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Polina Sie als übergriffig bezeichnet hat.«

      »Wie bitte!«, polterte Förster los. »Das ist ja wohl eine Bodenlosigkeit ohnegleichen! Ich bin Frau Komarowa gegenüber nie auch nur ansatzweise übergriffig geworden! Es kann freilich sein, dass ich sie zufällig – zufällig – irgendwo berührt habe. Aus Versehen. Diese blöden #MeToo-Hennen interpretieren doch in alles gleich eine Belästigung hinein …«

      »Was als Belästigung empfunden wird, bestimmen nicht Sie, Herr Förster. Es heißt, dass Frau Komarowa einen heimlichen Schwarm hatte«, fragte Pfeffer. »Wissen Sie etwas davon?«

      »Oha, schon wieder!« Förster funkelte Pfeffer an. »Sie unterstellen also, ich sei ihr heimlicher Schwarm gewesen, wenn ich schon kein Verhältnis mit ihr hatte?«

      »Ich unterstelle schon wieder nichts. Eine ganz einfache Frage …«

      »Nein, ich weiß nichts von einem heimlichen Schwarm. Vielleicht stand sie auf den Nachbarsburschen, diesen Mortimer. Ein fescher. Aber ich glaube kaum, dass der auf sie stand.«

      »Warum nicht?«

      »Weil der …« Förster zog die Stirn kraus. »Der ist … Der kann jede haben, so wie er aussieht und bei dem familiären Background. Wissen Sie, seine Eltern haben einen Erotikversand. Spielzeug für Erwachsene und so. Nicht, dass ich mich damit auskenne oder so was nötig habe … Damit haben sie viel Geld verdient. Sehr viel Geld. Und verdienen es immer noch. Die sind oft unterwegs. Und der Mortimer ist beinahe so eine Art Ziehsohn für uns geworden. Er ist oft bei uns, zum Essen oder einfach so. Nein, glauben Sie mir, der Mortimer hat bessere Chancen bei anderen Frauen, nicht bei so einem Hascherl, das, seien wir doch mal ehrlich, nur so lala hübsch war. Der Mortimer war nett zu Polina, wenn sie sich begegnet sind. Er ist gut erzogen, ein höf­licher, freundlicher Bursche. Aber da war nichts zu sehen oder spüren, dass da was gelaufen ist.«

      »Was ist mit dem Gärtner oder anderen Nachbarn?«

      »Hören Sie, Herr Pfeffer, ich bin fast nie den ganzen Tag zu Hause! Ich habe unser Kindermädchen ziemlich selten gesehen und nie unsittlich berührt. Und irgendwelcher Nachbarschaftsklatsch, wer mit wem oder so, interessiert mich absolut nicht.«

      »Sagen Sie, Herr Förster, womit verdienen Sie eigentlich Ihr Geld?«, mischte sich Bella Hemberger ein.

      »Ich bin Privatier, das dürfte bekannt sein, oder? Ich habe vor einigen Jahren meine Firma verkauft. Schredder-Förster.«

      »Schredder?«, fragte Bella Hemberger verblüfft.

      »Ja, Schredder. Maschinen zum Zerschreddern. Habe ich von meinem Vater geerbt. Damals war es ein kleiner Betrieb. Ich habe dann daraus einen großen internationalen Player gemacht. Als ich verkauft habe, waren wir Marktführer bei Kükenschreddern. Sie wissen schon … Männliche Küken werden aussortiert und geschreddert.«

      »Ah«, machte Bella. »Kükenschredder.«

      »Ja, wir haben natürlich auch andere Schredder produziert, aber bei den Küken waren wir top aufgestellt. Der Foerstercg204 ist nach wie vor unser Topseller. cg, Chicken Grinding, Sie verstehen?« Er lachte selbstverliebt. »Ich habe die Produktion nach Moldawien verlegt und dann gerade noch rechtzeitig verkauft, bevor diese unleidige Diskussion ums Kükenschredderverbot losging. Seitdem kann ich tun, was ich will.« Er verschränkte zufrieden die Hände vor seinem Bauch.

      »Und das wäre?«, fragte Pfeffer.

      »Ach, ich mach ein bisschen in Immobilien. Kaufe hier und da Häuser auf, lasse sie herrichten und verkaufe dann weiter. Nichts Aufregendes. Aber es macht mir Spaß. Und ich bin in die Politik eingestiegen. Für meine Stadtratskandidatur ist so ein Mord natürlich äußerst ungünstig, Sie verstehen? Darum bitte ich Sie, das alles recht schnell aufzuklären. Und nun entschuldigen Sie mich bitte.« Er machte Anstalten, aufzustehen.

      »Eine Sekunde noch«, sagte Pfeffer. »Joggen Sie?«

      »Äh, ja, gelegentlich. Warum?«

      »Welche Kleidung tragen Sie dabei?«

      »Was soll denn das für eine Frage sein.« Förster lachte ungläubig. »Joggingklamotten natürlich.«

      »Geht es auch präziser?«, fragte Pfeffer nach. »Haben Sie eine oder mehrere graue Kapuzenshirts oder -jacken?«

      »Ja, warum denn nicht?«

      »Sie werden sicher nichts dagegen haben, dass ein Kollege sich Ihre Sportkleidung mal ausleiht und näher ansieht.«

      »Ach. Hat der einen Fetisch?«, versuchte Förster witzig zu sein.

      »Lustig«, sagte Pfeffer trocken. »Waren Sie heute früh joggen?«

      »Ja.«

      »Wann?«

      »So zwischen halb sechs und sechs.« Er kniff die Augen zusammen. Erkenntnis huschte über sein Gesicht. »Verstehe. Demnach habe ich wohl kein Alibi für die Tatzeit, oder? Nein, ich bin niemandem begegnet, den ich kenne oder der mich kennt. Ich weiß nicht, ob mich zufällig jemand gesehen hat, und nein, bevor Sie fragen, ich war nicht an der Marienklause! Ich bin oben entlang dem Isarhochufer gelaufen. Bis zur Großhesseloher Brücke und wieder zurück. Eine kleine Runde nur.«

      »Würden Sie uns die Kleidung, die Sie dabei getragen haben, bitte zukommen lassen?«

      »Selbstverständlich.« Herbert Förster grinste. »Gerne doch. Die ist dann allerdings frisch gewaschen. Ich gebe meine Sportsachen immer sofort in die Waschmaschine. Ich hoffe, das ist kein Problem.« Sein Grinsen wurde süffisant.

      »Kein Problem«, antwortete Pfeffer entspannt. »Sie werden staunen, was unsere Techniker noch alles aus gewaschener Wäsche herauslesen können.«

      Försters Grinsen erstarb.

      »Und wo Sie schon mal hier sind – Sie sind doch sicher bereit, meinen Kollegen dabei zu unterstützen …«, Max Pfeffer deutete mit dem Kopf zu Erdal Zafer, »damit wir Sie schnell aus dem Kreis der Verdächtigen ausschließen können.«

      »Was soll das heißen!« Herbert Förster sprang auf. »Ich werde jetzt meinen Anwalt anrufen. Das ist ja ungeheuerlich.«

      »Bitte, nur zu«, antwortete Pfeffer freundlich lächelnd. »Wenn Sie uns nicht freiwillig unterstützen möchten … Es würde nur vieles vereinfachen und auch für Sie günstiger aussehen lassen.«

      »Unverschämtheit.« Förster ballte die Fäuste. Er kniff die Augen zusammen und musterte Pfeffer. Normalerweise war er der Alpha. Jetzt musste er sich eingestehen, dass ihm da ein Alpha gegenüberstand und sich hier ein Schwanzvergleich nicht lohnte. Pfeffer hielt dem Blick entspannt lächelnd stand. Förster knurrte: »Na gut, gehen wir.« Er packte Froggy am Oberarm. »Was brauchen Sie? Fingerabdrücke? dna? Urin?« Er schob den verdutzten Polizeibeamten vor sich her zur Tür, drehte sich zu Pfeffer um und sagte zynisch: »Sperma?«

      10

      »Das ist empörend!«, fluchte Susa Förster und hielt ihrer Agentin die aktuelle Ausgabe der Münchner Nachrichten unter die Nase. »Bodenlos, dein Freundin Giselle! Was bildet die sich ein.«

      Die Agentin nahm der Autorin die Zeitung aus der Hand. »Setz dich, Schatz, und beruhige dich. Kaffee? Was Stärkeres?«

      »Ich …«, begann Susa Förster und setzte sich dann schweigend in einen der eleganten Fauteuils, die im Büro ihrer Literaturagentin standen. Von ihrem Sitz aus sah sie genau auf das Regal mit ihren Büchern. Alle ›Basti Daxlberger‹-Ausgaben versammelt, dazu die dvds mit den Verfilmungen.

      Tilda Fittkau orderte über die Telefonanlage zwei Espressi und zwei Williamsbirnenbrand bei ihrer Sekretärin. Dann wandte sie sich Susa zu. »Hör mal, Darling. Die hat einfach ihr Aufnahmegerät mitlaufen lassen und das dann ausgeschlachtet …«

      »Widerlich! Hier, ›Bestialischer Mord bei der Queen of Crime‹ … und da, ›Sie wurde totgemacht – so erklärt die Krimiqueen den Mord ihren Kindern‹. Und dann wagt sie es doch glatt auch noch, meinen Mann als ›Kükenschredderkönig‹ zu betiteln und schließlich: ›Ist

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