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das zu Recht.« Der Gärtner lachte. »Wie peinlich, dass hier Sextoymillionäre sich ins vornehme Harlaching eingekauft haben«, sagte er geziert und rollte mit den Augen. Offensichtlich ein Versuch, seine vornehme Kundschaft zu imitieren. »Skandal! Scherz beiseite. Als ob das Geld der anderen sauberer wäre. Und ich glaube nicht, dass die Polly in den Mo verknallt war. Ja, der Mortimer ist die richtige Mischung aus Schnuckel und Hallodri. Da stehen die Weiber drauf. Aber die Polly … Mei, ich hatte nie den Eindruck, dass da mehr lief. Echt nicht. Die haben ab und zu geratscht und so. Der Mortimer verkehrt hier im Haus ja beinahe so, als wären die Försters seine Familie. Der geht hier aus und ein. Ist ja auch gleich nebenan.«

      »Wie ist das Verhältnis der Nachbarn untereinander?«

      »Gut, soweit ich das beurteilen kann. Ich hab drüben bei den ­Olberdings die Garage gemietet für mein Zeugs. Also nicht die Garage, sondern eine Garage. Die, die zur Straße geht, die mit den Doppeltüren. Die haben noch Garagen für ihre Autos auf dem Grundstück.«

      »Ach, das alte Garagenhaus, das man an der Straße sieht?«, fragte Pfeffer.

      »Genau. Da ist viel Platz, ich kann mit meinem Transporter reinfahren und bringe meine ganzen Gerätschaften unter. Darüber ist eine kleine Wohnung. Winzig. So ein Gästeapartment. Da wohnt der Robert, Robert Nowak, der Bruder von Frau Förster. Eine gescheiterte Existenz, was man so hört.«

      »Was man so hört? Sehen Sie ihn nicht, wenn er über Ihrer Werkstatt wohnt?«

      »Selten. Der ist komisch.« Beppo Schubert zuckte mit den Schultern und sein Dauerlächeln verschwand für einen Augenblick.

      »Inwiefern?«, fragte Bella Hemberger.

      »Halt komisch. Ist menschenscheu und grüßt einen nur, wenn man ihn direkt anspricht. Sonst schleicht er immer mit eingezogenen Schultern durch die Gegend und kennt einen nicht. Gestört. Hat wohl mal ’ne Privatinsolvenz hingelegt und hartzt seitdem. Die ­Olberdings haben ihm die Wohnung aus Mitleid vermietet und weil die Frau Förster ihn aus dem Haus haben wollte.«

      »Der Bruder von Frau Förster hat hier im Haus gelebt?«

      »Sicher doch. Nachdem er pleite war, wäre er beinahe auf der Straße gelandet. Da hat sie ihn hier im Gästezimmer wohnen lassen. Letztes Jahr im Herbst dann ist er rübergezogen zu den Olberdings. Die Försters wollten ihn aus dem Haus haben, vor allem er. Er nennt ihn immer nur ›Loser-Bob‹.«

      »Haben Sie je beobachtet, dass Herr Förster sich Polina Komarowa übergriffig genähert hat? Oder hat sie Ihnen davon erzählt?«

      »Nein.« Beppo Schubert zuckte mit den Schultern. »Herr Förster ist eh meistens schon weg, wenn ich komme, und abends kommt er erst, wenn ich schon weg bin. Ich sehe ihn sehr selten. Und ich glaube, dass auch Polly ihn aus denselben Gründen selten sah.«

      »Seit wann arbeiten Sie hier?«, fragte Bella Hemberger.

      »Seit … lassen Sie mich nachrechnen … hmm, dürften schon fünf, nein sechs Jahre sein. Das war noch, bevor die Zwillinge geboren wurden. Ich habe mich damals selbstständig gemacht und gleich bei den Försters angefangen. Dann habe ich auch die Olberdings und noch ein paar andere Kunden hier in der Gegend dazugewonnen. Ich bin ausgelastet. Kann nicht klagen.« Beppo Schubert machte sich auf den Rückweg zum Wintergarten. Die Ameise rumpelte über die Platten auf der Terrasse. »War übrigens meine Idee hier, das mit den Betonkästen.« Er machte eine ausladende Bewegung mit dem freien Arm in Richtung Haus. »Das Haus ist ein Betonkasten, also passen auch Betonkästen in den Garten.«

      »Schaut gut aus«, bekräftigte Bella Hemberger und lächelte den Gärtner an. Der senkte den Blick und schielte zu Pfeffer rüber.

      »Ja, und die Leute stehen auf große Pflanzen in großen Kübeln. Viele Kunden hier wollen das. Auch die Olberdings. Mei, ist das eine Hitze heute.« Er wischte sich mit dem Arm über die Stirn. »Wahnsinn, der Mai heuer.«

      »Joggen Sie?«, fragte Pfeffer.

      »Sehe ich so aus?« Der Gärtner sah an sich hinunter. »Okay, ich sehe so aus, als ob ich es nötig hätte. Nein, ich jogge nicht. Ich hab genug Bewegung bei meinem Beruf.«

      »Aber haben Sie Sportkleidung?«

      »Sicher.«

      »Auch ein graues Hoodie? So eine Kapuzenjacke …«

      »Ich weiß, was ein Hoodie ist. Ja, habe ich. Hat doch jeder.«

      »Die lassen Sie uns bitte mal zukommen. Fürs Labor.«

      »Und wann?«

      »Dann, wenn Sie zu uns kommen, um uns durch die freiwillige Abgabe von Fingerabdrücken und dna-Test bei der Suche nach dem Mörder zu unterstützen«, sagte Pfeffer. »Also spätestens morgen Vormittag.«

      »Ich verstehe.« Der Gärtner legte den Kopf schräg und zog die Stirn kraus. Dann lächelte er. »Alles klar, wird erledigt. Sie haben mir noch nicht gesagt, für welchen Zeitraum ich ein Alibi brauche.«

      Bella Hemberger lachte auf. »Da haben Sie recht. Wie sieht es mit gestern früh zwischen vier Uhr dreißig und sechs Uhr dreißig aus?«

      »Schlecht.« Beppo Schubert kratzte sich am Hinterkopf. »Da war ich … ah, stimmt, wach! Ich stehe immer recht früh auf. Gestern war ich da schon unterwegs. Um vier Uhr dreißig war ich am Großmarkt, Pflanzen einkaufen. Da muss man früh sein, sonst sind die guten Sachen weg. Ja, da müsste es Zeugen geben. Und danach? Ich war ganz früh hier. Da haben alle noch geschlafen. Das mache ich manchmal, um hier den Sonnenaufgang im Grünen zu genießen. Das mag ich, das ist meine Art der Meditation. Ich mach mir einen Kaffee in der Werkstatt, und dann setze ich mich draußen unter die Treppe, die nach oben ins Apartment führt, und höre den Vögeln beim Aufwachen zu. Im Sommer kommt da auch die Sonne als Erstes hin. Bei mir in Milbertshofen findet man kaum eine grüne Ecke.«

      »Ich vermute mal, fürs Kaffeetrinken und Vögeln-beim-Aufwachen-zuhören haben Sie keine Zeugen«, sagte Pfeffer. »Das wird wohl die Zeit zwischen fünf und sieben gewesen sein.«

      »Möglich. Ja. Ach, der Bob ist irgendwann mal die Treppen raufgestiegen, kam wohl vom Joggen. Fragen Sie mich aber nicht, wann! Ich habe nicht auf die Uhr geschaut und mich nicht bemerkbar gemacht.«

      »Und wann ist er losgegangen?«

      »Keine Ahnung, da war ich vielleicht noch nicht da oder in meiner Garage.«

      »Schnuffiger Typ«, meinte Bella Hemberger, als sie die Förster-Villa verließen. »Marke Kuschelbärchen. I like.«

      »Du bist eine verheiratete Frau!« Max Pfeffer spielte den Empörten. »Eine glücklich verheiratete Frau, möchte ich meinen. Und Mutter zweier Kinder, von denen eins, möchte ich betonen, auch noch mein Patenkind ist! Und das, wo ich mit der Kirche so viel am Hut habe wie ein katholischer Geistlicher mit Keuschheit oder die CSU mit C und S!«

      »Eben drum«, lachte Bella.

      »Ich finde es eh einen bodenlosen Skandal, dass ihr eure Kinder der Kirche in den Rachen geworfen habt.«

      »Mei, Chef, wenn es genügend staatliche Kitaplätze gäbe, hätten wir das nie gemacht. Aber man muss realistisch bleiben. Und was das Bärchen angeht, mein lieber Herr Gouvernanterich: Schauen darf man doch mal.«

      »Ich wusste gar nicht, dass du auf solch harmlose Bärchen stehst. Dein Severin ist zwar ein Schrank von einem Kerl, aber kein Bärchen.«

      »Woher willst du … Ach so, ja richtig.« Bella Hemberger fiel ein, dass ihr Chef und ihr Ehemann sich bei einem Fall auch schon mal wenig bekleidet begegnet waren. Jenem Fall im Glockenbachviertel, bei dem Bella, damals noch mit ihrem Mädchennamen Scholz, ­Severin Hemberger überhaupt kennengelernt und sich nahtlos in ihn verliebt hatte. Damals hatte Pfeffer einige Tage übergangsweise neben Severin gewohnt. »Ich vergaß, ihr seid ja schon mal zusammen nackt auf einem Sofa gesessen.« Sie zog spielerisch einen Flunsch. »Auf unserem Sofa, das immer noch im Wohnzimmer steht!«

      »Oh ja, dein Mann und ich, wir hatten es schon mal verdammt kuschelig«, zog Pfeffer seine Kollegin

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