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einen neuen Job weiter im Norden suchen wollen. Zufrieden? «

      Stella war couragiert, das musste Cutler ihr zugestehen.

      »Wir suchen nach zwei Kopfgeldjägern«, meldete sich der Hilfssheriff wieder.

      »So?« Stellas Stimme klang ziemlich gelangweilt.

      »Entweder alle beide, oder jedenfalls einer der beiden, muss eine ganze Satteltasche voll Geld bei sich haben.«

      »Tatsächlich?«, fragte Stella. .»Das klingt ja ungeheuer aufregend, Sheriff!«

      »Der eine heißt McCleef, der andere Cutler.«

      »Die waren in El Cuervo«, erklärte Stella prompt. »Aber nicht gemeinsam. Und McCleef hatte Geld. Nicht zu knapp.«

      »Da hinüber können wir nicht«, sagte eine andere Männerstimme resignierend.

      »Ist er noch dort?«, forschte der Hilfssheriff.

      »Er hat was von El Paso gefaselt«, erwiderte Stella. »Können wir sonst noch was für Sie tun, Sheriff?«

      »Nein.«

      »Dann wünschen wir noch einen guten Tag.«

      Cutler hörte, dass ein paar Pferde weiterbewegt wurden. Er hätte nun ans Ufer reiten und die Männer über den Irrtum aufklären können, in dem sie sich befanden. Doch er musste damit rechnen, dass Hilfssheriff Winter ihn festnahm und ihm kein Wort glaubte und so die beiden raffinierten Mädchen Gelegenheit fanden, tatsächlich zu verschwinden und ihre Spuren zu verwischen.

      Er hielt es deswegen für besser, wenn Winter und seine Leute erst mal weiter vergebens herumsuchten und er selbst die beiden im Auge behielt.

      »El Paso«, meldete sich jemand. »Weißt du, wo das ist, Sheriff?«

      »Ziemlich am Ende der Welt«, sagte ein anderer. »Der Teufel soll mich holen, wenn ich für anderer Leute Eigentum so weit herumreite und meine Arbeit so sträflich vernachlässige.«

      »Vielleicht kommt er früher ans diesseitige Ufer zurück«, mutmaßte Winter. »Lasst uns noch ein bisschen im Westen suchen.«

      »Also in Ordnung, damit du sagen kannst, wir hätten unser Möglichstes getan, Sheriff. Aber das war’s dann!«

      Cutler hörte die Männer am Ufer nach Westen reiten. Er wartete, bis sie sich ein beträchtliches Stück entfernt hatten, dann setzte er die Verfolgung der beiden Saloonmädchen fort.

      *

      Die Luftspiegelung verzerrte die weißen Adobelehmhütten in der Mittagsglut. Als Cutler die Stadt erreichte, standen die Pferde der Mädchen vor dem Saloon.

      Er ritt an den Fußwegen entlang, um nicht aus der Kneipe gesehen zu werden.

      Der Stallmann überquerte die verlassen in der Hitze liegende Straße und band die beiden abgehetzten Pferde vor dem Saloon von der Zügelstange.

      »Lassen Sie die Gäule hier«, befahl Cutler, während er den Braunen zügelte.

      »He, spinnen Sie?«, schimpfte der Mann.

      »Die Mädchen zahlen nichts drauf, wenn Sie die Pferde wechseln.«

      »Ach? Woher wissen Sie das?«

      Cutler saß ab. »Ich werde den beiden jetzt ihr Geld abnehmen. Die haben dann nichts mehr.« Er trat auf die Veranda und steuerte die Schwingtür an.

      Mit offenem Mund blieb der Stallmann zurück, entschloss sich jedoch in der nächsten Minute zur Zurückhaltung und band die Pferde erneut an.

      Stella und Dolores bemerkten ihn erst, als er schon im Saloon stand.

      »He, Cutler! Hallo!«, rief Sheila aus dem Obergeschoss herunter.

      »Da bist du ja, mein Junge!« Am Tresen wandte sich der verwilderte Nathan Brigg um. »Es gibt Ärger mit den verdammten Leichen. Der Sheriff denkt gar nicht daran, den Zaster anzufordem. Der will erst die Beute der Banditen!«

      Stella und Dolores waren aufgestanden, ohne sich dessen bewusst zu sein. Stella verlor die Farbe aus dem Gesicht. Auch Dolores sah bleich aus, nur fiel das wegen ihrer dunkleren Haut nicht so sehr auf. Und vor den beiden lag die Tasche auf dem Tresen.

      »Es hängt was in der Luft, merkt ihr’s?«, sagte eines der Mädchen im Obergeschoss.

      »Still!«, zischte Sheila.

      »Hast du überhaupt zugehört?«, polterte der Eremit.

      »Natürlich, Nathan. Und wenn der Sheriff wieder hier ist, kann er die Dollars auch haben.«

      »Und wie zaubern wir die herbei, he?«

      »Sie liegen dort!« Cutler wies auf den Tisch, an dem die Mädchen aus El Cuervo standen. »In der alten Tasche, die gar nicht so wertvoll aussieht, wie sie ist.«

      Alles blickte auf die abgeschabte Satteltasche.

      Cutler ging darauf zu und nahm sie ungehindert vom Tisch. Dolores rann Schweiß übers Gesicht. Stella war noch so erschrocken, dass ihr die Worte fehlten.

      »Verschwindet!«, befahl Cutler. »Haut ab, bevor noch jemand auftaucht, der euch dafür lieber einsperren möchte.«

      »Er weiß alles«, flüsterte Dolores. »Er hat uns in der Hand. Komm, Stella!«

      In die Mädchen kam jäh Bewegung. Rechts und links rannten sie an Cutler vorbei, stürmten hinaus, banden die Pferde los, schwangen sich in die Sättel und galoppierten nach Norden.

      Sheila kam langsam die Treppe herunter. »Da drin ist Geld?«

      »Ja. Holt mal jemand den Postagenten. Oder ist der mit Winter geritten?«

      »Nein, er ist noch hier.« Der Keeper trat ans Fenster und beugte sich hinaus. »Der Postagent soll herüber kommen! Ein bisschen Beeilung!«

      Cutler leerte die Tasche auf dem Tresen aus. Das Geld klimperte über die polierte Mahagoniplatte und entlockte den die Treppe herunterhastenden Mädchen entzückte Rufe. Auf der anderen Schanktischseite hielt der Keeper rasch hinzuspringend die Münzen auf, die über den Rand rollen wollten.

      »Ach du meine Güte«, sagte Sheila mit roten Wangen, als sie neben Cutler stehenblieb. »Da bleibt einem ja die Luft weg!«

      In der aufschwingenden Tür erschienen der Postagent, der Stallmann und einige andere Männer, die nicht mit der Posse unterwegs waren.

      »Gibt es für das alles eine Erklärung?«, fragte der Postagent.

      »Eine ganz einfache«, erwiderte Cutler. »McCleef hat die beiden Banditen hinterrücks erschossen, verscharrt, die Beute genommen und Texas Richtung El Cuervo verlassen. In dem Nest rochen die beiden Mädchen das viele Geld bei ihm, passten einen günstigen Moment ab und brachten es an sich, um ihrerseits in der umgekehrten Richtung zu verschwinden. Ich war hinter McCleef her und belauschte die beiden zufällig.«

      »Und was soll nun damit werden?«, wollte der Postagent wissen.

      »Sie sollten schnellstens einen Agenten der Postgesellschaft hierher beordern, der das Zeug abholt und dahin bringt, wohin es gehört. Und sorgen Sie gleich mit dafür, dass Nathan Brigg die achthundert Dollar erhält, die ihm zustehen. Er brachte schließlich den toten Douglas Warrior. «

      »Und Sie?«

      »Über mich solltet ihr euch nicht den Kopf zerbrechen.«

      Sie staunten und wussten nicht, was sie mit Cutler nun anfangen, wie sie ihn neu einstufen sollten.

      »Jedenfalls bist du demnach doch kein Kopfgeldjäger«, stellte Sheila fest.

      »Also dann her mit dem Zeug!« Der Postagent nahm die Tasche und begann das Geld hineinzuscheffeln.

      »Das muss ich den Weibern erzählen!« Der Stallmann verließ den Saloon. Kaum richtig draußen, rief er: »Da kommt schon wieder ein Reiter von Süden! Satan, hat der es eilig!«

      *

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