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Münchner Gsindl. Martin Arz
Читать онлайн.Название Münchner Gsindl
Год выпуска 0
isbn 9783940839725
Автор произведения Martin Arz
Жанр Триллеры
Издательство Readbox publishing GmbH
»Und wenn ich dir jetzt sage, dass ich mir das gleich beim ersten Mal, als von Onkel Robbie die Rede war, gedacht habe?«, sagte Pfeffer.
»Dir glaube ich das sogar.«
»Und der andere überrascht mich da auch nicht mehr.«
19
Mortimer Olberding erschien in Begleitung des Familienanwalts, Doktor Ludger Bohm, rotgesichtig. schnurrbärtig und feist, klassischer Amigotyp, CSU-gestählt. Max Pfeffer beschloss, die Befragung des Jungen alleine zu übernehmen.
»Mein Mandant hat mir gesagt, dass Sie ihn bereits ohne Beisein eines Anwalts vernommen haben«, sagte Doktor Bohm zur Begrüßung. »Ich glaube, ich muss Sie nicht darauf hinweisen, dass Sie sich damit gewissen Ärger eingehandelt haben.«
»Habe ich nicht«, antwortete Pfeffer. »Ich habe Herrn Olberding nicht ohne Anwalt vernommen, sondern mich nur mit ihm beim Sonnenbaden locker unterhalten, ergo: Ich habe mir keinen Ärger eingehandelt. Und außerdem haben wir hier keine Vernehmung, sondern nur eine Befragung. Herr Olberding ist möglicherweise Zeuge eines Mords. Und ich möchte Sie, Doktor Bohm, auch darauf hinweisen, dass Herr Olberding mich bereits gebeten hat, ihn zu duzen und mit Mo anzusprechen. Espresso, die Herren?«
Nachdem alle einen Espresso vor sich hatten, berichtete Mortimer im Wesentlichen das, was er Max Pfeffer schon an der Isar erzählt hatte. Er präzisierte auf Nachfragen seine Angaben, wann Hamed bei Beppo Schubert sein Praktikum gemacht hatte, die Daten stimmten mit den Angaben der Heimleiterin und des Gärtners überein. Und er betonte, dass er Polina mehrfach dabei gesehen habe, wie sie heimlich Fotos von Hamed Bakhtari gemacht hatte. Als Pfeffer ihm ein Foto von Elvedin Saqqaf vorlegte, schüttelte Mo den Kopf. Nie gesehen. Ebenso den silbernen Armreif.
»Ich glaube, ich muss dann noch was sagen«, druckste Mortimer schließlich herum und sah zu seinem Anwalt. Der nickte. »Ich glaube, dass Robert Nowak auf Polina stand oder sogar etwas mit ihr hatte.«
Pfeffer zog überrascht die Augenbrauen nach oben. »Nämlich?«
»Er hat sie ein paar Mal fotografiert. Nicht heimlich wie bei Polina und Hamed, sondern so richtige Pseudo-Fotoshootings mit Posen und so. Da hat er mit seinem Smartphone gestellte Fotos von ihr gemacht. Angeblich, um neue Foto-Apps und -Filter auszuprobieren. Und Polly hat mitgemacht. Sie wurden auf gewisse Weise ziemlich vertraut miteinander. Und ich bin mir sicher, dass dann zwischen den beiden was lief.«
»Mo, bitte überleg nun genau: Hast du jemals gesehen, wie Polina Komarowa und Robert Nowak Zärtlichkeiten ausgetauscht haben, sich geküsst haben oder auch nur berührt?«
»Nein, habe ich nicht, aber ich bin mir fast sicher …«
»Das reicht«, mischte sich der Anwalt ein. »Drängen Sie meinen Mandanten nicht zu Spekulationen. Wir dürften damit ohnehin fertig sein, nicht wahr?«
»Fast.« Pfeffer lächelte sibyllinisch. »Noch einen Espresso? Nein? Gut. Mo, wir haben in Polinas Leichnam Cathinone und Cannabinoide nachweisen können.«
Der junge Mann zog scharf die Luft ein und kniff die Augen zusammen.
»Wir haben außerdem die Aussage einer Zeugin, der gegenüber du dich als Polinas Dealer zu erkennen gegeben hast …«
»Was für ein Unsinn«, sagte Anwalt Bohm laut. »Jetzt reicht es, Herr Kriminalrat.«
»Ich habe noch keine Frage gestellt …«
»Und wenn?«, sagte der Anwalt. »Da gibt es eine, eine Aussage einer angeblichen Zeugin. Wie weit, glauben Sie, dass Sie damit kommen? Im Zweifel wird es Aussage gegen Aussage sein. Und der junge Herr Olberding hat eine ausgezeichnete Reputation.«
»Aber von Herrn Olberding haben wir ja noch gar keine Aussage.«
»Die wird er auch nicht machen!«
»Nun, dann wird uns Herr Olberding zumindest erklären können, warum wir darauf seine Fingerabdrücke gefunden haben.« Max Pfeffer legte das Tütchen Kräutermischung, das er bei Polina im Schmuckkasten gefunden hatte, auf den Tisch.
»Da will jemand meinem Mandanten etwas unterschieben«, sagte der Anwalt.
»Sie hat mir davon was angeboten«, sagte Mo plötzlich. »Das war zwei Tage vor ihrem Tod. Ich habe das Ding da kurz in der Hand gehabt, das stimmt. Aber ich habe es nicht ihr gegeben. Sie hat es aus ihrer Handtasche gezogen und mir angeboten, einen mit ihr zu rauchen.«
»Und?«
»Was und? Ja, wir haben einen geraucht. Das haben wir immer wieder mal. Ab und an. Selten. War nice. Sie hat mich immer dazu eingeladen! So what?«
»Und Badesalz? Hast du Badesalz konsumiert oder vertickt?«
»Ich verticke nichts«, antwortete Mo und setzte sein Idealer-Schwiegersohn-Lächeln auf. »Ich gebe zu, dass ich mit Polina ein paar Mal einen geraucht habe. Punkt. Macht doch jeder. Ich habe weder ihr oder sonst jemandem Drogen verkauft. Durchsuchen Sie mich. Los.«
20
»Wir sind ein bisschen weiter, Chef«, sagte Bella Hemberger. Sie setzte die Brille ab und rieb sich die Nasenwurzel. Froggy setzte sich an den Besprechungstisch. Bella blieb zunächst stehen. »Robert Nowak ist ein ganz heißer Kandidat. Er folgte Polina auf TikTok, ebenso auf der russischen Plattform und Instagram. Bei TikTok hatte Polina ihn blockiert. Bei der russischen Facebook-Kopie und Insta nicht. Vielleicht hat sie dort vergessen, ihn zu blocken, oder er hat sie dort nicht belästigt. Wir konnten zumindest keine Kommentare von ihm finden. Robert Nowak hat auf seinem Insta-Profil drei Fotos von Polina gepostet, tatsächlich mit Filtern bearbeitet. Er hat irgendwas mit ›Photoshop-Skills‹ dazugeschrieben. Unser Mortimer ist Polina bis gestern auch auf Instagram gefolgt. Gestern hat er sich entfolgt. Übrigens ebenso Robert Nowak, kaum war Polina tot, entfolgen sich die Verdächtigen. Interessant auch, dass Polina auf Insta unserem Hamed Bakhtari gefolgt ist! Die beiden haben aber nicht kommuniziert.«
»Moment«, sagte Pfeffer, »muss man bei diesen Plattformen nicht die Freundschaftsanfragen annehmen und Hamed hat einfach so …«
»Nein, Chef«, unterbrach Froggy mit undefinierbarem Lächeln. Wie immer sah er an Pfeffer vorbei. »Wenn du ein öffentliches Profil bei Insta hast so wie Hamed, dann kannst du ihn einfach liken und ihm folgen. Hamed hat viele, meist weibliche Follower. Auf seinem Profil sind fast nur Selfies von sich, meist oben ohne, meist in Posen, die er bei Hrithik Roshan … hey, ich kann den Namen unfallfrei aussprechen! … dem Bollywoodgott, abgeschaut hat. Hrithik Roshan ist ziemlich gut trainiert und unser Hamed wollte ihm offenbar nacheifern. Den letzten Eintrag hat Hamed einen Tag vor seinem Verschwinden gemacht. Nichts Auffälliges, keine Andeutungen, nichts. Nur er lachend beim Shisharauchen. Elvedin Saqqaf schien überhaupt nicht in sozialen Netzwerken unterwegs gewesen zu sein. Wir haben ihn nicht gefunden.«
»Ihr habt also ohne richterliche Genehmigung …«, begann Pfeffer, doch Froggy unterbrach ihn: »Nein, bis dahin nicht. Denn wir haben die Jungs ganz normal über die Suchfunktionen gesucht und gefunden beziehungsweise nicht gefunden.«
»Die Namensliste von unserem Lieblingsduo Becky und Lucky haben wir auch durch«, übernahm Bella wieder. »Dieser Dennis ist tatsächlich nur ein Exfreund, ein Wiesn-Flirt. Er konnte sich kaum noch an Polina erinnern, ist seit Weihnachten mit einer neuen Freundin gesegnet und hat für die Tatzeit ein Alibi. Dann ist da noch eine Freundin, wohl eher Bekannte, die mit Polina aber schon seit Wochen keinen Kontakt mehr hatte. Interessant, neben unserem Robert Nowak ist noch diese Dame hier.« Sie deutete auf den letzten Namen auf der ziemlich kurzen Liste. Pfeffer las ihn.
»Ja, und?«, fragte er.
»Du liest keine Zeitung?« Bella schüttelte den Kopf. »Echt, Chef. Also, hier steht Marlies. Laut Luciano Russo ist das die alte Frau,