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Münchner Gsindl. Martin Arz
Читать онлайн.Название Münchner Gsindl
Год выпуска 0
isbn 9783940839725
Автор произведения Martin Arz
Жанр Триллеры
Издательство Readbox publishing GmbH
»Warum sollten wir?«, sagte Pfeffer ungerührt. »Nur weil Sie hier eine schöne Show abziehen?«
»Nein, weil ich es nicht war!«
»Dürfen wir uns mal ein bisschen bei Ihnen umsehen?«
»Klar, nur zu. Durchwühlen Sie alles! Tun Sie so, als wäre ich gar nicht existent«, sagte Robert Nowak larmoyant.
Bella Hemberger verdrehte die Augen. Ein Blick in den Kleiderschrank verriet Pfeffer, warum er ein Déjà-vu hatte: Nowak hatte nur weite T-Shirts und Jeans sowie ein paar graue Hoodies.
»Ich steh auf Basics«, sagte Nowak ungefragt. »Und von allen grauen Hoodies habe Ihre Kollegen neulich Faserproben genommen. Zufrieden?«
»Er wars«, sagte Bella Hemberger leise zu ihrem Chef, als sie die Wohnung verlassen hatten und die Außentreppe hinuntergingen.
»Er wars nicht«, antwortete Pfeffer.
»Was wetten wir?«
»Ich wette nie.«
»Feigling.«
»Es spricht viel gegen ihn«, sagte Pfeffer. »Nur haben wir noch keine Beweise. Ich werde trotzdem morgen versuchen, mit dem, was wir haben, einen Durchsuchungsbeschluss und vielleicht einen Haftbefehl zu erwirken. Mit oder auf seinem Handy könnten wir was finden, denke ich. Ich habe vorhin schneller gewischt, als er es bemerkt hat. Er hat ein Album mit Selfies, die meisten nackt und Details von seinem Pimmel.«
»Du meinst, die hat er Polly geschickt?«
»Wer weiß …«
»Bis wir sein Smartphone in die Finger bekommen, wird er alles gelöscht haben.«
Die eine Flügeltür der Garage stand offen, als sie unten ankamen. Dicht davor stand der weiße Transporter des Gärtners. Beppo Schubert werkelte in seinem Lager herum. Er füllte eben aus einem großen Sack Erde in ein Pflanzgefäß. Der Gärtner trug wieder ein Karohemd, dazu eine grüne Latzhose und einen großen, etwas derangierten Strohhut. Als er die Polizeibeamten bemerkte, grüßte er fröhlich lächelnd.
»Die Hand gebe ich besser nicht«, rief er. »Versifft!« Er stellte den Sack Erde ab, drückte die Erde im Topf etwas an und wischte sich die Hände an einem Tuch ab.
»Sie sehen ja aus wie aus dem Gartenkatalog«, sagte Bella Hemberger verschmitzt.
»Finden Sie?« Schubert lachte breit. »Dann ist das Ziel erreicht. Wissen Sie, die Kundschaft hier hat eben ein bestimmtes Bild von gewissen Berufen.«
»Keine Sorge«, gackerte Bella Hemberger, »Sie entsprechen voll dem Klischee.«
»Und euer Dialog eben auch«, sagte Max Pfeffer, was bei den beiden anderen zu einem Heiterkeitsausbruch führte. »Viel zu tun, hm?«, sagte Pfeffer deshalb.
»Ja, im Mai gehts rund.« Der Gärtner deutete auf einen große Pflanztrog vor sich, in den er Erde hineingeschaufelt hatte. Neben dem Trog stand ein recht ansehnlicher Granatapfelbaum. »Den wollen die Webers von drüben für ihre Terrasse. Und dann ist es Zeit für die ganzen Tomaten. Alle wollen eigene Tomaten ziehen. Möglichst exotische Arten.« Er deutete auf mehrere Steigen voller kleiner Tomatenpflanzen. »Gelbe und schwarze sind momentan besonders in. Da bin ich noch ein wenig beschäftigt.«
»Pflanzen und großziehen dürfen Sie«, sagte Bella Hemberger. »Und die Ernte fahren Ihre Kunden ein.«
»So sieht es aus. Alle geben dann vor allen mit ihren tollen selbst gezogenen Tomaten an.«
»Wie hat sich eigentlich Hamed angestellt?«, fragte Pfeffer, um die Schäkerei zu unterbinden.
»Ach, ganz gut«, antwortete der Gärtner. »Es waren ja nur zehn Tage. Ich glaube, es hat ihm Spaß gemacht.«
»Hat er Ihnen davon erzählt, dass er vielleicht mal nach England wollte, um dort Filmstar zu werden?«
»Ja.« Beppo Schubert lachte wieder herzlich. »Das hat er mehr als ein Mal. Das war seine fixe Idee. Ich habe heute in der Zeitung gelesen, dass er als Zeuge gesucht wird und offenbar unsichtbar geworden ist. Wenn ich meine bescheidene Meinung dazu äußern darf: Der hat es irgendwie nach England geschafft, und in ein paar Jahren werden wir ihn auf der großen Kinoleinwand bewundern können.« Er lachte wieder.
»Warum haben Sie uns nicht gesagt, dass Polina auf Hamed stand? Das hat offenbar jeder mitbekommen. Sie ausgerechnet nicht?«
»Doch, habe ich.« Beppo Schubert nickte. »Sorry, hab ich wohl vergessen zu sagen. Schien aber einseitig gewesen zu sein. Er hat mich nie darauf angesprochen. Polina hingegen hat auch Wochen, nachdem er gar nicht mehr bei mir war, über ihn gesprochen, na, geschwärmt.«
»Wissen Sie, dass es Gerüchte gibt, Sie hätten ein Verhältnis mit Frau Förster?«
Der Gärtner brach in schallendes Gelächter aus. »Das«, japste er«, das wäre wirklich der Knaller … Nein, da können Sie ganz beruhigt sein. Ich habe garantiert kein Verhältnis mit Susa Förster.«
»Was, wenn Nowak recht hat«, sagte Pfeffer auf der Rückfahrt mitten hinein in das Schweigen, hervorgerufen dadurch, dass er und Bella ihren Gedanken nachhingen.
»Wie meinst du das?« Bella setzte sich aufrechter hin.
»Wenn unsere Migranten tatsächlich tot sind. Beide. Vielleicht ermordet und verscharrt. Keine Ahnung. Und Polina hat zufällig den Armreif irgendwo gefunden, und das hat der Mörder von Hamed und Elvedin mitbekommen. Sie hatte sich in der Früh mit jemandem getroffen, und zwar ohne Angst. Auf dem letzten Video wirkte sie eher freudig. Sie hat also ihrem Mörder vertraut und ihn nicht als Bedrohung wahrgenommen.«
»Du schaust zu viel Netflix«, kommentierte Bella.
»Netflix hab ich gar nicht«, konterte Pfeffer. »Ich bin altmodisch und schaue lineares Fernsehen.«
»War ja klar, Opa. Und selbst wenn, warum sollte jemand die beiden Migranten töten?«
»Drogengeschäfte? Menschenhandel? Verletzte Ehre? Ein perverser Sexkiller? Es gäbe viele Möglichkeiten.«
»Klar, und der Mörder ist der Gärtner.«
»Ist er das nicht immer?« Beide lachten. Pfeffer fuhr fort: »Warum nicht eine Mörderin? Eine perverse Sexkillerin, die die Männer in ihrem Verlies getötet hat, und dann ist ihr Polina auf die Schliche gekommen …«
»Susa Förster?«, sagte Bella. »Nein, das muss dann diese Agentin sein, Tilda Fittkau!«
»Passt. Ach, du weißt, ich spinne immer gerne herum, was Motive angeht …«
»Und leider muss man sagen, dass deine Spinnerei oft gar nicht so verkehrt war, wie die Vergangenheit gezeigt hat«, sagte Bella Hemberger. »Trotz allem, ich glaube, dass Polina mit einem der Herren, die wir im Fokus haben, ein Verhältnis hatte und deshalb sterben musste. Die Befragung der Nachbarn hat keine neuen Anhaltspunkte ergeben, und weder Förster noch Nowak noch der Mortimer noch – ja, ich gebe es zu, mein Gärtner Beppo Schubert – haben hieb- und stichfeste Alibis für die Tatzeit.«
24
Vor dem schulen Kommunikationszentrum Sub in der Müllerstraße wehten die Regenbogenfahnen im Abendwind. Erdal Zafer betrachtete missmutig die Flyer, die im Eingangsbereich des Schwulen Kommunikations- und Kulturzentrums in einem Displayständer bereitstanden – Infos zur ›Post-ChemSex-Gruppe‹, ›Vater, Vater, Kind‹, ›Munich Kyiv Queer‹. »Lauter Schwnzltschr«, brummelte er leise vor sich hin. Dass der Chef ausgerechnet ihn verdonnert hatte mitzukommen, nahm er ihm übel. Seit er in Pfeffers Kommissariat gekommen war, hatte er alles, was mit Schwulsein zu tun hatte, recht gut umgehen können, genauer gesagt, es war ja gar nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Ja, man hatte ihn gewarnt, dass der neue Chef einer