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auf der Schulter und die Kinder hintendran. So wurde rund ums Becken gehüpft, im seichten Teil natürlich, und die Kids waren happy! Wir auch!

      Auch gab es jedes Jahr zum Saisonbeginn das traditionelle "Bademeisterversenken"!

      In öffentlichen Bädern gibt es bekanntlich Vorschriften und Verbote, die von uns aber ignoriert wurden und sogar vom Chef des Bades toleriert wurden. Was aber die jeweils neuen Bademeister nicht wussten. Die dachten natürlich, sie müssten uns zurechtweisen und die Verbote durchsetzen.

      Also kreierten wir ein Spiel: Einer von uns verwickelte den Bademeister in ein Gespräch, um ihn abzulenken, und ein anderer pirschte sich möglichst ungesehen an und schubste ihn mitsamt seinen Klamotten ins Wasser.

      Damit war in der Regel das Problem gelöst. Allerdings war einer mal so verschreckt, dass er sich am nächsten Tag ans Kinderbecken versetzen ließ. Das war natürlich erst recht ein Triumph für uns.

      Es kam auch vor, dass ich morgens einlief, mein Badetuch ausbreitete und dann erst mal vor in den Biergarten ging, um zu frühstücken. Im Verlauf der Einnahme der ersten festen Mahlzeit des Tages begab es sich natürlich, dass sich mehr und mehr Bekannte zu mir an den Tisch gesellten, und schon wurde der Kaffee beiseite geschoben und mit Bier nachgespült. Und so passierte es, dass ich erst kurz vor Schließung des Bades mein Badetuch wieder abholte, um dann gleich in den nächsten Biergarten zu pilgern, weil der Durst so übermäßig war.

      Auch nachts war das "Ungerer" oft stark frequentiert. In heißen Sommernächten kamen viele auf die Idee, über den Zaun zu klettern und eine erfrischende Runde zu schwimmen. Oder auch um sich anderweitig zu vergnügen. Es war genügend Platz und jede Menge Buschwerk, hinter dem man sich verstecken konnte. Da war Hochbetrieb im "Ungerer"!

      Ein fester Bestandteil vom "Ungerer" war Peter, der "Dauerduscher", seines Zeichens Kellner im Biergarten des "Ungerer Bads". Er war wirklich "Dauerduscher", er hatte immer ein Album bei sich mit Fotos vom Dauerduschen, das er jedem zeigte, ob er es sehen wollte oder auch nicht. Er war damit tatsächlich im "Guinness Buch der Rekorde" eingetragen! Wahrscheinlich hatte er dabei etwas abbekommen, denn der war nicht "dicht" in der Birne.

      Zum einen hat er gesoffen und kam oftmals am Morgen hinter den am Biergarten des Ungerer Bades angrenzenden Büschen hervor gekrochen, wo er offenbar die Nacht verbracht und seinen Rausch halbwegs ausgeschlafen hatte. Er war dann eigentlich immer noch besoffen und wie in Trance.

      Meistens wusste er nicht, wer was bestellt hatte und lief völlig planlos durch den Biergarten, wobei er seine Speisen sozusagen anpries, indem er zum Beispiel rief: "Wer war de Sau"? Sollte heißen, "wer hat den Schweinebraten bestellt"?

      Oder man hatte etwas bestellt, und er kam mit etwas anderem an. Wenn man dann reklamierte, schwätzte er einem das auf, was er gerade in der Hand hatte. Das klang zum Beispiel so: "Was hast' denn gegen den Leberkas, der is doch wunderbar!" OK, es war zwar nicht das bestellte Gericht, aber da wir ihn ja zur Genüge kannten, gab jeder auf und nahm eben das, was er feilbot.

      Beispielsweise stürmte er mit den Armen voller Bierkrüge wie blind durch den Garten, und da wir ja schon wussten, dass er keine Ahnung hatte, wo das Bier hin sollte, riefen wir ihm zu, dass er es uns bringen sollte. "Nix da", war die Entgegnung, während er im Slalom durch die Tischreihen lief, bis er plötzlich am Ende des Biergartens vor der Begrenzungshecke stand. Er schaute ziemlich bedeppert, um uns dann schließlich einsichtig das Bier doch zu verkaufen.

      Tja, der Peter war auch gewissermaßen ein Original – bis er dann tatsächlich im Irrenhaus landete.

      Der "Kugelkopf Mecki" war auch eine witzige Type. Er war klein, rund und glatzköpfig – was damals noch kein Modetrend war. Sein Spitzname rührte, wie man folgern kann, von seiner Glatze her. Wie gesagt, der Mecki war rund, aber das Erstaunliche war, es war kein Fett. Er war sogar höchst durchtrainiert, und sein vermeintlicher dicker Bauch war reiner Muskel. Also, optisch sah er in keinster Weise nach einem Bodybuilder aus, was wohl an seinem Körperbau lag.

      Aber Mecki machte sich einen Spaß daraus, dass er üblicherweise falsch eingeschätzt wurde.

      So liebte er es gelegentlich, Muskelprotze zu verarschen, indem er schier unmögliche Kraftübungen vorführte, die zwar skurril und lustig anzusehen waren, aber zweifellos sehr anstrengend waren.

      Irgendwann kabbelte er sich mit einem Bodybuilder, ich bekam das nicht so genau mit, aber es gipfelte darin, dass Mecki ihn aufforderte, mit seiner Faust und voller Kraft in seinen Bauch zu schlagen.

      Der Muskelmann verlachte Mecki, aber er stachelte ihn so lange auf, bis der endlich doch zuschlug.

      Ein Schmerzensschrei war zu hören – nicht von Mecki – vom anderen!

      Der hatte sich bei seinem Schlag in Meckis Bauch doch tatsächlich die Mittelhand gebrochen!

      Das Gelächter war groß und der Muskelmann nie wieder gesehen.

      In diesen Tagen jobbte ich gerade in der "Zirbelstube" von Axel Portugall.

      Der Axel hat mich in die Kunst des Bierzapfens erst eingeweiht.

      Das machte er folgendermaßen: Ich musste mich vor den Zapfhahn stellen, er stellte sich hinter mich und führte meine rechte Hand am Zapf, in der linken hatte ich das Krügerl, wobei er meinte, ich sei doch musikalisch, und Bierzapfen sei eine rhythmische Sache. Auf diese Weise kapierte ich sofort, wie es funktionierte, und schon war ich Zapfer.

      Hier begann damit meine Profilaufbahn in der Gastronomie.

      Eines Tages war die Putze der "Zirbel" krank, und ich sprang für sie ein. Zwar nicht mit Begeisterung, aber schließlich gab es ja Extra beza h lung dafür.

      Zu welcher Zeit während des Tages ich putzte, war dem Axel wurscht.

      Eines Morgens, ich hatte die Nacht bei einer amerikanischen Studentin in Freimann verbracht, trat ich etwa früh um sieben meinen Heimweg an. Es war Sommer, und ich lief auf der Ungererstrasse in Richtung Schwabing und hatte vor, ein Taxi aufzuhalten.

      Ich lief daher mit ständig nach hinten gewendetem Kopf, um kein Taxi zu übersehen.

      Aber es kam keins! Ich bekam fast Genickstarre und fluchte lästerlich vor mich hin und wollte den ersten Taxifahrer, den ich erwischte, zusammenscheißen, weil ich so lange laufen musste – aber es kam einfach keiner! Das sind immerhin ca. 4 km zu laufen, und ich war sauer!

      Mein endloses Fluchen half nichts, aber dann hatte ich die Idee, ich könnte doch gleich jetzt am Morgen den Laden putzen und anschließend ins Ungererbad gehen, was ich auch tat.

      Da ich ziemlich geschwächt in der "Zirbel" an kam, legte ich mich kurz mal auf eine der Sitzbänke und machte ein Nickerchen. OK, so kurz war das Nickerchen wohl doch nicht, denn es war dann bereits Vormittag, als ich hochschrak. Ich wachte auf, als Axel plötzlich vor mir stand, und er wollte, dass ich eine Flasche Jägermeister schnappen und ihn begleiten sollte zu einem kleinen Umtrunk – früh um zehn! – beim Schuster um die Ecke, der Geburtstag hatte.

      Ich latschte also mit, und wir stießen auf den Schuster an. Das dauerte nur ein paar Minuten, wonach sich Axel verabschiedete und ich mich mit der Flasche zurück in die "Zirbel" trollte.

      Aber da hatte Axel etwas angerichtet! Ich fing an zu putzen und gönnte mir alle paar Minuten einen Schluck aus der Flasche.

      Die "Zirbel" war wirklich nicht groß, aber auf diese Weise dauerte es Stunden, bis ich mit dem Putzen fertig war und die Flasche leer. Es war eine Literflasche!

      Schließlich, am frühen Nachmittag, hatte ich es geschafft und machte mich auf den Weg ins "Ungerer".

      Was dort passierte? Keine Ahnung, ich kann nur aus Erzählungen berichten.

      Das "Ungerer" war kein Nacktbad! Aber ich muss mich wohl ungeniert splitternackt gemacht haben und sogar so rumgelaufen sein. Offenbar hatte ich zur allgemeinen Belustigung beigetragen. Irgendjemand hatte mich dann wohl dazu bewogen, meine Badehose anzuziehen.

      Meine Erinnerung setzte erst wieder ein, als ich gegen Abend um ca. 19 Uhr aufwachte. Ich lag mutterseelenallein mitten auf dem Asphaltweg

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