlossen würden. Irgendwie mussten die Lehrer so eine Ahnung gehabt haben, denn sie hatten den Kindern am Freitag noch sämtliche Mathe- und Deutschsachen mitgegeben.

      Ab jetzt tickten die Uhren anders, und was vorher für den ein oder anderen eine lästige Pflicht gewesen war, war ab nun verboten. Kein Kind durfte mehr zur Schule gehen.

       Idee:

      - Male das Zirkuszelt oder male Fred oder Carlotta beim Zirkustraining. Du kannst auch dich selbst als Zauberer, Clown, Fakir, Artist, Bodenakrobat oder Jongleur malen.

      - Versuche doch mal ein Kunststück, z.B. einen Kochlöffel auf deiner Nase oder deiner Fingerspitze auszubalancieren oder versuche mit drei Tüchern oder Bällen zu jonglieren. Bestimmt fällt dir etwas ein, was du üben könntest.

      6. KAPITEL

      Fred hat Langeweile

      Keine Schule, keine Verabredungen, noch nicht einmal auf den Spielplatz durften sich die Kinder treffen. Die öffentlichen Spielplätze waren mit rotem Flatterband und auffälligen Schildern abgesperrt. „Das ist eine Vorschrift vom Ministerium“, hatte Freds Papa diesem erklärt. „Das ist kein Spaß, daran musst du dich halten!“, hatte er mit erhobenem Zeigefinger hinzugefügt. „Sonst kriegen wir Ärger.“ Maulend hatte Fred sich in sein Zimmer verzogen. War das langweilig! Was sollte er nun tun? Lustlos ließ er sich auf sein Bett fallen. So hatte er sich das alles nicht vorgestellt. Endlich musste er nicht mehr zur Schule und hätte Zeit gehabt, ohne Ende draußen herumzustrolchen und da wurde ihm das verboten, was er am liebsten tat: Kein Spielplatz, kein Fußball, noch nicht einmal bei seinem Freund Karl im Garten auf dem Trampolin herumtoben – nichts.

      „Boa, dieses blöde Virus“, dachte er genervt. „Was soll man denn jetzt den ganzen lieben langen Tag machen?“

      Da klopfte Papa an Freds Tür: „Hey, Fred. Darf ich reinkommen?“ Fred nickte stumm. Papa setzte sich aufs Bett. „Schau mal Fred. Ich weiß, dass das im Moment doof ist, sogar richtig doof und du hast allen Grund sauer zu sein, aber diese Zeit wird vorbeigehen. Irgendwann wirst du dich wieder mit deinen Freunden treffen und ihr werdet zusammen Fußball spielen. Irgendwann werdet ihr wieder miteinander toben und zusammen auf dem Klettergerüst sitzen.“ Papa hatte sich zu Fred aufs Bett gesetzt und Fred kuschelte sich nun an Papas Schulter. Wie gut, dass sie sich wenigstens noch hatten und er den Papa in den Arm nehmen durfte.

      Papa und er wohnten schon eine ganze Weile alleine, seit Mama einen neuen Freund hatte. Dennoch waren sie irgendwie immer gut klargekommen, auch wenn der Papa in der Regel viel arbeiten musste. Er arbeitete in einer Möbelfirma. Aber Fred konnte immer zu Oma Frieda gehen. Oma Frieda wohnte in derselben Straße wie Fred und sein Papa. Sie wohnte in dem großen Haus mit dem verwilderten Garten. Und auch wenn sie nicht seine richtige Oma war, hatte sie ihn angenommen, wie ein eigenes Enkelkind. Als Fred allerdings gestern Oma Frieda vor der Tür getroffen hatte, war diese gleich einen Schritt rückwärts gewichen und hatte eine abweisende Handbewegung gemacht. „Das geht nicht, Fred. Wir müssen jetzt vorsichtig sein“, hatte sie dabei gestammelt und Fred hatte bemerkt, dass sie Angst hatte.

      Fred wusste ja warum. Sein Papa hatte es ihm doch genau erklärt. Dieses Virus war an allem Schuld, und im tiefsten Inneren fand Fred dieses Virus langsam aber sicher ganz schön nervig. Sollte es doch dorthin zurückgehen, wo es hergekommen war. Aber so einfach war das wohl nicht.

      „Fred, wir müssen warten und wir müssen Geduld behalten“, sagte sein Papa nun. „Weißt du, in den Forschungslaboren der ganzen Welt forschen die Virologen an einem Impfstoff gegen dieses Virus. Ich bin sicher, dass sie ihn irgendwann auch finden werden, und dann können sich die Menschen gegen dieses Virus schützen und werden nicht mehr krank davon. Aber das wird etwas dauern. So schnell geht das nicht“, erzählte Papa.

      „Was ist ein Virologe?“, fragte Fred neugierig. Sein Interesse war geweckt und seine gewohnte Wissbegierde kehrte zurück. Er hatte verstanden, dass das ein Beruf sein musste, aber was machte ein Virologe?

      „Ein Virologe erforscht die Viren in einem Labor. Er schaut sie sich unter einem Mikroskop an und versucht Mittel zu finden, mit denen er sie bekämpfen kann. Bei seiner Arbeit muss der Virologe Schutzkleidung tragen, damit er sich nicht ansteckt. Einen Mundschutz, Gummihandschuhe und einen Spezialkittel. Es ist toll, dass es Menschen gibt, die für uns versuchen, einen Impfstoff zu entwickeln“, berichtete Papa.

      „Und nun gehen wir erst einmal eine Runde spazieren. Komm, ich habe eine Idee. Lass uns mit unseren Rädern zum Wäldchen fahren. Dort wird kein Mensch sein. Wir können doch eine Hütte aus Ästen bauen. Was meinst du?“, forderte er Fred auf. Fred stimmte begeistert zu. Sein Papa war eben der beste Papa der Welt.

       Idee:

      - Male Fred mit seinem Papa. Du kannst auch einen Virologen bei der Arbeit malen.

      - Vielleicht hast du ja auch eine Lupe oder ein Mikroskop zuhause und legst mal verschiedene Dinge darunter, um zu sehen, wie sie sich verändern. Sei selbst ein Forscher und zeichne deine Entdeckungen auf.

      7. KAPITEL

      Eine Traumlandschaft im Wohnzimmer

      Am Dienstag wollte Carlottas Mama einkaufen gehen. Sie brauchten dringend neue Lebensmittel, denn zum Mittagessen wollte sie Spaghetti kochen. „Lotta, pass doch bitte auf Christian auf. Ich nehme Jasmin mit und bin bald wieder da. Aber zankt euch nicht!“, mahnte Mama. Sie zog der dreijährigen Jasmin eine Jacke an, schnappte sich ihre Handtasche und einen Korb und machte sich mit der Jüngsten auf den Weg.

      Carlotta sah ein, dass es im Moment keinen Zweck hatte zu murren, dass sie viel lieber mit zum Einkaufen gehen wollte. Mama hatte ihr in den letzten Tagen oft genug erklärt, dass das nicht gut wäre und sie besser

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