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Zu neugierige Mörder: 9 Krimis. Karl Plepelits
Читать онлайн.Название Zu neugierige Mörder: 9 Krimis
Год выпуска 0
isbn 9783745213409
Автор произведения Karl Plepelits
Жанр Зарубежные детективы
Издательство Readbox publishing GmbH
Der Bursche, dachte der Baron, wird uns mindestens ebenso beschäftigen wie diese Nina Rosco.
Robert war ins Boot geklettert und kam zum Baron zurück. „Die Notzeichen-Funkanlage ist total verrottet. Die Batterie ist ausgelaufen“, sagte er.
Von Strehlitz nickte. „Sie müssen verstehen, Robert, dass Ölmilliardäre wie Stevenson nicht neben großen Festen auch noch die Seenotrufanlage ihrer Rettungsboote in Ordnung halten können. Schließlich ist er ja auch sofort mit der Barkasse losgefahren. Ich wundere mich nur, dass er seine kleine Katze nicht mitgenommen hat.“
„Wenn Sie diese Jenny meinen, Sir“, sagte Robert, „so hatte ich das Gefühl, er wollte sie ohnehin liquidieren.“
„Na ja, sie trägt es gelassen“, erwiderte der Baron mit einem Blick auf Jenny, die sich Miss Willington genähert hatte und nach einem alten ungeschriebenen Gesetz weiblicher Psyche herauszufinden versuchte, wie gefährlich ihr diese Rivalin werden könnte.
Die Unterhaltung war aber noch harmlos. Eine richtige Diskussion zwischen den beiden entspann sich erst am nächsten Tag.
Während nun alle miteinander darüber debattierten, ob doch noch ein Schiff aufkreuzen würde und warum noch immer keines aufgetaucht war, wieso keine Flugzeuge suchten, überhaupt niemand dergleichen tat, dass vierzehn Menschen verschwunden waren, während nun auch der würdige Handelsattache Home von Maßnahmen sprach, die er nach einer Rettung gegen die Leiter der Suchaktion einzuleiten gedenke, während gleichzeitig Mildred Dacombe die Wellblechbaracke besichtigte wie ein Schloss, das sie zu mieten gedachte, während das alles geschah, begann jetzt James in aller Stille damit, die Fische, die Le Beau und Tipo gefangen hatten, mit Tipos Hilfe auszunehmen und auf grüne Zweige zu spiessen, damit man sie braten konnte. Denn James hatte Hunger.
Robert und dieser Mackenzie, dessen wilder Blick immer wieder zu Jenny hinflog,. räumten die Wasserkanister und die noch vorhandenen vierzehn Konservendosen mit Notverpflegung aus dem Rettungsboot.
Mildred Dacombe kam auf den Baron zu, sah ihn an wie einen Hoteldirektor und sagte mit klirrender Stimme: „Also mein Mann und ich können ja in dieser merkwürdigen Behausung dort wohnen. Aber wo schlafen die anderen?“ Sie zeigte auf die Wellblechbaracke, die sie eben besichtigt hatte.
„Die anderen, Madam, schlafen wie Sie auch dort drin.“
„Wie? Mit uns zusammen, Frauen und Männer? Aber hören Sie mal!“
Der Baron lächelte nur und wandte sich ab. Es war ihm einfach zu dumm. Statt dessen interessierte er sich bedeutend mehr für Dolly Willington, die zu ihm kam, während die anderen sich bis auf Robert und Mackenzie alle um den Schiffsjungen und James geschart hatten und zusahen, wie die beiden arbeiteten.
„Ich glaube“, sagte Dolly und sah den Baron aus ihren leuchtend grünen Augen von unten her an, „wir werden an diesen neuen Bewohnern unsere helle Freude haben.“
Der Baron hatte bemerkt, dass Dolly sich ihr ohnehin zerfetztes Abendkleid einfach ein Handbreit über den Knien abgeschnitten hatte und so wieder ganz passabel gekleidet war. Und damit hatte sich natürlich auch ihr Reiz nicht vermindert, was allen Männern hier ins Auge fiel. Eine, wie sich der Baron sagte, weitere Voraussetzung für Komplikationen.
Sie musterte ihn aufmerksam aus ihren grünen und in der Sonne leuchtenden Augen. „Sie betrachten mich wie ein exotisches Tier, Baron. Sehen Sie so selten eine Frau?“
Er blieb todernst. „Frauen viele, solche wie Sie ganz selten. Wenn wir hier ein Waldorf Astoria hätten, würde ich Sie zum Essen einladen.“
„Ziemlich fantasielos, Baron, finden Sie nicht auch?“, erwiderte sie spitz. „Erst gehen Sie mit einer Frau essen, dann noch ein oder zwei Digestiva, die auf den bereits genossenen schweren Wein wie eine Stahlklammer wirken, und endlich schleifen Sie Ihr Opfer noch in ein Nachtlokal, um der Dame schließlich in Ihrer Wohnung noch einen Mokka anzubieten, der im Bett ausgetrunken wird. Baron, ich hätte Ihnen weit mehr Fantasie zugetraut.“
„Schade, dass man Sie bisher auf diese Weise so enttäuscht hat. Frustrierte Frauen malen sich die Bilder der Zukunft immer aus dem Schatz ihrer schlechten Erfahrungen.“
„Läuft Ihr Programm etwa anders ab?“, fragte sie spöttisch und lächelte so herausfordernd, dass schon allein dieses Lächeln manch anderen Mann in helle Wut versetzt hätte. Der Baron beherrschte sich und meinte ebenso spöttisch:
„Da Sie offenbar ein reichhaltiges Repertoire an Erfahrungen haben, könnten Sie den Faden vielleicht selbst weiterspinnen, wenn wir mal davon ausgehen, dass ich sie weder in ein Nachtlokal noch zu mir nach Hause mitgenommen hätte.“
„Baron von Strehlitz, haben Sie schon einmal etwas davon gehört, dass wir in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts leben? .Mitgenommen sagen Sie! Ich bin kein Hund und kein kleines Blümchen, das man mitnimmt. Entweder gehe ich freiwillig wohin oder ich bleibe, wo ich bin.“
„Ich freue mich, dass Sie als einzige freiwillig hier sind“, lachte er.
„Sie lenken ab, Baron. Ihr Vergleich ist Unsinn, und Sie wissen das“, erwiderte sie sachlich. „Oder haben Sie nun kein Rezept mehr, da Sie wissen, dass ich nicht zur Kategorie Ihrer bisherigen Bekanntschaften zähle, die sich von Ihnen nach Ihrem Gutdünken irgendwohin mitnehmen ließ?“
Er lächelte wieder und sagte ironisch: „Sind Sie ganz sicher, dass Sie eine Frau sind, Miss Willington?“
„O ja, da bin ich sehr sicher. Ich habe nur etwas gegen so umwerfend selbstsichere und charmante Männer, wie Sie einer sind. Sie kommen mir wie ein wandelnder Fliegenfänger vor, bei dem die Mädchen die Fliegen sind. Die Geschichte hat nur einen Haken, Baron: Ich bin keine kleine dumme Fliege, die auf Ihrem Honigleim sitzenbleibt. Betrachten wir die Lage hier also vom sachlichen Standpunkt aus. Komplimente können Sie sich im Zusammenhang mit mir sparen. Die Dame, die eben angekommen ist, ich meine Mrs. Rosco, wird wesentlich empfänglicher für Ihren Umgangsstil mit Frauen sein. Ganz gewiss ist das auch bei der jungen Lady richtig, die der so hochverehrte Mr. Stevenson so schmählich hat sitzenlassen.“
Der Baron lächelte immer noch. „Bis jetzt haben Sie nur Gift geschleudert. Und wann beginnen Sie zu beißen?“
Dolly machte ein wütendes Gesicht und wandte sich um. Der Baron lachte leise, aber noch laut genug, dass sie es hörte. Davon wurde ihre Stimmung nicht unbedingt aufgeheitert.
In diesem Augenblick sagte die rauchige Stimme von Nina Rosco: „Welch ein Glück, lieber Baron, dass wir Sie hier haben!“
Der Baron drehte sich um und sah Nina Rosco keinen Meter entfernt von sich stehen. Nach der überstandenen Angst schien sie sich schon wieder sehr auf das zu konzentrieren, was ihr Freude machte. Und nun hatte sie den Baron als erfreulichen Umgang für sich auserkoren.
Es war alles zu deutlich, und der Baron hätte von Frauen nichts zu verstehen brauchen, um dieser Frau anzusehen, worauf sie hinauswollte.
„Ich wüsste nicht, was es für Sie ausmacht, wenn ich hier bin oder ein anderer an meiner Stelle stünde“, erwiderte er um eine Spur zu schroff.
Doch damit hätte er vielleicht Jenny verjagt, nicht aber Nina Rosco. Sie strahlte ihn geradezu an, als habe er ihr ein besonders nettes Kompliment gemacht. „Hach, einen Mann wie Sie gibt es doch gar nicht zweimal! Für mich sind Sie ...“
Der Baron erfuhr die nächste Zeit nicht, was er für sie darstellte, denn plötzlich brüllte Le Beau: „Ein Flugzeug!“
*