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Ich ist, und dieses ist ein vollkommenes Einfaches und Allgemeines. Der Mensch erhebt sich, anders als das Tier, so Hegel, über die Einzelheit der Empfindung zur Allgemeinheit des Gedankens, zum Wissen von sich selbst, zum Erfassen seiner Subjektivität, seines Ichs; erst der Mensch ist der denkende Geist und eben dadurch unterscheidet er sich von der Natur. Das Wesen des Geistes ist deshalb nach Hegel formal die Freiheit. Deshalb kann er von allem Äußerlichen und sogar von seiner eigenen Äußerlichkeit, seinem Dasein, abstrahieren.

       A. Die Anthropologie - Die Seele

      Das, was Hegel unter dem Titel „Anthropologie“ einordnet, umfasst ein Wissen, das heutzutage mehreren Disziplinen vom Menschen, so der Psychologie, zugeordnet wird. Dabei ist zu beachten, dass Hegel eine Theorie vorlegt, die den menschlichen Geist als ein Ganzes erfassen soll, und von dieser ist die hier im Mittelpunkt stehende Theorie des subjektiven Geistes (oder der Persönlichkeit) nur ein Abschnitt, eine „Abteilung“ (ders.). Sie beginnt mit der Seele, die nach Hegel nicht nur für sich immateriell, sondern die allgemeine Immaterialität der Natur, das einfache ideelle Leben der Natur, ist. Die Seele ist für ihn die „Substanz“, die absolute Grundlage sowohl des Bewusstseins (wo der Geist, das Ich, auf einen von ihm selbst gesetzten, äußeren Gegenstand bezogen ist, ohne sich über diese Setzung Rechenschaft abzulegen) als auch des Geistes (wo das Ich, z. B. des Wissenschaftlers, weiß, dass es sich in seinem Gegenstand nur auf sich selbst bezieht). So hat der Geist, also das Ich, Hegel zufolge, den ganzen „Stoff“, dessen, wozu er bestimmt ist, in der Seele, so dass sie die „durchdringende, identische Idealität“ (ders.) seiner Bestimmung bleibt. Durch den Geist bekommt jedoch die Seele erst ihre “Form“, z. B. die (Denk-)Formen des Bewusstseins. Gleichwohl bleibt die Seele dasjenige, was den Geist als eine Innerlichkeit durchdringt.

       1. Die natürliche Seele

      Die Seele als natürliche oder „seiende“ hat nach Hegel „natürliche Qualitäten“ an sich. Als eine Subjektivität verhält sie sich zu diesen Beschaffenheiten nicht wie zu Äußerlichkeiten; nur für das Bewusstsein sind sie Naturgegenstände. Diese natürlichen Beschaffenheiten sind nicht in der Seele ein für alle Mal fest verankert, vielmehr können sie überwunden werden, ohne dass dadurch die Seele als Subjekt verschwindet. Die natürliche Seele lebt das allgemeine Leben auf der Erde mit, mit den Klimaunterschieden und dem Wechsel der Jahres- wie der Tages- und Nachtzeiten. Sie wird von diesem allgemeinen Leben bis zu einem gewissen Grad determiniert, doch nicht so weitgehend wie Tier und Pflanze. Das Leben der Menschen auf der Erde spezifiziert sich in den einzelnen geographischen Weltteilen, so in verschiedene Lokal-, Volks- und Nationalgeister (-kulturen), Verschiedenheiten, die nicht mit der Seele des Einzelnen so fest verbunden sind, dass er sich nicht von ihnen befreien könnte. Sodann vereinzelt sich die Seele auf der Grundlage von Temperament, Talent, Charakter, äußerer Erscheinung und Idiosynkrasien von Familien. Solche natürlichen Qualitäten mögen zwar in den einzelnen Seelen angelegt sein, doch determinieren sie nicht unbedingt das Leben des Einzelnen. So kann dieser sein Temperament zügeln, sein Talent ungenutzt lassen oder seinen Charakter entwickeln. Der Einzelne verändert sich seelisch, geistig und körperlich im Verlauf seines Lebens, wobei er, als das Subjekt in diesen Veränderungen, verharrt. Zu diesen Veränderungen gehören die sich abwechselnden Zustände des Schlafes und des Wachseins, und dieser Zustand bildet den Übergang zur Empfindung, zur dritten Stufe, innerhalb der natürlichen Seele. Die Empfindung ist die Form des „dumpfen Wesens des Geistes“ (ders.) in seiner bewusst- und verstandeslosen Individualität, in der alle Bestimmtheit noch ganz unmittelbar und hinsichtlich ihres Inhalts und des Gegensatzes zwischen dem Objektiven und dem Subjektiven noch unentwickelt ist. Die Empfindung fällt demnach noch nicht in den Bereich des Bewusstseins, in dem sich ein Subjekt und ein Objekt gegenüberstehen, ihr Inhalt ist beschränkt und flüchtig. Alles ist jedoch, so Hegel, in der Empfindung und alles, was im geistigen Bewusstsein und in der Vernunft hervortritt, habe Quelle und Ursprung in eben der Empfindung. Ihr Inhalt kann entweder von der Außenwelt oder von dem Inneren der Seele (z. B. Zorn, Neid usw.) stammen.

      Die Entwicklung der Seele hin zum Ich des (objektiven) Bewusstseins, ist, wie Hegel im Übergang zur fühlenden Seele ausführt, als ein Befreiungskampf der Seele gegen die Unmittelbarkeit ihres substanziellen Inhalts (natürliche Qualitäten usw.) zu begreifen. Sie müsse sich in diesem Kampf zu dem machen, was sie an sich ist, nämlich zu einem Ich, als eine sich auf sich beziehende einfache Subjektivität. Hegel skizziert hierzu drei Entwicklungsstufen, nämlich die Stufe des Durchträumens und des Ahnens (z. B. Schlafwandeln und Hellsehen), dann die Stufe der Verrücktheit, auf der die Seele mit sich selber entzweit ist (einerseits ist sie ihrer schon mächtig und andererseits ist sie es nicht, weil sie in einer Besonderheit, z. B. in einer „fixen Idee“, gefangen gehalten wird) und schließlich die Stufe des Bewusstseins, auf der die Seele die Herrschaft über ihre Naturindividualität, ihre Leiblichkeit, gewinnt, den Körper zu einem gehorsamen Diener macht und sich den nicht zu ihrer Leiblichkeit gehörenden Inhalt ihrer substanziellen Totalität (der natürlichen Seele: natürliche Qualitäten usw.) als objektive Welt aus sich herausstellt. Hat die Seele dieses Ziel erreicht, dann tritt sie in der „abstrakten Freiheit des Ich“ (ders.) hervor und wird damit Bewusstsein.

       2. Die fühlende Seele

      Empfindungen sind ganz unmittelbar; ihre Inhalte werden vom Subjekt schlechthin vorgefunden, sind einzelne, vorübergehende, flüchtige Inhalte. Ebenso unmittelbar und unwillkürlich sind die Gefühle, die sich als „Stellungnahmen“ auf die Empfindungen beziehen. Demnach sind nach Hegel die Gefühle von den Empfindungen deutlich zu unterscheiden, wenn auch im üblichen Sprachgebrauch diese Unterscheidung häufig nicht gemacht wird. Hegel zufolge kann man den Unterschied zwischen beiden darin sehen, dass die Empfindung eher auf die Passivität, eben das bloße Finden, während das Gefühl eher auf die „Selbstischkeit“ (Selbstbezogenheit) des Individuums hinausläuft. Jedenfalls steht die fühlende Seele in Hegels Verständnis der empfindenden Seele gegenüber. So schließt (grenzt) die individuelle Seele aus und setzt den so entstandenen Unterschied (die Differenz) in sich selbst; dasjenige, von dem die fühlende Seele sich unterscheidet, ist aber noch nicht ein äußeres Objekt, wie im Fall des objektiven Bewusstseins, sondern es sind die Bestimmungen der empfindenden Seele. Demnach könnte man hier von einem „subjektiven Bewusstsein“ sprechen, indem die Empfindungen als das Vorgefundene an die Stelle des Objekts, während die Gefühle an die Stelle des Subjekts, gesetzt werden. Es handelte sich hierbei um ein vor-sprachliches Bewusstsein im Gegensatz zu einem „objektiven Bewusstsein“, das die Sprache voraussetzt. Die fühlende Seele als eine Stufe des Geistes ist denn auch, so Hegel, die Stufe seiner „Dunkelheit“ (ders.), weil sich die Bestimmungen der Seele nicht zu einem bewussten und verständigen Inhalt entwickeln. Interessant sei die Stufe insofern, da sie als ein Zustand erscheine, in den die schon zum (objektiven) Bewusstsein gelangte Entwicklung eines Menschen wieder zurückfallen könne, so dass dieser krank werde.

      Die fühlende Seele in ihrer „Unmittelbarkeit“ (oder an ihrem Anfang, z. B. im noch ungeborenen Kind) ist nach Hegel noch nicht ein Selbst, ein in sich reflektiertes Subjekt, und das Individuum ist deshalb nur passiv. Somit ist die auf ein Selbst bezogene Individualität des noch passiven Individuums ein von ihm verschiedenes Subjekt, das ein anderes Individuum (z. B. die Mutter des noch ungeborenen Kindes) sein könne, welches das passive Individuum, ohne auf Widerstand zu stoßen, beherrscht. Dieses Subjekt kann, so Hegel, dessen „Genius“ (Schutzgeist u. a.) genannt werden. Wenn zwei Individuen sich in einer ungetrennten Seeleneinheit befinden und eines von den beiden als das Selbst, das Subjekt, des anderen, fungiert, dann spricht Hegel von „Genius“ und denkt dabei auch an das Verhältnis zwischen Freunden, Eheleuten und Mitgliedern von Familien im bewussten und besonnenen Leben.

      Die erste Entwicklungsstufe oder Entwicklungsform der in ihrer individuellen Welt gefangenen Seele ist nach Hegel, wie erwähnt, das „Durchträumen und Ahnen“, eine Form, in die aber auch der zu Bewusstsein und Verstand entwickelte Geist wieder

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