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warst mit Liane Meeles befreundet, stimmt’s?“

      „Wir waren ein Herz und eine Seele.“

      „Ich suche sie.“

      „Weshalb? Hat sie etwas ausgefressen? Würde mich nicht wundern. Sie ist ein mieses kleines Luder. Soll ich dir sagen, was sie getan hat?“

      „Was?“

      „Bestohlen hat sie mich.“ Sandra legte die Hand mit gespreizten Fingern auf ihre Brust. „Mich, ihre beste Freundin. Hat mich beklaut und ist abgehauen.“

      „Wohin?“

      Sandra schwieg.

      „Weißt du, wo ich sie finden kann?“, bohrte Peter.

      Sie zierte sich, mit der Antwort herauszurücken.

      „Schon möglich, dass ich es weiß.“

      „Wo lebt Liane Meeles zur Zeit?“

      Sie kniff listig die Augen zusammen.

      „War da vorhin von Bezahlung die Rede, oder habe ich mich verhört?“

      „Wieviel verlangst du für Lianes Adresse?“

      „Wieviel ist sie dir wert?“

      Peter zeigte ihr hundert Mark.

      „Junge.“ Sie lachte. „Hundert Mark. Ich bitte dich. Was kriegt man in diesen inflationären Zeiten schon für hundert Mark?“

      „Wieviel?“, wollte Peter noch einmal wissen, und sie nannte ungeniert ihren Wucherpreis.

      34

      Martin Kants Haus war ein Palast mit allem erdenklichen Luxus. Selbstverständlich gab es auch ein großes Schwimmbad mit einer langen Isolierglasfront, durch die man das ganze Jahr über die üppige Natur eines gepflegten Parks sehen konnte. Jeden Morgen schwamm der Millionär vor dem Frühstück im geheizten Pool fünfzig Längen, und es gefiel ihm, dass Jeanette dabei begeistert mitmachte.

      Er hatte sie aufgelesen, weil sie ihm ausnehmend gut gefallen hatte. Ein paar Tage Spaß hatte er mit ihr haben wollen. Das Leben hatte er sich mit ihrer Gesellschaft ein wenig versüßen wollen. Dass sie ihm innerhalb kürzester Zeit so sehr ans Herz wachsen würde, dass er sich nicht mehr von ihr trennen wollte, hatte er nicht vorhersehen können. Ihm gefiel diese Entwicklung. Er war nach dem Tod seiner Frau lange genug allein gewesen - einsam und ohne Liebe.

      Dass sich zwischen ihm und diesem - für ihn viel zu jungen - Mädchen so etwas wie Liebe entwickeln würde, hatte er nicht für möglich gehalten, und doch war es dazu gekommen. Ja, er hatte sich in Jeanette verliebt - obwohl er sich der Tatsache bewusst war, dass sie keine Heilige war.

      An diesem Morgen war sie nicht besonders gut drauf. Irgendetwas schien sie zu bedrücken. Vielleicht hatte sie auch nur schlecht geschlafen. Er hatte nicht die Absicht, sie mit Fragen zu löchern. Wenn sie ein Problem hatte und mit ihm darüber reden wollte, würde sie es schon von alleine tun.

      Nach dem Schwimmen hüllten sie sich in schneeweiße Bademäntel. Martin rubbelte Jeanette liebevoll ab. Er benutzte jede Gelegenheit, um ihren jungen, schönen Körper zu berühren.

      Zwanzig Minuten später wurde gefrühstückt. Grapefruitsaft, Orangenjuice, Tee, Kaffee, Toast, Schwarzbrot, Butter, Honig, Marmelade, Wurst, Käse, gebratener Speck, verschiedene Müslisorten ... Es war alles da, was das Herz begehrte. Aber Jeanette nahm nicht viel davon. Sie hatte keinen rechten Appetit. Ihr lag die Leistung im Magen, die Jo Dengelmann von ihr erwartete.

      Ob sie sich Martin anvertrauen sollte? Sie wusste nicht, welche Reaktion sie damit heraufbeschwören würde. Vielleicht würde Martin sie bitten, ihre Siebensachen zu packen und zu verschwinden. Dann war es vorbei mit dem luxuriösen Leben, von dem sie immer geträumt hatte. Endlich war dieser wunderbare Traum in Erfüllung gegangen.

      Sollte sie das Risiko eingehen, ihn mit einem Geständnis wie eine Seifenblase zerplatzen zu lassen? Martin war für sie kein Job. Sie fühlte sich unbeschreiblich wohl bei ihm. Er behandelte sie so gut, wie noch kein Mann zuvor es getan hatte. Und er brachte ihr mehr Respekt entgegen, als sie verdiente.

      Er liebte sie, das spürte sie ganz tief in ihrem Herzen, und auch er war ihr trotz des großen Altersunterschieds nicht gleichgültig. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie eigentlich noch nie so viel für einen Mann empfunden. Okay, sie hatte Jo auch eine Zeitlang sehr gern gehabt, aber das war doch irgendwie ganz anders gewesen.

      Was sie mit Martin verband, war besser als das, was sie mit Jo einst verbunden hatte. Viel besser. Seriöser. Ihre Gefühle für Martin Kant standen auf einer grundsoliden Basis, und sie hatte eine Heidenangst davor, dass ein Erdbeben, das Jo Dengelmann jederzeit auslösen konnte, ihren wunderbaren, aus Liebe, Güte und Vertrauen bestehenden Märchenpalast zerstörte. Andererseits ... Wenn Martin Kant sie stark genug liebte, würde er ihre ganze Wahrheit verkraften und ihr vielleicht helfen, Jo Dengelmann, den düsteren Schatten aus ihrer unrühmlichen Vergangenheit, für immer loszuwerden.

      Mit Geld. Oder auf irgendeine andere Weise. Jeanette sah Martin über den Tisch hinweg ernst an. Er lächelte.

      „Ein so ernstes Gesicht an einem so schönen Morgen?“

      „Bist du bereit, dir an diesem schönen Morgen eine hässliche Beichte anzuhören?“, fragte sie.

      Er hob erstaunt die Augenbrauen. „Du möchtest beichten?“

      „Ja, und ich hoffe, dass du die Größe besitzt, mir hinterher Absolution zu erteilen.“

      „Wir werden sehen.“ Martin Kant beugte sich vor und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Frühstückstisch.

      „Ich bin kein Engel“, begann Jeanette ihre Beichte.

      Martin lächelte. „Ich hätte keine Verwendung für einen Engel.“

      „Glaubst du, dass ein Mensch sich ändern kann?“

      Der Millionär nickte. „Ich bin davon überzeugt.“

      „Ich möchte mich ändern“, sagte Jeanette.

      „Warum?“

      Jeanette zuckte mit den Schultern.

      „Vielleicht deshalb, weil ich mich in meiner Haut immer weniger wohlfühle. Ich habe in meinem Leben sehr viele Dinge getan, die nicht richtig waren - für die ich mich heute sogar zum Teil schäme.“

      „Wenn du bereust, sei dir vergeben“, sagte Martin Kant großzügig und nickte gönnerhaft.

      Jeanette senkte den Blick.

      „Ich kam - ich weiß nicht, wieso - mit Bosheit, Gemeinheit und Niedertracht im Blut auf die Welt, und es war natürlich einfacher, diesen unrühmlichen Anlagen nachzugeben, als gegen sie anzukämpfen, deshalb habe ich viele Menschen gekränkt, vor den Kopf gestoßen und so sehr verprellt und verletzt, dass sie mich hassten und mir alles Schlechte wünschten. Ich kann nicht erklären, wieso es mir so großen Spaß machte, ausgerechnet jenen Menschen gegenüber das personifizierte Böse, die absolute Verkommenheit darzustellen, die mit Liebe, Freundschaft und Vertrauen auf mich zukamen. Je mehr ich jemanden kränken oder verletzen konnte, desto mehr Freude empfand ich dabei. Ich führte ein menschenverachtendes Leben, war mir nur selbst wichtig und nahm auf niemanden Rücksicht.“

      Martin Kant hörte aufmerksam zu. Jeanette führte schäbige Beispiele an. Je mehr sie erzählte, desto mehr getraute sie sich zu erwähnen - und sie fühlte sich mit jedem Wort, das sie los wurde, besser. Diese Beichte verschaffte ihr mehr Erleichterung, als sie gehofft hatte.

      Sie betete ihr gesamtes Sündenregister herunter. Große und kleine Sünden - wie sie ihr gerade in den Sinn kamen. Nur eines ließ sie vorsichtshalber noch unerwähnt: Das, was Jo Dengelmann auf Videoband gegen sie in der Hand hatte.

      „Ich möchte endlich damit aufhören, meine Mitmenschen zu täuschen und

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