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des Industriezeitalters viel genauer überprüfen müssen,

       von dem damals alle fälschlicherweise glaubten,

       dass es nur zu minimalen klimatischen Veränderungen

       führen würde.

       …..

       Dabei hätten sie aus den Klimadaten der Erdgeschichte

       leicht ablesen können, dass bei einer zwei Grad höheren

       Temperatur der Meeresspiegel um über fünfzehn Meter

       höher lag.

       Schon dies alleine hätte die Zivilisation ins vollkommene Chaos gestürzt.

      Jia wurde plötzlich aus ihren Gedanken gerissen, als die Außenansicht verschwand und stattdessen wieder die Kabine des Hypersonics in ihrer Eyefoil sichtbar wurde. Dies geschah, weil sich soeben der für sie zuständige Servicebot näherte, wobei sich automatisch die Normalansicht aktivierte.

      Der Bot war äußerlich nur durch den Code auf seinem eleganten schwarzblauen Anzug aus seidigem Material von einem realen Menschen zu unterscheiden. Sein Gesicht mit der leicht bräunlich getönten Haut und seine kräftigen, kurzen blauschwarzen Haare waren typisch für Antarktika, wo einhundert Jahre des Zusammenlebens von Menschen aus den verschiedensten Regionen der Erde für eine nahezu homogene Vermischung gesorgt hatten.

      Mit seiner Größe von einem Meter fünfundachtzig, der makellosen athletischen Figur und den weißen Handschuhen passte er perfekt zu dieser neuesten Hypersonic-Generation.

      Mit einem strahlenden Lächeln beugte er sich zu Jia und reichte ihr das georderte Glas Mineralwasser und die Bonas, einem fruchtigen, passend zu ihren aktuellen Körperdaten und ihrem persönlichen Geschmack individualisierten Snack aus verschiedenen Obststückchen in waffelartigem, leicht süß schmeckendem Teig.

      Sie lächelte spontan zurück, obwohl ihr natürlich bewusst war, dass es eine Maschine war, deren äußere Erscheinung nur ein Zugeständnis an die menschlichen Benutzer war, die mit ihr zu tun hatten.

      Wie alle humanoiden Bots trug auch dieser keine Eyefoil, denn er konnte alle Daten direkt empfangen. Auch besaß er zusätzlich zu den sichtbaren Augen und Ohren noch viele weitere, von außen nicht erkennbare Sensoren. Sie dienten dem Sehen, Hören, Riechen, Fühlen und Temperaturempfinden und befanden sich überall am Rumpf, den Gliedmaßen und sogar oben auf dem Kopf. Er konnte damit sein gesamtes Umfeld in allen Richtungen perfekt wahrnehmen, viel präziser als ein Mensch.

      Die Kommunikation mit ihm funktionierte nicht nur deswegen so gut. Er hatte auch schon heute morgen ihre aktuellen Daten bekommen und entsprechend ihren persönlichen Tagesanforderungen den maßgeschneiderten Snack und persönlichen Nutrimix für den Aufenthalt an Bord zusammengestellt.

      Sie holte noch eine Repairkapsel aus ihrem Backpack und spülte diese mit einem großen Schluck hinunter. Damit war sie für die beim Flug in dieser enormen Höhe auftretende energiereiche und gefährliche Höhenstrahlung aus dem Weltraum gerüstet.

      Jia schaute zu Gaia hinüber. Sie schlief immer noch tief.

      Jia beließ es bei der momentanen normalen Ansicht in ihrer Eyefoil. Durch das virtuelle Fenster sah sie, wie Italien langsam hinter ihnen im Dunst am Horizont verschwand. Ein Vulkan blies eine schmale Aschewolke bis weit über die unteren, weiß erscheinenden Atmosphäreschichten hinaus in den dunklen Himmel, wo sie langsam davon wehte und sich auflöste.

      Am Horizont vor ihnen war jetzt schon Afrika zu erkennen. Das Meer davor schimmerte in besonders kräftigen Farben. Wie in einer riesigen Öllache schlangen sich rosafarbene, violette und giftgrüne Schlieren ineinander. Es waren giftige Algenkolonien, die heute alle Meere verseuchten.

      Jia musste wieder an den gescheiterten Versuch von heute Nacht denken.

      Wenige Sekunden später überquerten sie die nordafrikanische Küstenlinie. Die Strukturen der Landschaft und die schwarzen, ockergelben und rostroten Farben erinnerten Jia an die Oberfläche des Mars. Anders als auf dem meist eisigen Nachbarplaneten überflogen sie hier die Gluthölle des afrikanischen Kontinents. Sie checkte die Temperatur, die dort unten angezeigt wurde. Die Werte lagen schon jetzt bei zweiundneunzig Grad Celsius.

      Für eine halbe Stunde änderte sich wenig, dann wurden durch größere Wolkenlücken auf der rechten Seite Teile der westafrikanischen Küste sichtbar. Kurz darauf erreichten sie den Äquator, der wieder als dünne blaue Linie über dem Festland, den Wolken und dem Meer eingeblendet war. Fast die Hälfte der Flugstrecke war jetzt zurückgelegt.

      Direkt unter ihnen wurde jetzt auch die Position der Landebahn angezeigt, die der Hypersonic im Notfall benutzen könnte. Ab hier verließ er seinen bisherigen Kurs und schwenkte leicht nach links, um auf kürzestem Weg sein Ziel in Antarktika zu erreichen.

      Als ob sie die eigentlich unmerkliche Richtungsänderung mitbekommen hätte, wachte Gaia in diesem Moment auf. Sie schaute zu Jia herüber und checkte gleichzeitig die Flugdaten in ihrer Eyefoil.

      »Ah, gut! Nur noch eineinhalb Stunden!«, stellte sie fest.

      »Alles klar bei Dir?«

      Jia hob nur kurz den Daumen.

      »Bist Du wieder fit?«

      »Ja, es geht! Er fliegt wunderbar ruhig! Es ist, als ob er noch am Boden stehen würde.«

      Jia lächelte.

      Einer der Servicebots hatte bemerkt, dass Gaia wach war und brachte ihr mit eleganten Bewegungen einen Teller mit frischem Obst und einen weißen Tee, ihr übliches Frühstück.

      Jia bemerkte, dass auch Gaia vom Erscheinungsbild der neuen Servicebots beeindruckt war. Beide schauten sich an und nickten zustimmend.

      Die Route verlief jetzt entlang der afrikanischen Westküste. Die Wolkenschicht wurde über dem Festland immer lockerer und die Steinwüste war wieder bis zum Horizont im Osten sichtbar.

      Nach einer weiteren halben Stunde passierten sie die Südspitze des Kontinents und flogen hinaus auf den Südatlantik. Die viertausend Kilometern lange Strecke über dem Meer bis zur Küste Antarktikas würden sie in einer halben Stunde zurückgelegt haben, die restlichen dreitausend Kilometer einschließlich Landeanflug auf New Urumqi in einer weiteren knappen Stunde.

      Die Szenerie über dem Meer war nun monoton. Außer der durchgehend geschlossenen, gleißend hellen Wolkenschicht war dort unten nichts zu sehen. Die Sonne stand inzwischen hoch im Osten. Gaia erhob sich von ihrem Sitz, kam herüber zu Jia und beugte sich herunter, um durch das virtuelle Fenster zu schauen. Das hatte sie noch nie zuvor gemacht, doch weil der Flug so ruhig verlief, riskierte sie es heute.

      »Nimm doch die Semi-Ansicht! Die ist genau richtig für Dich!«, empfahl ihr Jia. »Garantiert!«

      Gaia schaute einen Moment skeptisch.

      »Es ist wirklich toll! Es fehlt nur das Dach, also keine Angst!«, bekräftigte Jia.

      Gaia checkte die Semi-Einstellung, die vom Hypersonic für die Eyefoil angeboten wurde. Die Kabinendecke würde oberhalb von etwa einem Meter über dem Kabinenboden ausgeblendet werden. Sie ging zurück auf ihren Platz, zögerte kurz und schaltete gespannt auf Semi.

      Das Kabinendach wurde transparent und war nach wenigen Sekunden vollständig verschwunden. Dabei wurde es taghell in der Kabine, weil diese und die Passagiere plötzlich von der Sonne beschienen waren. Anders als von Gaia befürchtet, blieb der Flug genauso ruhig wie bisher.

      Sie blickte sich vorsichtig um. Über der gleißend weißen Wolkendecke spannte sich die blauviolette Erdatmosphäre wie eine unendlich große Kuppel auf. Zum Zenit hin verlor diese ihre Farbe und wurde pechschwarz, sodass dort die Sterne zu sehen waren.

      »Wow, Du hattest Recht! Das ist super!«

      »Ja, aber auf Extraterre gehst Du besser nicht!« Jia dachte an 2197LJ.

      Gaia

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