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jetzt kurz vor dem kritischen Punkt. Die Wahrscheinlichkeit für ein Zehner-Beben in den nächsten drei Tagen, über fünfundneunzig Prozent! Das SSI wird uns noch mehr an die Kette nehmen.«

      Jerik wusste, was das bedeutete.

      »Okay, klar! Keine Alleingänge und immer nur so weit weg von der Lichtung, dass wir schnell starten können.«

      B1 nickte kurz und schickte ein 'no prob'.

      Das SSI hatte schon beim Eintreffen der Tsunamiwarnung den Realmodus in Jeriks Eyefoil deaktiviert, damit er wieder alle AR-Anzeigen sehen konnte, die der Normalmodus bot.

      Daher erschien jetzt der Höhenzug, den sie gerade auf der Westseite passierten, in transparenter Darstellung. So war auch das Sub zu erkennen und die soeben neu angewiesene Parkposition weit draußen in tiefem Wasser, auf die es gerade schon Kurs genommen hatte.

      »Schau mal, das Sub fährt schon raus in tiefes Wasser!«

      Jerik checkte die neuesten Informationen.

      Das Sub hatte wegen des bevorstehenden Bebens vom SSI die Order bekommen, sich sofort in tiefem Wasser in Sicherheit zu bringen. Denn das schlimmstmögliche Szenario war, dass Schockwellen im Meeresboden von Antarktika aus mit einer Geschwindigkeit von über viertausend Metern pro Sekunde auch Isla Deceit erreichen würden. Falls sich hier ebenfalls Spannungen aufgebaut haben sollten, was im Moment aber niemand wusste, könnte auch hier ein gewaltiges Beben und mit bis zu sechzig Meter hohen Flutwellen ausgelöst werden.

      Bei der hohen Ausbreitungsgeschwindigkeit der Schockwellen könnte dies schon in knapp vier Minuten der Fall sein. Das Sub musste den Gefahrenbereich in Ufernähe daher sofort verlassen, denn gegen die enorme Kraft solcher Tsunamis konnten nicht einmal die Boote der Pole-Klasse etwas ausrichten.

      Auch die Küste rund um die Insel erschien auf der Inselkarte, die soeben in Jeriks Eyefoil eingeblendet worden war, bis auf achtzig Meter Höhe in tiefem Rot. Dieser Bereich des Bambuswaldes war jetzt gesperrt, denn das SSI verlangte immer einen Sicherheitszuschlag. Die Lichtungen darin und damit die Anzahl der möglichen weiteren Landeplätze hatte sich damit schlagartig fast halbiert.

      Auch die gewaltigen Erdbeben in Antarktika waren die Folge der Aufwärtsbewegung der Landmasse, nachdem die Eiskappe verschwunden war. Diese hatte die gesamte antarktische Kontinentalplatte über Millionen von Jahren in den unter ihr liegenden Erdmantel hineingedrückt. Wegen dessen elastischer Konsistenz bewegte sich die gesamte Antarktis wieder nach oben, weil über ihr das Gewicht des riesigen Eispanzers fehlte.

      Da unterschiedliche Gesteine und Strukturen im Untergrund dieser Aufwärtsbewegung Widerstand entgegensetzten, verlief diese nicht gleichmäßig, wodurch sich enorme Verspannungen zwischen den verschiedenen geologischen Formationen aufbauten. Sie lösten sich erst, wenn der Widerstand in den Gesteinen den darin aufgestauten Kräften der Anhebung nicht mehr Stand hielt. An der betroffenen Stelle bildete sich schlagartig eine Bruchlinie, auf deren einen Seite der Boden schlagartig um viele Meter in die Höhe schnellte, auf der anderen entsprechend nach unten sackte.

      Diese Erschütterungen des Bodens besaßen extrem zerstörerische Gewalt, die auf der Bebenskala oft Stärke 10,0 erreichten, den höchsten Wert, den es geben konnte, da keine Gesteinsformation mehr Widerstand bieten konnte.

      Sie traten im Abstand einiger Wochen auf und würden die Bewohner Antarktikas noch für die nächsten Jahrhunderte begleiten.

      »Und es gibt noch etwas! Das wird Dir besser gefallen!«

      »Was?«

      »Wir haben gerade eine neue Art entdeckt!«

      »Wie? Du machst Witze, oder?«

      »Sicher nicht! Schau mal! Die gab es hier bislang noch nicht, zumindest nicht für uns sichtbar.«

      An vielen Stellen unter ihnen flammten jetzt halbdurchsichtige, orangefarbene Sphären auf, die als Halbkugel die Spitzen einer anderen Baumart umgaben. Einige Exemplare überragten sogar das Blätterdach des Bambuswaldes um einige Meter. Jerik schaute auf die Legende unten in der Eyefoil.

      »Was? Schachtelhalme!«

      »Ja, und nicht wenige!«

      Jerik schaute auf die Beschriftung. Sie lautete:

      Equisetum giganteum

      Okay, dachte er, Ein Riesiger Schachtelhalm! Darauf

       wäre ich auch alleine gekommen.

      Während des Fluges war ihm diese bisher unentdeckte Pflanzenart daher auch noch nicht aufgefallen. Die Videosensoren der Kopter hatten jedoch auch heute schon wieder die Waldoberfläche neu gescannt und analysiert.

      »Und ebenfalls schneeweiß!«, stellte Jerik fest.

      »Keine Überraschung auf dieser Insel, oder?« fand B1.

      »Absolut nicht! Außerdem scheint das eine recht aggressive Art zu sein!«

      »Ja, schau Dir die Werte an! Sie scheinen schneller zu wachsen als der Bambus, mindestens zwei Meter pro Tag.«

      Tatsächlich waren viele Stämme schon innerhalb der wenigen Minuten, in denen Jerik und die Bots über dem nördlichen Teil der Insel unterwegs gewesen waren, um fast eineinhalb Zentimeter gewachsen. Der Unterschied war auf den während des Fluges erfassten Videos zwar mit bloßem Auge nicht zu sehen, aber die Lidars konnten die veränderten Maße leicht erkennen. Die Algorithmen hatten daraus sofort die Wachstumsrate berechnet.

      Jerik war begeistert.

      »Hey, das müssen wir uns mal näher anschauen!« und checkte schon auf der Inselkarte des Kopterdisplays, ob sich vielleicht eine der orangenen Halbkugeln in der Nähe einer Lichtung befand. Leider war dies bei den bisher entdeckten Exemplaren nicht der Fall.

      »Bis jetzt keine günstige Konstellation.«, erkannte auch B1. »Aber geh doch mal nach dort oben, da steht einer weit heraus!

      Jerik blickte in die Richtung, auf die B1 mit der rechten Hand soeben zeigte. Welche Stelle B1 genau meinte, erkannte er sofort, weil dieser die orangefarbene Sphäre dort in seiner Eyefoil pulsieren ließ, um sie aus der Vielzahl der anderen hervorzuheben.

      Keine zweihundert Meter entfernt, kurz unterhalb des vor ihnen liegenden Grats, schwebte diese jetzt über einem auffallend großen Schachtelhalm, der seine Umgebung um viele Meter überragte.

      »Wir können solange K-2 weiterschicken.«, schlug Jerik vor. »Er soll die Übersicht über den Südteil erstellen! Vielleicht gibt es ja dort eine gute Gelegenheit!«

      B1 schaute ihn an und nickte. »Okay, das können wir machen!«

      K-1 nahm sofort Kurs auf die Sphäre, die etwa achtzig Meter oberhalb ihrer momentanen Flugroute lag, während B1 mit K-2 kommunizierte. Jerik sah, wie dieser momentan auch nach oben weg beschleunigte und hinter der vor ihnen liegenden Bergflanke verschwand, um im Südteil nach Schachtelhalmen zu suchen, die in der Nähe oder am besten direkt am Rande von Lichtungen wuchsen.

      Nach wenigen Sekunden durchdrang K-1 schon die immer noch pulsierende, orangene Sphäre. In ihrer Mitte ragte die seltsame Pflanze mit ihren symmetrisch angeordneten Ästen aus dem Bambusblätterdach heraus.

      Jerik hielt den Kopter wenige Meter davor an.

      »Wow! Der Stamm sieht fast genauso aus wie beim Bambus!«, stellte er sofort fest.

      Der Stamm des Schachtelhalms bestand tatsächlich aus fast gleichartig aussehenden Segmenten wie der Bambus hier, ebenfalls rund, von etwa einem Meter Länge und wie dieser vollständig mit feinen weißen Härchen überzogen.

      Der einzige Unterschied schien, dass die Länge der Segmente des Bambus bis an dessen Spitze gleich blieb, während sie beim Schachtelhalm kürzer wurden.

      B1 checkte die gerade eingehenden Daten.

      »Ja, und extrem stabil! Er bewegt sich nicht einen Millimeter, und das bei Wind Stärke sechs. Er hat hier oben einen Durchmesser von gut fünfzehn Zentimetern.«

      »An der Basis

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