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hervorschnellen zu lassen und hopsala, da entgleitet ihr das bereits durchweichte Hörnchen mit einer verbliebenen Mango-Matsch-Eiskugel und fällt mir direkt zwischen die Vorderbeine.

       „JO, fressen! Leckerli.“

      Jaja, das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Die zerfließende Eiskugel in dem durchweichten Hörnchen ist in der Tat gut bemessen, wobei mir kleine Stücke der Mangofrucht besonders gut schmecken.

      Kurz danach starten wir mit der Begehung der Brücke.

      Scout Adrian bespricht seinen Voice-Recorder:

      „Hier versprechen sich Paare Freundschaft und Treue und Heirat und hinterlassen als Symbol ihrer Liebe und Verbundenheit ein Vorhängeschloss an den Geländern von Slinky Springs To Fame. Sie begreifen ihre Liebe hoffentlich als Brücke und nicht als eine Jonglierfeder, die sich auch mal selbständig machen kann.“

      Seine Worte wollen mich, warum auch immer, nicht erreichen.

      Ich habe just auf dieser Brücke das Gefühl, mit dem Boden mitzuschwingen. Sanft zwar, aber schon spürbar wie dieses drehende Bauch- und Kopfgefühl bei meinen ersten Fahrten im Auto meines Herrchens Konrad vor langer Zeit, wobei meine unangenehmen Erinnerungen jetzt voll und ganz hochkommen.

      Wir sind inzwischen am Scheitelpunkt der Brücke angekommen, Skylla und Charybdis inkludierend.

      Noch ‘ne Frage?

      Ich mache mich platt wie eine Flunder, strecke Vorder- und Hinterläufe weit von mir, schniefe und registriere dabei das aktuelle Filmgeschehen:

      Angelehnt am filigranen Geländer, steht mein Herrchen Konrad, fuchtelt mit beiden Armen und verkündet:

      „Macht Kunst!

      Macht unabhängige Kunst!

      Macht revolutionäre Kunst!

      Aber… macht Kunst!“

      In diesem Moment tänzelt und hüpft ein juveniler Pulk von Zweibeinern vorbei und setzt spontan die Brücke in ungeahnte Schwingungen. Ich muss unter mich lassen, unkontrolliert urinieren.

      Jäh wird die Filmaufnahme abgebrochen und zum Rückzug geblasen. Doch mein Abgang aus der Aktion will mir nicht gelingen. Zitternd und wie gelähmt strecke ich weiterhin alle Viere von mir. Also trägt mein Herrchen Konrad mich wie ein kompaktes Bully-Paket bis zum Basispunkt der Brücke. Dort, behutsam abgesetzt, überkommt es mich wie in alten Zeiten. Wie aus weiter Entfernung höre ich Nadeschdas aufgeregte Stimme:

       „Därr Hünd hat Peristaltik. Hat volle Peristaltik. Därr Hünd kotzen mega maschinski.“

      Danach schüttele ich mich und, während mir noch ein unerklärlicher, spontaner bonfortionöser Furz entfährt, ziehe ich kräftig an der Leine mit dem Ziel, zügig das Auto für die Rückfahrt zu erreichen.

      Zuerst wird die Ausrüstung auf der Ladefläche verstaut und, anstelle mich danebenzulegen, springe ich in den hinteren Fußraum vor Nadeschdas Sitz und kuschele mich zwischen ihre Knautschlack-Stiefeletten, die nicht nur spannungsgeladen knistern, sondern auch wiederholt in meinem Riesen-Riechhirn die Speicher-Schublade für Pferdeäpfel öffnen. Nach einigen diskreten Licks mit meiner langen Zunge am Knautschlack, falle ich in einen Erholungsschlaf mit einem Traum, in dem ich mit Nadeschda den Ponyhof im Wichteltal besuche und feststelle, dass ich nicht angeleint bin.

      Und da ist er:

      Der erste wohlgeformte, noch dampfende Pferdeapfel neben der Stalltür.

      Und da ist ein weiterer Interessent: Ein kapitaler Rabe im glänzenden schwarzen Frack hüpft heran. Wir stehen uns Auge in Auge gegenüber. Er hebt seinen furchterregenden Schnabel wie einen Haudegen.

      Ich lasse meine tangerinrosarote Zunge im Fang zwischen den vorstehenden unteren Schneidezähnen hervorschnellen. Die Ausrichtung unserer Körper zueinander steht im Prozess der Kommunikation und der Entscheidung:

      High Noon!

      ▬ Gestatten, mein Name ist Alt-Rabe Johann Ohnefurcht.

      ▬ Gestatten, mein Name ist JO, der Bully vonne Ruhr.

      ▬ Du scheinst ein Hund von Geschmack und Welt zu sein.

      ▬ Worauf du einen fallen lassen kannst. Ich überlasse dir den ganzen Pferdeapfel.

      ▬ Wie kommt’s, was treibt dich um?

      ▬ Ich will nicht aus dem Maul stinken, Nadeschda zuliebe.

      ▬ Du hast offensichtlich deine Gründe.

      ▬ Sie krault mir himmlisch den Bauch.

      ▬ Verstehe, Schnabelkraulen an meinen Bauchfedern schätze ich ebenfalls sehr.

      ▬ Johann, ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

      ▬ Sehen wir uns wieder?

      ▬ Manchmal fahre ich zusammen mit meinem Herrchen am Sonntagmorgen zur Bäckerei Klein-Hückelkoten, um Öko-Brötchen einzukaufen.

      ▬ Du meinst die Bäckerei in Nähe der Staumauer vom Baldeneysee in Werden?

      ▬ Genau!

      Dort werde ich immer während seines Brötcheneinkaufs draußen angeleint.

      ▬ Verstehe!

      ▬ Was verstehst du?

      ▬ Du bist angeleint wegen Gino Veloce.

      ▬ Stimmt!

      Dieser dralle und feiste Erpel rockt den Eingangsbereich vor der Bäckerei. Der hat sich sogar im Ladenlokal vor der Theke die besten Brösel geschnappt.

      ▬ Ich habe mit ihm kein Problem mehr.

      ▬ Wieso?

      ▬Weil ich ihn einmal im überraschenden Sturzflug gehackt habe. Seitdem nimmt er schon Reißaus beim leisesten Flügelschlag meiner Schwingen.

      ▬ Dazu kann ich dich beglückwünschen. Wir sollten uns weiter austauschen.

      Wuff!Wuff!

      ▬ Arrrgh!Arrrgh!

      Von ganz weit weg her höre ich die Stimme von Nadeschda:

       „Därr Hünd haben Schlappofix: Schlafen und machen WüffWüff.“

      Schon klarer und deutlicher vernehme ich kurz darauf die saublöden Worte meines Herrchens Konrad:

      „Ja, selbstverständlich! Wir nehmen noch einen Schlürschluck bei mir. Dabei werde ich vorführen, wie Slinky Springs To Fame von Stufe zu Stufe bis zum Treppenende heruntersteigt.“

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