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sagte er.

      „Ich bringe Ihnen nur einen Drink. Was möchten Sie?“

      „Bourbon“, sagte er mechanisch, doch als ihm bewusst wurde, dass er seinen klaren Kopf noch brauchen würde, mochte er die Bestellung nicht rückgängig machen. Er konnte viel Eis hineintun.

      Er setzte sich auf einen freien Hocker. Das Girl vom Eingang brachte ihm den Bourbon und einen Frankfurter auf einem Pappteller. Freed gab ihr fünf Dollar, und sie ließ ihn tatsächlich in Ruhe.

      Carolyn kam schon nach zwei oder drei Minuten. Sie hatte den Büstenhalter abgelegt. Angestrengt mied sie seinen Blick.

      Freed bestellte ihr etwas zu trinken. Er achtete nicht darauf, was es war. Gleichmütig bezahlte er zehn Dollar. Er wollte keine Zeit verschwenden. Deshalb steuerte er sein Ziel direkt an.

      „Carry, ich brauche einen Namen“, sagte er. Er starrte auf die klackenden Absätze einer Tänzerin, die zwischen seinem und Carolyns Glas her tanzte.

      Carry nippte an ihrem Glas.

      „Wer hat in diesem Bezirk zurzeit das Sagen?“, erkundigte sich Freed. Er machte schon lange keine Kleinarbeit mehr. Er wusste, wer die großen Bosse waren, wie sie lebten, und was sie taten, aber den Kontakt zu den Kerlen an der „Front“ hatte er verloren.

      „Art, das kannst du von mir nicht verlangen!“

      Freed legte seine Hand auf ihren Unterarm. Er fühlte den Knochen unter der spröden Haut. Hart presste er die Finger zusammen.

      „Ich will nur einen Namen. Niemand wird je erfahren, dass ich ihn von dir habe, das verspreche ich. Einen Namen!“, wiederholte er drängend. Er spürte, wie die Zeit verrann. Er versuchte, nicht an Ronny zu denken und daran, wie der Junge sich jetzt fühlen mochte und wo er vielleicht war. In einem dunklen, stinkenden Kellerloch? Er ahnte, dass er über Leichen gehen konnte, wenn es sein müsste, und er schauderte zusammen, weil er spürte, wie der Boden unter ihm zu schwanken begonnen hatte.

      „Die Kassierer bringen das Geld jetzt immer zu einer Bar an der Vine Street, das ist ein paar Meilen den Strip runter.“

      „Ich weiß, wo die Vine Street ist. Wie heißt die Bar?“

      „Es heißt La Brace.“

      La Brace. Der Laden gehörte einer Figur namens Michele Taccani. Taccani hatte sich vom miesen Zuhälter hochgearbeitet, aber er war kein Revier Boss, nicht einmal ein Leutnant. Nur ein zuverlässiges Mitglied der 'Familie' des Don Alfredo. So hatte der Don eines Tages die Verdienste Taccanis belohnt, indem er ihm die Einrichtung der. Bar ermöglichte. Natürlich nicht ohne eine entsprechende Gegenleistung. Deshalb betrieb Taccani im La Brace eine Sammelstelle für die Kassierer des

      Plancata-Mob. Was bedeutete, dass ein höherer Mann hinter ihm stehen musste. Einer von Don Alfredos Leutnants, vielleicht sogar ein Caporegime.

      „Wer ist Taccanis Boss?“, fragte Freed.

      „Art, bitte, ich weiß es nicht.“

      „Du hast etwas läuten gehört. Sag mir den Namen.“

      „Augie Orlando“, hauchte das Girl. Freed tätschelte den Arm des Mädchens. Augustus Orlando, sieh mal an. Freed war der festen Überzeugung gewesen, Orlando habe es weit, weit hinaus in die Welt verschlagen, nachdem das FBI Los Angeles ihm die Stadt zur Hölle gemacht hatte. Der Bundesanwalt hatte einen Haftbefehl erlassen, der immer noch bestand.

      Jetzt tummelte sich das Gesindel unverfroren unter den Augen der Polizei, stellte Freed bitter fest. Orlando war nach Los Angeles zurückgekehrt. Was bedeutete, dass er weder Angst vor der Metropolitan Police noch vorm FBI hatte. Es wurde Zeit, dass die Zügel wieder angezogen wurden. Freed glitt vom Hocker.

      „Komm zu mir, wenn du einmal Hilfe brauchst“, sagte er zu Carry.

      „Lasse mich in Frieden“, wehrte sie müde ab. „Damit hilfst du mir.“

      Freed zuckte die Achseln. Steifbeinig schritt er hinaus.

      16

      Wie mit flüssigem Silber übergossen schnurrte das Band der Straße unter dem Dodge weg. Der Wagen donnerte am Maschendrahtzaun einer Straßenbaufirma entlang, hinter dem gelbe Ungetüme in Reih und Glied standen, hell angestrahlt von starken Scheinwerfern. Roberto erkannte einen Wächter, der einen deutschen Schäferhund an der Leine führte.

      Die erste Tankstelle glitt vorbei. Die bonbonfarbenen Girlanden über den Zapfsäulen täuschten Leben vor, doch hier am Rand der Wüste waren des Nachts keine Geschäfte zu machen.

      Roberto verließ die Durchgangsstraße, über die bald die Streifenwagen der State Police und des County Sheriffs heulen würden. Roberto hoffte zwar, dass der Stromausfall des Streifenwagens auch das Funkgerät lahmgelegt hatte, aber er wusste, dass er nur mit einer knappen Galgenfrist rechnen konnte, bis die Jagd auf ihn losging. Mit dem Ramcharger und dem verletzten Gangster an seiner Seite hatte er in dieser kleinen Stadt nicht die geringste Chance.

      Er folgte den Wegweisern zu einem Einkaufszentrum. Vielleicht gab es dort Bars und Geschäfte, die rund um die Uhr geöffnet hatten. Vielleicht konnte er dort seine Spur verwischen.

      Die weitläufige Anlage war hell erleuchtet, doch Roberto erkannte sofort, dass außer der Tankstelle, einer Snackbar und einem Supermarkt alle Läden geschlossen waren. Nur vor dem Supermarket parkten ein paar Wagen, während die Parktaschen in der Umgebung der Bar von mehreren schweren Motorrädern eingenommen wurden.

      Roberto lenkte den Wagen hinter die Tankstelle und stoppte dann bei einem Reifenlager im Schutz einer hohen Mauer. Er stellte den Motor und die Scheinwerfer ab und peilte zur Tankstelle hinüber. Die Jungs vom Büro des County Sheriff würden zuerst die geöffneten Tankstellen abklappern, wenn sie nach dem Dodge und dessen Fahrer zu suchen begannen.

      Roberto untersuchte den verletzten Killer. Der Mann schlief, vielleicht war er auch bewusstlos. Sein Körper zuckte unkontrolliert, die Stirn war feucht und kalt.

      Roberto stieg aus. Er löste den Gurt, der den Gangster in aufrechter Position hielt, dann zog er den Mann herüber und schnallte ihn auf dem Fahrersitz fest. Adam Petrie sackte nach vorn, seine Schulter berührte fast das Lenkrad. Roberto zog den Gurt etwas strammer und legte die linke Hand des Gangsters auf das Rad. Er warf die Tür zu und hob seinen Koffer von der Ladefläche, dann lief er zu einer Telefonkabine am anderen Ende des Platzes. Er stopfte einen Dime in den Schlitz und wählte die Notrufnummer, die neben dem Apparat angeschlagen war. Sofort meldete sich eine etwas barsche männliche Stimme.

      „County Sheriff, Deputy Oliver. Was wünschen Sie?“

      „Dass Sie mir einen Augenblick zuhören, ohne mich mit Fragen zu unterbrechen. Einer Ihrer Streifenwagen liegt etwa acht Meilen südlich von hier im Graben ...“

      „Hören Sie, nennen Sie mir Ihren Namen und …“

      „Auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums steht ein ziemlich mitgenommener Dodge Ramcharger. Der Mann am Steuer ist verletzt. Schicken Sie am besten gleich einen Krankenwagen und einen Arzt. Hinten auf der Lagefläche liegen einige Waffen.“ Roberto legte einfach auf und ging davon.

      Er steuerte eine unbeleuchtete Seitenstraße an. Schneller als erwartet sah er den zuckenden Schein eines kreisenden Dachlichts näherkommen. Er presste sich in den Schatten eines Hauseingangs.

      Leise wie ein Puma glitt ein Streifenwagen über das Gelände des Einkaufszentrums. Der Wagen beschrieb eine Runde, um dann auf die Stelle zuzuhalten, wo Roberto Tardelli den Dodge Ramcharger abgestellt hatte.

      Die Deputys würden sich zunächst einmal mit Adam Petrie beschäftigen. Vielleicht würden sie sogar für einige Zeit überzeugt sein, den Mann erwischt zu haben, der draußen auf der Landstraße den Streifenwagen abgedrängt hatte. Vielleicht bekam Roberto dadurch die Zeit, unbemerkt aus der Stadt zu verschwinden.

      Er ging zur Durchgangsstraße zurück, weil er sich von dort aus am besten orientieren konnte. In Richtung Stadtmitte entdeckte er einen großen beleuchteten Platz. Zwei Greyhounds standen

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