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Münchner Gsindl. Martin Arz
Читать онлайн.Название Münchner Gsindl
Год выпуска 0
isbn 9783940839725
Автор произведения Martin Arz
Жанр Триллеры
Издательство Readbox publishing GmbH
»Vielleicht ein Fetisch?«, sagte Erdal »Froggy« Zafer.
»Oder das Werkzeug ist ihm aus den Händen geglitten und er musste schnell handeln. Vielleicht ist das Messer ins Gebüsch gefallen und im Dunkeln wollte der Täter nicht lange danach suchen«, sagte Bella.
»Warum schneidet er ihr aber dann erst die Haare ab?«, fragte Froggy.
»Weil er … hmm, weil er sie demütigen wollte«, überlegte Bella Hemberger. »Oder … halt, ich habe es, er wollte den Zopf ursprünglich als Trophäe mitnehmen. Dann verliert er das Messer, und bevor das Mädchen wieder ganz zu sich kommt und schreit oder so, nimmt er halt den Zopf und erdrosselt sie. Nix mit Trophäe. Aber er muss ja noch das Messer suchen … oder?«
»Richtig.« Pfeffer nickte. »Es wurde kein Messer oder Vergleichbares in der Nähe des Tatorts gefunden. Der Täter muss es also mitgenommen haben. Ebenso der Stock oder was auch immer, mit dem der Täter die Tote noch penetriert hat. Ich habe ihn zwar gesehen, aber …« Pfeffer blickte zur Decke und versuchte, das Bild des Joggers vor sein inneres Auge zu rufen. Nichts, die Begegnung war viel zu flüchtig gewesen. Er seufzte. »Wer weiß … er hatte sicher das Messer und den Stock unter seiner Jacke versteckt. Moment mal, ist der Tierpark nicht videoüberwacht? Vielleicht gibt es ja Kameras, die den Weg vor dem Tierpark filmen. Wenn wir Glück haben, ist dann unser Mann drauf! Check das, Froggy.«
»Es bleibt auch die Möglichkeit, dass der Jogger, den du gesehen hast, gar nichts mit der Tat zu tun hat«, gab Bella zu bedenken. »Vielleicht hat er nur einen Schlenker über die Klause auf seinem Weg gemacht.«
»Auch das.« Pfeffer nickte. »Wir machen auf jeden Fall einen Zeugenaufruf. So. Was noch?«
»Sie wurde nach der Tat entkleidet«, sagte Froggy. »Der Täter hat sie dann nackt arrangiert.«
»Haben wir alle Kleidungsteile gefunden?«, fragte Pfeffer.
»Soweit wir wissen, ja.« Froggy zuckte mit den Schultern. »Jeans, T-Shirt, Unterhose und Socken. Und noch eine Jacke. Alles lag ursprünglich als Bündel arrangiert da, bevor der Hund es auseinandergerissen hat. Sieht so aus, als wollte der Täter alles als Bündel entsorgen, besser gesagt mitnehmen. Wir wissen allerdings nicht, was sie möglicherweise sonst noch anhatte.«
»Was sagen Luciano Russo und Rebecca Magert?«
»Lucky und Becky? Die haben bestätigt, dass es sich bei der Kleidung um die Kleidung von Polly handelt. Sie vermuten, dass sie an dem Abend tatsächlich nur das angehabt hat.«
»Und was sagen Lucky und Becky über den Drogenkonsum an diesem Abend?«, fragte Pfeffer.
»Das, hmm, das haben wir nicht nachgefragt«, brummte Erdal Zafer verlegen.
»Wir haben doch eben erst erfahren, dass sie auch Badesalz konsumiert hat«, sagte Bella mit vorwurfsvollem Unterton. »Und dass sie gekifft haben, hatte die Zeugin Rebecca Magert bereits zugegeben.«
»Gut.« Pfeffer wippte auf dem Schreibtischstuhl ein wenig nach hinten. »Die Mülleimer, Gullys und Altkleidercontainer in der näheren und weiteren Umgebung werden durchsucht? Okay. Der wird ohnehin nicht so blöd gewesen sein, Kleidung oder Tatwerkzeuge einfach wegzuwerfen. Und wie ich dem ersten Bericht von der ktu entnehme, gibt es im Umfeld des Tatorts Spuren zum Säuefüttern.« Er griff nach einem Aktendeckel, nur um ihn gleich wieder auf den Schreibtisch fallen zu lassen. »Die Marienklause ist durchaus frequentiert. Da sind viele Menschen unterwegs. Hinterlassen jede Menge Fußspuren, Fasern oder Müll oder den Kot ihrer Köter. Oder …«, er blätterte in den Unterlagen, »… auch eigenen Kot. Da gab es einen Haufen menschlicher Herkunft. Toll.«
»Vermutlich ein Obdachloser, oder?«, meinte Bella.
»Vielleicht. Die schreiben hier, dass er schon älter als zwei Tage sein muss. Dann dürfte er nicht direkt mit der Tat zusammenhängen«, sagte Pfeffer. »Wir haben aber unzählige Schuhabdrücke. Froggy, bitte die herausfiltern, die zu Sport- beziehungsweise Laufschuhen passen. Männergrößen, ich würde sagen ab dreiundvierzig, eher fünfundvierzig. Der Jogger, den ich gesehen habe, war nicht so klein. Dann noch ein Auge auf alle möglichen Fasern von grauem Baumwollgewebe haben. Das Handy ist auch nicht aufgetaucht. Das wird der Täter entsorgt haben. Vermutlich irgendwo in die Isar geschmissen, damit es richtig unbrauchbar wird, falls man es jemals findet. Sind unsere Leute darauf angesetzt? Also neben Mülleimern et cetera auch die Isar in Tatortnähe abtauchen plus den Auer Mühlbach außerhalb des Zoos. Und was ist mit sozialen Medien?«
»Was?«, fragte Froggy mit weit aufgerissenen Augen. Er hatte schon Mühe gehabt, alles mitzuschreiben. Im Team von Maximilian Pfeffer, da hatte man ihn vorgewarnt, war es nicht möglich, eine ruhige Kugel zu schieben. Aber dass der Kriminalrat immer so ein Tempo vorlegte …
»Facebook, Instagram, YouTube?«, sagte Pfeffer ungeduldig.
»Ja, kenn ich. Ich bin bei Insta.«
»Und? Hast du oder sonst jemand überprüft, ob unsere Kundin dort aktiv war? Was sie gepostet hat? Vielleicht finden wir dort ihren heimlichen Verehrer?«
»Ach so. Ja.« Erdal Zafer sah betreten zu Boden und nickte wie ein Wackeldackel. »Check ich gleich.«
»Was ist mit dem Gärtner?«, fragte Pfeffer. »Diesem Schubert. Ich habe keine Aussage von ihm hier.«
»Beppo Schubert. Den haben wir gestern nicht erreicht«, antwortete Bella Hemberger. »Er war nicht zu Hause.«
Es klopfte ungeduldig.
»Ja bitte«, rief Pfeffer und wippte mit dem Stuhl in eine aufrechte Position zurück.
»Förster, mein Name ist Herbert Förster.« Der Mann von Susa Förster betrat schwungvoll den Raum, brachte eine Wolke kalten Zigarillorauchs mit sich und zog die Tür hinter sich zu. Er war sportlich-leger, aber nobelmarkenfixiert gekleidet. Pfeffer verstand sofort, warum Lucky Försters Frisur als »Arschlochfrisur« bezeichnet hatte. Förster kam mit zur Begrüßung ausgestrecktem Arm forsch zu Pfeffers Schreibtisch und schüttelte allen Anwesenden nacheinander die Hand.
»Sie haben nach mir verlangt«, sagte er und setzte sich ungefragt auf einen der freien Stühle. »Bitte. Legen Sie los. Oder brauche ich einen Anwalt?«
»Herr Förster«, Pfeffer setzte sein charmantes Lächeln auf. »Espresso?«
»Oh, nein danke, da schimpft meine Ärztin. Der Blutdruck.« Er pochte mit der Faust auf seinen Brustkorb. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ihr Kindermädchen wurde gestern ermordet …«, begann Pfeffer.
»Das ist eine Tragödie!« Förster schlug die Beine übereinander und wippte nervös mit dem Fuß. »Unglaublich, wozu manche Menschen fähig sind! Entsetzlich. In was für Zeiten wir leben!« Es kamen Worte aus seinem Mund, keine Regungen. »Früher …«
»Wie war Ihr Verhältnis zu Polina Komarowa?«, unterbrach Pfeffer.
»Oh.« Herbert Förster hob tadelnd den Zeigefinger. »Herr Pfeffer. Ich bitte Sie. Soll ich meinen Anwalt herbitten?«
»Eine ganz einfache Frage …«
»Gut. Ich hatte kein Verhältnis mit Polina, wie Sie mit Ihrer Frage unterstellt haben.« Er drückte die Fingerspitzen beider Hände gegeneinander. »Wie Sie vielleicht wissen, bereite ich momentan meine Kampagne für die Stadtratswahl vor. Ich habe einen aussichtsreichen Listenplatz bekommen und werde ihn nicht für eine Affäre mit einem russischen Flitscherl riskieren. Das Mädchen war seit ungefähr einem Jahr bei uns und hat sich gut um die Zwillinge gekümmert. Wir sind sehr spät Eltern geworden, wissen Sie? Wir haben es lange Jahre versucht. Nichts hat geklappt. Ich gehe auf die fünfzig zu, meine Frau ist über vierzig. Nicht ideal für Nachwuchs, aber wir haben nicht aufgegeben, und als