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sich rückwirkend für seine Geschäfte und errechnete eine Steuerschuld, die jedem Betroffenen die Tränen in die Augen trieb. Die sich anschließende Geldstrafe ruinierte ihn gänzlich. Sofia Bartels verlor ihren Job in der Einsatzzentrale am Krötengraben und traf, als sie ihren Kummer ertränken wollte, den ebenfalls am Boden zerschmetterten Erwin Grote. Man traf sich im gemeinsamen Leid und beschloss, dass vier Schultern mehr tragen konnten als zwei. Kurt Venna wurde nicht nur arbeitslos, sondern fing sich eine Freiheitsstrafe ein, weil er in seinem „Erotischen Fotostudio“ Minderjährige beschäftigt hatte.

      Für Lene Schelm war der „Entführungs“-Fall Meike Stumm endgültig abgeschlossen, als sie eines Sonntags im Stadtpark an der großen Fontäne Elmar Stumm begegnete, der höflich grüßte und stehen blieb: „Ich möchte mich für eine Unhöflichkeit vor vierzehn Jahren bei Ihnen in aller Form entschuldigen, Frau Schelm. Vera kennen Sie ja schon. Wir verstehen uns von Tag zu Tag besser. Manchmal gewinne ich sogar schon eine Partie Memory.“

      Ende

      II. Lene und der Keltenkönig

      Kriminalroman

      Personen

      Peter Korn (Peko): Vorbestrafter Schlosser

      Brigitte Berger (BB): Blonde Ethnologin, Pekos Nachbarin

      Cornelius Ritter (Cori): Kaufmann am Bühler Markt und Mäzen mit einem Herz für Arme und Schwache

      Uwe Lochner (Sprosse): Schmächtiger Berufseinbrecher mit auffälligen Sommersprossen

      Karin Lochner: Uwes Schwester, feuerrothaarige Freundin Brunners, angestellt bei Kuno Traube „Ankauf und Verkauf“

      Martin Lochner: Uwes Bruder, mehrfach vorbestraft wegen Einbruch

      Ulrich Scheuren: Vizepräsident der „Leininger Handelsbank“ (LHB)

      Axel Brunner: EDV-Leiter bei der „Leininger Handelsbank“ (LHB), Freund von Uwes Schwester Karin

      Kuno Traube: Bärtiger Händler „Ankauf und Verkauf“ in der Feuerstraße und Hehler

      Christian Weise: Wegen seiner dünnen und lichten Haarpracht verspottet als „Geheimratsecke“ oder „Zwerg Nase“, Tellheimer Stadtabgeordneter der Leininger Volkspartei (LVP)

      Irmgard Messing: Langjährige Oberbürgermeisterin von Tellheim

      Werner Baumeister: Leiter des Tellheimer Amtes für Kultur und Tourismus

      Martin Walberg: Organisiert die Tellheimer Tafel (Teta)

      Dr. Jens Klaproth: Ehemaliger Kustos des Tellheimer Museums für Leininger Landesgeschichte, jetzt im Ruhestand

      Marlene (Lene) Schelm: Erste Kriminalhauptkommissarin im Tellheimer Referat R – 11

      Ingo Baratsch: Jüngster Kommissar im R – 11

      Mia Hollweg: Kommissarsanwärterin im R – 11

      Jürgen Sandig: Staatsanwalt in Tellheim

      Egon Kurz: Leiter der Tellheimer Kriminaltechnik

      Dr. Xaver Rupp: Gerichtsmediziner in Tellheim

      Tom Bürger: Kollege Lenes aus dem Achten

      Alle Namen und Taten, Personen und Ereignisse, Geschäfte und Organisationen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

      Erstes Kapitel

      Martin Walberg lehnte sich zufrieden grinsend zurück und begann, leise vor sich hin zu summen, was er immer tat, wenn er etwas Erfreuliches erlebte, zum Beispiel einen Partner, den er gerade über den Tisch gezogen hatte oder einen hilfsbereiten Menschen, der bereit war, ohne Lohn für ihn zu arbeiten, wie etwa diesen Peter Korn, der ihn anstarrte, als habe Walberg was zu verschenken.

      „Wunderbar, Sie wollen sich also bei der Teta engagieren. Darf ich fragen, wie Sie auf uns gekommen sind?“

      „Fabian Lausen habe mir geraten, irgendwas Vernünftiges zu tun, statt den ganzen Tag vor der Glotze zu hocken und zu viel Bier zu trinken.“

      „Sehr vernünftig. Wer ist Fabian Lausen?“

      Peko entschied sich, lieber von Anfang an mit offenen Karten zu spielen: „Mein Bewährungshelfer. Ich bin auf Reststrafenbewährung draußen.“

      „Aha. Und was hat Sie hinter Gitter geführt – wenn Sie mir diese indiskrete Frage erlauben?“

      „Warum nicht. Diebstahl, Betrug, Unterschlagung und Urkundenfälschung.“

      „Donnerwetter, das hat sich ja gelohnt. Was haben Sie gemacht?“

      „Ich bin gelernter Schlosser und hatte ein kleines Geschäft in der Münstergasse von meinen Eltern geerbt.“

      „Mit dem es offenbar nicht gut gelaufen ist.“

      „Das Geschäft lief sogar recht ordentlich, aber ich habe gespielt Automaten, Poker in Hinterzimmern, Black Jack. Und dann war eines Tages die Kasse leer, die Lieferanten verlangten Bezahlung, die Bank wollte keinen Kredit mehr geben, das Finanzamt hielt die Hand auf und die BfA begann zu mahnen. Danach ging es wie bei einer Schussfahrt auf der Piste bergab.“

      „Hat dieser Lausen Teta empfohlen?“

      „Nein, ich habe im Wochenblatt gelesen, dass die Tellheimer Tafel Helfer sucht, Fahrer, Beifahrer, auch mal Packer und Träger.“

      „Haben Sie einen Führerschein?“

      „Ja.“

      „Darf ich den bitte mal sehen?“

      Der Führerschein war in Ordnung.

      „Kennen Sie sich in Tellheim aus?“

      „Ich bin hier geboren, zur Schule gegangen und habe hier meine Lehre gemacht. Ein wenig kenne ich mich hier also aus.“

      „Haben Sie gesundheitliche Beeinträchtigungen, wie etwa Bandscheibenvorfälle, Arthrose oder Arthritis oder Rheuma? Verstehen Sie mich bitte richtig, auch Beifahrer müssen mal ran und eine schwere Kiste schleppen. Rückgrat, Gelenke und die Pumpe hier“, er deutete auf seine linke Brustseite , „sollten schon in Ordnung sein.“

      „Keine Probleme damit, Herr Walberg.“

      „Alkohol? Drogen?“

      „Nein. Ich muss noch Schulden abstottern. Da bleibt für so was nichts übrig.“

      Das war nun glatt gelogen. Peko war zwar wegen der Folgen seiner Spielsucht in den Kahn gekommen und war immer noch spielsüchtig, als er auf Reststrafenbewährung entlassen worden war, aber er ging nicht mit leeren Taschen aus der JVA, sondern mit erbärmlich wenigen Kröten, die er in der Werkstatt der JVA Lensen verdient hatte. Und weil bei ihm Geld alle Taschen verbrannte, hatte er die Kohle sofort ausgegeben, für Lotto, Toto, Glücksspirale, Klassen- und Dombaulotterie, eben für alles, was irgendwie einen möglichen großen oder kleinen Gewinn versprach. Und das Schicksal hatte „ein Einsehen“ gehabt. Er gewann gleich mit mehreren Einsätzen, konnte seine Schulden zurückzahlen und sich den Gang zum Sozialamt sparen.

      Aber weil er nicht wollte, dass man sich amtlicherseits für seine finanzielle Lage interessierte, hatte er es vorgezogen, auch bei seinem Bewährungshelfer weiter den armen Mann zu spielen, der dennoch bereit war, anderen Bedürftigen zu helfen. Die Teta brauchte Unterstützung, einmal nahm die Zahl der Bedürftigen immer noch zu, und andererseits hatten die anfangs sehr freigiebigen Geschäfte angefangen, genauer zu rechnen und nicht immer so viel zu bestellen, dass abends reichlich für die Tafel übrig blieb. Die Teta hatte anfangen müssen, Abgabezeiten einzurichten. Eine Gruppe konnte sich montags, mittwochs und freitags anstellen. Die andere Gruppe hatte Ausweise für dienstags, donnerstags und samstags. Die Einnahmen deckten nicht einmal die unvermeidlichen Betriebskosten wie Strom, Wasser

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