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zurück.“

      Sie spielte die Ahnungslose. „Ach ja?“

      „Wird Zeit, dass du dir die Videokassette verdienst, Schönheit.“

      „Ich werde mich in seine Bar begeben und an ihn ranschmeißen“, versprach sie.

      „Sollte er nach dem Schäferstündchen nicht müde genug sein, tu ihm was in den Drink - Valium, K.o.-Tropfen ... irgendetwas.“

      „Kein Problem.“

      „Sobald du den Schlüsselabdruck hast, meldest du dich wieder bei mir.“

      „Geht klar.“

      „Viel Glück.“

      „Kann ich gebrauchen.“

      „Wird schon schiefgehen“, sagte Jo und legte auf.

      „Ja“, sagte Jeanette. „Aber für dich!“

      Noch in derselben Stunde hatte Jo Dengelmann Besuch von zwei großen, furchteinflößenden Männern, deren schlagkräftigen Argumenten er sich nicht lange verschließen konnte. Als sie ihn verließen, fühlte er sich furchtbar elend, konnte aber noch von Glück sagen, dass er die Visite überlebt hatte. Sie hatten ihm vierundzwanzig Stunden eingeräumt, um seine Wunden zu lecken und die Stadt (noch besser das Land) zu verlassen, und sie hatten ihm den einzigen Trumpf, den er gegen Jeanette in der Hand gehabt hatte, abgenommen.

      Er wartete die vierundzwanzig Stunden nicht ab, sondern brachte seine Haut in Sicherheit, sobald er sich wieder einigermaßen auf den Beinen halten konnte, und dankte dem gütigen Schicksal für Boris Reitmanns seltene Großzügigkeit, denn für gewöhnlich bestrafte der Unterweltboss jene, von denen ihm zu Ohren kam, dass sie die Absicht hatten, ihn zu bestehlen, wesentlich härter. Jo verließ bei Nacht und Nebel die Hansestadt und ward nicht mehr gesehen.

      Ein Bote brachte Jeanette die Kassette, mit besten Grüßen von Boris Reitmann. Sie vernichtete das Band gemeinsam mit Martin Kant und war froh, dass er nicht den Wunsch hatte, es sich zuvor noch mit ihr anzusehen.

      „Ich werde nie vergessen, was du für mich getan hast“, sagte Jeanette in tiefer Dankbarkeit, als die Kassette zerstört war. „Von nun an stehe ich in deiner Schuld.“

      Martin hob abwehrend die Hände.

      „Du schuldest mir gar nichts - abgesehen von der noch ausständigen Antwort auf meine Frage, ob du mich heiraten möchtest.“

      Sie sah ihn bewegt an.

      „Willst du mich wirklich?“

      „Mehr als alles andere auf der Welt“, beteuerte er ihr.

      „Dann sollst du mich haben. Aber ...“

      Er legte ihr die Hand auf den Mund.

      „Solltest du noch irgendwelche Bedenken haben - wirf sie über Bord. Wie viele Jahre uns auch immer gegönnt sein werden, wir werden sie in Dankbarkeit, Glück und Harmonie genießen.“

      Ein langer Kuss besiegelte ihre Einigung, so bald wie möglich Mann und Frau zu werden.

      Und dann kam Peter Werding ...

      36

      Er hatte von Sandra Ahrendt erfahren, dass Liane Meeles nach Hamburg gegangen war und sich dort Jeanette nannte. Für reichlich viel Geld hatte Lianes frühere Freundin sich auch noch an zwei Namen erinnert: Jo Dengelmann und Bongo.

      Nachdem er Claudias Großeltern Bescheid gegeben hatte, war er nach Hamburg gefahren und hatte die Lokale auf der Reeperbahn und darum herum so lange abgeklappert, bis ihm jemand verraten hatte, wo sich Bongos Stammkneipe befand. Bongo war zwar nicht gleich dagewesen, aber Peter Werding hatte auf ihn gewartet. Seine Geduld war auf eine harte Probe gestellt worden, doch schließlich wurde er dafür reichlich belohnt, weil der kahlhäuptige Bongo ihm nämlich für sieben doppelte Korn anvertraute, dass Jeanette vor kurzem bei einem Millionär namens Martin Kant eingezogen war.

      Kants Adresse herauszufinden, war nicht schwierig. Peter Werdings Herz klopfte wie verrückt, als er an Kants Haustür läutete. Endlich hatte er Claudias Schwester gefunden. Als er Liane Meeles zum ersten Mal gegenüberstand, stellte er eine gewisse Ähnlichkeit zwischen ihr und Claudia fest. Er war so aufgeregt, dass er kaum sprechen konnte.

      Sie darf nicht ablehnen! Sie darf nicht ablehnen!, hallte es unentwegt in seinem Kopf. Claudia braucht ihr Knochenmark! Sie muss es ihr geben!

      Er befand sich seit vier Tagen in Hamburg, hatte täglich mit Claudias Großeltern telefoniert, und ihre Berichte klangen immer deprimierender. Die Situation spitzte sich in der Paracelsus-Klinik dramatisch zu. Dr. Härtling und seine Kollegen schafften es nicht, das immer raschere Fortschreiten der tödlichen Krankheit aufzuhalten oder wenigstens zu verlangsamen. Die Hoffnung, Claudia durchzubringen, halbierte sich von Tag zu Tag. Das Knochenmark ihrer Schwester war ihre allerletzte Chance. Wenn sie es bekam, und wenn sie es vertrug, brauchte sie nicht zu sterben. Wenn sie es nicht vertrug, war sie verloren.

      Fahrig und nervös machte Peter Werding Claudias Schwester das alles klar. Er sprach eindringlich und beschwörend, und ihm fiel ein riesiger Felsblock vom Herz, als die junge Frau einer Knochenmarkspende zustimmte. Sie stellte lediglich eine Bedingung: Claudia sollte nicht erfahren, wer das Mark gespendet hatte, weil sonst die Gefahr bestand, dass sie es ablehnte. Martin Kants Privatmaschine - er flog sie selbst - brachte sie und Peter Werding unverzüglich nach München.

      Ein in der Paracelsus-Klinik in aller Eile gemachter Test ergab, dass Claudia das Knochenmark der Schwester mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vertragen würde.

      Claudias krankes Knochenmark wurde mit Zystostatika restlos zerstört. Anschließend wurde Lianes fein zerriebenes Knochenmark in Claudias Vene gespritzt. Das gespendete Mark ließ sich sodann in der Markhöhle ihrer Knochen nieder, und Dr. Härtling erklärte, dass nun die kritischste Phase kam. Es durfte zu keiner Abwehrreaktion kommen, denn wenn das neue Mark abgestoßen wurde, war Claudia nicht mehr zu retten.

      Eine bange Zeit voller Zweifel, Angst und Unsicherheit verstrich. Um gefährlichen Komplikationen vorzubeugen, behandelte Dr. Sören Härtling die Patientin mit einem Antilymphozytenserum. Damit war alles getan, was in seiner Macht stand. Was weiter mit Claudia Meeles passierte, konnte kein Arzt der Welt mehr bestimmen. Das Schicksal übernahm jetzt die Leitung. Es würde sie entweder am Leben lassen oder zum Sterben verurteilen.

      Ihre sofortige Bereitschaft zur Knochenmarkspende söhnte Liane mit ihren Großeltern aus. Sie erkannten, dass es ihr ernst damit war, sich ändern zu wollen, und nahmen sie mit offenen Armen wieder auf.

      Als Dr. Härtling von ersten Anzeichen einer Genesung sprach, hatten alle feuchte Augen. Sogar Martin Kant, der Claudia noch nicht kannte. Erst als gewiss war, dass Claudia wieder gesund werden würde, kehrten Liane Meeles und Martin Kant nach Hamburg zurück, aber sie heirateten erst, als Claudia gesundheitlich in der Lage war, mit den Großeltern und mit Peter Werding an der Hochzeit teilzunehmen.

      Inzwischen wusste Claudia von Peter, wessen Knochenmarkspende ihr das Leben gerettet hatte, und das verband sie mit ihrer Schwester endlich so sehr, wie sie es sich früher zwar immer gewünscht hatte, wie es aber wegen Lianes Wesen niemals möglich gewesen war.

      Ludwig Brauneder, seine Frau, Claudia Meeles und Peter Werding blieben nach der Hochzeit noch eine Woche in Hamburg. Wieder in München fragte Peter seine Liebste: „Hast du in Hamburg nicht auch Appetit bekommen?“

      „Appetit worauf?“, wollte Claudia wissen. Sie war nicht mehr so erschreckend bleich. Ihr Gesicht hatte eine gesunde Farbe, und sie hatte auch schon ein paar Pfund zugenommen.

      Peter nickte schmunzelnd. „Aufs Heiraten.“

      Claudias Augen füllten sich mit Tränen, so glücklich war sie in diesem Moment.

      „Heißt ... das ... du ... möchtest ... mich ...“

      Er nickte fest. „Heiraten.“

      „Du

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